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Ghana

Ghana

Ghana

DAS Land Ghana liegt in dem riesigen nach Westen hervortretenden Teil des afrikanischen Kontinents. Es befindet sich etwas nördlich des Äquators und grenzt im Westen an die Elfenbeinküste und im Osten an Togo. Es hat eine Fläche von 238 000 Quadratkilometern und ist somit etwa so groß wie Großbritannien. Die Zahl der Bevölkerung beträgt jetzt achteinhalb Millionen, von denen 16 093 Zeugen Jehovas sind. Dieses Land war bis zum 6. März 1957 als Goldküste bekannt.

Es ist erwähnenswert, daß sich die Religion der Eingeborenen Ghanas auf den Animismus gründet. Deshalb ist hier die Frage nach der Seele und nach dem, was nach dem Tode geschieht, so wichtig, daß sie jede andere religiöse Lehre in den Schatten stellt.

Der Glaube, unbelebte Dinge hätten Seelen oder seien von Geistern bewohnt, die Verehrung verdienten, hat zur Anbetung von Flüssen, Seen und Lagunen geführt; besonders bekannt dafür sind die Flüsse Prah, Tano und Densu, der See Bosomtwi und die Lagunen Korle und Sakumo. Gewisse Tiere werden für die heilige Verkörperung der Seele einer bestimmten Sippe gehalten und werden entsprechend verehrt. Die Leute haben dort Berge, Felsen, Täler, Bäume und Reben angebetet oder eine abergläubische Ehrfurcht davor bekundet.

Als die Portugiesen im Jahre 1642 die Goldküste verlassen mußten, gingen die katholischen Priester mit ihnen. Bevor sie gingen, hatten sie die Bevölkerung jedoch mit dem Kult des heiligen Antonius bekannt gemacht.

Jetzt haben die heidnischen Bewohner von Elmina einen Schrein für die Statue des heiligen Antonius gebaut. Sie haben sie Nana Ntuna (Großvater Antonius) genannt. In neuerer Zeit ist die alte Bibel, von der sie behaupten, sie sei mit der Statue gekommen, aus der Hütte verschwunden, aber der Rosenkranz und das Kruzifix sind noch dort. Auch haben sie dem heiligen Antonius einen Gott, Brafu Kweku, zur Seite gestellt. Isa (Jesus) wird in der Ntuna Bum (Hütte des Antonius) durch etwas dargestellt, „was die zu Staub gewordenen Reste von sehr alten Oblaten oder von Kommunionbrot zu sein scheinen, die in einem Behälter liegen“.

Somit „bilden Nana Ntuna, Isa und Brafu Kweku die Dreieinigkeit der Antoni-Bum-Verehrung, bei deren Durchführung brennende Kerzen um die Statue herum aufgestellt werden und Weihrauch verbrannt wird“. Der Ntuna-Kult von Elmina ist mit den Früchten des ersten Versuches der Christenheit verbunden, ein Volk zu christianisieren, dessen Anbetung auf dem Animismus beruhte.

Von der Zeit der Vertreibung der Portugiesen an vergingen zwei Jahrhunderte, bis die Christenheit einen weiteren Versuch unternahm, an der Goldküste das Evangelium zu predigen; diesmal waren es die protestantischen Missionen. Sobald es den Missionaren gelungen war, sich zu akklimatisieren, was etliche Menschenleben kostete, widmeten sie sich einem Studium der Eingeborenensprachen. In kurzer Zeit hatten die Baseler und die Bremer Missionare die drei Hauptsprachen, Twi, Ewe und Ga, schriftlich niedergelegt. Danach übersetzten sie Teile der Bibel in die Landessprachen, und 1871 war die gesamte Bibel in Twi, Ewe und Ga im Druck erschienen.

Diese Übersetzungen waren sprachlich so genau, daß die Übersetzung in Ewe und diejenige in Ga immer noch die einzigen verwendeten, kaum revidierten Übersetzungen sind.

Etwas, was an ihren Übersetzungen noch mehr zu loben ist, ist die Verwendung des göttlichen Namens. Dieser erscheint in allen drei Übersetzungen in den Hebräischen Schriften fast an allen Stellen, an denen er stehen sollte, und er wird mit Iehowa und Yehowa wiedergegeben. Die Übersetzer für Ewe und Ga haben sogar noch mehr getan. Sie haben den göttlichen Namen in den Griechischen Schriften gebraucht, in Ga in 2. Korinther 6:17 und 18 und in Ewe in Hebräer 7:21, 13:6, 1. Petrus 3:12 und im Buch der Offenbarung überall da, wo der Ausdruck „Halleluja“ vorkommt.

Die ersten Missionare lehrten die Menschen somit, daß der Name des höchsten Gottes Iehowa oder Yehowa lautet. Sie gründeten Schulen und lehrten die Menschen lesen. Auch brachten sie Bücher und Broschüren heraus, in denen vereinfachte biblische Geschichten enthalten waren, und sie ermunterten dazu, sie zu lesen. All dies trug dazu bei, den Eingeborenen einen gewissen grundlegenden Aufschluß über die Bibel zu vermitteln und sie mit dem göttlichen Namen bekannt zu machen.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Schulbildung an der Goldküste größerer Nachdruck verliehen. Zu jener Zeit war der Einfluß der Kirchen im ganzen Lande stärker geworden; die wenigen Ausnahmen bildeten die moslemischen Gebiete im Norden. Die Kirchen hatten noch mehr Schulen gegründet und ihre Tätigkeit sogar auf den Handel und auf andere Gebiete ausgedehnt. Das Bildungswesen und die Kirchen waren im Sinn der Eingeborenen so sehr miteinander verknüpft, daß die Kirchen als Sukuu bezeichnet wurden, was Schule heißt.

Aus diesem Grunde genoß man ein gewisses Ansehen, wenn man offiziell in einer der Kirchen der Christenheit getauft worden war. Die Gebildeten erklärten sich mit dieser oder jener Kirche solidarisch und bezeichneten diejenigen, deren Name in keinem Kirchenregister verzeichnet war, als rückständig, aus dem Busch kommend, ungebildet und heidnisch.

Trotz dieser äußeren Zurschaustellung von Frömmigkeit blieb der eingeborene Kirchgänger jedoch innerlich so, wie er war. Die Taufe war billig und jedem möglich, der mündlich darum bat, selbst auf dem Sterbebett. Änderungen, die erforderlich waren, um jemandes Leben mit Gottes Willen in Übereinstimmung zu bringen, waren unwichtig.

Viele „aufgeklärte“ Kirchgänger huldigten weiterhin Ahnengöttern. Sie beteiligten sich auf vielerlei Weise an heidnischen Festen zu Ehren der Toten. Häuptlinge, die Ahnengöttern Speis- und Trankopfer darbrachten, wurden in die Kirchen aufgenommen und genossen ein gewisses Ansehen. Zur Krönung heidnischer Festlichkeiten kamen diese Häuptlinge mit einem großen Gefolge und mit Trommeln und vielen heidnischen Utensilien zu kirchlichen Gottesdiensten, um durch große Geldspenden, die den Kirchen stets willkommen waren, „Gott zu danken“.

Polygamie war kein Hindernis für die Kirchenmitgliedschaft, obwohl Polygamisten und einigen Häuptlingen angeblich verwehrt wurde, bei der Kommunion das Brot und den Wein zu sich zu nehmen. Jemandes Ansehen bei der Kirche richtete sich in Wirklichkeit danach, ob er etwas zum Kapital der Kirche beisteuern konnte, und auch das kirchliche Begräbnis und andere Dienste hingen weitgehend davon ab, ob man seinen Mitgliedsbeitrag voll bezahlt hatte oder nicht.

Angesichts all dessen war es kein Wunder, daß einige Afrikaner in den 1920er Jahren das Gefühl hatten, die Kirchen seien ein großer Betrug. Es gab damals Männer an der Goldküste, die hierüber empört waren, die den verworrenen Aufbau der Christenheit und ihrer Lehren betrachteten und sich fragten, ob Gott zu nichts Besserem fähig sei.

Da war zum Beispiel der schlanke, angriffslustige und offene Eddy Addo, der eine kupferbraune Hautfarbe hatte. Er betätigte sich zwar aktiv in der Kirche, zögerte aber nicht, den Geistlichen gegenüberzutreten, weil ihn, wie er sagte, „der Gedanke an die häufigen Bitten um Geld beunruhigte“. Jemand anders war der zurückhaltende und nachdenkliche J. B. Commey, der auf der Suche nach der Wahrheit war. Ihm gab es einen Schock, als der anglikanische Priester zu ihm sagte, die Kirche sei eine Gesellschaft und habe ihre Regeln, die nicht mit der Bibel übereinzustimmen brauchten.

Man denke auch an C. T. Asare, einen ziemlich sanften und schüchternen Studenten, der den aufrichtigen und ehrlichen Wunsch hatte, Gott anzubeten. Da sitzt er an der anderen Seite des Tisches bei einem Gespräch vor der Kommunion dem Priester gegenüber. Der Priester verlangt von ihm als Voraussetzung für die Teilnahme an der Kommunion die Entrichtung seines Kirchenbeitrages. Der scheue Asare verändert seinen Blick. Mit Mühe erklärt er, daß er Student sei und somit auf ihn die Sonderregelung zutreffe, die Studenten von der Entrichtung der Kirchensteuer befreie. Der Priester schreit, er solle sich hinausscheren, und fügt hinzu: „Glaubst du denn, ich brauche nicht zu essen, um zu arbeiten?“

Es gab noch andere Männer an der Goldküste, die ernsthaft die Wahrheiten des Wortes Gottes suchten, zum Beispiel I. K. Norman. Er war jung und geistreich, hatte eine gute Ausbildung gehabt, und es stand ihm eine materiell gesicherte Zukunft im Staatsdienst bevor. Aber der junge Norman war keineswegs mit der Religion zufrieden, in der er erzogen worden war. Trotz seines natürlichen Sinnes für Humor nahm er die Religion ernst, und zwar so ernst, daß er auf die Gefahr hin, seinen Arbeitsplatz zu verlieren, an den Erzbischof von Canterbury und an den Bischof von Liverpool schrieb und die Dreieinigkeitslehre offen angriff. Man stelle sich seine Enttäuschung vor, als ihm ein Geistlicher schrieb und erklärte, der Erzbischof sei so beschäftigt, daß er sich nicht mit seinem Brief befassen könne. Man stelle sich vor, welchen Abscheu er bekam, als er in dem Brief dann noch aufgefordert wurde, sich sogleich taufen zu lassen, wonach ihm alle Möglichkeiten offenstehen würden.

Dies waren Männer, die die richtige Art und Weise, Gott anzubeten, kennenlernen wollten. Sie hatten festgestellt, daß der heidnische Animismus unbefriedigend war, und die Christenheit hatte sie enttäuscht.

JEHOVA SENDET DAS LICHT AUS

‘Bestimmt ist Gott nicht parteiisch, sondern ihm ist in jeder Nation der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, annehmbar.’ — Apg. 10:34, 35.

Genau das empfand die kleine Gruppe wahrheitshungriger Menschen an der Goldküste im Jahre 1924. Diese Personen hatten im dunkeln getappt und über all die Abscheulichkeiten geseufzt und gestöhnt, die, wie sie wußten, in der Christenheit und im Heidentum verübt wurden.

Damals kam einer der gesalbten Diener Jehovas, um ihnen zu helfen, die Wahrheit des Wortes Gottes kennenzulernen. Es war Claude Brown, ein Westindier, der nach Kanada ausgewandert war. Er gehörte während des Ersten Weltkrieges zu den Internationalen Bibelforschern und verbrachte in Kanada einige Zeit im Gefängnis, weil er seine Neutralität nicht verletzen wollte. Gegen Ende des Jahres 1923 verließ er die Stadt Winnipeg in Kanada und fuhr mit dem Schiff nach Sierra Leone. Dort schloß er sich W. R. Brown an, der sechs Monate vorher von den Westindischen Inseln her eingetroffen war, um den Bewohnern Westafrikas die gute Botschaft von Gottes Königreich zu verkündigen.

Claude Brown verbrachte etwa drei Monate in Sierra Leone, wo er biblische Vorträge hielt und sich an das Leben in Westafrika gewöhnte. Anfang 1924 schickte ihn W. R. Brown auf eine Vortragsreise an die Goldküste und nach Nigeria.

Bevor Claude Brown Sierra Leone verließ, hörte er von einer Familie, die aus Sierra Leone stammte und an der Goldküste wohnte. Obwohl Accra, die Hauptstadt der Goldküste, damals 43 000 Einwohner hatte, konnte Claude Brown die Familie finden. Die Familie Cole — so hießen die Leute — war sehr gastfreundlich und brachte diesen Botschafter des Königreiches Gottes in ihrer Wohnung unter.

Dieser Familie gehörte eine aus mehreren Lokalen bestehende Vergnügungsstätte, Merry Villas genannt. Der Hauptsaal war wie ein Kino gebaut und hatte etwa 400 Sitzplätze. Er wurde hauptsächlich für ein von Hand betriebenes Karussell verwendet, das abgebaut und fortgeschafft werden konnte, so daß im Saal Platz für andere Veranstaltungen da war. Die Merry Villas waren bereits als der ideale Ort der Stadt für öffentliche Vorträge und Versammlungen bekannt. Claude Brown konnte den Saal für seine biblischen Vorträge benutzen, welches die ersten Vorträge waren, die ein Vertreter der gesalbten Diener Jehovas in jenem Land hielt.

Er hatte große Plakate mitgebracht, auf denen die Vorträge angekündigt wurden. Von Hand füllte er die Angaben über Ort und Zeit aus, und dann war er fleißig damit beschäftigt, sie an öffentlichen Gebäuden, Privathäusern und an öffentlichen Anschlagtafeln anzukleben.

Wenn jemand damals öffentliche Mitteilungen las, was ein Zeichen dafür war, daß er lesen und schreiben konnte, so hob das sein Ansehen. Sehr bald begannen daher Claude Browns Plakate die Aufmerksamkeit eines großen Teils der Bevölkerung von Accra zu erregen. Diejenigen, die lesen oder ein wenig lesen konnten, scharten sich überall um diese Plakate. Was darauf stand, rüttelte sie auf. Bald wiederholten viele Leute, die die Plakate lasen, die Frage: „Wo sind die Toten?“ „Wenn die Guten tatsächlich im Himmel und die Bösen in einer Feuerhölle sind, warum leben wir dann in Furcht vor den Toten?“

Es ist wert, hier festzuhalten, daß einige der Männer, die über die Punkte nachgedacht hatten, welche durch Claude Browns Plakate zur Sprache kamen, zum Beispiel J. B. Commey und Eddy Addo, an jenem Tage nicht zur Kirche gingen, damit sie ja nichts daran hinderte, rechtzeitig zu den Merry Villas zu kommen, um den Fremden zu hören, der zu den internationalen Bibelerklärern gehörte.

Um 14.30 Uhr war der Saal schon mehr als halb voll, und als der Vortrag begann, waren nicht weniger als 500 Personen anwesend. Es war ein außergewöhnliches Publikum, zu dem führende Geistliche gehörten, unter ihnen J. T. Roberts, der Gründer der Höheren Schule von Accra. Ebenfalls zugegen waren Mr. E. Ayeh, der Direktor der Bishop Boys School, Rechtsanwalt T. Hutton Mills, der später Staatsminister wurde, und Mr. John Buckman, der später Sekretär des Provinzrates der Häuptlinge wurde.

Es war keine kunstvoll gearbeitete Rednertribüne oder Kanzel vorhanden, wie diese Leute sie von den Kapellen der Christenheit her gewohnt waren. Es stand nur ein Schreibtisch da, über den ein sauberes weißes Tischtuch ausgebreitet war. Darauf lagen die Bibel und Nachschlagewerke des Redners.

Claude Brown betrachtete kurz seine Zuhörer und führte dann seinen Vortrag ein. Er wies darauf hin, daß der Tod ein allgemeines Problem darstelle und daher die Frage angebracht sei: „Wo sind die Toten?“ Er hob die Tatsache hervor, daß der Tod kein Segen, sondern ein Fluch ist, die Folge von Ungehorsam, und daß er daher für die menschliche Natur unangenehm ist. Die Zuhörer konnten nicht anders, als zustimmend zu nicken.

Dann zeigte der Redner, wo die Toten nach Auffassung der Heiden sind. Auch erwähnte er die protestantische Ansicht über Himmel und Hölle und das von den Katholiken hinzugefügte Fegefeuer. Indem er an das Denkvermögen statt an die Gefühle seiner Zuhörer appellierte, zeigte er nun, inwiefern all diese Ansichten miteinander unvereinbar sind und, was noch schlimmer ist, der biblischen Lehre von einer Auferstehung direkt widersprechen. Da sie den Lehren der Bibel so entgegengesetzt und mit der Liebe Gottes unvereinbar sind, müssen sie dem Autor der Bibel, Jehova Gott, widersprechen. Wenn sie Jehova, dem Gott der Wahrheit, widersprechen, dann sind sie falsch.

Nun betonte der Redner die Notwendigkeit, sich Gottes Wort der Wahrheit zuzuwenden, um eine zuverlässige Antwort zu erhalten. Ein Augenzeuge schreibt: „Ich kann mich lebhaft an das zustimmende Gemurmel erinnern, das aus allen Teilen des Saales kam, als der Redner Apostelgeschichte 2:29-34 zitierte, um die Lehre zu widerlegen, daß die ‘verdienstvollen Männer der alten Zeit’ beim Tode direkt in den Himmel gekommen seien.“

Schritt für Schritt erklärte der Redner anhand der Heiligen Schrift den Zustand der Toten. Nachdem er viele Bibelstellen verwendet hatte, um seine Gedanken zu beweisen, schloß er seine Ansprache ab.

Ein Augenzeuge berichtet: „Erfreulicherweise waren alle seine Fragen und die Fragen anderer anhand der Bibel geschickt beantwortet worden.“ Ein anderer Augenzeuge erklärte: „Wenn jemals die ersten Eindrücke auf künftige Ereignisse hingewiesen haben, dann war nach jenem ersten eindrucksvollen Vortrag klar, daß die Wahrheit an der Goldküste aufgetaucht war, um immer dort zu bleiben.“

Nach einem zweiten Vortrag, und zwar über das Thema „Können die Lebenden mit den Toten reden?“, interessierte sich der junge Eddy Addo sehr für das, was gesagt worden war. Von da an arbeitete er eng mit Claude Brown zusammen, indem er ihm half, Plakate für andere Vorträge der Serie zu vervollständigen und aufzuhängen. An den Tagen zwischen den Vorträgen beschäftigte sich Claude Brown damit, auf den Straßen Bücher zu verbreiten. Große Menschenmengen scharten sich um ihn, und zwar am Post Office Square, auf der Bannerman Road, in der Nähe der Merry Villas, wo er wohnte, und überall, wohin er ging; die Leute nahmen Literatur entgegen und stellten biblische Fragen.

