Nach Johannes 4:1-54
Studienanmerkungen
Samaria: Zur Zeit Jesu war Samaria der Name eines römischen Bezirks. Jesus reiste ab und zu durch Samaria, und später verbreiteten die Jünger dort die christliche Botschaft. Der Bezirk lag zwischen Galiläa im N und Judäa im S und erstreckte sich vom Jordan Richtung W bis zu den Küstenebenen des Mittelmeers; der genaue Verlauf der Grenzen ist allerdings unbekannt. Im Wesentlichen umfassten sie das frühere Gebiet von dem Stamm Ephraim und dem halben Stamm Manasse (westlich des Jordan). Jesus durchquerte Samaria hin und wieder, wenn er nach Jerusalem ging oder von dort kam (Joh 4:3-6; Luk 9:51, 52; 17:11). Trotzdem sagte er seinen Aposteln, dass sie dort nicht predigen sollten, denn zunächst sollten sie zu „den verlorenen Schafen Israels“, d. h. den Juden, gehen (Mat 10:5, 6). Das galt aber nur für eine begrenzte Zeit. Kurz vor seiner Rückkehr in den Himmel trug Jesus seinen Jüngern auf, die gute Botschaft auch nach „Samaria“ und „bis zum entferntesten Teil der Erde“ zu bringen (Apg 1:8, 9). Als in Jerusalem Verfolgung ausbrach, begannen einige Jünger, insbesondere Philippus, die gute Botschaft in ganz Samaria zu verbreiten. Später wurden Petrus und Johannes dorthin geschickt, damit auch die Samariter den heiligen Geist erhielten (Apg 8:1-17, 25; 9:31; 15:3).
Sychar: Eine samaritische Stadt, die man mit dem heutigen Dorf ʽAskar in der Nähe von Nablus identifiziert. Es liegt etwa 1 km im NO von Sichem (Tell Balata) und 700 m im NNO vom Jakobsbrunnen. (Siehe Anh. B6 und B10.) Einige vertreten die Ansicht, bei Sychar würde es sich um Sichem handeln; sie verweisen auf frühe außerbiblische Quellen sowie auf den Codex Syrus Sinaiticus (auch als Sinai-Syrer bezeichnet), der die Lesart „Sychem“ enthält. Allerdings stützen die zuverlässigsten griechischen Handschriften die Lesart „Sychar“. Außerdem haben Archäologen herausgefunden, dass das Gebiet von Sichem damals nicht besiedelt war.
Jakobsbrunnen: Laut Überlieferung handelt es sich um den Brunnen Bir Jaʽqub (Beʼer Yaʽaqov) 2,5 km südöstlich von Nablus und nicht weit von Tell Balata, dem früheren Sichem. Der Wasserspiegel des tiefen Brunnens steigt nie bis zum Rand. Als der Brunnen im 19. Jh. vermessen wurde, war er etwa 23 m tief. Doch da Besucher im Laufe der Jahrhunderte Steinchen und Ähnliches hineingeworfen haben, nimmt man an, dass er in biblischer Zeit noch tiefer war (Joh 4:11). Von Ende Mai bis zu den Regenfällen im Herbst ist der Brunnen normalerweise trocken. Deshalb vermutet man, dass er durch Regenwasser gespeist wird, das in den Boden sickert. Es könnte auch sein, dass sein Wasser zusätzlich aus einer Quelle stammt. (Siehe Anm. zu Brunnen in diesem Vers.) Die Bibel sagt nicht direkt, dass Jakob den Brunnen grub, sie erwähnt jedoch, dass er in der Nähe ein Grundstück besaß (1Mo 33:18-20; Jos 24:32). Wahrscheinlich grub er ihn selbst oder ließ ihn graben, um Wasser für seine große Hausgemeinschaft und seine vielen Tiere zu haben. So ließen sich Schwierigkeiten mit den Nachbarn umgehen, die zweifellos schon die anderen Wasserstellen in der Gegend besaßen. Es könnte aber auch sein, dass Jakob einen neuen Brunnen brauchte, weil alle anderen Brunnen in der Gegend austrockneten.
