Zurück zum Inhalt

Zum Inhaltsverzeichnis springen

Panama

Panama

Panama

Komm mit in das „Land der vielen Fische“! Diese Bezeichnung trägt Panama — ein langer, schmaler Isthmus, der die Verbindung zwischen Mittel- und Südamerika herstellt. Panama ist ungefähr 770 Kilometer lang, erstreckt sich etwa in Ost-West-Richtung und hat die Form eines liegenden „S“. Es grenzt im Südosten an Kolumbien und im Nordwesten an Costa Rica. Der Isthmus von Panama ist 60 bis 200 Kilometer breit. Die engste Stelle liegt zwischen Panama City und Colón, und deshalb ist diese Region auch ideal für einen interozeanischen Kanal. Dieser weltberühmte Schiffahrtsweg — der Panamakanal — stellt eine wichtige Verbindung zwischen dem Atlantischen und dem Pazifischen Ozean her.

Es heißt, daß Panama um das Jahr 1500 u. Z. von Rodrigo de Bastidas entdeckt wurde. Kolumbus erforschte den Isthmus im Jahre 1502, und Balboa überquerte ihn im Jahre 1513. Am 26. September jenes Jahres entdeckte er den Pazifischen Ozean.

Panama hat eine Bodenfläche von insgesamt 75 650 Quadratkilometern. Hier leben schätzungsweise 1 700 000 Einwohner verschiedenster Herkunft. Die meisten von ihnen sind Mestizen — Nachkommen von Spaniern und eingeborenen Indianern. Spanisch ist die Amtssprache, aber in der Kanalzone verständigt man sich in Englisch. Es werden auch verschiedene Indianerdialekte gesprochen.

Dieses tropische Land wird von zwei Hauptgebirgszügen durchschnitten und von vielen hundert Flüssen durchzogen. In den verschiedenen Gegenden des Landes fallen jährlich 229 bis 330 Zentimeter Niederschlag. Panama ist bekannt für seine mehr als 2 000 verschiedenen Tropenpflanzen und für seinen Tierreichtum. Man findet dort den Puma, das Pekari, das Faultier, den Ameisenfresser und den Alligator. Dazu kommt eine stattliche Anzahl von Schlangen, von denen einige ein Gift haben, das einen Menschen in wenigen Minuten töten kann.

Im 16. Jahrhundert eroberte Spanien Panama und machte es zu einer Kolonie. Der Katholizismus wurde Staatsreligion. Im Jahre 1718 wurde Panama ein Teil des Vizekönigreiches Neugranada. 1821 erklärte es seine Unabhängigkeit von Spanien und schloß sich Kolumbien an. Durch den Bidlack-Vertrag erhielten die Vereinigten Staaten im Jahre 1846 das Recht auf freien Transitverkehr über den Isthmus und bauten eine Eisenbahnlinie von einer Küste zur anderen. Das erleichterte den Verkehr von der Ostküste der Vereinigten Staaten nach Kalifornien und seinen sagenhaften Goldfeldern.

Als sich Kolumbien im Jahre 1903 weigerte, den Vereinigten Staaten die Erlaubnis zum Bau eines Kanals zu geben, erklärte Panama seine Unabhängigkeit. Dann gab Panama den Vereinigten Staaten das Recht, den Kanal zu bauen und einen acht Kilometer breiten Landstreifen zu jeder Seite der Wasserstraße für immer zu benutzen (etwas, was seitdem bestritten wird), um den Kanal instand zu halten und zu schützen. Der Panamakanal wurde im Jahre 1914 fertiggestellt, und 1920 wurde er offiziell der „Trichter des Welthandels“. Erreicht wurde dadurch mit einem Kostenaufwand von etwa 366 Millionen Dollar ein „geteiltes Land — eine geeinte Welt“, zumindest in wirtschaftlichem Sinne.

Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen, ist Panama heute verhältnismäßig wohlhabend. Hauptexportgut sind Bananen, und Viehzucht zu Exportzwecken nimmt ständig an Bedeutung zu. Auch Früchte, Gemüse und Kaffee werden ausgeführt. Einnahmen in Höhe von vielen Millionen Dollar fließen der Republik Panama direkt oder indirekt durch den Betrieb des Kanals zu. Auch der Tourismus gewinnt an Bedeutung.

In Panama herrscht Religionsfreiheit. Der größte Teil der Bevölkerung bekennt sich zum Katholizismus. Doch sind auch die meisten protestantischen Kirchen sowie orientalische Religionen vertreten.

DIE GUTE BOTSCHAFT WIRD GEHÖRT

Das Königreichswerk begann in Panama um die Jahrhundertwende. Ende der 1890er Jahre brachte ein Vertreter der Amerikanischen Bibelgesellschaft einige Wachtturm-Schriften ins Land und verbreitete sie. Bald interessierten sich andere für die Königreichsbotschaft und begannen darüber zu sprechen. Isaiah Richards, ein Lehrer aus Colón, organisierte eine Klasse (oder „Ekklesia“, wie man damals sagte) und leitete die wöchentlichen Bibelstudien. Das war um das Jahr 1900.