Einige derer, die seine Vorträge in Accra besuchten, schlossen sich zu einer Diskussionsgruppe zusammen. Sie baten ihn dringend, in Accra zu bleiben und ihnen zu helfen, Bibelunterricht durchzuführen. So gern Claude Brown dies getan hätte, hatte er doch den Auftrag, mit derselben Vortragsserie Nigeria zu besuchen. Nach einigen Tagen verließ er sie daher, doch versicherte er ihnen, er werde Bruder W. R. Brown in Sierra Leone bitten, jemand zu schicken, der sich an der Goldküste niederlassen könnte, um ihnen zu helfen.

So kam es, daß im Jahre 1924, als das elektrische Licht nach Accra kam, auch ein anderes Licht, geistiges Licht, an der Goldküste zu leuchten begann.

DIE WAHRHEIT GELANGT IN ALLE TEILE DES LANDES

Claude Browns Vorträge und seine Literaturverbreitung lösten eine Kettenreaktion aus, durch die sich die Wahrheit ungeheuer schnell im ganzen Lande ausbreitete. Einige Erfahrungen derer, die damals dabei waren, helfen dies zu veranschaulichen.

J. O. Blankson, ein Student der Pharmazie, sagte zuerst, Claude Brown müsse ein Narr sein, wenn er die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele angreife. Er besuchte einen Vortrag von Brown und stellte fest, daß in Wirklichkeit diejenigen, die seine eigene Ansicht vertraten, unwissend waren. Natürlich wechselte er ins andere Lager über. Bei einem späteren Vortrag beschaffte er sich das Buch Der Krieg von Harmagedon und verschlang dessen Inhalt mit wahrem Genuß. Auf das Vorsatzblatt schrieb er: „Ich danke Gott für diese großartige Botschaft, die ich empfangen durfte. Möge er mir helfen, alles zu verstehen. John Ottoe Blankson, 5. November 1924.“

„Die Wahrheit machte mich froh“, schreibt er, „und ich sprach offen darüber in unserer Schule für Pharmazie.“ Eines Tages entschloß er sich, einen Studenten, der sein Freund war, in die anglikanische Trinity Cathedral zu begleiten, wo Konfirmationsunterricht gegeben wurde. Am Ende des Unterrichts stellte er eine Frage über die Dreieinigkeit. Der Lehrer konnte ihm keine Antwort geben. Er ging ein zweites Mal dorthin und stellte eine andere Frage — dasselbe Ergebnis. Bei der dritten Gelegenheit traf er den Priester selbst, der später der anglikanische Bischof von Accra wurde. Wieder stellte der lebhafte Blankson seine Frage über die Dreieinigkeit. Diesmal wurde ihm eine Antwort gegeben, und zwar voller Zorn. „Hinaus mit Ihnen!“ forderte ihn der Priester auf. „Sie sind kein Christ; Sie gehören dem Teufel an. Gehen Sie sofort!“

Als er wieder daheim war, schrieb er dem Priester und lud ihn zu einem Vortrag in die Palladium Cinema Hall ein, wo er die Dreieinigkeitslehre vortragen könne, wenn er von ihrer Richtigkeit überzeugt sei. Er brauchte nicht lange zu warten, um die Reaktion des Geistlichen festzustellen. Eines Morgens wurde er ins Büro des Hauptdozenten der Schule für Pharmazie gerufen. Der Dozent machte einen aufgeregten Eindruck, und Blankson merkte, daß es Ärger geben würde.

„Blankson“, rief er, „haben Sie einen Brief an Reverend Martinson geschrieben?“

Blanksons Herz hämmerte. Mit hinter dem Rücken gefalteten Händen konnte er die Antwort herausbringen: „Ja“, und dann fühlte er sich gestärkt und konnte seinen Mann stehen.

„Also gut“, sagte der Lehrer. „Sie brauchen gar nichts zu sagen. Setzen Sie sich dorthin. Hier haben Sie Papier, Feder und Tinte. Schreiben Sie jetzt eine Entschuldigung, und geben Sie sie mir. Ich werde dafür sorgen, daß Reverend Martinson sie bekommt und die Sache damit erledigt ist.“

Blankson setzte sich, nahm das Papier und die Feder und schrieb: „Sehr geehrter Herr! Mein Lehrer hat mich aufgefordert, mich schriftlich bei Ihnen zu entschuldigen, und ich bin bereit, die Entschuldigung zu schreiben, vorausgesetzt, daß Sie zugeben, daß Sie falsche Lehren vertreten.“

Als der Lehrer das las, sagte er: „Blankson, wollen Sie das etwa schreiben?“

„Jawohl. Ich kann nichts anderes schreiben.“

„Also gut. Dann müssen Sie eben gehen. Wie können Sie gegen den Priester der Kirche der Regierung sprechen und noch hoffen, in den Diensten der Regierung zu bleiben?“

„Aber“, sagte Blankson ganz offen, „Sie sind doch unser Lehrer. Stellen wir Ihnen, wenn Sie uns unterrichten und wir gewisse Punkte nicht verstehen, keine Fragen?“

„Selbstverständlich tun Sie das.“

„Nun, das ist alles, was sich zugetragen hat. Dieser Herr hat uns Bibelunterricht gegeben, und ich habe ihm eine Frage gestellt. Wenn er die Frage nicht beantworten kann, warum sollte ich mich dann bei ihm entschuldigen?“

Blankson brauchte nicht zu gehen. Es wurde keine Entschuldigung abgeschickt. Er genoß weiter die Achtung der Lehrer und predigte natürlich auch danach in der Schule mit allem Freimut der Rede die Wahrheit. Er bestand die Abschlußprüfung im Jahre 1926 und wurde nach Salaga in den Nord-Territorien geschickt, wo der Islam und der Animismus vorherrschten. Natürlich kam mit ihm auch die Wahrheit dorthin, und zwar bis nach Navrongo, nahe der nördlichen Grenze.

Mit einem solchen Eifer und einer solchen Begeisterung gingen diejenigen, die damals das Wort annahmen, daran, zu predigen und Literatur zu verbreiten. Das führte dazu, daß bis zum Jahre 1935 die Literatur der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung in viele Städte gelangt war und sogar in entfernte Bauerndörfer im Lande Eingang gefunden hatte.

ORGANISATION FÜR ERFOLGREICHEN DIENST

Claude Brown hielt sein Versprechen und teilte W. R. Brown die wunderbaren Ergebnisse seiner Vorträge an der Goldküste mit. Er berichtete auch von dem Wunsch einer Anzahl Interessierter, in Accra und Koforidua mit Bibelunterricht zu beginnen. Sogleich sorgte Bruder W. R. Brown dafür, daß Bruder Obadiah Jamieson Benjamin nach Accra ging. Er kam dort im Mai 1925 an.

Bruder Benjamin war ein junger Mann von sechsundzwanzig Jahren, der aus Sierra Leone stammte. Er war groß und dünn, war ein wenig nach vorn geneigt und hatte einen eleganten Gang. Bruder Benjamin war ein gewandter Redner und hatte Unterricht in Griechisch, Latein, Französisch und Englisch erhalten. Er war einer der ersten, die in Sierra Leone aufgrund der Vorträge von Bruder W. R. Brown im Jahre 1923 in die Wahrheit gekommen waren, und hatte bis 1925 so gute Fortschritte gemacht, daß er, als der Aufruf erging, bereit war, seine Stelle als Zollbeamter aufzugeben und den Interessierten an der Goldküste zu Hilfe zu kommen.

In Accra wurde Bruder Benjamin an Mr. E. Ayeh verwiesen, dessen Wohnung denen, die auf die versprochene Hilfe warteten, als Zentrum diente. Sogleich benachrichtigte Mr. Ayeh sie. Der Unterricht wurde dann in der Wohnung von Mr. Ayeh an der Kofi Oku Road begonnen.

Im August 1925 machte Claude Brown auf seiner Rückreise nach Sierra Leone an der Goldküste halt. Wie freute er sich doch, als er sah, daß die Interessierten bei den Bibelstudien so gut vorankamen! Er verbrachte einige Wochen bei ihnen und hielt Vorträge in den Merry Villas und der Palladium Cinema Hall. Bei einem dieser Vorträge lud er diejenigen, die dazu bereit waren, ein, sich eine Anzahl Exemplare des Traktates Anklage gegen die Geistlichkeit mitzunehmen und sie kostenlos an alle zu verteilen, die ein Exemplar entgegennehmen würden. Fast alle Zuhörer holten sich sofort ihre Exemplare. Sie fingen an den Toren des Saales an und verbreiteten die Traktate überall in der Stadt; einige gingen damit sogar von Haus zu Haus. Somit wurde den Einheimischen an der Goldküste im Jahre 1925 erstmals geholfen, sich an der Verbreitung der Botschaft in gedruckter Form von Haus zu Haus zu beteiligen. Es ist erwähnenswert, daß es sich hierbei um das Traktat handelte, in dem die Resolution enthalten war, die mit dem dritten Trompetenstoß der Gerichtsbotschaften gegen die falsche Religion zusammenhing und die auf dem Kongreß in Columbus (Ohio, USA) herausgegeben wurde, der vom 20. bis zum 27. Juli 1924 stattfand.

Als W. R. Brown im Jahre 1927 die Goldküste besuchte, verbrachte er einige Zeit in Accra, um die Freunde zu stärken. Dann begab er sich zu demselben Zweck nach Koforidua. Dort feierte er mit den Freunden das Gedächtnismahl, hatte eine Unterredung mit denen, die getauft werden wollten, und nahm diejenigen, die dafür in Frage kamen, mit an einen Fluß in der Nähe und tauchte sie unter. Das war am 27. April 1927. Sie waren die ersten, die an der Goldküste getauft wurden.

Im Jahre 1932 bereiste Bruder W. R. Brown das Land wieder und besuchte Kumasi in Ashanti und die Zwillingsstädte Sekondi-Takoradi an der Küste. Er kam 1935 mit dem Plattenspieler und der Ausrüstung für die Vorführung der Lichtbilder des Photo-Dramas der Schöpfung wieder. Über diesen Besuch erschienen in der Presse der Goldküste ausgezeichnete Berichte, so daß die Säle immer voll besetzt waren. Einmal erschienen 2 000 Personen, um ihm zuzuhören. Als seine Reise zu Ende war, waren in vier Zentren des Landes Versammlungen gegründet worden.

EINE ENTWICKLUNG IN VERKEHRTER RICHTUNG

Die eifrige Literaturverbreitung im ganzen Land bedeutete, daß viele Personen Literatur erhielten, sich aber keiner Versammlung des Volkes Jehovas anschließen konnten. Demzufolge versuchten etliche Personen, die die Bücher gelesen und die Botschaft als die Wahrheit erkannt hatten, eine Religion auszuüben, die sich auf das stützte, was sie gelesen hatten. Dies war besonders Anfang der 1930er Jahre der Fall. Bis dahin war die Botschaft nur an Menschen ergangen, die eine gewisse Schulbildung hatten und Englisch lesen konnten. Nun nahmen die bescheidenen Leute vom Lande, die wie Lasttiere unter dem Joch der Christenheit gelitten hatten, diese Botschaft mit ganzherziger Wertschätzung an.

Viele dieser Leute waren von der Christenheit so enttäuscht, daß sie nicht mehr zur Kirche gingen. Ihr Kirchenbeitrag hatte Beträge erreicht, von denen sie wußten, daß sie sie ihr ganzes Leben lang nicht bezahlen könnten. Sie waren arm und führten ein einfaches Leben, und sie bekamen sehr wenig Geld in die Hände. Aber nun hatten sie Schulden, und sie wußten, daß man bei ihrem Tode von ihren Verwandten verlangen würde, auch den letzten Pfennig zu bezahlen, ehe man ihnen ein kirchliches Begräbnis gewähren würde. Man kann sich daher vorstellen, wie bereitwillig und eifrig diese Leute in ihrem Wunsch waren, Gott gemäß dem Wege der Wahrheit anzubeten.

Sampson Nyame und seine Freunde organisierten diese Leute zu einer Art Kirche, deren Zentrale sich in Osino, Akim Abuakwa, in der Nähe des Hauses Sampson Nyames, befand. Sie glaubten, daß sie mit der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung zusammenarbeiteten, und nannten sich daher „Bibelforscher“ und „Bibelerklärer“. Interessierte, die über die Gewandtheit staunten, mit der sie Bibeltexte gebrauchten gaben ihnen in Twi den Namen „Bible Nkyerasefo“, was wörtlich „Bibelausleger“ bedeutet. Der Name gefiel den Führern, da er mehr oder weniger eine Übersetzung der englischen Bezeichnung „Bibelerklärer“ war. Später wurde die Organisation „Gyidi“ oder „Glaube“ genannt.

Sampson Nyame, M. K. Twum und W. Otchere hatten überhaupt keine Kenntnis von der organisatorischen Struktur der Zeugen Jehovas und nahmen in ihre Kirche eine Menge unbiblischer Eigenarten der Adventisten und der Pfingstgemeinde auf. Bei Gruppengebeten behaupteten einige, den heiligen Geist empfangen zu haben, und redeten in Zungen. In Nkwatia wurden die Mitglieder gegenüber diesem Geist mißtrauisch und beteten zu Jehova, daß sie, wenn es tatsächlich sein heiliger Geist sei, den Wunsch hätten, daß er auf jedes Glied jener Gruppe komme und nicht nur auf einige wenige. Danach empfing niemand von ihnen jenen Geist.

Diese Art „Unkraut“ breitete sich schnell aus und fand in den Gebieten von Akim, Krobo, Kwahu und Ashanti eine große Anhängerschaft. Das Merkwürdige daran war jedoch, daß die Führer dieser Organisation ständig mit der Bibelstudiengruppe und dem Literaturdepot in Koforidua in Verbindung standen. Bruder A. W. Osei, ein Kolporteur, der die Verantwortung für die Gruppe und das Literaturdepot in Koforidua hatte, besuchte regelmäßig mit Sampson Nyame eine Reihe dieser Gruppen und ließ dort Veröffentlichungen der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung für ihren Versammlungsgebrauch zurück. Bis zum Ende der 1930er Jahre wurde jedoch kein Versuch gemacht, sie gemäß den organisatorischen Richtlinien der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung zu richtigen Bibelstudienklassen oder Versammlungen zu organisieren.

DIE CHRISTENHEIT SPÜRT DIE QUAL

Es war nicht zu erwarten, daß die Geistlichen der Christenheit den Angriff auf die falsche Religion hinnehmen würden, ohne irgendwelche unfairen Vergeltungsmaßnahmen zu planen. Die meisten derer, die damals in die Wahrheit kamen, stammten aus den Reihen der Christenheit, und sie kamen deshalb, weil die Wahrheit die Geistlichen als betrügerische Arbeiter bloßstellte. Diese Menschen hatten das Gefühl, ihr ganzes Leben lang an der Nase herumgeführt worden zu sein, und sie bedauerten es, Geld bezahlt zu haben, um die Geistlichen zu unterstützen. Unter diesen Umständen war es nur natürlich, daß sie sich der harten Wahrheiten bedienten und damit vergeltend die Geistlichen bombardierten, und zwar auf eine Weise, die heute von Personen, die in die Wahrheit kommen, als ziemlich taktlos bezeichnet werden mag.

Im Dezember 1930 sandte ein gewisser Bruder Norman einen Artikel des Goldenen Zeitalters über Weihnachten an den Redakteur des Gold Coast Weekly Spectator. Dieser Mann druckte den Artikel in seiner Zeitung vollständig ab. Im Januar 1931 sandte Bruder Norman einen weiteren Artikel ein, der überschrieben war: „Feiertage und ihr Ursprung“. Auch dieser Artikel wurde abgedruckt. Einige Wochen später schrieb ein Leser aus Peki an die Zeitung und forderte die Geistlichen auf, die in den Artikeln enthaltenen Erklärungen entweder zu widerlegen oder zu bestätigen. Natürlich kam keine Antwort, doch bei den Priestern braute sich Zorn auf die Brüder zusammen.

Im Juni 1931 drängte ein Rechtsanwalt, der eine Zeitung mit dem Titel Vox Populi herausgab, Eddy Addo, er solle einen Artikel über die Zauberei schreiben. Die Christenheit war nämlich über dieses Thema geteilter Ansicht und hatte ein Komitee von Geistlichen gebildet, das sich mit der Sache befassen und darüber beraten sollte, ob es Hexen gebe oder nicht. Der Artikel war überschrieben: „An das Zaubereikomitee“. Er enthielt etliche Enthüllungen, die die Geistlichen erzürnt haben müssen. Dessenungeachtet erhielt Eddy Addo aus dem entfernten Sekyedomase im Norden Ashantis einen Brief, datiert vom 27. Juli 1931. Darin stand: „Sehr geehrter Herr! Ich habe mit größtem Interesse Ihren Artikel vom 27. Juni mit dem Thema ,An das Zaubereikomitee‘ gelesen, und aus tiefstem Herzen möchte ich Ihnen, Mr. Addo, gratulieren. ... Meine Meinung richtet sich ebenso gegen die Zauberei, und ich habe oft genau dieselben Themen angeführt, auf die Sie sich in ihrem Artikel beziehen, welcher sich an die Frömmsten der Frommen wendet, die das Dasein von Hexen und deren Treiben leugnen.“

Es waren nicht nur die schmerzenden Schläge der Wahrheiten, die die Priester erzürnten. Sie verloren Anhänger. Aus diesem Grunde begannen sie die Brüder zu hassen und taten alles, was sie konnten, um ihnen zu widerstehen. In Jamase, etwa vierzig Kilometer nördlich von Jumasi, wurde ein weißer katholischer Priester in einem unbeherrschten Zornausbruch gegen Bruder Noah Adjei tätlich. An anderen Orten hetzten die Priester zu Pöbelaktionen auf oder suchten die Hilfe der Ortsbehörden, um die Brüder aus der Stadt zu jagen. In Obuasi machte ein katholischer Priester 1932 einen solchen Versuch, was sehr interessante Ergebnisse zur Folge hatte.

Obuasi war eine blühende Goldbergbaustadt in Ashanti. Michael Firempong, ein Polizist, der von I. D. Anaman in die Wahrheit gebracht worden war, war zum Oberwachtmeister befördert und in diese Stadt versetzt worden, wo er für die Bahnstation zuständig war. Er war noch nicht lange in Obuasi, und schon wurde die Stadt mit Literatur eingedeckt, die zum Teil auch in die Missionshäuser der Kirchen der Christenheit gelangte.

Eines Morgens gab Firempong dem Stationsvorsteher, einem Mitglied der katholischen Kirche, Zeugnis, als ein römisch-katholischer Priester erschien. „Sind Sie derjenige, der diese kommunistischen Schriften verbreitet?“ fragte er. „Neulich gelangten einige dieser Bücher ins Missionshaus, und ich hatte das Vergnügen, ein Feuerchen damit zu machen. Sie verbreiten in dieser Stadt kommunistische Propaganda. Ich werde mich wegen Ihrer Tätigkeit an den Bergwerksleiter wenden.“

Der Priester hielt Wort und schrieb einen sehr langen Bericht, in dem er vor dem Kommunismus warnte, der in der Stadt am Werke sei, und erklärte, man müsse „ihn im Keim ersticken“ und der große Polizeioberwachtmeister, der für die Bahnstation zuständig sei, sei der Agent. Der Bergwerksleiter sandte den Bericht sofort an den verantwortlichen Polizeichef von Ashanti weiter. Dieser sandte ihn an den verantwortlichen Polizeichef des Bezirks Obuasi.