Brunnen: Oder „Quelle“. Im Griechischen werden in diesem Bericht zwei verschiedene Wörter für den Jakobsbrunnen verwendet. Im vorliegenden Vers steht zwei Mal das Wort pēgḗ (mit „Brunnen“ übersetzt), das häufig eine Quelle bezeichnet. Vom Jakobsbrunnen nimmt man an, dass sein Wasser aus einer Quelle stammt. In Jak 3:11 bezieht sich pēgḗ auf eine buchstäbliche Quelle, in Joh 4:14 wird es im übertragenen Sinn gebraucht. In Joh 4:12 wird der Jakobsbrunnen als phréar bezeichnet, womit ein Brunnen, eine Zisterne oder ein vertikaler Schacht gemeint ist (1Sa 19:22, Septuaginta; Luk 14:5; Off 9:1). Oft stammte das Brunnenwasser aus Quellen, die man manchmal erst durch Graben zugänglich machen musste. Das könnte erklären, warum der Jakobsbrunnen sowohl als Brunnen als auch als Quelle bezeichnet wurde. (Siehe Anm. zu Jakobsbrunnen in diesem Vers.)
von der Reise erschöpft: Das ist das einzige Mal, dass in der Bibel über Jesus gesagt wird, er sei erschöpft gewesen. Es war um die Mittagszeit. Wahrscheinlich war Jesus am Vormittag vom judäischen Jordantal aus bis nach Sychar in Samaria gewandert und hatte einen steilen Aufstieg von fast 900 Höhenmetern hinter sich (Joh 4:3-5; siehe Anh. A7).
um die 6. Stunde: D. h. gegen Mittag. (Siehe Anm. zu Mat 20:3.)
Die Juden haben … keinen Umgang mit den Samaritern: In der Bibel kommt das Wort „Samariter“ das erste Mal in 2Kö 17:29 vor. Dort bezieht es sich auf die Israeliten, die im Zehn-Stämme-Reich vor der Eroberung durch die Assyrer lebten. Zu der Trennung von den restlichen Stämmen Israels war es früher gekommen, als Jerobeam im Zehn-Stämme-Reich die Götzenanbetung einführte (1Kö 12:26-30). Nachdem die Assyrer das Gebiet erobert hatten, kam der Ausdruck „Samariter“ sowohl für die Nachkommen der Israeliten in Gebrauch, die im Gebiet von Samaria geblieben waren, als auch für die Ausländer, die dort angesiedelt wurden. Die beiden Gruppen vermischten sich, auch wenn die Samariter später behaupteten, sie würden nur von Israeliten aus den Stämmen Manasse und Ephraim abstammen. Diese Vermischung trug laut der Bibel dazu bei, dass die Anbetung Jehovas in Samaria einen weiteren Verfall erlebte (2Kö 17:24-41). Als die Juden aus der Babylonischen Gefangenschaft zurückkamen, gaben die Samariter vor, Jehova anzubeten; gleichzeitig versuchten sie, den Wiederaufbau des Tempels und der Stadtmauern von Jerusalem zu verhindern. Möglicherweise im 4. Jh. v. u. Z. bauten sie dann auf dem Berg Gerisim ihren eigenen Tempel, den die Juden allerdings 128 v. u. Z. zerstörten. Die Samariter gebrauchten den Ort jedoch weiter als Kultstätte. Im 1. Jh. u. Z. lebten sie in dem römischen Bezirk Samaria, der zwischen Judäa und Galiläa lag. Sie akzeptierten nur die fünf Bücher Mose und evtl. auch das Buch Josua, hatten aber einige Verse abgeändert, um den Standort ihres Tempels zu rechtfertigen. Zur Zeit von Jesus zeigte der Begriff „Samariter“ sowohl eine ethnische als auch eine religiöse Zugehörigkeit an. Die Samariter wurden von den Juden verachtet (Joh 8:48).
… mit den Samaritern: In einigen Manuskripten ist dieser Einschub nicht zu finden, er ist jedoch durch eine Reihe früher, maßgeblicher Manuskripte sehr gut belegt.
lebendiges Wasser: In seiner wörtlichen Bedeutung bezieht sich der griechische Ausdruck auf fließendes Wasser, auf Quellwasser oder auf Frischwasser aus einem Brunnen, der von Quellen gespeist wird. Das Gegenteil ist stehendes Wasser aus einer Zisterne oder einem Wasserspeicher. Der hebräische Ausdruck für „frisches Wasser“ in 3Mo 14:5 bedeutet wtl. „lebendiges Wasser“. In Jer 2:13 und 17:13 wird Jehova als „die Quelle lebendigen Wassers“ beschrieben. Gemeint ist symbolisches Wasser, das Leben schenkt. Im Gespräch mit der Samariterin gebrauchte Jesus den Ausdruck „lebendiges Wasser“ im übertragenen Sinn, doch wie es scheint, fasste sie seine Worte zunächst buchstäblich auf (Joh 4:11; siehe Anm. zu Joh 4:14).
Herr: Hier ist „Herr“ einfach eine Höflichkeitsanrede (auch in V. 15 und 19).
der Brunnen ist tief: Siehe Anm. zu Joh 4:6.
Unser Vorfahr Jakob: Die Samariter behaupteten, über Joseph Nachkommen von Jakob zu sein. Dieser Behauptung hätten jedoch viele Juden damals widersprochen. Um hervorzuheben, dass die Samariter von anderen Völkern abstammten, nannten einige Juden sie „Cuthim“ (oder „Chuthäer“), hebräisch für „Leute aus Kuth (Kutha)“. Kuth oder Kutha bezieht sich auf die Heimat der Menschen, die der König von Assyrien in die Städte von Samaria umgesiedelt hatte, nachdem die Israeliten 740 v. u. Z. deportiert worden waren. Es lag wahrscheinlich etwa 50 km nordöstlich von Babylon (2Kö 17:23, 24, 30).
das Wasser …, das ich ihm gebe: Die Begriffe „Wasser“ und „Quelle“ werden hier bildlich gebraucht. In dem Gespräch mit der Samariterin hatte Jesus bereits von „lebendigem Wasser“ gesprochen. (Siehe Anm. zu Joh 4:10.) Nun erklärte er weiter, dass dieses Wasser in einem Menschen, der davon trinkt, zu einer Quelle wird, die ewiges Leben geben kann. Die Bibel verwendet Wasser als Symbol für die Maßnahmen, durch die Gott die Menschheit zu Leben in Vollkommenheit zurückführt. Ein wesentliches Element dieses symbolischen Wassers ist Jesu Loskaufsopfer. Jesus konzentrierte sich in dem Gespräch auf die Segnungen für diejenigen, die auf ihn hören und seine Jünger werden. Da sie ihn und seinen Vater Jehova immer besser kennenlernen und entsprechend ihrem Glauben handeln, dürfen sie auf ewiges Leben hoffen (Joh 17:3). Dieses symbolische Wasser wird in jemandem, der es trinkt, laut Jesu Worten zu einer sprudelnden Quelle, die eine lebengebende Wirkung entfaltet. So jemand verspürt auch den Drang, das „Wasser des Lebens“ mit anderen zu teilen (Off 21:6; 22:1, 17; siehe Anm. zu Joh 7:38).
auf diesem Berg: Gemeint ist der Berg Gerisim. (Siehe Anh. B10.) Er wird in den Hebräischen Schriften vier Mal erwähnt (5Mo 11:29; 27:12; Jos 8:33; Ri 9:7). Möglicherweise im 4. Jh. v. u. Z. hatten die Samariter auf seinem Gipfel einen Tempel als Konkurrenz zu dem Tempel in Jerusalem gebaut. 128 v. u. Z. wurde er von den Juden zerstört. Die Samariter akzeptierten nur die ersten fünf Bücher der Bibel (möglicherweise auch noch das Buch Josua), allerdings nur in einer überarbeiteten Fassung, bekannt als samaritanischer Pentateuch. Er war in ihrer eigenen Schrift verfasst, die auf der althebräischen Schrift beruhte. Der Text unterscheidet sich an etwa 6000 Stellen vom massoretischen Text der Hebräischen Schriften. Die meisten Abweichungen sind nur geringfügig, doch es gibt auch einige große Unterschiede. In 5Mo 27:4 beispielsweise, wo es darum geht, dass auf dem Berg Ebal Steine mit dem Gesetzestext aufgestellt werden sollten, wurde „Berg Ebal“ im samaritanischen Pentateuch durch „Berg Gerisim“ ersetzt (5Mo 27:8). Ganz offensichtlich versuchte man, die Ansicht der Samariter, der Gerisim sei Gottes heiliger Berg, glaubwürdig erscheinen zu lassen.