Eines Morgens wurde Firempong ins Büro des Polizeichefs gerufen. Der Polizeichef wollte Exemplare der Bücher haben, die der Oberwachtmeister gelesen und in der Stadt verbreitet hatte. Dieser entsprach der Bitte und gab ein Paket mit den Büchern Befreiung, Die Harfe Gottes, Licht, Regierung und mehreren Broschüren ab. Er betete und setzte den Dienst fort.

Drei Monate später, als er nach Tarkwa versetzt worden war, wurden ihm die Bücher mit einer Mitteilung des Polizeichefs zurückgesandt, aus der hervorging, daß man nichts Kommunistisches darin gefunden hatte. An vielen Stellen waren die Veröffentlichungen gekennzeichnet, angehakt und unterstrichen worden. Offensichtlich hatte der Polizeichef sie unter hohen Regierungsbeamten weitergehen lassen, damit sie sie lasen und sich dazu äußerten. Natürlich war Oberwachtmeister Firempong überglücklich, zu sehen, daß die Pläne des katholischen Priesters dazu geführt hatten, daß die Veröffentlichungen in hohen Regierungskreisen gelesen worden waren.

Es gab überall im Lande viele solche Vorfälle, bei denen die Bemühungen der Geistlichen, die Wahrheit zu unterdrücken, fehlschlugen. Es nützte ihnen nichts, wenn sie ihrer Herde sagten, sie sollte nicht auf die Brüder hören; dies weckte nur die Neugier und gab Anlaß zu Fragen. Ein enttäuschter anglikanischer Priester kam in Accra zu Bruder J. B. Commey und protestierte: „Warum hört ihr nicht mit diesem Unsinn auf? Euretwegen stellen mir die Frauen dumme Fragen.“

Nach einiger Zeit sahen die Geistlichen, daß sie den symbolischen Heuschrecken, die auf ihrer religiösen Weide Verheerungen anrichteten, nicht gewachsen waren. (Joel 1:4) Auch konnten sie nicht die symbolischen Pferde in Schach halten, die sie links, rechts, hinten und vorn stachen. (Offb. 9:7-10) Daher suchte die als Christenrat bezeichnete protestantische Organisation in einem verzweifelten Schritt die Hilfe der Kolonialregierung, damit Bruder W. R. Brown, der das Werk von Nigeria aus leitete, zur „Persona non grata“ erklärt wurde.

Danach wurde ein nicht bekanntgemachtes Verbot über die weitere Einfuhr und Verbreitung der Veröffentlichungen der Gesellschaft verhängt. Hierbei berief man sich auf den Paragraphen 27(1) (a) (ii) der Zollverordnung aus dem Jahre 1923, durch den die Zollbehörden bevollmächtigt wurden, irgendwelche „Bücher, Zeitungen und Drucksachen“ zu beschlagnahmen und zurückzubehalten, „die nach Ansicht des Kontrollbeamten (vorbehaltlich irgendeiner Anordnung des Gouverneurs) staatsgefährdend, verleumderisch, anstößig oder demoralisierend sind“. Alle Veröffentlichungen der Watch Tower Society und der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung wurden so eingestuft. Das war im Jahre 1936. Die Geistlichen der Christenheit freuten sich. Sie glaubten, sie hätten dem Werk der Zeugen Jehovas ein Ende bereitet.

VERBOT UND EINSCHRÄNKUNGEN

Das Verbot einer weiteren Einreise W. R. Browns wurde den Brüdern an der Goldküste zu der Zeit, da der Entscheid gefällt wurde, nicht mitgeteilt. Wie erfuhren sie davon? Bruder Brown selbst erklärt:

„In unserem letztjährigen Bericht [Dienstjahr 1936] ... vermerkten wir, daß wir den Entschluß gefaßt hatten, in diesem Jahr mehr Stunden aufzubringen und den letztjährigen Bücher- und Broschürenumsatz nach Möglichkeit zu verdreifachen. Deshalb planten wir an der Goldküste eine Schallplattentour mit dem Tonwagen, beginnend mit der ,Schlachtruf‘-Periode vom 3. bis 11. Oktober 1936.

Wir bestellten in Brooklyn 20 000 Broschüren Wer wird die Welt beherrschen? und 20 000 Broschüren Regierung, die direkt an die Goldküste zu verschiffen waren. Am 1. Oktober fuhren wir zusammen mit dem Tonwagen und 40 Kartons Bücher und Broschüren per Schiff von Lagos ab und kamen einen Tag vor Beginn der Zeugniszeit in Accra an. Bei Ankunft des Dampfers in Accra gingen der Tonwagen und die 40 Kartons an Land, noch ehe der Einwanderungsbeamte an Deck kam. Als dieser angelangt war, traten alle ausländischen Fahrgäste mit ihren Pässen vor ihm an. Auch ich übergab meinen Paß und wurde aufgefordert, zu warten, bis er alle Fahrgäste abgefertigt habe, worauf er mich rufen ließ und mir mitteilte, daß man mir nicht gestatten werde, an der Goldküste an Land zu gehen. Als die Brüder, die mich an Land erwarteten, das hörten, wurden sie bei dem Einwanderungsbeamten vorstellig und boten sechzig Pfund Sterling Landungskaution für mich, doch das wurde abgelehnt. Am darauffolgenden Tage wurde ich mit Auto und Gepäck auf ein anderes Schiff gebracht, das nach Lagos zurückging, und mußte auch die Rückfahrt bezahlen.

Später erfuhren wir, daß der sogenannte ,Christenrat‘ von dort beschlossen hatte, den Vertreter der Gesellschaft an weiterer Betätigung im Gebiet der Goldküste zu hindern, und zwar wegen der guten Aufnahme, die er vor einem Jahr beim Volk und auch bei den Zeitungen gefunden hatte, als Richter Rutherfords Vorträge vor einem gedrängt vollen Haus von etwa 2 000 Seelen gehalten wurden.“

Am 17. Februar 1937 ersuchten die Brüder den Gouverneur, Sir Arnold Hodson, die Büchersendung freizugeben, die einen Monat nachdem Bruder Brown die Einreise verweigert worden war, an die Goldküste gesandt, aber von den Zollbehörden verboten worden war. Der Kontrollbeamte hatte die Sendung in Verwahrung. Die Antwort des Gouverneurs unter dem Datum vom 18. März besagte, daß die Schriften aufgrund der Gesetze der Goldküste beschlagnahmt worden seien und daß er nicht die Absicht habe, die Entscheidung des Zollkontrollbeamten in dieser Angelegenheit umzustoßen. Später, im Juni 1937, wurden die 69 Kartons mit 22 245 Schriften verbrannt.

Das Zweigbüro in Lagos wies die Brüder an der Goldküste sogleich an, sich mit einem Rechtsanwalt in Verbindung zu setzen, um zu sehen, was unternommen werden konnte, um Schadenersatz zu erhalten.

Der Fehler lag nicht an der Zollverordnung als solcher, sondern vielmehr an dem Vorurteil und an der Böswilligkeit, mit denen sie angewandt wurde. Allem Anschein nach waren der Zollkontrollbeamte und seine Leute gut davor geschützt, wegen der Anwendung der Verordnung verklagt zu werden, und dies war auf die Vorsicht des Gouverneurs zurückzuführen.

Am 24. August 1937 schrieb der Rechtsanwalt an Bruder Brown in Lagos und fügte Kopien des Schriftwechsels zwischen ihm und der Regierung bei. Er schrieb:

„Es ist klar, daß der Kolonialminister wegen gewisser Folgen, die sich wahrscheinlich ergeben hätten, in seinem Brief nicht direkt auf den Kern der Sache eingegangen ist, die dem Gouverneur unterbreitet wurde. Es besteht daher für uns die Möglichkeit, Schritte zu unternehmen, die die Regierung veranlassen mögen, uns eine befriedigende Antwort zu geben. Außerdem ist es — obwohl ich den Gedanken, in der ganzen Angelegenheit eine Petition an den Gouverneur zu richten, nicht aufgegeben habe — höchst unwahrscheinlich, daß, sofern von außen her kein Druck auf die Regierung der Goldküste ausgeübt wird, in Accra irgendwelche freiwilligen Schritte unternommen werden, dem für die Goldküste zuständigen Zweig Ihrer Gesellschaft gebührenden Schadenersatz zu leisten.“

Dann erklärte er, er wolle eine Umfrage durchführen, um die öffentliche Meinung in Verbindung mit den Veröffentlichungen und der Betätigung der Brüder im Lande festzustellen. Diese Umfrage wollte er mit in die Petition aufnehmen. Er setzte die Petition auf und ließ sie von den Brüdern überprüfen. Als sie für gut befunden worden war, wurde ihr die endgültige Fassung gegeben, und dann wurde sie dem Gouverneur unterbreitet. Die Antwort kam am 26. Januar 1938, und darin hieß es: „Seine Exzellenz hat die Petition Ihres Klienten, der Watch Tower Bible and Tract Society, Zweigbüro Goldküste, sorgfältig erwogen und ist nicht bereit, irgendeine allgemeine Erklärung abzugeben, wie sie in Absatz 18 der Petition gefordert wird.“

TONWAGEN BRINGT DEN FEIND AUS DER FASSUNG

Später sandte W. R. Brown S. Ogunde mit einem Tonwagen, der für die Verbreitung der Königreichsbotschaft eingesetzt werden sollte, an die Goldküste. Schon die Tatsache, daß der Tonwagen im Lande etwas Neues war, verbunden mit der herkömmlichen afrikanischen Neugier, sicherte sogleich den Erfolg des Feldzuges. Die Menschen führten damals ein einfaches Leben und hatten viel Zeit, doch gab es, besonders in den ländlichen Gegenden, nur sehr begrenzte Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung. Wenn irgend etwas Ungewöhnliches ertönte, eilte der Afrikaner auf die Straße. Unter solchen Menschen in ihrer zwanglosen Art zog der Tonwagen mit seiner fremdartigen Musik und den Predigten, an denen das Besondere „die Stimme des Europäers“ war, die Massen an. Obwohl viele unter ihnen nur neugierig und nicht wirklich interessiert waren, wurde durch ihr zahlreiches Erscheinen die mit dem Tonwagen durchgeführte Tätigkeit gut bekanntgemacht. Wie reagierten die Geistlichen darauf? Bruder Ogunde berichtet:

„Die Inschrift ,Königreichsbotschaft‘ an den Lautsprechern — etwas, was zum erstenmal an der Goldküste zu sehen war — versetzte die Geistlichen in Zorn, und sie waren entsetzt, wenn sie die Übertragung der Vorträge Richter Rutherfords hörten. Sie veranlaßten die Behörden, uns zu verfolgen, so daß wir sowohl in der Zentral- als auch in der Westprovinz mehrmals vor die Polizeichefs gerufen und davor gewarnt wurden, mit dem Tonwagen zu arbeiten. Da es kein Gesetz gab, das uns daran hinderte, mit dem Tonwagen zu arbeiten, verließen wir die größeren Städte und gaben an anderen Orten weiter Zeugnis. Einmal drohte der Zulassungsbeamte in Takoradi in der Westprovinz, die Zulassung für unseren Wagen zu streichen, wenn er noch einmal den Lautsprecher darauf sehen würde, und wir taten alles, damit er ihn nicht sah.“

Über die Gesamtergebnisse heißt es in Bruder Ogundes Bericht weiter: „Personen guten Willens bekundeten großes Interesse und große Wertschätzung für die durch den Tonwagen übermittelte Königreichsbotschaft, und in drei Monaten gaben wir über 100 gebundene Bücher und über 20 000 Broschüren ab. Satan hat durch seine sichtbaren Vertreter die Regierung der Goldküste jetzt veranlaßt, Unheil zu schmieden und ein Gesetz zu erlassen, gemäß dem kein Kraftfahrzeug an der Goldküste mit einem Lautsprecher versehen werden darf, ohne daß vorher von der Behörde eine Erlaubnis eingeholt worden ist.“ Damit endete der Tonwagen-Feldzug.

PLATTENSPIELER UND SPRACHROHRE

Ehe Bruder Brown zur Zeit seines kurzen Besuches im Jahre 1938 des Landes verwiesen wurde, konnte er drei Plattenspieler und Sätze mit Grammophonpredigten bei Bruder A. W. Osei und Bruder J. B. Commey zurücklassen. Mit Hilfe dieser neuen Ausrüstung konnten die Brüder viele Städte erreichen und jeweils zu großen Menschenmengen sprechen.

In Konongo holte Polizeiinspektor Doe im Jahre 1944 eine Anzahl Brüder zusammen und hielt sie auf der Polizeistelle fest, ohne daß eine Anklage gegen sie erhoben worden war. Dies geschah fast jede Woche, und zwar ausgerechnet dann, wenn die Brüder in den Predigtdienst gehen wollten. Eines Tages standen die Brüder dem Inspektor in seiner Wohnung gegenüber. Der Mann holte aus seiner Bibliothek das Buch Regierung und die Broschüre Weltweiter Krieg nahe. Er sprach davon, wie gern er diese Veröffentlichungen lese, daß er sich nie davon trennen wolle, weil sie sehr gut seien und die Wahrheit enthielten usw. Die Brüder sagten ihm, in jenen Büchern sei dieselbe Botschaft enthalten, die sie predigten.

„Ich weiß“, sagte er.

„Warum machen Sie uns denn dann Schwierigkeiten?“

„Der katholische Priester ist es, der euch Schwierigkeiten macht.“

„Warum?“

„Er sagt, zwei seiner Anhänger hätten sich euch angeschlossen und sofern man euch nicht aus der Stadt hinausekeln würde, würde seine Kirche zusammenbrechen.“

„Sind Sie seiner Meinung?“

„Was er sagt, stimmt, aber ich weiß, daß ich ihn nicht unterstützen sollte. Ich werde es auch nicht mehr tun.“

Bruder Eric Adu Kumi berichtet, von jenem Tage an hätte ihnen Inspektor Doe keine Schwierigkeiten mehr bereitet. Ja, er gestattete, daß die Brüder ihre Post im Postamt über den Briefkasten der Polizei erhielten, damit der Feind keine Veröffentlichungen, die sie empfingen, vernichten konnte.

Ende der 1930er Jahre gab es im Lande nur drei Plattenspieler. Die Brüder dachten sich daher selbst etwas aus. Sie schnitten und löteten aus Weißblech oder anderem Blech große Trichter, die ihnen als Sprachrohre dienten. Diese wurden von den Brüdern als „Hörner“ oder Megaphone bezeichnet und dazu verwendet, in den Dörfern und Städten zu großen Menschenmengen zu sprechen. Über dieses Gerät sagt Bruder K. Gyasi, der viel Erfahrung damit gehabt hat: „Es eignete sich sehr gut wegen seiner Reichweite, und es war für uns damals der leistungsfähigste Lautsprecher.“

Überall, wohin die Sprachrohre kamen, eilten die Leute aus ihren Häusern und ließen sogar das Essen stehen, um das Wort Gottes aus dem „seltsamen Horn“ zu hören. Mit seiner Hilfe konnten die Brüder in einem großen Teil des damals nicht zugeteilten Gebietes mit dem Werk beginnen und Versammlungen und Gruppen gründen. Es half den Brüdern auch insofern, als die vielen interessanten Erfahrungen, bei denen sie manchmal Gewalttätigkeiten erdulden mußten, ihren Eifer und Glauben stärkten. Bruder Anaman erinnert sich an folgendes:

Irgendwann im Jahre 1943, als sich sein Vater, der in der presbyterianischen Kirche tätig gewesen war, zur Ruhe gesetzt hatte und sich in Kwanyaku, seiner Heimatstadt, befand, entschloß er sich, ihn zu besuchen. Er benachrichtigte J. O. Blankson und E. K. Paning, damit sie mit ihm zusammen das Gebiet bearbeiteten.

Eines Morgens nahmen diese drei Brüder etwa um 5 Uhr das Megaphon und begaben sich dorthin, wo das sogenannte Christenviertel oder „Salem“ an den übrigen Teil der Stadt grenzte, und begannen mit einem Vortrag. „Salem“ geriet in Aufregung. Opanin Birikuran, Presbyter der presbyterianischen Kirche, und der presbyterianische Schulleiter kamen aus ihren Häusern. Der Presbyter stürzte sich auf Bruder Anaman und ergriff das Megaphon.

„Ihr dürft hier nicht predigen“, sagte er.

„Warum nicht?“ wollte Anaman wissen.

„Dieses Gebiet gehört mir. Geht ihr zu den Heiden.“

Anaman wandte sich an den Schulleiter und fragte auf englisch: „Was ist denn verkehrt an dem, was ich gesagt habe?“

„Es war wirklich eine vernünftige Erklärung der Bibel“, erwiderte der Mann.

„Warum hindert ihr uns dann zu predigen?“

Der Presbyter, der kein Englisch konnte, unterbrach und sagte: „Ich sage euch: Fort von hier! Ihr habt kein Recht, hier zu sprechen. Dieses Gebiet gehört mir!“

„Gehören Ihnen denn auch die Leute?“

„Ja, das sind meine Schafe. Geht ihr hier weg!“

Bruder Blankson kam herbei und erklärte, daß in einem solchen Fall Jesu Anweisung angebracht sei, ‘den Staub von den Füßen zu schütteln’. „Also werden wir den Staub von unseren Füßen schütteln. Wir gehen zu den Heiden. Aber ihr sollt heute wissen, daß es für euch am Gerichtstag schlimmer sein wird als für Sodom und Gomorra!“ Damit gingen sie in den heidnischen Teil der Stadt.

Aufgrund dieses Erlebnisses packte den Presbyter eine grausige Furcht. Bei Sonnenaufgang ging er zu Bruder Anamans Vater und beschwerte sich bei ihm, indem er sagte, Anamans Sohn und seine Begleiter hätten ihn verflucht und sie sollten veranlaßt werden, den Fluch aufzuheben. Der im Ruhestand lebende Geistliche wies den Presbyter zurecht, weil er das Predigen des Wortes Gottes behindert hatte. Durch einen merkwürdigen Zufall starb der Presbyter plötzlich am nächsten Morgen. Bruder Anaman berichtet: „Große Furcht befiel die Menschen, und die Türen öffneten sich nun ohne weiteres.“

Im großen und ganzen waren die Heiden in den Dörfern günstig eingestellt und hörten sich die Botschaft an. Trotzdem bereiteten sie den Brüdern manchmal Schwierigkeiten. In Akoti, einem Dorf in der Nähe von Asesewa im Gebiet von Krobo, wurden Bruder E. T. Quaye und andere geschlagen und in eine schmutzige Zelle im Palast des Häuptlings geworfen, weil sie Gottes Urteil über heidnische Götter gepredigt hatten.