Frau: Die Anrede „Frau“ ist nicht respektlos gemeint.
Die Rettung beginnt … mit den Juden: Oder „Die Rettung kommt … aus den Juden“. Jesu Aussage deutete an, dass dem jüdischen Volk das Wort Gottes, die wahre Anbetung sowie die Wahrheit anvertraut worden war, die den Weg zur Rettung eröffnete (Rö 3:1, 2). Die Juden waren auch als das Volk auserwählt worden, aus dem der Messias kommen sollte, wodurch sich Gottes Versprechen bezüglich Abrahams „Nachkommen“ erfüllen würde (1Mo 22:18; Gal 3:16). Zu der Zeit, als Jesus mit der Samariterin sprach, konnte man nur von den Juden die Wahrheit über Gott erfahren, was er von seinen Dienern erwartete und was über den Messias bekannt war. Israel war noch immer das Volk, durch das sich Gott mitteilte, und jeder, der Jehova dienen wollte, musste sich seinem auserwählten Volk anschließen.
Gott ist ein Geist: Mit dem griechischen Wort pneuma ist hier ein Geistwesen gemeint. (Siehe Worterklärungen zu „Geist“.) Aus der Bibel geht hervor, dass neben Gott auch der verherrlichte Jesus und die Engel Geister sind (1Ko 15:45; 2Ko 3:17; Heb 1:14). Die Lebensformen von Geistwesen und Menschen sind völlig unterschiedlich. Für das menschliche Auge ist ein Geist unsichtbar. Geistwesen haben einen „geistigen Körper“, der dem „physischen Körper“ weit überlegen ist (1Ko 15:44; Joh 1:18). Die Bibelschreiber sprechen zwar davon, dass Gott ein Gesicht, Augen, Ohren, Hände usw. hat, doch das sind nur Sprachbilder, die uns Menschen helfen sollen, das Wesen Gottes zu begreifen. Die Bibel zeigt deutlich, dass Gott eine Persönlichkeit hat. Und er existiert an einem bestimmten Ort, weshalb Jesus sagen konnte, er „gehe zum Vater“ (Joh 16:28); dieser Ort befindet sich jedoch außerhalb des physischen Bereichs. Gemäß Heb 9:24 begab sich Christus „in den Himmel, um … vor Gott für uns zu erscheinen“.
mit Geist … anbeten: Wie in den Worterklärungen zu „Geist“ erklärt wird, hat das griechische Wort pneuma mehrere Bedeutungen. Es kann unter anderem Gottes aktive Kraft (den heiligen Geist) meinen oder auch die treibende Kraft in einem Menschen, d. h. seine Einstellung oder Gesinnung. Die verschiedenen Bedeutungen von „Geist“ haben alle gemeinsam, dass sie sich auf etwas für den Menschen Unsichtbares beziehen. Jesus erklärte laut Joh 4:21, dass die Anbetung des Vaters zukünftig von keinem buchstäblichen Ort abhängen würde, wie dem Berg Gerisim in Samaria oder dem Tempel in Jerusalem. Da Gott nicht stofflicher Natur ist und man ihn weder sehen noch anfassen kann, wäre es nicht nötig, ihn an einem tatsächlichen Ort wie einem Tempel oder einem Berg anzubeten. Bei anderen Gelegenheiten zeigte Jesus, dass jemand, der Gott auf die richtige Weise anbeten wollte, sich in Zukunft von dem „Helfer“, Gottes unsichtbarem heiligen Geist, leiten lassen müsste (Joh 14:16, 17; 16:13). Gott „mit Geist anzubeten“ bedeutet daher offensichtlich, dass man sich bei der Anbetung von Gottes Geist leiten lässt. Wenn man Gottes Wort studiert und sich an das hält, was man daraus lernt, hilft einem der heilige Geist, immer mehr wie Gott zu denken. Es geht also um weit mehr, als Gott aufrichtig und mit Begeisterung zu dienen.
mit … Wahrheit anbeten: Es ist nicht möglich, Gott so anzubeten, wie es ihm gefällt, wenn man sich dabei auf Mythen, Lügen oder die eigene Fantasie stützt. Die wahre Anbetung stützt sich auf Fakten und stimmt mit „der Wahrheit“ überein, die Gott in seinem Wort über sich selbst und sein Vorhaben offenbart hat (Joh 17:17). Sie ist im Einklang mit den „Wirklichkeiten, die man nicht sieht“, aber in Gottes Wort enthüllt werden (Heb 9:24; 11:1; siehe auch die Anm. zu mit Geist … anbeten in diesem Vers).
Ich weiß, dass der Messias kommt: Die Samariter akzeptierten nur die fünf Bücher Mose (den sogenannten Pentateuch) und evtl. das Buch Josua. Die restlichen Hebräischen Schriften lehnten sie ab. Da sie jedoch die Schriften von Moses anerkannten, erwarteten sie den Messias, den Propheten, der größer sein sollte als Moses (5Mo 18:18, 19).
Messias: Das griechische Wort Messías (eine Transkription von dem hebräischen Wort maschíach) kommt in den Christlichen Griechischen Schriften nur zwei Mal vor (hier und in Joh 1:41). maschíach ist von dem hebräischen Verb maschách abgeleitet, das „bestreichen“, „einreiben“ oder „salben“ bedeutet (2Mo 29:2; 3Mo 8:12). In biblischer Zeit wurden Priester, Könige und Propheten in einer Zeremonie mit Öl gesalbt (3Mo 4:3; 1Sa 16:3, 12, 13; 1Kö 19:16). Der entsprechende Titel Christus (griechisch Christós) kommt in den Christlichen Griechischen Schriften über 500 Mal vor und bedeutet wie Messias „Gesalbter“. (Siehe Anm. zu Mat 1:1.)
Du redest gerade mit ihm – ich bin es: Das war allem Anschein nach das erste Mal, dass sich Jesus ganz offen als der Messias oder Christus zu erkennen gab – und das gegenüber einer Frau, die noch nicht einmal eine Jüdin, sondern eine Samariterin war (Joh 4:9, 25). Die meisten Juden verachteten die Samariter und wollten sie nicht einmal grüßen. Hinzu kam, dass viele jüdische Männer auf Frauen herabblickten. Später ehrte Jesus andere Frauen auf ähnliche Weise: Er gewährte ihnen das Vorrecht, die ersten Zeugen seiner Auferstehung zu sein (Mat 28:9, 10).
ich bin es: Wtl. „ich bin“ (griechisch egṓ eimi). Einige betrachten diesen Ausdruck als eine Anspielung auf die Septuaginta-Lesart von 2Mo 3:14 und sehen darin einen Beweis, dass Jesus Gott ist. Der Wortlaut in 2Mo 3:14 egṓ eimi ho ōn („Ich bin der Seiende“, „Ich bin der Existierende“) unterscheidet sich jedoch von dem in Joh 4:26. Hinzu kommt, dass die Septuaginta den Ausdruck egṓ eimi auch in Zitaten von Abraham, Elieser, Jakob, David und anderen verwendet (1Mo 23:4; 24:34; 30:2; 1Ch 21:17). In den Christlichen Griechischen Schriften ist es ähnlich: Der Ausdruck egṓ eimi ist nicht auf Aussagen von Jesus beschränkt. In Joh 9:9 kommt er auch in der Antwort eines Mannes vor, den Jesus geheilt hatte. Dort bedeutet er ebenfalls einfach nur: „Ich bin es.“ Und auch Worte von dem Engel Gabriel sowie von Petrus, Paulus und anderen wurden mit egṓ eimi wiedergegeben (Luk 1:19; Apg 10:21; 22:3). Es liegt auf der Hand, dass ihre Aussagen nichts mit 2Mo 3:14 zu tun haben. Interessant ist auch ein Vergleich von Mat 24:5 mit den Paralleltexten Mar 13:6 und Luk 21:8. Er macht deutlich, dass der Ausdruck egṓ eimi („Ich bin es“) in Markus und Lukas einfach nur eine Verkürzung des Satzes „Ich bin der Christus“ ist.