BIBELAUSLEGER GEHEN ZUR REINEN ANBETUNG ÜBER

Eine Tätigkeit, die den Segen Jehovas über die Organisation brachte, war die Zurechtbringung der sogenannten Bibelausleger. Dies begann in den letzten drei oder vier Jahren der 1930er Jahre. Es waren schon vorher vereinzelt Versuche unternommen worden, aber diesmal ging man systematisch vor, um den Auslegern zu helfen, ihrem Eifer Erkenntnis hinzuzufügen und ihrer Predigttätigkeit das richtige Ziel zu geben. Zu diesem Zweck wurden vereinte Bemühungen angestellt.

Es war nicht leicht, aber durch Liebe und Geduld siegte die Wahrheit. Sie nahmen den Wechsel als Gruppe vor, mit Ausnahme einiger weniger, die zurückblieben. Keiner der wenigen, die sich weigerten, den Wechsel vorzunehmen, konnte die Organisation aufrechterhalten. Die „Kirche“ der Bibelausleger hörte daher von 1940 an auf zu bestehen.

Ihre Führer, Sampson Nyame, W. Otchere und M. K. Twum, nahmen alle den Pionierdienst auf. Dieser Segen brachte zusätzliche Hirtenverpflichtungen mit sich. Hierdurch waren ganz plötzlich viele Analphabeten vom Lande in die Organisation geströmt. Sie mußten Gottes Wort studieren, um zur Reife zu gelangen. Aber wie, wenn sie nicht selbst lesen konnten?

Es gab unter den gebildeten Brüdern viele, die wahre Liebe zu diesen Landbewohnern hatten. Sie richteten in den Versammlungen und in Privatwohnungen Klassen für den Unterricht im Lesen und Schreiben ein, und zwar besonders vom Jahre 1937 an. Der Fortschritt war einfach wunderbar. Einige machten innerhalb von zwei Monaten so weit Fortschritte, daß sie die Bibel lesen konnten. Darüber hinaus lernten einige sogar Englisch sprechen, lesen und schreiben, und zwar ausgezeichnet.

Solche Personen wurden in der Organisation sehr nützlich; sie dienten in den Versammlungen in verschiedenen Stellungen und nahmen sich auch der Versammlungszusammenkünfte an, denen damals hauptsächlich englische Veröffentlichungen zugrunde lagen.

Da den Freunden nun gesagt wurde, mit dem Brauch der Christenheit zu brechen und nicht mehr als Zeichen dafür, daß die Versammlung zur Anbetung zusammenkommen sollte, die Glocken zu läuten, entstand ein anderes Problem. Wie sollten diese Dorfbewohner, von denen die meisten Analphabeten waren, wissen, wann die Zeit für die Zusammenkünfte da war?

Nun, die einfachste Lösung bestand darin, einen der wenigen, die in einer solchen ländlichen Gesellschaft eine Uhr besaßen, zu bitten, sich rechtzeitig am Königreichssaal einzufinden, damit andere aufgrund der Zeit seines Eintreffens wußten, wie spät es war. Eine andere Möglichkeit war die, wieder zur einfachen Sonnenuhr zurückzukehren. Den Leuten wurde gesagt, sie sollten auf das Läuten der Glocke der Dorfschule hören, die zwischen 7 Uhr und 16 Uhr stündlich schlug. Dann sollten sie die Stellen kennzeichnen, die der Schatten ihres Hauses, eines Baumes vor dem Haus oder irgendeines anderen feststehenden Gegenstandes zu den verschiedenen Zeiten berührte, so daß sie in etwa wußten, wie der Schatten im Verhältnis zu der vergangenen Zeit „weiterging“.

Ähnliche Vorkehrungen wurden getroffen, um ihnen zu helfen, Aufzeichnungen über ihre Tätigkeit im Predigtdienst zu führen und diese in der Versammlung zu berichten. Da natürlich immer mehr Freunde lesen lernten und sich eine Uhr kauften, begann sich das Problem allmählich zu lösen.

Auf der ganzen Einrichtung ruhte der Segen Jehovas, so daß die Anzahl derer, die über ihren Predigtdienst berichteten, von weniger als 50 im Jahre 1936 auf 500 anstieg, die 1946 in 33 Versammlungen arbeiteten.

ZUNAHME DER SCHWIERIGKEITEN IM ZWEITEN WELTKRIEG

Als im Jahre 1939 der Krieg ausbrach, wurden die bereits strengen Maßnahmen, die die Behörden gegen die Brüder ergriffen hatten, noch unerträglicher. Unter diesen Umständen entschlossen sich einige Brüder, besonders diejenigen in Kumasi, die bereits als „Aufwiegler der Hornissen“ gebrandmarkt wurden, die Offensive zu ergreifen, statt zu warten und erst zu kämpfen, wenn sie in die Enge getrieben worden wären.

Als daher im Jahre 1939 in der Zeitschrift Trost eine Artikelserie unter dem Thema „Der Papst und der Krieg“ zu erscheinen begann, beschlossen die Brüder Anaman, Blankson und Quansah, alle vierzig Verbreiterexemplare, die sie erhielten, an führende Geistliche und Regierungsbeamte des Landes, einschließlich des Gouverneurs, zu schicken. Sie begannen mit der Ausgabe, die den ersten Teil der Serie enthielt.

Einige Wochen nach dieser Sonderverbreitung sprach ein Polizist im Büro von Bruder Anaman vor. Er sagte, der Polizeichef, der der römisch-katholischen Kirche angehörte, wolle ihn sprechen.

Kurz danach kam auch J. G. Quansah ins Büro von Bruder Anaman. Als er erfuhr, was vorgefallen war, lief er zur Polizeiwache und kam dort vor Anaman und dem Polizisten an. Er folgte ihnen ins Büro, wo sie den feindlichgesinnten, grimmig aussehenden Polizeichef trafen, der an seinem Schreibtisch saß.

„Haben Sie mir das geschickt?“ fragte er und zeigte dabei die Zeitschrift Trost. Er hatte wirklich einen drohenden Gesichtsausdruck. Die Frage war an Anaman gerichtet, und Quansah stand ungeduldig da, als Anaman die Worte hervorbrachte: „Ich bin einer von denen, die es geschickt haben.“ Noch war das letzte Wort auf Anamans Lippen, da rief Quansah von hinten:

„Ich bin auch einer von ihnen, und hier ist der zweite Teil!“ Während er sprach, warf er die neue Zeitschrift auf den Tisch des Polizeichefs.

Der Polizeichef war überrascht, völlig verblüfft. Offensichtlich hatte er vorgehabt, den Bruder mit Drohungen einzuschüchtern, damit er sich aus Angst fügen würde. Er hätte nie mit einer solchen Kühnheit der Zeugen Jehovas gerechnet. Er suchte nach Worten, als ob er den Faden verloren hätte. Er notierte sich nur die Anschriften der Brüder und ließ sie gehen, sehr zur Verwunderung der jüngeren Beamten.

Die Presse war damals an der Goldküste sehr liberal und gegenüber der Sache der Brüder günstig eingestellt. In seinem Bericht über das Dienstjahr 1939 hatte der Zweigaufseher für jenes Gebiet folgendes zu sagen:

„Ein anderes Mittel, durch das die Zeugnistätigkeit hier verrichtet wird, ein Mittel, für das der Herr zweifellos selbst gesorgt hat, ist die Presse. Täglich wird uns eine Spalte für die Artikel ,Schau den Tatsachen ins Auge‘ eingeräumt. Schriften von Bruder Rutherford werden abgedruckt, und diese haben nicht nur bewirkt, daß die Hierarchie wild geworden ist, sondern daß sie auch heult, wie es in der Heiligen Schrift gesagt wird. Viele haben durch die Presse die Wahrheit kennengelernt.“

Die Gegner bedienten sich der Catholic Voice, um papageienhaft die Lüge zu wiederholen, die Brüder seien Kommunisten und würden Unehrerbietigkeit gegenüber der britischen Regierung fördern. Deshalb kamen während einer Zusammenkunft Polizisten in Zivil in den Königreichssaal in Kumasi. Die Brüder erkannten, wer die Fremden waren, und führten zu ihrem Nutzen ein unvorbereitetes Programm durch. In Form von Fragen und Antworten verlief die Zusammenkunft wie folgt:

Fr.: „Es wird berichtet, daß ihr gegenüber der britischen Regierung respektlos seid und sie mißachtet und daß ihr versucht, euer eigenes Königreich aufzurichten. Stimmt das?“

Antw.: „Nein! Die britische Regierung ist eine von Menschen eingesetzte Regierung wie jede andere Regierung, die es heute auf Erden gibt. Was wir wünschen, ist Gottes himmlisches Königreich.“

Fr.: „Ist es nicht staatsgefährdend, für Gottes Königreich einzutreten?“

Antw.: „Wieso? Die Könige und Königinnen von England beten doch selbst um das Kommen des Königreiches Gottes. ,Dein Reich komme‘ sagen sie im Gebet des Herrn. Können sie der Staatsgefährdung beschuldigt werden?“

(Die Polizisten nickten einsichtsvoll. Das Programm ging weiter.)

Fr.: „Aber warum greift ihr besonders die katholische Kirche an?“

Antw.: „Sehen Sie einmal, was in der Bibel des Königs, in der Authorized King James Version, in der Einführung steht. Dort lesen wir: ,Wenn wir also einerseits von papistischen Personen im In- oder Ausland verleumdet werden, die uns beschimpfen wollen, weil wir schwache Werkzeuge sind, um Gottes heilige Wahrheit den Menschen, die sie gern in Unwissenheit und Finsternis halten möchten, immer mehr bekanntwerden zu lassen ...‘ Sie sehen also, daß der König von England selbst und seine Gelehrten mit dem, was wir sagen, übereinstimmen, nämlich daß die ,papistischen Personen‘ der katholischen Kirche den Wunsch haben den Menschen ,Gottes heilige Wahrheit‘ vorzuenthalten und sie in geistiger Finsternis zu halten. Uns dann zu beschimpfen, weil wir es wagen, den Schaden zu beheben, den sie angerichtet haben und weiter anrichten, ist ungerecht. Dies ist bestimmt der einzige Grund, warum die Hierarchie Polizisten hinter uns herschickt.“

Wieder nickten die Polizisten zustimmend. Nach dieser einstündigen lebhaften Unterhaltung wurden die Polizisten den Beamten gleich, die ausgesandt worden waren, um Jesus zu verhaften — sie kehrten zurück, ohne jemand verhaftet zu haben. — Joh. 7:32, 45, 46.

Am nächsten Tag traf Bruder Quansah den Oberwachtmeister auf der Straße. Er sagte: „Wir haben einen guten Bericht für euch eingereicht. Nur habt ihr die katholische Kirche zum Feind.“ In den Zusammenkünften waren keine Polizisten in Zivil mehr zu sehen.

DIE KRIEGSMASSNAHMEN

Am 16. Juni 1941 ließ der Gouverneur der Goldküste, Sir Arnold Hodson, in der Gazette eine Verordnung veröffentlichen, die als „Wehrpflichtverordnung 1941“ bezeichnet wurde. Sie besagte, daß „jeder männliche britische Staatsbürger und jeder unter britischem Schutz stehende oder als unter britischem Schutz stehend behandelte Mann, der das Alter von achtzehn Jahren erreicht und das Alter von fünfundvierzig Jahren noch nicht erreicht hat und der seinen ständigen Wohnsitz an der Goldküste hat“, wehrdienstpflichtig sei.

Im Jahre 1940 übersetzten die Brüder in Kumasi den Artikel aus dem Watchtower vom 1. November 1939 über „Neutralität“ in Twi. Vervielfältigte Exemplare wurden an viele Versammlungen des Landes, in denen Twi gesprochen wurde, gesandt. Danach wurde im Jahre 1941 ein Artikel aus der Zeitschrift Trost mit dem Thema „Wen fürchtest du?“ übersetzt, den die Versammlungen, in denen Twi gesprochen wurde, ebenfalls erhielten.

Im Jahre 1941 richteten es die Brüder in Kumasi ein, mehrere Wochenenden damit zu verbringen, diese Artikel mit den Brüdern in Safo und Asonomaso studieren. Da sie auf diese Weise durch Erkenntnis gestärkt waren, konnten sie selbst entscheiden, was in Übereinstimmung mit ihrer neutralen Haltung hinsichtlich des Krieges und der Erklärung des Gouverneurs zu tun war. Sie weigerten sich, etwas zu dem Geld beizusteuern, das für den Kauf von Spitfire-Flugzeugen eingezogen wurde, die im Krieg verwendet werden sollten. Dies bewirkte, daß Haß in Form von Verfolgung gegen sie ausbrach.

Der Feind versuchte, die Häuptlinge von Kwahu aufzuhetzen, damit sie die Zeugen verfolgten. Geistliche, führende Kirchenmitglieder und andere einflußreiche Männer in jener Gegend stellten die Brüder vor dem Oberhäuptling falsch dar. Es hieß, sie seien Personen, die gegen den König von Ashanti rebelliert hätten und vor seinem Zorn hätten fliehen müssen. Solche Leute, so hieß es, seien von Jehovas Zeugen in ihrer Mitte aufgenommen worden, um die Obrigkeit in jener Gegend zu stürzen.

Der Oberhäuptling setzte sich mit den Unterhäuptlingen zusammen, um die Angelegenheit zu besprechen. Sie hatten sich schon beinahe entschlossen, die Flüchtlinge auszuweisen und die Tätigkeit der einheimischen Zeugen zu verbieten, als der Häuptling von Obo aufstand und im wesentlichen folgendes sagte: „Diese Leute sind Prediger des Wortes Gottes. Sie zwingen niemand, ihnen zuzuhören oder sich ihrer Kirche anzuschließen. Sie sind anders als alle Kirchen, die wir kennen, und es mag ohne weiteres sein, daß sie die wahren Anbeter Gottes sind und daß Gott sie unterstützt. Ihr solltet daher achtgeben, was ihr mit ihnen tut. Ich selbst werde mich an nichts beteiligen, was einem Kampf gegen den Willen Gottes gleichkommen mag.“

Das versetzte die Häuptlinge in Schrecken und brachte die Zusammenkunft zum Abschluß. Dennoch begannen einige von ihnen, da sie sahen, daß sie insgesamt eine Niederlage erlitten hatten, in ihren eigenen Städten Ränke gegen die Brüder zu schmieden. Der Häuptling von Nkwatia war darin besonders aktiv. Er ließ zwei Brüder für zwei Monate ins Gefängnis werfen, und auf sein Betreiben hin wurde Bruder Anaman mehrere Male von der Polizei abgeholt und verhört.

Hier wurden die Brüder auch vor dem Bezirkskommissar falsch dargestellt. Er ließ sie in sein Büro in Mpraeso kommen und verhörte sie. Als sie ihm ihre Neutralität erklärten, enttäuschte er die Verfolger sehr. Er sagte den Brüdern:

„Ich weiß, daß das auch in England der Standpunkt der Zeugen Jehovas ist. Geht nach Hause, aber haltet andere auf keinen Fall davon ab, die Kriegsmaßnahmen zu unterstützen.“

Die Feinde hetzten weiter, bis sie den Oberhäuptling dazu brachten, die Brüder wieder vor sich rufen zu lassen. Diesmal wurden die Brüder beschuldigt, keine Steuern bezahlt zu haben. Man stelle sich die Situation vor, als alle Brüder an Ort und Stelle ihre Quittungen für die laufende Grundabgabe (Gemeindeförderungssteuer) vorzeigten. Das brachte eine Reihe der Gegner zum Schweigen, da sie selbst diese Grundabgabe nicht bezahlt hatten.

Bei dieser Gelegenheit stand der Hauptmann des Heeres des Häuptlings, herkömmlicherweise Osafohene genannt, auf und sagte zu den Versammelten:

„Wie ihr wohl wißt, haben auch wir Götter und Fetische, die uns gewisse Tabus und Einschränkungen auferlegen. Es heißt ja: ,Niemand soll einen anderen zwingen, die Tabus seines Fetisches außer acht zu lassen.‘ Wenn daher diese Anbeter Jehovas sagen, der Krieg sei durch Erlaß ihres Gottes ein Tabu, so sage ich, daß wir sie in Ruhe lassen sollten. Wir sollten uns hüten, sie zu zwingen, die Gesetze ihres Gottes zu verletzen.“

DAS ERGEBNIS DER VERFOLGUNG

Nun, zu welchem Ergebnis führte die Verfolgung? Die Verfolgung erwies sich in vielerlei Hinsicht für das Werk im Lande als ein Segen. Zum einen kamen dadurch viele verschleppte Brüder in entlegenes Gebiet, wo sie mit dem Werk beginnen konnten. Das führte zur Gründung vieler neuer Versammlungen, und außerdem wurden die alten Versammlungen gestärkt.

Zum anderen wurde dem Widerstand, der von den Zwillingsdörfern Safo und Asonomaso ausging, ein für allemal ein Ende bereitet. Viele der dortigen Bewohner hatten erwartet, daß die Brüder nach ihrer Rückkehr aus dem Gefängnis viel Lärm schlagen und umhergehen würden, um Böses mit Bösem zu vergelten. Als sie das nicht taten, sondern statt dessen von Haus zu Haus gingen und alle begrüßten und mit ihnen plauderten, waren die Dorfbewohner erstaunt. Viele Ohren begannen sich der guten Botschaft zu öffnen. Doch das war nicht alles.

Nach der Verfolgung wurden einige der führenden Verfolger von schweren Mißgeschicken heimgesucht, die von den Animisten sogleich mit der Verfolgung der wahren Christen in Verbindung gebracht wurden. Einer der Hauptverantwortlichen dafür, daß die Brüder in Asonomaso geschlagen wurden, Opanin Kwabena Saara, fiel von einer großen Funtumia (einem Gummibaum) und starb. Zwei der Gerichtsbeamten, die die Brüder verhört und verspottet hatten, starben auf mysteriöse Weise. Polizeiwachtmeister Fodwoo, der gesagt hatte, er selbst würde J. F. Rutherford ins Gefängnis werfen, wenn dieser an der Goldküste wäre, wurde drei Tage nach dieser Äußerung entlassen.

Die heidnischen Gegner brachten diese und viele andere Dinge miteinander in Verbindung und sagten: „Ja wirklich, Gott ist mit diesen Menschen!“ Als Ergebnis kamen einige in die Wahrheit, wie folgendes Beispiel zeigt.