mit einer Frau redete: Entgegen dem Geist des mosaischen Gesetzes riet die jüdische Tradition Männern davon ab, in der Öffentlichkeit mit Frauen zu reden. Wie es scheint, befolgten viele Männer zur Zeit von Jesus diesen Rat. Das würde erklären, warum sich selbst die Jünger darüber wunderten, dass sich Jesus mit einer Frau unterhielt. Laut dem Talmud rieten Rabbiner den Gelehrten: „Man erzähle sich nichts mit der Frau auf der Straße.“ Und gemäß der Mischna sagte ein Rabbiner: „Unterhalte dich nicht viel mit einem Weibe. … Jeder, der sich viel mit einem Weibe unterhält, zieht sich Unheil zu, er wird abgehalten von den Worten der Tora, und das Ende ist, dass er die Gehenna ererbt“ (Aboth 1:5).
noch vier Monate bis zur Ernte: Um die Passahzeit im jüdischen Monat Nisan (März/April) beginnt die Gerstenernte. (Siehe Anh. B15.) Zählt man vier Monate zurück, müsste Jesus diese Aussage im Monat Kislew (November/Dezember) gemacht haben. Zu dieser Zeit nahmen die Regenfälle zu und es wurde kälter. Daher müssen sich Jesu Worte über eine Ernte, die bereits jetzt stattfand, auf eine sinnbildliche Ernte bezogen haben, also auf ein Einsammeln von Menschen (Joh 4:36).
reif: Das mit „reif“ übersetzte griechische Wort leukós bedeutet wtl. „weiß“, kann aber auch helle Farbtöne meinen, z. B. ein helles Gelb wie das von erntereifem Getreide. Jesus sagte allerdings, dass es noch „vier Monate bis zur Ernte“ seien; deshalb waren die umliegenden Felder wahrscheinlich eher grün – die Farbe von frisch ausgetriebener Gerste. Als Jesus also davon sprach, dass die Felder reif sind für die Ernte, dachte er zweifellos an keine buchstäbliche Ernte, sondern an eine sinnbildliche. Einige Bibelwissenschaftler vermuten, dass Jesus mit den Worten „Seht euch die Felder an“ auf eine herankommende Gruppe Samariter Bezug nahm. Die Bemerkung über die „reifen“ oder „weißen“ Felder könnte auf ihre Kleidung angespielt haben, die möglicherweise weiß war. Es könnte aber auch ein Sprachbild für ihre Bereitschaft gewesen sein, Jesu Botschaft anzunehmen (Joh 4:28-30).
Viele Samariter … glaubten an ihn: Jesu Gespräch mit der Samariterin hatte große Auswirkungen. Ihr Bericht führte dazu, dass viele Samariter an Jesus glaubten. Die anfängliche Ernte wurde zwar hauptsächlich unter den Juden durchgeführt, doch wie der inspirierte Bericht zeigt, sollte es schon bald eine größere Ernte geben, die auch die Samariter einschloss. Wahrscheinlich legte Jesu Gespräch mit der Samariterin die Grundlage dafür, dass später viele Samariter auf das Predigen von Philippus positiv reagierten (Joh 4:34-36; Apg 1:8; 8:1, 14-17).
Retter der Welt: Dieser Ausdruck erscheint nur hier und in 1Jo 4:14. Er zeigt, dass Jesus alle in „der Welt“, d. h. in der Menschenwelt, die Glauben beweisen, von der Sünde erretten oder befreien würde. (Siehe Anm. zu Joh 1:29; 3:17.)
im eigenen Heimatland: Wtl. „in seiner Vaterstadt“. Das mit „Heimatland“ übersetzte griechische Wort wird in Mat 13:54, Mar 6:1 und Luk 4:24 mit „Heimatgebiet“ wiedergegeben. Dort bezieht es sich auf Jesu Heimatstadt Nazareth. Doch hier scheint ganz Galiläa gemeint zu sein (Joh 4:43).
Kana in Galiläa … Kapernaum: Die Wegstrecke zwischen Kana (Chirbet Qana) und Kapernaum betrug etwa 40 km. (Siehe Anm. zu Joh 2:1.)
Ein königlicher Beamter: Oder „Ein gewisser Diener des Königs“. Der griechische Ausdruck basilikós steht für Personen, die entweder mit einem König (basileus) verwandt sind oder in seinem Dienst stehen. Hier scheint es sich auf einen königlichen Beamten zu beziehen, auf jemand, der zum Hof von Herodes Antipas, dem Tetrarchen von Galiläa, gehörte. Herodes wurde im Volksmund als König bezeichnet. (Siehe Anm. zu Mat 14:9; Mar 6:14.)
nach Kapernaum hinunterzukommen: In alter Zeit führte eine Straße an dem heutigen Chirbet Qana (sehr wahrscheinlich das biblische Kana; siehe Anm. zu Joh 2:1) vorbei hinunter zum See von Galiläa. Von dort lief sie am Seeufer entlang bis nach Kapernaum, das mehr als 200 m unter dem Meeresspiegel lag; daher die Formulierung „nach Kapernaum hinunterkommen“.
zur 7. Stunde: D. h. gegen 13 Uhr. (Siehe Anm. zu Mat 20:3.)
Medien
Dieses Video zeigt den Berg Gerisim (1). Nicht weit davon entfernt befinden sich gemäß der Überlieferung der Jakobsbrunnen (2), wo sich Jesus mit der Samariterin unterhielt (Joh 4:6, 7), und der Berg Ebal (3). Der Gerisim ist über 850 m hoch und liegt mitten in dem Gebiet von Samaria. In dem fruchtbaren Tal von Sichem zwischen den Bergen Gerisim und Ebal liegt heute die Stadt Nablus. Die Samariter bauten vermutlich im 4. Jh. v. u. Z. auf dem Gerisim einen Tempel, der aber 128 v. u. Z. zerstört wurde. Die samaritische Frau sprach zweifellos vom Gerisim, als sie zu Jesus Christus sagte: „Unsere Vorfahren haben Gott auf diesem Berg hier angebetet, aber ihr behauptet, dass man ihn in Jerusalem anbeten muss.“ Jesus erklärte ihr, dass die wahre Anbetung nicht von einem buchstäblichen Ort abhängig ist. Er sagte: „Die Zeit kommt, da wird man den Vater weder auf diesem Berg noch in Jerusalem anbeten“ (Joh 4:20, 21).
In alter Zeit zogen Erntearbeiter die Getreidehalme manchmal einfach nur aus dem Boden, doch normalerweise schnitten sie die Halme mit einer Sichel ab (5Mo 16:9; Mar 4:29). Geerntet wurde gewöhnlich in der Gemeinschaft, wobei mehrere Gruppen von Arbeitern das reife Getreide auf einem Feld abernteten (Ru 2:3; 2Kö 4:18). Einige Bibelschreiber zogen das Ernten als Veranschaulichung heran, so z. B. König Salomo, der Prophet Hosea und der Apostel Paulus (Spr 22:8; Hos 8:7; Gal 6:7-9). Auch Jesus gebrauchte diese allseits vertraute Tätigkeit als Bild, und zwar für die Rolle, die seine Jünger und die Engel beim Jüngermachen spielen würden (Mat 13:24-30, 39; Joh 4:35-38).