Zwei Boten vom Asantehene waren gekommen, um den Häuptling von Asonomaso aufzusuchen. Nachdem sie ihren offiziellen Auftrag erledigt hatten, blieben sie bei einem Mann mittleren Alters und seiner Frau stehen, die vor ihrem Haus die Abendbrise genossen. Die Boten sagten: „Wir möchten dich gern etwas fragen; aber entschuldige bitte, wenn wir zunächst gern wissen würden, ob du aus dieser Stadt stammst.“

Als der Mann das bejahte, fuhren sie fort:

„Vor einigen Monaten hat Nana, der König von Ashanti, eine Reihe Zeugen Jehovas verhaftet, die sich weigerten, die Kriegssteuer zu zahlen. Nana selbst schlug einige von ihnen, aber wie du weißt, bleibt kein Mensch am Leben, auf den ,Der, der auf Gold sitzt‘ [der König] auch nur mit dem Finger zeigt. Also sage uns bitte: Wie lange dauerte es, bis diese Männer starben, nachdem sie nach Hause gekommen waren?“

Es wurde ihnen versichert, daß keiner der Männer gestorben war. Sie erwiderten: „Nun, wir glauben nicht, daß du weißt, wovon wir reden.“

Der Mann erklärte, er wisse es; er sei der Sohn des Häuptlings von Asonomaso und Kwadwo Owusu, einer der Männer, die vom Asantehene so behandelt worden seien, sei sein Schwager. Er zeigte auf seine Frau und sagte: „Seht, seine Schwester!“

Die Männer waren erstaunt. „Jetzt wissen wir, daß jene Männer tatsächlich Diener des wahren Gottes sind. Wir müssen dies dem Mächtigen berichten und ihn warnen, damit er sich in acht nimmt, falls er jemals wieder etwas mit Jehovas Zeugen zu tun hat.“

Die Frau des Mannes, Akua Kwatema, war damals eine abergläubische Heidin. Sie hatte nie von diesem Gesichtspunkt aus über die Sache nachgedacht. Nun betrachtete sie die Situation sehr ernsthaft. „Wenn es einen Gott gibt, der seine Diener vor dem Zorn der Götter von Ashanti retten kann, dann ist dieser der Gott, der angebetet werden sollte“, schlußfolgerte sie. Sie schloß sich sogleich den Zeugen Jehovas an und hat bis jetzt treu gedient.

Wir gehen nun zu einem anderen Thema über und möchten gern eine Kongreßerfahrung berichten. Bruder B. A. Quaye, ein blinder Bruder aus Koforidua, erzählt, wie es ihm gelang, 1944 den Kongreß in Swedru zu besuchen. Er hatte kein Geld, um den Fahrpreis zu bezahlen, hatte aber genügend Lebensmittel, um den Hinweg zu Fuß zurückzulegen. Er entschloß sich, anwesend zu sein, obwohl die Entfernung etwa hundertzehn Kilometer betrug.

Er konnte einen anderen Bruder, der zu Hause bleiben wollte, weil auch er kein Geld hatte, überzeugen, so daß er mit ihm zu Fuß dorthin ging. Sie machten sich eine Woche vor dem Kongreß auf. Ehe sie nach Swedru kamen, hatte sich die Zahl derer, die zu Fuß zum Kongreß kamen, auf etwa zwanzig erhöht. Wie war das gekommen?

Nun, als sie unterwegs die Nächte bei Brüdern verbrachten, erstaunte die Anstrengung dieses blinden Bruders viele nichtbehinderte Brüder und Schwestern, die aus finanziellen Gründen zurückbleiben wollten, sie wurden dadurch ermuntert, mit ihnen zu Fuß zu gehen. Dies taten sie, und sie wurden auf dem Kongreß reich gesegnet. Die Gastfreundschaft der Brüder, die die Erfahrung auf dem Kongreß hörten, ermöglichte es diesen Brüdern, nach dem Kongreß mit dem Zug oder mit dem Lastwagen nach Hause zu fahren.

EIN JAHR DER SIEGE UND ÜBERRASCHUNGEN

Anfang 1947 beschlossen die Brüder an der Goldküste, in Accra einen Kongreß durchzuführen. Sie ließen nichts unversucht, damit das Verbot für Bruder Browns Einreise aufgehoben wurde, so daß er den Kongreß besuchen konnte. Sie ernannten Bruder J. G. Quansah zu ihrem Sekretär und beauftragten ihn, beim Gouverneur in ihrem Namen das Gesuch einzureichen.

Am 6. März unterbreitete Bruder Quansah das Gesuch. Obwohl er nie eine akademische juristische Ausbildung gehabt hatte, wurde sein Gesuch als Meisterwerk anerkannt. Welch eine Freude war es doch für alle, als Mr. G. Sinclair, der den Kolonialminister vertrat, am 25. März 1947 an Bruder Quansah folgendes schrieb:

„Ich bin vom Gouverneur beauftragt worden, Ihnen mitzuteilen, daß die Einwanderungsbehörden bereit sind, Mr. Brown die Einreise in dieses Land zu gestatten.“

Dies wurde Bruder Brown in Lagos mitgeteilt, und innerhalb von zwei Wochen war er in Accra. Er berichtet: „Stellt euch vor, wie glücklich ich war, meine Kinder im Herrn zu sehen und den Kongreß zu besuchen!“

Statt der kleinen Gruppe von Zeugen Jehovas, die er im Jahre 1935 im Lande gesehen hatte, waren nun 800 Verkündiger und Interessierte in der Palladium Cinema Hall versammelt.

AUFRECHTERHALTUNG DES CHRISTLICHEN MASS-STABES FÜR DIE EHE

Ein wichtiger Gedanke, der auf diesem Kongreß besprochen wurde, war der christliche Maßstab der Einehe. Bis 1947 lebte eine Reihe von Brüdern (keineswegs die Mehrheit) in Polygamie. Der Maßstab der christlichen Sittlichkeit, wie er in Galater 5:19-21 und anderswo in der Bibel dargelegt wird, wurde geachtet, und die Brüder bemühten sich, sich daran zu halten. Die Polygamie wurde jedoch nicht eindeutig mit Ehebruch in Zusammenhang gebracht. Dies war zum großen Teil darauf zurückzuführen, daß die Polygamie in der afrikanischen Gesellschaft ebenso ehrbar ist wie die Einehe.

Schließlich erschien die Watchtower-Ausgabe vom 15. Januar 1947 mit einem ausgezeichneten Artikel über die Ehe. In der Zeitschrift wurde deutlich erklärt, daß Vielweiberei für Christen nicht richtig sei.

Am Freitag, dem 4. April 1947, hielt Bruder W. R. Brown auf dem Kongreß in Accra einen neunzigminutigen Vortrag über die Ehe, der sich auf den Stoff im Watchtower vom 15. Januar stützte. Dies wurde sogleich zum Gesprächsthema des Kongresses. Erstmals wurde Polygamisten nicht gestattet, sich taufen zu lassen, und denjenigen, die bereits als solche getauft waren, wurde gesagt, sie sollten Ordnung schaffen, damit sie in Jehovas Organisation erwünscht seien.

Den christlichen Maßstab für die Ehe anzuerkennen bedeutete große Änderungen und Umstellungen im Leben derer, die in Polygamie lebten. Doch waren die Bereitwilligkeit und der Wunsch, Gott zu gefallen da. Im Einklang mit Jehovas Barmherzigkeit war die Gesellschaft sehr geduldig und behandelte sie freundlich. Unter normalen Verhältnissen wurden ihnen sechs Monate eingeräumt, ihre Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Die meisten von ihnen bekundeten Wertschätzung dafür, wie dies aus folgender Bemerkung des damaligen Zweigaufsehers hervorgeht:

„Als alles in Ordnung gebracht worden war, war es sehr ermutigend festzustellen, daß sich diejenigen, die sich weigerten ihr Leben christlich auszurichten, an einer Hand abzählen ließen. Während Jehova also nun den Brüdern Gelingen darin schenkte, neue Jünger zu machen, kamen diese mit einem klaren Verständnis aller biblischen Erfordernisse in Jehovas Organisation.“

ANKUNFT VON GILEADABSOLVENTEN

Es war eine gute Nachricht, als Bruder Brown am Schluß des Kongresses ankündigte, daß zwei Absolventen der achten Klasse Gileads für die Goldküste eingeteilt worden seien und Mitte Juni eintreffen würden. Der Beifall, mit dem die Ankündigung aufgenommen wurde, war ohrenbetäubend. Als Bruder Brown dann noch hinzufügte: „Wenn ich euch das nächste Mal besuche, werdet ihr nicht 800, sondern 8 000 sein“, konnten sich die Brüder vor Freude nicht fassen.

Das Schiff, mit dem die Gileadabsolventen, George Baker und Sidney Wilkinson, kamen, traf genau planmäßig ein; es landete am 17. Juni 1947 im Hafen von Takoradi. Sie hatten ihre erste Kostprobe von dem, was sie im Lande erwartete, als sie an Land gingen und Bruder Bakers persönliche Bibliothek mit den Veröffentlichungen der Gesellschaft aufgrund der Zollverordnung beschlagnahmt wurde. Die Brüder, die zum Hafen gekommen waren, um sie abzuholen, unterrichteten sie bald von dem, was sich im Lande abgespielt hatte, und das ließ den Vorfall mit Bruder Bakers Büchern ziemlich unbedeutend erscheinen. Auf jeden Fall half den beiden der herzliche Empfang, den ihnen die Brüder bereiteten, den ersten Schock zu überwinden.

BITTEN UM GRÖSSERE FREIHEIT

Am 11. September 1947 wurde die Gesellschaft in Lagos davon in Kenntnis gesetzt, daß der gesetzgebende Rat der Goldküste am Dienstag, dem 16. September, zusammentreten würde. Das bedeutete, daß die Brüder nur fünf Tage Zeit hatten, um dem Gouverneur und auch allen gewählten Mitgliedern des Rates die erste Petition vorzulegen, die sie ausgearbeitet hatten.

Sie arbeiteten hart, und es gelang ihnen, durch Telegramme, Luftpost und auf anderen Wegen einer schnellen Nachrichtenübermittlung Exemplare dieser Petition zu versenden, wie es geplant war. Inzwischen waren Exemplare der Petition mit Begleitschreiben an den König von England, an den britischen Premierminister und an den Kolonialminister versandt worden. Zur selben Zeit hatte der Londoner Zweig dafür gesorgt, daß alle Versammlungen auf den Britischen Inseln einzeln ein Gesuch an die Regierung der Goldküste schrieben. Außerdem wurden Einzelpersonen aufgefordert, privat als freiheitsliebende Bürger zu schreiben und ihr Entsetzen über die Einstellung der Regierung der Goldküste gegenüber Jehovas Zeugen zum Ausdruck zu bringen. Das taten die Brüder in England, und sie überschwemmten das Regierungsgebäude in Accra mit etwa 1 500 Poststücken, in denen sie gegen die Weigerung protestierten, die Einfuhr der Literatur der Gesellschaft zu gestatten.

Bis Mitte November hatten 10 496 Personen eine dritte Petition unterschrieben, in der es hieß: „Wir haben keine Ursache zur Klage über die Tätigkeit der Zeugen Jehovas oder über den Inhalt ihrer Veröffentlichungen, die nicht staatsgefährdend sind, sondern das größte Wohl des Volkes zum Ziel haben.“ Unter den Unterzeichnern waren viele bekannte Lehrer, Häuptlinge, Rechtsanwälte, Geistliche, Journalisten, Geschäftsleute usw. Offiziell eingereicht wurde die Petition am 17. November 1947.

Aber dann kam der Monat Dezember, und am Freitag, dem 19. Dezember, trafen Bruder Knorr und Bruder Henschel auf dem Flughafen Accra ein. Diese Beamten der Gesellschaft, die zu Besuch kamen, waren an den Problemen interessiert, die sich aus der Haltung der Kolonialregierung gegenüber unserem Werk ergaben. Sie besuchten daher nicht nur den Kongreß, sondern verbrachten auch Zeit damit, bei Regierungsbeamten vorzusprechen, zum Beispiel beim Zollkontrollbeamten, bei Mitgliedern des gesetzgebenden Rates und beim Direktor für Erziehung, die die Bücher vor dem Verbot überprüft hatten. Keiner von ihnen zeigte jedoch genau, was in unseren Veröffentlichungen zu beanstanden war.

Während des Besuches von Bruder Knorr und Bruder Henschel wurde im sogenannten Palladium ein Kongreß durchgeführt. Der Kongreß war gut organisiert, und die zwei Gileadabsolventen, die nun in Accra eingesetzt waren, trugen viel dazu bei.

Am Sonntag morgen hielt Bruder Henschel die Ansprache über die Taufe. Danach wurden die Taufbewerber in gemieteten Bussen an den Strand gebracht. In den Kokospalmenhainen an der Küste ein wenig geschützt, zogen sie sich um, und dann wurden sie in der stürmischen Brandung des Atlantiks untergetaucht. Es wurden 171 Personen gezählt, die sich taufen ließen.

Auf dem Kongreß waren 950 Brüder anwesend, und weit über 800 beteiligten sich am Predigtdienst, indem sie die Zusammenkunft für die Öffentlichkeit ankündigten und auch mit dem Buch Kinder, das an der Goldküste zugelassen war, von Haus zu Haus gingen. Die Tätigkeit der Plakatträger war gut organisiert, und Handzettel wurden bis unmittelbar vor Beginn der Zusammenkunft für die Öffentlichkeit verteilt. Die Menschenmengen, die täglich die Straßen von Accra passierten, wußten, wie das Thema des öffentlichen Vortrages lautete, den Bruder Knorr halten sollte: „Der bleibende Herrscher aller Nationen“.

Zu dem Vortrag kam eine Rekordbesucherzahl von 1 353 Personen und Hunderte hörten außerhalb des Saales zu. Bruder Knorr sprach englisch, und der Vortrag wurde in Twi und in Ga übersetzt.

In seinen Schlußworten gab der Präsident der Gesellschaft den Brüdern guten Rat darüber, wie sie das Werk trotz der Behinderung durch die Zensur weiter durchführen könnten. Er ermunterte sie anhand des Wortes Gottes und überraschte dann alle mit den Worten: „Vom 1. Januar 1948 an, also schon in wenigen Tagen, wird die Goldküste ein eigener Zweig sein.“ Bruder A. G. Baker sollte der Zweigaufseher sein und Bruder S. Wilkinson sollte ihm zur Seite stehen.

Welch eine gute Nachricht! Die Brüder applaudierten auch noch während des ganzen übrigen Teils der Veranstaltung. So endete der Kongreß, und alle blickten gespannt den Segnungen einer Zweigorganisation entgegen.

Ehe Bruder Knorr Westafrika verließ, umriß er schriftlich die Verfahrensweise, der die Brüder in dem Kampf um die Aufhebung der ungerechten Einschränkungen für die Veröffentlichungen der Gesellschaft folgen sollten. Unter anderem erwähnte er, daß während seines Gespräches mit Dr. Danquah, einem Rechtsanwalt, der Vorschlag gemacht worden war, daß die Gesellschaft dafür sorgen sollte, daß die Angelegenheit im britischen Unterhaus zur Sprache kommen würde. Dr. Danquah hatte als Beispiel ein Buch angeführt, dessen Titel How Russia Transformed Her Colonial Empire (Wie Rußland sein Kolonialreich umgewandelt hat) lautete und das von dem Sozialisten George Padmore geschrieben worden war. Die Zollbehörden Seiner Majestät hatten eine für den Rechtsanwalt Ako Adjei in Accra bestimmte Lieferung dieses Buches aufgrund derselben Zollverordnung beschlagnahmt. Die Angelegenheit war im Juni 1947 im Unterhaus zur Sprache gebracht worden, und das hatte genügt, damit der Minister, Mr. Creech Jones, die Angelegenheit untersuchte. Das Ergebnis war, daß das Buch an der Goldküste frei verbreitet werden konnte.

Bruder Knorr schrieb also nach den Britischen Inseln und gab dem Zweigbüro der Gesellschaft Anweisung, alles, was möglich war, zu unternehmen, um die Angelegenheit vor das Parlament zu bringen.

Am 14. Januar 1948 schrieb Bruder Atwood vom nigerianischen Zweig an Sir Gerald Creasy, der damals das Amt des Gouverneurs der Goldküste übernommen hatte, und brachte die für ihn bestimmte, aber vor seiner Amtsübernahme unterbreitete Petition zur Sprache. Der Gouverneur sandte eine freundliche Antwort und erklärte, er werde sich gründlich mit der Bitte befassen.

Unter demselben Datum, dem 14. Januar 1948, sandte Bruder Atwood auch je einen Brief und ein Exemplar des Buches „Gott bleibt wahrhaftig“ an alle gewählten Mitglieder des gesetzgebenden Rates der Goldküste. Nach einem ziemlich ausführlichen Bericht über den Kampf hieß es in dem Brief:

„Es ist schwer zu verstehen, wie irgendein vernünftiger Mensch diese Veröffentlichung für ,staatsgefährdend, verleumderisch, anstößig oder demoralisierend‘ erklären kann. Doch das ist anscheinend die Ansicht des Kontrollbeamten, und trotz des Gesuches von mehr als 10 000 Bürgern ist das Buch verboten. Ich ergreife hiermit die Gelegenheit, Ihnen ein Exemplar dieses Buches zur gründlichen Prüfung zu übersenden.“

Erst am 7. Dezember 1948, nach vielen Monaten harter Arbeit, schrieb Bruder Baker: „Siebzehn verschiedene Veröffentlichungen dürfen jetzt eingeführt werden.“

Dies mußte sich im Gebiet auswirken, und das war auch der Fall. Bis zum Ende des Dienstjahres 1949 hatte sich die Literaturabgabe von 23 724 Schriften im Vorjahr auf 124 462 Schriften erhöht. Die Zahl der Bibelstudien stieg von 168 auf 569 an, und es waren 2 053 Verkündiger im Vergleich zu 1 134 tätig. Statt zweiundvierzig Versammlungen waren es nun fünfundsechzig, und es waren nicht mehr zwei Kreise, sondern vier. Es war wirklich der Sieg Jehovas.

DIE NORD-TERRITORIEN DER GOLDKÜSTE

Der Norden unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht sehr vom Süden, so sehr, daß er ohne weiteres ein ganz anderes Land sein könnte. Dieses Gebiet macht etwas mehr als ein Drittel der Gesamtfläche des Landes aus, ist aber viel weniger bevölkert. Die Kolonialverwalter interessierten sich sehr wenig für diesen Teil des Landes, und zwar wegen des unwirtlicheren Klimas und auch weil es in jenem Gebiet praktisch keine Mineralien und Nutzhölzer gibt. Demzufolge ist der Norden immer noch die Gegend, in der die Bräuche weitgehend von den abergläubischen Vorstellungen des Heidentums und des Islams beeinflußt werden.

Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre hatten Bruder J. O. Blankson und Bruder C. S. T. Caesar etwas in diesem Gebiet gepredigt, und zwar unter anderem in Navrongo, Wa, Gambaga, Tamale und Salaga — zur Zeit der Portugiesen ein berühmter Sklavenmarkt. Aber sie predigten hauptsächlich gebildeten Regierungsbeamten aus dem Süden.

Im August 1949, nach dem Kongreß in Kumasi, bereisten Bruder Baker und Bruder Wilkinson jene Gegend, um sich das Gebiet anzusehen, doch gelang es der Gesellschaft erst im Dienstjahr 1951, dafür zu sorgen, daß ein allgemeiner Pionier, E. K. Konu, nach Tamale, der Regierungshauptstadt des Nordens, zog. Bruder Konu wurde zum Sonderpionier ernannt. Drei Monate später wurde E. A. S. Anson als Sonderpionier in Yendi, hundert Kilometer östlich von Tamale, eingesetzt.

Auf dem Kongreß „Dränge zur Reife voran!“ im Jahre 1952 war es für die Brüder begeisternd, Erfahrungen zu hören, die die im Norden arbeitenden Sonderpioniere erzählten. Nur wenige Bewohner des Südens sind einmal in den Norden gekommen, und die gewaltigen Unterschiede in Kultur und Landschaft machen den Norden zu einem Land, das für die meisten Bewohner des Südens faszinierend und interessant ist. Gemäß den Berichten wurden dort gute Fortschritte erzielt, aber es wurde immer noch viel Hilfe benötigt. Daher traf die Gesellschaft Vorkehrungen, noch weitere Sonderpioniere in jenes Gebiet zu schicken.

Diese Sonderpioniere arbeiteten hart, obwohl die Verhältnisse im Norden nicht so günstig sind. Einige von ihnen kauften sich ein Fahrrad, um das ihnen zugeteilte riesige Gebiet bearbeiten zu können. Manchmal mußten sie achtzig Kilometer und noch weiter fahren, um Verkündiger in abgelegenem Gebiet zu besuchen und zu stärken. Sie lernten die Eingeborenensprachen und lehrten einige der Interessierten, die sie fanden, lesen und schreiben; einige dieser Personen lernten auch Englisch.

Einer dieser eifrigen Eingeborenen, die die Wahrheit annahmen und sich in der Ortsversammlung sehr nützlich machten, ist S. K. Adama aus Lawra. Wir treffen ihn in seiner kleinen Schneiderwerkstatt an; er trägt ein loses äußeres Gewand über einer europäischen Hose und hat eine fesartige, handgewebte Kappe auf dem Kopf. Sein rundes, hübsches Gesicht strahlt, während er uns mit kräftigem Händeschütteln begrüßt. Er lächelt, und dabei werden zwei vollständige Reihen sorgfältig gefeilter Zähne sichtbar. Und nun erzählt er seine Lebensgeschichte, die das Thema hat: „Die biblische Wahrheit befreit mich aus Satans Gefängnis“.

Im Jahre 1953, als er erst neunzehn Jahre alt war, hörte er, wie einer der Sonderpioniere in Lawra die gute Botschaft vom Königreich predigte. Das Gesagte war seinem Ohr so fremd, daß sich seinem Sinn nichts einprägte, aber der in der ganzen Predigt häufig wiederholte Name Jehova fiel ihm auf.

Nach der Predigt fragte er den Pionier, wer denn wohl dieser Jehova sei. Er erhielt ein weiteres Zeugnis über den wahren Gott. Als Adama nach Hause kam, sagte er zu seinen Verwandten: „Heute habe ich einen Mann getroffen, der mir gesagt hat, es gebe einen Gott mit dem Namen Jehova.“ Wie reagierten jene Heiden, die am alten festhielten?

„Für sie war das nichts Neues“, sagt Bruder Adama, „denn die Dagartis haben viele, die Götter genannt werden, und so konnte Jehova der Gott eines anderen Volkes sein.“

Nach einigen Tagen wurde er wieder von dem Pionier besucht. Er war von der Predigt über die Eigenschaften des wahren Gottes und über das, was Jehova durch sein Königreich für die Menschen auf Erden tun will, ergriffen. Er erkannte die Botschaft als die Wahrheit an. Aber er bezog nicht Stellung dafür. Er verließ Lawra und ging nach Accra, wo er eine weitere Gelegenheit hatte, die Botschaft der Zeugen Jehovas zu untersuchen.

Als er aufgrund dessen, was er von Jehovas Zeugen in Accra hörte und bei ihnen sah, noch mehr davon überzeugt wurde, daß sie die wahre Religion haben, ging er zurück nach Lawra. Zu seiner Enttäuschung hatte der Pionier Lawra verlassen und war nach Tumu, hundertzehn Kilometer entfernt, gegangen. Er konnte seinen Bruder von der Wahrhaftigkeit der Botschaft überzeugen. Gemeinsam beschlossen sie, die hundertzehn Kilometer nach Tumu zurückzulegen, um den Pionier zu suchen.

Gerade zu jener Zeit gab ihnen jemand die Adresse des Kreisaufsehers. Sie setzten sich mit ihm in Verbindung, und fast gleich darauf schrieb er zurück, um ihnen einen Besuch zuzusagen. Schon nach wenigen Wochen kam er in Begleitung von zwei Sonderpionieren, denen Lawra zugeteilt worden war. Nach kurzer Zeit wurde eine kleine Gruppe der Einheimischen getauft.

Die alten Männer der Stadt betrachteten dies nicht mit Wohlwollen. „Sie nahmen uns unsere Frauen weg“, erzählt Bruder Adama, „und sagten uns, wir sollten aufhören, Jehova zu dienen, weil sie es nicht dulden könnten, daß ihre Töchter mit Anbetern eines ,ausländischen Gottes‘ verheiratet seien. Aber das schreckte uns nicht ab. Daher gingen sie zum Oberhäuptling von Lawra und sagten zu ihm: ‚Diese jungen Männer bringen die Überlieferung und die Bräuche anderer Leute in unsere Stadt. Du solltest dafür sorgen, daß ihnen Einhalt geboten wird.‘ “

Häuptling Karbo untersuchte die Angelegenheit und sagte zu den alten Männern: „Ich bin Häuptling, aber ich habe keine Befugnis, Menschen daran zu hindern, den Gott anzubeten, den sie anbeten wollen.“

„Die alten Männer waren enttäuscht“, erinnert sich Bruder Adama. „Sie verfluchten uns und sagten, wir würden in einigen Tagen tot sein, weil wir die Überlieferung und die Bräuche unserer Vorfahren aufgegeben hätten.“

„Nun, es vergingen drei Tage, und keiner von uns starb“, sagt Adama. „Statt dessen hatten wir inzwischen ein Stück Land bekommen, um im Namen Jehovas einen Königreichssaal zu bauen.“

„Was?“ sagten die Gegner vor Verwunderung. „Seid ihr noch am Leben, um ein Haus für euren Gott Jehova zu bauen? Dann muß er doch der allmächtige Gott sein.“

„So erkannten die älteren Männer nun Jehova als den wahren Gott an, und obwohl sie sich uns nicht anschlossen, um ihn anzubeten, hörten sie auf, uns zu belästigen. Unsere Frauen gaben sich schließlich Jehova hin, und Jehova hat unsere Versammlung weiterhin gesegnet.“

Viele solche Erfahrungen stärkten die Sonderpioniere, die im Norden arbeiteten. Ebenfalls ermunternd waren für sie die gelegentlichen Besuche von Brüdern, die mit Bussen aus dem Süden kamen, meistens zur Zeit des Kreiskongresses. Einmal kauften die Versammlungen in Accra Fahrräder und sandten sie für die Sonderpioniere durch die Gesellschaft in den Norden. Andere schickten Kleidung, die dort unter den Bedürftigen verteilt werden sollte. All dies ist sehr geschätzt worden.

AUSDEHNUNG

Ohne Zweifel war der Bedarf an Schriften in den Landessprachen groß. Daher wurden Vorkehrungen getroffen, das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ in Twi zu übersetzen.

Damals war T. A. Darko getauft worden. Er hatte vom Jahre 1938 an mit der Wahrheit Kontakt, war aber ein frommer Presbyterianer geblieben, bis er 1948 das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ las. Dieser Mann konnte Twi, Englisch und Ga sehr gut und interessierte sich für Übersetzungen. Vor seiner Taufe hatte er von sich aus angefangen, das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ in Twi zu übersetzen. Er beabsichtigte, nach Akropong, der Hochburg der Presbyterianer in den Bergen von Akwapim, zu ziehen und das Buch zu verwenden, um die Kirchgänger die Wahrheit zu lehren.

Nach seiner Taufe erfuhr der Zweigaufseher von seinem Interesse an Übersetzungen, und daher lud ihn die Gesellschaft ein, ins Bethel zu kommen, um während seiner ganzen Zeit Übersetzungsarbeiten zu verrichten. Das war am 1. Februar 1949.

In das geschäftige Jahr 1949 fielen zwei Bezirkskongresse, einer in Kumasi und der andere in Accra, in der King George V Memorial Hall im heutigen Parlamentsgebäude. Bruder Atwood aus Nigeria besuchte das Land als Zonenaufseher, als der zweite Kongreß stattfand.

Insgesamt waren auf diesen zwei Kongressen 2 719 Personen mehr zugegen, als es Verkündiger im Lande gab. Im ganzen ließen sich 404 Personen auf den beiden Kongressen taufen, so daß die Gesamtzahl des Jahres 806 betrug.

Das Ausmaß des Werkes nahm so schnell zu, daß im August 1949 von den 2 053 Verkündigern 71 Prozent neu waren, also die Wahrheit erst nach der Gründung des Zweiges angenommen hatten. Es erübrigt sich zu sagen, daß dies zusätzliche Hirtenpflichten mit sich brachte. Die Gesellschaft sorgte daher dafür, daß weitere in Gilead geschulte Missionare ins Land kamen.

Zuerst trafen W. C. Walden und G. L. Covert ein, und zwar im Februar 1949. Im September desselben Jahres kamen drei weitere Missionare an. Bruder G. F. Burt aus der zehnten Klasse hatte nicht nach Kenia, seiner ursprünglichen Zuteilung, einreisen können, und daher wurde ihm als neue Zuteilung die Goldküste zugewiesen. Die nächsten zwei Missionare waren John Charuk und sein Bruder Michael, kanadische Absolventen der elften Klasse.

EIN WEITERER SCHLAG WURDE ZUM SIEG

Bruder Knorr und Bruder Henschel planten, im Jahre 1952 die Goldküste zum zweitenmal zu besuchen.

Mit Spannung blickten Jehovas Zeugen im ganzen Land dem Besuch entgegen. Die Zahl der Verkündiger war nun auf 4 446 angestiegen, verglichen mit nur 575, die es im Jahre 1947 gab. Jeder von ihnen hätte gern Nutzen aus dem Rat und den Ansprachen des Präsidenten der Gesellschaft und seines Sekretärs gezogen, und so wurde wie im Jahre 1947 ein Landeskongreß geplant, der vom 21. bis 23. November in Accra stattfinden sollte.

Zur Überraschung aller wurden die Old Polo Grounds, Land, das der britischen Krone gehörte, für den Kongreß freigegeben! Dies war ein ausgedehntes Stück Land gerade gegenüber dem Obersten Gerichtshof und der King George V Memorial Hall. Es hätte an der ganzen Goldküste keinen besseren Platz geben können!

Fünfundvierzig Kilometer entfernt wurden fast 2 000 Bambusstöcke geschnitten, und diese wurden zu den Old Polo Grounds befördert. Eine riesige Küche, die Platz für zwanzig Kochherde bot, war die erste Einrichtung, die fertig wurde. Grasmatten trennten die Abteilungen voneinander und dienten als Wände in den Büros, während Palmzweige von oben her Schutz boten.

Die Rednerbühne wurde schön gestaltet und dekoriert. Darüber wurde ein Schutzdach errichtet, um Schatten zu spenden. Daran hingen die ausgeschnittenen Buchstaben des Kongreßmottos: „Dränge zur Reife voran!“

Als die Zeit herbeikam, trafen aus dem Innern des Landes Lebensmittel und andere Vorräte in großen Mengen ein. Drei Lastwagenladungen von je fünf Tonnen Yamswurzel und eine Ladung Pisang kamen 300 Kilometer weit aus dem Norden, ferner viele weitere Vorräte, die die 150 freiwilligen Mitarbeiter in der Cafeteria beschäftigt hielten. Außerdem mußten für die 6 000 Delegierten, die von außerhalb nach Accra kommen sollten, Zimmer gesucht werden.

Die Bekanntmachungsarbeit wurde mit Eifer durchgeführt. Dreihundert Plakate wurden überall in Accra und in den Vororten angebracht. An bedeutenden Straßenkreuzungen wurden große Anschlagtafeln aufgestellt. Auf zwei fünfzehn Meter hohen Schildern standen vollständige Angaben über den öffentlichen Vortrag, der das Thema hatte: „Es ist Zeit, Gottes Weg zu betrachten“ und von N. H. Knorr, dem Präsidenten der Watch Tower Society, gehalten werden sollte.

Nun kam die Nachricht, daß die Visa für Bruder Knorr und Bruder Henschel gestrichen worden seien!

„Der Premierminister, Dr. Nkrumah, gewährte eine Unterredung. Die Angelegenheit wurde ihm erklärt, und er sagte, etwa zwei Wochen zuvor sei in einer Kabinettsitzung unser Missionarwerk besprochen worden. Dort war der Beschluß gefaßt worden, daß man unsere Missionartätigkeit weiter wie bisher gestatten würde, daß aber keine weiteren Missionare ins Land einreisen dürften. Es wurde ihm gesagt, daß Bruder Knorr und Bruder Henschel nicht als Missionare, sondern nur für einige Tage zu Besuch kommen würden. Zum Schluß der Unterredung erklärte der Premierminister, er werde mit dem Minister für Verteidigung und auswärtige Angelegenheiten sprechen. Später sagte ein Staatssekretär, die Angelegenheit sei erwogen worden und die endgültige Entscheidung laute, daß die Visa verweigert würden, und ein entsprechendes Telegramm sei nach New York gesandt worden.“

Da es endgültig war, daß Bruder Knorr und Bruder Henschel nicht gestattet werden würde, den Kongreß zu besuchen, war der wichtigste Höhepunkt des Kongresses nunmehr die Freigabe des Buches „Gott bleibt wahrhaftig“ in Twi. Wie sehr hatten die Brüder, die Twi sprachen, doch auf diese Veröffentlichung in ihrer eigenen Sprache gewartet! Welch eine Hilfe ihnen dieses Buch sein würde, eine genauere Erkenntnis zu erlangen! Und wie sehr es ihnen doch helfen würde, bessere Heimbibelstudien durchzuführen!

Aber auch die Möglichkeit, dieses Buch wirklich freizugeben, war ernsthaft in Frage gestellt. Wieso? Das Schiff, mit dem die Bücher kamen, war zu spät angekommen, so daß sie zum Kongreß nicht rechtzeitig dasein konnten!

Accra ist eigentlich nie ein Hafen gewesen, und damals, ehe der Hafen von Tema gebaut wurde, mußten die Schiffe etwa eineinhalb Kilometer vor der Küste warten, bis sie an der Reihe waren, mittels sehr langsamer Boote, die zwischen der Küste und den Schiffen hin- und herfuhren, entladen zu werden. Das führte dazu, daß Schiffe tagelang vor der Küste warteten, und die Kapitäne achteten sehr darauf, ihren Platz in der Reihe nicht zu verlieren. Man erfuhr, daß die Literatursendung zwei Tage vor dem Kongreß angekommen war und frühestens in sieben Tagen ausgeladen werden sollte! Was konnten die Brüder tun?

Im Zweigbüro wurde beschlossen, sich mit dem Zollkontrollbeamten in Verbindung zu setzen und ihn um Hilfe zu bitten. Angesichts des Kampfes, der in der Vergangenheit zwischen der Zollbehörde und Jehovas Zeugen geführt worden war, erforderte es wirklich Glauben, den Leiter dieser Behörde überhaupt mit etwas Optimismus um Hilfe zu bitten. Aber der Zweigaufseher tat es.

Bruder Baker erklärte diesem europäischen Beamten, daß in den drei vergangenen Jahren an der Übersetzung dieser wichtigen Veröffentlichung, die auf dem Kongreß freigegeben werden sollte, gearbeitet worden war. Und nun war sie dort, eineinhalb Kilometer vor der Küste und kam nicht weiter, während der Kongreß seinen Verlauf nahm. Ob er wohl helfen könnte?

Sogleich ging der Kontrollbeamte Seiner Majestät mit Bruder Baker zu seinem Gehilfen am Strand und erklärte die Situation. Er gab dem jüngeren Beamten die Anweisung, sich zwei der Boote zu nehmen, mit denen die Schiffe entladen wurden, und mit Mr. Baker zum Kapitän des Schiffes zu rudern. Wir lassen Bruder Baker das übrige erzählen.

„Wegen der Dünung brauchten wir einige Zeit, bis wir das Schiff erreichten. Als wir längsseits des Schiffes waren, sah ich, daß ich, während das Boot auf und nieder tanzte, nach einer Strickleiter greifen mußte. Ich konnte mich nicht erinnern, hierfür in der Gileadschule ausgebildet worden zu sein!

Mit etwas Herzklopfen kletterte ich schließlich an Deck, wo ich den Kapitän traf, der wissen wollte, worum es ging. Nach meiner Erklärung erwiderte er: ,Eine so kleine Menge wird nicht auf unserer Frachtliste aufgeführt sein. Ich habe keine Ahnung, wo die Sachen liegen könnten.‘

Ich fragte, ob wir einmal nachsehen könnten. Er war einverstanden, und mehrere Leute von der Mannschaft machten sich in verschiedene Richtungen auf. Zehn Minuten vergingen, und es war nichts zu finden. Dann rief der Kapitän: ,Ist es dies hier?‘

Ich eilte zu ihm — und tatsächlich, er hatte die Kartons gefunden. Die Luken wurden geöffnet, und der Kran beförderte die Kartons nach draußen. Innerhalb einer Stunde ruderten wir zurück ans Ufer. Stellt euch die Freude aller vor, als das Buch wie vorgesehen auf dem Kongreß freigegeben wurde!

Wir waren alle sehr enttäuscht, weil Bruder Knorr und Bruder Henschel auf dem Kongreß nicht bei uns waren, aber all das führte schließlich zu einem noch größeren Zeugnis. Die Zeitungen hatten während der folgenden Tage viel über das Vorgehen der Regierung zu berichten.“

Die Presse berichtete ausführlich; es war wirklich ein großes Zeugnis, aber noch erfreulicher daran war, daß keine einzige ungünstige Äußerung über Jehovas Zeugen gemacht wurde.

Unter Überschriften wie „Nennt die Gründe“, „Wachtturm protestiert“, „Trauriger Fehler“, „Premierminister Nkrumah gefällt das Verbot für Knorr nicht, Angelegenheit mag vor UNO kommen“, „Knorrs Vortrag unterbunden“, „USA befassen sich vielleicht mit dem Fall Knorr“, „Keine Freiheit bei uns? Fall Knorr als Beispiel angeführt, nur Rote tun das“, „Akzeptiert die Tatsachen im Fall von Mr. Knorr“ und „Auf Mutmaßungen beruhendes Verfahren“ wurde viel geschrieben, was der britischen Krone sehr unangenehm gewesen sein muß.

In einem Leitartikel hieß es warnend: „Mit den Maßnahmen, die gegen Jehovas Zeugen ergriffen worden sind, ist viel mehr verbunden. Die Freiheit des einzelnen steht auf dem Spiel — die Freiheit der Anbetung und der Rede und des Denkens ist in Gefahr.“

In einem anderen Leitartikel hieß es: „Der Widerhall wird deutlich zu hören sein, denn die Wachtturmleute sind sehr laut und mutig. ... Das Verbot für Knorr ist schon an sich ein Hohn angesichts der Behauptungen der Vereinten Nationen über ein Weltbürgertum. Es ist tragisch. Und damit ist nur das mindeste gesagt.“

Viele Gebildete vermuteten, daß die Christenheit an der Sache mitschuldig war, wie dies in folgendem Leitartikel einer Zeitung zum Ausdruck kam:

„Es ist nicht ungerecht, zu vermuten, daß von außen her ein sanfter Druck ausgeübt worden sein mag, damit Knorr nicht einreisen konnte. Dieser Einfluß mag sogar von christlicher Seite gekommen sein, denn die Kirche scheint in eine böse Zeit lebhafter Konkurrenz geraten zu sein; und die Wachtturmleute scheinen zu gewinnen.“

In den frühen Morgenstunden des 26. November 1952 landete auf dem Flughafen von Accra ein Flugzeug, in dem sich Bruder Knorr befand. Er wußte, daß man ihm nicht gestatten würde, das Land zu betreten, und so hatte er Vereinbarungen getroffen, sich mit einigen Brüdern auf dem Flughafen zu treffen. Er berichtet:

„Zwar hatten mich die Brüder vier Tage früher erwartet, doch als ich um 3 Uhr morgens ankam, waren der Zweigdiener und mehrere andere vom Büro dort. Fünfundvierzig Minuten lang hatte ich die große Freude, mit ihnen die Situation in Accra zu besprechen.

Was mir so große Freude bereitete, war, daß sie trotzdem einen wunderbaren Kongreß gehabt hatten. Achttausend Brüder waren aus allen Teilen des Landes nach Accra gekommen, und es war ein gewaltiges Zeugnis gegeben worden.“

Zuvor hatte Bruder Knorr einen Brief geschrieben, der den Kongreßbesuchern vorgelesen werden sollte. Da er zu spät einging, um auf dem Kongreß vorgelesen zu werden, übermittelte der Zweig den Inhalt am 25. November allen Versammlungen in einem Rundschreiben.

Obwohl Bruder Knorr seinen Brief mit den Worten begann. „Diesen Brief schreibe ich Euch mit tiefem Bedauern“, schenkte er den Brüdern viel Ermunterung und gab ihnen viele christliche Ermahnungen. Er schrieb:

„Laßt Euch durch diese Sache nicht beunruhigen und laßt dadurch in eurem Herzen keinen Zorn aufkommen. Diese Männer in der Regierung haben die Befugnis ..., denen, die sie nicht im Lande haben wollen, das Visum zu verweigern. Das gehört zu ihrer Arbeit und ist natürlich ihre Verantwortung. ... Wenn wir bei Euch gewesen wären, so wäre das eine große Freude gewesen, und wir hätten ... Euch in dem Dienst, den Ihr verrichtet, helfen können. Aber wenn Euch die Regierung diesen christlichen Dienst verweigert, so laßt Euch dadurch keineswegs beunruhigen.

Ihr habt Euch Jehova Gott hingegeben, und Ihr seid nicht wegen irgendeines Menschen oder wegen mehrerer Menschen, die zur Organisation gehören, Zeugen Jehovas. Ihr seid Sklaven des Höchsten. Ihr seid nur an e i n e m interessiert — ob Bruder Henschel und ich Euch davon berichten oder ob Ihr es selbst im Worte des Herrn lest —, und zwar daran, Euren Vater, der im Himmel ist, zu verherrlichen. ...

Fahrt bitte damit fort, die gute Botschaft friedlich, ruhig und im Geiste Jehovas zu predigen. ... Ich hoffe, daß sich diese Einschränkung, die den Besuch von Bruder Henschel und mir an der Goldküste betrifft, für Euch alle äußerst nützlich auswirken wird. Ich hoffe aufrichtig, daß jeder von Euch dadurch noch eifriger und noch entschlossener wird, weitere Menschen mit dieser guten Botschaft vom Königreich zu erreichen, mehr Bibelstudien einzurichten, mehr von Haus zu Haus Zeugnis zu geben und in jedem Bereich des Dienstes vermehrt tätig zu sein. ...

Möge Euer Eifer während des kommenden Jahres, 1953, dadurch zum Ausdruck kommen, daß Ihr Jehova im Schmucke heiliger Ordnung anbetet. ...

Zeigt Eure Liebe zu allen Menschen an der Goldküste, indem Ihr ihnen die ,gute Botschaft‘ von Gottes Königreich überbringt, das die einzige Hoffnung für die Welt ist. Möge Jehovas reicher Segen mit Euch allen sein, während Ihr dies tut, und mögt Ihr Eure Lauterkeit bewahren und Euch weiterhin an der Rechtfertigung des Namens und Wortes Jehovas beteiligen. Bruder Henschel und ich senden der ganzen Versammlung Grüße der Liebe.“

Ein recht begeisternder Brief! Als das Dienstjahr 1953 vorbei war, hatten wir eine 21prozentige Zunahme an Verkündigern und eine neue Höchstzahl von 5 181 Verkündigern erreicht.

FILMTÄTIGKEIT

Wir kommen nun zum Oktober 1954, als die Gesellschaft im ganzen Land die Tätigkeit mit dem Film „Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit“ begann. Da es auch heute nur in den bedeutendsten Städten elektrischen Strom gibt, mußte die Gesellschaft nicht nur einen Projektor, sondern auch einen Generator und weitere elektrische Einrichtungen sowie einen Geländewagen kaufen, um alles in die entfernten Teile des Landes transportieren zu können.

Bis zum Ende des Dienstjahres 1955 hatten 109 496 Personen den Film in neunundfünfzig Vorführungen gesehen. Dies trug tatsächlich dazu bei, Widerstand und Vorurteile zu überwinden, wie es aus dem Kommentar eines Methodistenführers hervorgeht, der sagte:

„Ich habe nie viel von Ihrer Kirche gehalten, bis ich den Film sah. Seither sage ich zu unseren Mitgliedern stets, sie sollten auf das hören, was Jehovas Zeugen lehren.“

Mit dem soeben erwähnten Jahr 1955 kommen wir zu den Kongressen „Triumphierendes Königreich“, die in jenem Jahre stattfanden. Es war gewiß eine Ermunterung, mehr als zwanzig Delegierte der Goldküste zu mehreren dieser Kongresse nach Europa abreisen zu sehen. Einige dieser Delegierten konnten kein Englisch und auch sonst keine europäische Sprache. Dennoch wurden sie durch das, was sie sahen und was sie hinsichtlich der Gastfreundschaft der europäischen Brüder und hinsichtlich der Liebe und Einheit der Organisation Jehovas erlebten, sehr erbaut. Sie kehrten mit noch tieferer Wertschätzung für die Wahrheit und für ihre Pflichten gegenüber ihren Mitchristen zurück.

Im Anschluß an die europäischen Kongresse plante der Zweig der Goldküste einen Landeskongreß mit demselben Motto für die Zeit vom 17. bis 20. November 1955 in Accra. Wieder gab uns die Regierung die Erlaubnis, die Old Polo Grounds zu benutzen.

Bruder Henschel sollte diesen Kongreß besuchen, und es mußte ein Visum für ihn besorgt werden. Ob sich der Vorfall des Jahres 1952 wiederholen würde, bei dem Bruder Knorr und Bruder Henschel das Visum verweigert worden war? Es trat eine lange Verzögerung ein, nachdem der Antrag gestellt worden war, und dies verursachte eine gewisse Besorgnis. Nach beharrlichen Nachfragen wurde das Visum jedoch ausgestellt, gerade rechtzeitig, um Bruder Henschel telegrafisch übermittelt zu werden, damit er die Goldküste mit in seine Reiseroute einbeziehen konnte.

Bei der allerersten Veranstaltung des Kongresses waren 7 000 Personen zugegen. Die Zahl nahm weiter zu, so daß beim öffentlichen Vortrag eine Höchstzahl von 14 331 zugegen war. Die Zahl derer, die sich taufen ließen, betrug 926.

ÄNDERUNGEN IN DER AUFSICHT

Als Bruder Baker aus gesundheitlichen Gründen wegging, beauftragte Bruder Knorr Bruder G. F. Burt damit, sich der Verwaltung des Zweiges anzunehmen, bis andere Vorkehrungen getroffen würden. Bruder Burt tat dies bis zum 27. Juni 1956, als Herbert Jennings eintraf und zum Zweigaufseher ernannt wurde.

Bruder Jennings, ein Kanadier, ließ sich am 22. Oktober 1950 taufen und nahm im März 1952 den allgemeinen Pionierdienst auf. Er wurde im Januar 1955 zum Kreisaufseher ernannt und sieben Monate später eingeladen, die sechsundzwanzigste Klasse Gileads zu besuchen, und dann wurde er an die Goldküste geschickt. Bruder Jennings war erst fünfundzwanzig Jahre alt, als er hier ankam, aber schon damals begann sich sein Haar zu lichten. Da Kahlheit ebenso wie graues Haar in der afrikanischen Gesellschaft mit vorgerücktem Alter in Verbindung gebracht wird, erwies sich dies bei seiner Arbeit als ein Vorteil.

Im Jahre 1956 legte die Gesellschaft hier Nachdruck auf die Reife, und das erforderte natürlich eine geeignete Aufsicht. Vor dem Jahre 1956 scheint man an zahlenmäßigem Wachstum interessiert gewesen zu sein, und das hatten wir auch. Nun war es erforderlich, die Verkündiger zu schulen, damit sie in der Organisation nach größerer Verantwortung strebten. Das bedeutete natürlich, sich mit dem Problem des Analphabetentums auseinanderzusetzen, indem man die Verkündiger lesen und schreiben lehrte, statt zwei oder drei Analphabeten mit einem Verkündiger, der lesen und schreiben konnte, einzuteilen, damit sie zusammen von Haus zu Haus gingen, oder ihnen zu sagen, sie sollten die im Predigtdienst geleistete Tätigkeit festhalten, indem sie Kieselsteine und Hölzer in verschiedenen Beuteln aufheben würden, um so über die einzelnen Zweige des Predigtdienstes zu berichten.

Ein weiteres Problem, das der Aufmerksamkeit bedurfte, bestand darin, dafür zu sorgen, daß alle Verkündiger tätig blieben. Seit einigen Jahren sah man, daß die Zahl der Verkündiger nicht mehr so schnell zunahm, obwohl viele Neue getauft wurden. Im Dienstjahr 1953 betrug die Zunahme der Verkündiger 21 Prozent. Im Jahre 1954 ging die Zahl auf 16 Prozent zurück, im folgenden Jahr auf 7 Prozent und in den ersten acht Monaten des Dienstjahres 1956 auf 4 Prozent. Dies gab Anlaß zur Sorge.

Eine Untersuchung des Problems ergab, daß sich eine Reihe Personen voreilig taufen ließ, ohne die Verpflichtungen, die mit Hingabe und Taufe verbunden sind, richtig zu erkennen. Die Betreffenden hatten keine genügende Erkenntnis über Jehova und sein Vorhaben erlangt, die die Grundlage für einen gesunden, felsengleichen Glauben gebildet hätte. Demzufolge verkündigten sie nach der Taufe eine Zeitlang und schieden dann aus dem Dienst aus.

Wie dem abgeholfen werden konnte, wurde im Mai 1956 in der Informator-Beilage in einem Artikel gezeigt, der überschrieben war: „Prüfung für alle Taufbewerber erforderlich“. In dem Artikel wurde Versammlungsaufsehern die Verantwortung übertragen, jeden Taufbewerber ihrer Versammlung persönlich zu prüfen, um sicher zu sein, daß den Betreffenden nicht ein unrechtes Eheverhältnis oder sonst irgendein unchristlicher Wandel hinderte. Von jedem Taufbewerber wurde erwartet, daß er eine grundlegende Erkenntnis der Wahrheit besaß, die er durch ein gründliches Studium des Buches „Gott bleibt wahrhaftig“ erlangt hatte, und daß er klar verstand und wußte, was Hingabe und Taufe bedeuten und welche Pflichten man gegenüber Jehova hat, wenn man sich taufen läßt. Wenn jemand als Taufbewerber anerkannt wurde, so füllte der Versammlungsaufseher ein Formular mit der Überschrift „Zur Taufe geeignet“ aus und unterschrieb es. Abgesehen von wenigen Ausnahmen waren Taufen auf die Kongreßzeit beschränkt, und niemand wurde auf solchen Kongressen getauft, ohne zuerst in der Abteilung für die Taufe das Formular „Zur Taufe geeignet“ vorgelegt zu haben, das von seinem Versammlungsaufseher ordnungsgemäß ausgefüllt und unterschrieben worden war. Dadurch verringerte sich zwar die Zahl derer, die sich taufen ließen, doch bot dies eine Gewähr dafür, daß diejenigen, die als Zeugen Jehovas anerkannt wurden, auch wirklich die Voraussetzungen dafür erfüllten.

GOLDKÜSTE IN GHANA UMBENANNT

Am 6. März 1957 gewährte die britische Regierung der Goldküste volle Unabhängigkeit. Nun war das Land frei von der Kolonialherrschaft, ein Umstand, der alle, die nach „sofortiger Selbstregierung“ geschrien hatten, jubeln ließ.

Wie zu erwarten, wurde vieles, was aus der Kolonialzeit stammte, zum Beispiel Urkunden, Satzungen und amtliche Berichte, einschließlich des „Verzeichnisses anerkannter Missionsgesellschaften“, den Archiven und Museen anvertraut. Ja sogar die Bezeichnung Goldküste wurde als etwas aus der Kolonialzeit betrachtet und über Bord geworfen. Von nun an sollte das Land Ghana heißen. Mit der Unabhängigkeit kam auch eine Verfassung, die die Bestimmung enthielt: „Niemand soll durch irgendein Gesetz seiner Gewissensfreiheit oder des Rechtes beraubt werden, irgendeinen Glauben zu bekennen, zu praktizieren oder zu propagieren, vorbehaltlich der öffentlichen Ordnung, der Sittlichkeit und des Allgemeinwohls.“

Das größte Problem, das überwunden werden mußte, war vielleicht das Analphabetentum. Im Jahre 1957 konnten 61 Prozent der 6 727 Verkündiger weder lesen noch schreiben. Bis zu jenem Jahr überließ man es weitgehend dem einzelnen, lesen und schreiben zu lernen, und einige der Eifrigen lernten es sehr gut ohne fremde Hilfe. Vielleicht lag es hieran, daß in der Organisation nahezu 40 Prozent lesen und schreiben konnten, während es im ganzen Land weniger als 80 Prozent waren.

Es wurden Vorkehrungen für die Einrichtung von Klassen für den Unterricht im Lesen und Schreiben getroffen. Solche Klassen zu besuchen ist immer ein begeisterndes Erlebnis. In einem einfachen Dorf-Königreichssaal trifft man ernste Leute, einige ältere und einige noch nicht so alte, die sich um eine Laterne gruppiert haben und eifrig die Bilderlektionen studieren. Manche haben schwaches Augenlicht, und einige tragen eine Brille. Sieh einmal, wie die alte Schwester dort versucht, sich mittels einer Reihe von Gedankenverbindungen an die Bedeutung dessen zu erinnern, was der Lehrer auf der Karte zeigt. Und sieh nun, wie ihr Gesicht strahlt, da sie in der Lage ist, das gedruckte Wort in die gesprochene Sprache zu übertragen. Der Lehrer ist darüber so begeistert, daß er unwillkürlich applaudiert, und die ganze Klasse schließt sich ihm an. Im Laufe der Monate macht die Schwester zusammen mit den anderen weitere Fortschritte. Bei unserem nächsten Besuch sehen wir, wie sie immer und immer wieder ihre Brille zurechtrückt, während sie die Lehrbücher für Fortgeschrittene in Angriff nimmt. Ein anderes Mal sehen wir, wie sie mit ihren Fingern, die von jahrelanger harter Hackarbeit auf der Farm krumm geworden sind, versucht, die Spitze eines Bleistiftes ruhig zu halten. Sieh, wie sie sich anstrengt einfache Linien und Striche und Kreise zu ziehen. Sie sehen nicht sehr gut aus, aber sie ist zu loben. Sie hat Fortschritte gemacht. Stelle dir ihre Freude darüber vor, daß sie nach einem Jahr in der Lage ist, Gottes Wort selbst zu lesen und ihre eigenen Predigtdienstberichte und persönlichen Briefe zu schreiben!

Mit einem solchen Eifer packten Jehovas Zeugen das Problem des Analphabetentums in der Organisation an. Die Klassen wurden gut beaufsichtigt und in einer Atmosphäre christlicher Liebe geleitet. Dies fand das Lob einer Reihe von Regierungsbeamten, zum Beispiel von einem Inspektor für Massenunterricht in der Westregion, der die Klassen einer Versammlung besuchte, in der in weniger als einem Jahr zwanzig Personen lesen und schreiben lernten. Er fühlte sich veranlaßt zu sagen: „Ihr seid wirklich ein anderes Volk. ... Wenn euer Geist in anderen Organisationen bekundet würde, gäbe es in diesem Land bald sehr wenige Analphabeten.“

BEURKUNDUNG VON EHEN

Die nächste größere Aufgabe bestand darin, den Brüdern zu helfen, ihrer Ehe eine solide Grundlage zu geben. Von der Zeit an, da das Land eine Kolonie Großbritanniens wurde, haben die Ehegesetze Englands über die Ziviltrauung neben den ungeschriebenen Gesetzen über die Ehe nach dem Gewohnheitsrecht Anwendung gefunden. Sowohl die Ziviltrauung als auch die Ehe nach dem Gewohnheitsrecht werden als völlig gesetzmäßig anerkannt, obgleich vom Gesetz her der Ziviltrauung der Vorrang gegenüber der Ehe nach dem Gewohnheitsrecht gegeben wird. Bis 1957 waren weitaus die meisten unserer Brüder nach dem Gewohnheitsrecht verheiratet. Dies bedeutete, daß ihre Ehe zwar gesetzmäßig, aber nicht eingetragen war, außer in einigen wenigen Fällen, in denen die Betreffenden sie beim Gemeinderat hatten beurkunden lassen.

Am 4. Juli 1957 schrieb der Zweig an alle Versammlungen und erklärte die Notwendigkeit, daß die Ehen der Zeugen Jehovas beurkundet würden. Der Aufschluß stützte sich auf den Stoff der Wachtturm-Ausgaben aus dem Jahre 1956, die von der Ehe handelten. Damals bedeutete dies, daß für Ehepaare, die gemäß dem ungeschriebenen Gewohnheitsrecht geheiratet hatten, eine Ziviltrauung nötig war.

Jetzt haben die meisten Gemeinderäte im Lande von der Regierung die Vollmacht, Ehen, die nach dem Gewohnheitsrecht geschlossen werden, zu beurkunden. Das ist nicht dasselbe wie eine Ziviltrauung, aber eine solche Ehe ist ebenso bindend, gesetzmäßig und richtig eingetragen. Es bleibt daher dem betreffenden Paar überlassen, wie es die Ehe schließen möchte, ob durch eine Ziviltrauung oder dadurch, daß der Gemeinderat die nach dem Gewohnheitsrecht geschlossene Ehe beurkundet.

KONGRESS IN KUMASI

Für den Kongreß in Kumasi, der am 5. März 1959 beginnen sollte, war alles bereit, als wäre nichts Unvorhergesehenes eingetreten. Und Bruder Knorr?

Dank dem göttlichen Willen gab es diesmal keine Einwanderungsschwierigkeiten. Bruder Jennings berichtet uns:

„Bruder Knorr kam am Abend vor dem Kongreß in Accra an und ging durch den Zoll. Nachdem er den Donnerstag und den Freitag damit verbracht hatte, im Zweigbüro verschiedene Angelegenheiten zu überprüfen, flogen er, meine Frau und ich nach Kumasi, um dem Kongreß beizuwohnen. Gleich nach unserer Ankunft sollte Bruder Knorr bei der fremdsprachigen Veranstaltung, der die französisch sprechenden Delegierten von der Elfenbeinküste und aus Togo sowie die Frafra sprechenden Delegierten aus Nordghana beiwohnten, einen Vortrag halten. Die Brüder warteten schon, als er ankam, und hörten während der ganzen Ansprache aufmerksam zu.

An jenem Nachmittag saßen die Aufseher während eines besonderen Programms in dem für sie reservierten Sektor. Die Zusammenkunft begann mit zwei halbstündigen Ansprachen, und dann war Bruder Jennings an der Reihe, den Brüdern in einer Ansprache mit dem Thema ,Aufseher, haltet eure Versammlung lebendig‘ Rat zu erteilen. Bruder Knorr sprach darauf zu den Aufsehern über das Thema: ,Die Herde Gottes mit Geschicklichkeit hüten‘. Er führte König David und Christus Jesus als Beispiele treuer und geschickter Hirten an und schärfte den Aufsehern die Verantwortung ein, den neuen und schwachen Verkündigern zu helfen, ehe irgendeiner von ihnen untätig würde. Nachdem er Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht hatte, daß viele, die sich taufen ließen, nicht weiter im Dienst tätig blieben, zeigte er, daß die Aufseher die Pflicht haben, solche Untätigen wiederzubeleben.

Der Sonntag, der letzte Tag des Kongresses, brach strahlend an, und es war heiß. Am Vormittag erteilten mehrere Redner aus dem Bethel und Versammlungsdiener Rat und gaben Aufschluß über biblische Themen. Es wurden auch Tonbandaufnahmen mit Erfahrungen und Liedern von Brüdern hinter dem Eisernen Vorhang abgespielt, was die Kongreßbesucher sehr erfreute. Alle Vorträge an diesem Tag wie auch an allen anderen Tagen des Kongresses wurden gleichzeitig in Twi, Ga, Ewe und Adangbe übersetzt.

Um 12 Uhr versammelten sich die Kreis- und die Bezirksdiener zu einer besonderen Zusammenkunft, und Bruder Knorr leitete eine aufschlußreiche und ernste Besprechung, in der es darum ging, Lehrer der Herde zu sein — der Herde also nicht nur zu sagen, was zu tun ist, sondern ihr ein Beispiel zu geben, indem man es mit ihr tut. Im Nachmittagsprogramm wurde allen auch ein Brief zur Zustimmung und Annahme vorgelesen, in dem der Gesellschaft für den Kongreß, für den Besuch Bruder Knorrs und für das neue Buch Vom verlorenen Paradies zum wiedererlangten Paradies gedankt wurde.

Die letzte Ansprache des Tages war der öffentliche Vortrag N. H. Knorrs, des Präsidenten der Gesellschaft: ,Eine paradiesische Erde durch Gottes Königreich‘. Wie erfreut und begeistert waren doch alle, als die Zählung ergab, daß 13 754 Personen, fast das Doppelte der Zahl der Zeugen Jehovas in Ghana, anwesend waren und dieses interessante und wichtige Thema hörten! Die Aufmerksamkeit und der häufige Beifall zeigten, daß alle wirklich Freude an dem Vortrag hatten und das Gesagte schätzten.

Die Taufe fand am Sonnabend vormittag statt, und 460 Personen wurden untergetaucht.“

Bruder Jennings erzählt einige recht merkwürdige Erlebnisse in Verbindung mit der Rückfahrt nach Accra. Bruder Kofi Kye hatte sich bereit erklärt, sie nach dem öffentlichen Vortrag am Sonntag abend in seinem Wagen mitzunehmen. Nachdem sie also ein letztes Mal auf Wiedersehen gesagt und sich vom Kongreß verabschiedet hatten, stiegen sie in den Wagen und fuhren ab.

Es war schon dunkel, und Bruder Knorr zeigte durch seine Fragen, daß er ein wenig Bedenken hatte, ob der Fahrer den richtigen Weg zurück nach Accra finden würde. Bruder Jennings beruhigte ihn, aber bald darauf stellten sie erst einmal fest, daß die Straße nicht mehr weiterging. Eine merkwürdige Art, einen Fremden auf einer Fahrt im Dunkeln zu beruhigen!

Jedenfalls kehrte der Fahrer um, und es gelang ihm, die Dschungelstraße zu finden, aber wie konnte Bruder Knorr sicher sein, daß diese auch wirklich nach Accra führte? Wie erleichtert war er, als nach vierstündiger Fahrt durch den Wald ein Schild mit der Aufschrift auftauchte: „Sie kommen jetzt nach Accra“!

„Da wir durch den Dschungel fuhren“, so erzählt Bruder Jennings, „ließ Bruder Knorr uns alle auf wilde Tiere achten, auf Löwen, Panther usw. Nach 250 Kilometer Fahrt durch den Wald bestand das Gesamtergebnis an ,Wild‘, das wir gesichtet hatten, aus einer Feldmaus und einem grünen Frosch, der drei Fuß hoch sprang, um einen Fuß weit vorwärts zu kommen.“

BRUDER BROWN KEHRT ZURÜCK

Um diesen Teil der Geschichte zum Abschluß zu bringen, wollen wir in die Palladium Cinema Hall in Accra zurückblenden, wo am 6. April 1947 ein Kongreß mit 800 Brüdern zu Ende ging. Damals sagte Bruder W. R. Brown in seinen Schlußworten vor der Zuhörerschaft unter ohrenbetäubendem Beifall: „Wenn ich euch das nächste Mal besuche, werdet ihr nicht 800, sondern 8 000 sein.“

Im Jahre 1950, als es in Westafrika genug Missionare gab, die in Gilead geschult worden waren, um das, was der nun alternde Bruder Brown dank der unverdienten Güte Jehovas begonnen hatte, fortzusetzen, verließen er und seine Frau Nigeria und kehrten nach den Karibischen Inseln zurück.

Zehn Jahre später erinnerte sich ein führender nigerianischer Staatsmann, Dr. Nnamdi Azikiwe, den er während seines Aufenthaltes in Nigeria kennengelernt hatte, an ihn. Dr. Azikiwe war zum Generalgouverneur von Nigeria ernannt worden, das kurz vorher seine Unabhängigkeit erlangt hatte, und er lud Bruder Brown und seine Frau ein, Nigeria im Oktober 1960 zu besuchen.

Bruder Brown und seine Frau nahmen die Gelegenheit wahr und besuchten auch Ghana, und welch eine große Freude war es doch für ihn, zu sehen, daß eine Reihe derer, die in der ersten Zeit an seiner Seite gekämpft hatten, immer noch stark in der Wahrheit waren! Und wie viele Verkündiger gab es zu dieser Zeit in Ghana? Gemäß dem Predigtdienstbericht für April 1960 waren es 8 172.

Bis zum Ende der 1950er Jahre hatte die Gesellschaft eine Reihe ghanaischer Brüder geschult, damit sie sich für verschiedene verantwortungsvolle Stellungen in der Organisation eigneten. Allein in jenem Jahrzehnt besuchten neun Brüder und zwei Schwestern aus Ghana die Gileadschule, und sie wurden in vier verschiedene Länder geschickt.

EIN WEITERER BESUCH VON BRUDER KNORR UND BRUDER HENSCHEL

Im Dezember 1970 gab es ein weiteres Ereignis, das einen noch nie dagewesenen Segen mit sich brachte. Elf Jahre nach seiner letzten Reise hierher beschloß Bruder Knorr, uns wieder zu besuchen. Er kam mit seiner Frau und mit Bruder Henschel. Das war aber noch nicht alles. Sie reisten zusammen mit 182 weiteren Gästen, Brüdern und Schwestern aus den Vereinigten Staaten, Kanada und anderen überseeischen Ländern. Die Gruppe machte eine Reise durch Westafrika, die so geplant war, daß sie mit einer Kongreßserie an der Westküste zusammenfiel.

Einige Monate vor den Kongressen war entlang der Westküste Afrikas die asiatische Cholera ausgebrochen. Gesundheitsbeamte, die die Ausbreitung der Seuche bekämpften, um sie in ihrem Zuständigkeitsbereich zu verhüten, waren gegen alle größeren Zusammenkünfte mißtrauisch geworden. Aus diesem Grunde unternahmen städtische Beamte in Kumasi alles, was nicht gerade einer Absage gleichkam, um den Kongreß zu unterbinden. Es wurden fünf verschiedene Kongreßstädte nacheinander abgesagt, weil die sanitären Einrichtungen angeblich unzureichend waren. Knapp vier Wochen vor dem Kongreß erhielten wir dann die Genehmigung, das Sportstadion zu benutzen, ausgenommen am Sonntag. Hunderte von Freiwilligen strengten sich tüchtig an; sie richteten sich weitgehend nach dem Aufbau des Kongresses, der 1967 am selben Ort stattgefunden hatte, und schon fünf Tage bevor der Kongreß beginnen sollte, war alles fertig.

Die Gesellschaft war natürlich an der Gesundheit der Kongreßbesucher interessiert und riet zu strenger Einhaltung hygienischer Maßnahmen. Zum Erstaunen der Gesundheitsinspektoren hielt man sich überall gewissenhaft daran. In Kumasi, wo wir die meisten Schwierigkeiten mit dem städtischen Amtsarzt hatten, gab einer der Gesundheitsbeamten zu, daß die Aufmerksamkeit, die wir verschiedenen Einzelheiten in Fragen der Hygiene und der Gesundheit schenkten, sogar das übertraf, was sie selbst erreichen konnten.

In Accra begannen die Schwierigkeiten, wenige Stunden bevor das Programm beginnen sollte. Als die Menschenmengen hereinströmten, eilte ein Gesundheitsbeamter, von dessen Büro man das Kongreßgelände überschauen konnte, mit einem sehr besorgten Gesicht zum Kongreßdiener, Bruder Danley. Nach einigen Beratungen beschlossen die Behörden, den Kongreß wegen der Choleragefahr abzusagen.

Nach weiteren Besprechungen siegte die Vernunft. Es wurde darauf hingewiesen, daß das Problem nicht dadurch gelöst würde, daß man die immer größer werdende Menschenmenge zerstreute. Es wurde daher gestattet, den Kongreß, wie geplant, durchzuführen, und viele Delegierte suchten nahe gelegene Impfstationen auf, um sich gegen Cholera immunisieren zu lassen. Auf keinem der beiden Kongresse wurden Cholerafälle entdeckt oder gemeldet, und in den Abteilungen für Erste Hilfe wurden nur einige leichte Krankheitsfälle behandelt.

Alle waren gespannt auf das Besondere an den Kongressen „Menschen guten Willens“, nämlich auf die Anwesenheit von über 180 Delegierten aus Übersee. Als zwei Busse mit diesen Delegierten nacheinander ins Stadion von Kumasi fuhren, brachen die achtzehntausend Versammelten in Freudenrufe aus und spendeten donnernden Beifall. Hunderte stellten sich an den Auffahrten auf, um die Besucher persönlich willkommen zu heißen und ihnen die Hand zu schütteln. In Accra war die Aufregung nicht geringer. „Ein Erlebnis, das wir nie vergessen werden“, sagte einer der Besucher. Ein anderer fügte hinzu: „Wir sind noch nirgends, wo wir gewesen sind, so begrüßt worden. Ich glaube, ich muß achtzehntausend Hände geschüttelt haben.“

Die einheimischen Zeugen wiederum waren von der Demut und Mitarbeit der Besucher beeindruckt. Ihre Willigkeit, zu warten, bis sie an der Reihe waren, und auf andere Rücksicht zu nehmen, war für viele Beobachter erstaunlich. Da die Bewohner Ghanas sozusagen noch bis „gestern“ unter der Kolonialherrschaft gelebt haben, haben sie vom „weißen Mann“ den Eindruck, daß er ganz und gar nicht bereit ist zu dienen. Dies ging aus der Äußerung von Bruder K. A. Odoom hervor, als er anläßlich einer der Veranstaltungen, bei denen ein besonderes Programm geboten wurde folgendes sagte: „Die Weißen kamen zuerst als unsere Herren in dieses Land. Aber ‘die Wahrheit hat uns frei gemacht’, und jetzt betrachten wir euch als unsere Brüder.“ Der Geist Jehovas ist bestimmt eine vereinigende Kraft.

Eine Twi sprechende Schwester sagte: „Ich bin seit dreißig Jahren in der Wahrheit. Ich habe von unseren ausländischen Brüdern gelesen. Jetzt habe ich euch endlich gesehen.“ Und ein Missionar drückte sich wie folgt aus: „Gewöhnlich gehen wir auf Urlaub nach Hause, um uns auszuruhen und zu erholen. Diesmal seid ihr zu uns gekommen, und eure Anwesenheit ist für uns eine große Wohltat und dient uns zur Erbauung.“

Alle solche Äußerungen der Wertschätzung und Liebe würden viele Seiten füllen. Zweifellos sprach Bruder Knorr für uns alle, für die Besucher und für die Besuchten, als er sagte: „Mit Worten lassen sich meine Empfindungen angesichts der wunderbaren Liebe, die ihr äußert, nicht zum Ausdruck bringen.“

In seinen Schlußworten auf dem Kongreß, der 1970 in Accra stattfand, kündigte Bruder Knorr an, daß das Zweigbüro Ghanas, das im Jahre 1962 erbaut worden war, vergrößert werden würde, so daß es doppelt so groß wie bisher wäre, um genügend Platz für Literaturlagerung und neue Druckereiräumlichkeiten zu bieten.

Im Januar nach dem Kongreß in Accra waren die Entwürfe für den Ausbau fertig. Im Mai wurden die endgültigen Zeichnungen den städtischen Beamten von Accra vorgelegt. Inzwischen begann man mit Vorarbeiten; unter anderem trafen Baumaterialien ein, die die Versammlungen in Kumasi schickten. Die Baugenehmigung wurde am 29. Juli 1971 erteilt, und sogleich wurde mit den eigentlichen Bauarbeiten begonnen. Versammlungen der Zeugen Jehovas in der Gegend von Accra und in der Gegend von Tema wurden eingeladen, abwechselnd Freiwillige für die Bauarbeiten an den Wochenenden zu schicken. Die Reaktion der Tausende, die willigen Herzens waren, war gewaltig, und es erschienen jeweils fünfzig bis hundertfünfzig, um hart zu arbeiten, damit es vorwärtsging.

Wir sind dankbar dafür, daß ein so ausgezeichneter Geist bekundet worden ist. Zufolge dieser großen Anstrengungen und der Fertigkeit der Freiwilligen war der Erweiterungsbau im Mai 1972 bezugsfertig. Wir konnten den neuen Teil des Gebäudes für nur die Hälfte der Kosten bauen, die uns entstanden wären, wenn wir ein örtliches Bauunternehmen in Anspruch genommen hätten. Für diese Einsparung — ein großzügiger Beitrag unserer willigen Brüder und Schwestern — sind wir sehr dankbar.

In dem Erweiterungsbau ist im Erdgeschoß Platz für unsere neue Druckerei und für die Lagerung weiterer Literatur. Das obere Stockwerk dieses zweigeschossigen Gebäudes bietet Platz für Unterkünfte und andere Wohnräume für weitere vierzehn Glieder der Bethelfamilie.

In der Zeit vom April bis zum Juni kamen vom Betrieb der Gesellschaft in Brooklyn (New York) Druckmaschinen und Druckereibedarf und aus Deutschland eine neue Heidelberger Druckmaschine. In den darauffolgenden Wochen nahm unsere Druckerei Gestalt an. Es wurde eine vollständige Anlage für die Herstellung des Wachtturms in Ewe, Ga und Twi aufgebaut. Vorbereitende Druckarbeiten begannen im Juli. Im August wurde der Königreichsdienst hergestellt, und es wurde damit begonnen, die Wachtturm-Ausgabe vom Dezember 1972 in drei Sprachen zu setzen.

Diese Ausdehnung und Erweiterung der Arbeit des ghanaischen Zweiges der Gesellschaft wird für die Gemeinschaft christlicher Zeugen Jehovas in ganz Ghana wirklich von Nutzen sein.

Während wir nun unsere Erzählung über die Geschichte der Zeugen Jehovas in Ghana von 1924 bis 1972 abschließen, ist es bestimmt angebracht, die Rolle zu berücksichtigen, die die Missionare, die von der Gileadschule gesandt wurden, sowie andere, die aus Übersee kamen, um uns zu helfen, gespielt haben. Nicht alle von ihnen sind in den Mittelpunkt des Geschichtsberichtes gerückt. Doch sie alle haben verschiedene Probleme in Kauf genommen, um zur Förderung des Werkes in Ghana beizutragen.

Jehovas Zeugen in diesem Land sind Jehova und seiner Organisation wirklich dafür dankbar, daß sie für dieses Land so viel zur Verfügung gestellt haben, nicht nur, was Geld und Vermögen, sondern auch, was Menschen betrifft, um Personen ehrlichen Herzens in diesem Lande erkennen zu helfen, wie man Jehovas Wohlwollen erlangen kann, während noch Gelegenheit dazu da ist.

Auf alles zurückblickend, müssen wir einfach darüber staunen, wie Jehova seinen Namen in diesem Teil Afrikas verherrlicht hat. Wenn wir uns an das Jahr 1924 erinnern, als Claude Brown als einziger Zeuge Jehovas durch die Stadt Accra ging, Plakate an den Wänden anbrachte und Handzettel verteilte, um die Menschen zu einem biblischen Vortrag in den Merry Villas einzuladen, wenn wir dann an das Jahr 1927 denken, als W. R. Brown die erste Handvoll von Gläubigen in Koforidua und Accra taufte, wenn wir weiter den Kampf betrachten, der geführt wurde, um der guten Botschaft unter der autokratischen Kolonialherrschaft und unter der Tyrannei der Eingeborenen gesetzlich Geltung zu verschaffen, und wenn wir dann zum Jahre 1972 kommen, in dem wir immer noch als Zeugen Jehovas Gottes unsere Freiheit haben, müssen wir einfach sagen: „Dies ist bestimmt kein Menschenwerk; es ist das Werk Jehovas.“

Und deshalb werden die 16 093 Zeugen Jehovas in Ghana, von denen sich 16 zur Klasse des gesalbten Überrestes bekennen, und die vielen Tausende, die sich ihnen, wie wir hoffen, noch als ergebene Diener des Höchsten anschließen werden, ehe die „große Drangsal“ ausbricht, stets die Worte aus dem Bibelbuch der Psalmen widerhallen lassen:

„Hoch preiset mit mir Jehova, und laßt uns seinen Namen zusammen erheben.“ „Ich will den Namen Gottes im Liede lobpreisen, und mit Danksagung will ich ihn hoch erheben.“ „O danket Jehova, denn er ist gut; denn seine liebende Güte währt auf unabsehbare Zeit.“ — Ps. 34:3; 69:30; 107:1.