Die Verbreitung der Wahrheit Gottes auf Jamaika und die in Panama hingen eng miteinander zusammen, denn viele Bewohner Westindiens kamen hierher, um am Kanal zu arbeiten. Zuerst zeigten einige Personen in Colón, auf der Atlantikseite, Interesse. Einer von denen, die sich für die gute Botschaft von Gottes Königreich interessierten, war Hubert L. Walker, ein Freimaurer aus Panama City, der wegen seiner Arbeit nach Colón gezogen war. Im Jahre 1910 schickte der Beauftragte der Gesellschaft in Kingston (Jamaika) zwei Kolporteure oder Vollzeitarbeiter nach Panama — Bruder Morgan und Bruder Laing —, damit sie die gute Botschaft in Panama City und Umgebung verkündigten. Mr. Walker nahm sie in seiner Wohnung auf, bevor er nach Colón zog. Die Brüder hatten auch ein Zimmer für die Zusammenkünfte und ein weiteres Zimmer für die Lagerung von Literatur. Unter der englischsprachigen Bevölkerung waren bereits Tausende von Bibeln und Schriftstudien-Bänden verbreitet worden, besonders unter den Kanalarbeitern. Noch im gleichen Jahr wurde eine Versammlung in Panama City gegründet, und fast fünfzig Personen waren mit ihr verbunden.

Kurz zuvor hatte sich W. R. Brown, der später in Nigeria (Westafrika) als „Bibel-Brown“ bekannt wurde, für die gute Botschaft interessiert. Das war im Jahre 1907, als er sich einen Vortrag anhörte, den Isaiah Richards an einer Straßenecke hielt. Der biblische Vortrag stützte sich auf die „Karte der Zeitalter“, die damals benutzt wurde, um Gottes Vorsätze zu erklären. Nachdem Bruder Brown die Wahrheit erkannt hatte, kehrte er nach Jamaika zurück. Mit welcher Absicht? Um mit seiner Mutter und seiner Schwester über die Wahrheit zu sprechen. Beide nahmen die Wahrheit an und brachten ihren Glauben durch die Taufe zum Ausdruck. Das war im Jahre 1909. Als Bruder Brown später nach Colón zurückkehrte, arbeitete er als Barkassenlotse. Er trat sehr eifrig für die Wahrheit ein. Als daher die Kolporteure Morgan und Laing anfingen, in Panama City zu arbeiten, zog Bruder Brown sofort von Colón weg und schloß sich ihnen im Verbreiten der guten Botschaft an. Die drei mieteten damals eine Dreizimmerwohnung, sie wohnten zusammen in einem Zimmer, und die beiden anderen Zimmer benutzten sie für die Zusammenkünfte und als Literaturlager.

Im Jahre 1911 kam Bruder E. J. Coward, ein Beauftragter der Watch Tower Society, nach Panama, um bei den Kanalarbeitern Vorträge zu halten. Er traf auch mit Bruder Brown, Bruder Morgan und Bruder Laing zusammen sowie mit allen interessierten Personen in Panama City und Colón. Bruder Coward erkannte, daß sich Bruder Brown für den Sonderdienst eignete, und nachdem er seinen Vortragsfeldzug auf dem Isthmus beendet hatte, nahm er ihn mit nach Trinidad. Dort diente Bruder Brown bis zum Jahre 1922, dann zog er mit seiner Familie nach Afrika, wo er als „Bibel-Brown“ bekannt wurde. Inzwischen setzten die Kolporteure und Interessierten die Verkündigung in Panama eifrig fort. Als Folge davon wurden auf beiden Seiten des Isthmus und in den Arbeiterstädten der Kanalzone große Klassen gegründet.

In Kingston (Jamaika) hatte Bruder Coward einige junge Männer zu Kolporteuren ernannt und geschult. Im Jahre 1912 kamen drei von ihnen in die Kanalzone, um dort eine Arbeitsstelle anzunehmen. Sie schlossen sich den Versammlungen an und trugen viel dazu bei, die bestehende Organisation zu festigen und die Wahrheit zu verbreiten.

Charles Taze Russell, der erste Präsident der Watch Tower Society, besuchte Panama im Jahre 1913. Er hielt Vorträge im Nationaltheater in Panama City und im Gartentheater in Colón. Natürlich wurde das Interesse an der Königreichsbotschaft durch seinen Besuch sehr gefördert. Doch im Jahre 1914, als der Kanal für die Schiffahrt eröffnet wurde, änderte sich einiges. Als die Bauarbeiten zu Ende gingen, mußten viele Brüder und Interessierte auf die Westindischen Inseln zurückkehren. Viele Städte, die für die Arbeiter gebaut worden waren, wurden verlassen. Trotzdem blieben recht große Gruppen von Bibelforschern (wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden) in Panama City und Colón zurück. Eine Zeitlang machte daher das Königreichswerk weiter Fortschritte.

TREUE IN PRÜFUNGSREICHEN ZEITEN

Nach dem Tode Pastor Russells im Jahre 1916 und in der darauf folgenden Zeit der Sichtung ließ der Eifer vieler Brüder nach. Darüber hinaus hielten sich manche für die Führer der Herde und begannen, anderen Lehren zu folgen, besonders den Lehren einiger ehemaliger Glieder des Hauptbüros der Gesellschaft, die untreu geworden waren. Durch diese Entwicklung erlitt unser Werk einen Rückschlag in Panama, und im Jahre 1930 besuchten nur noch eine Handvoll Treue die Zusammenkünfte und lasen den Wacht-Turm. Trotzdem wurden die Versammlungen in Panama City und Colón nicht aufgelöst.

Im Jahre 1931 kam Bruder J. F. Rutherford, der zweite Präsident der Watch Tower Society, auf seiner Reise nach Kalifornien durch Panama. Er sprach mit den wenigen Interessierten in La Boca und Cristobal in der Kanalzone. Dabei waren einige von denen anwesend, die ihr Mißfallen über die Leitung der Gesellschaft geäußert hatten. Diese Zusammenkunft brachte eine Entscheidung, und es setzte ein Abfall ein, der zum Höhepunkt kam, als sich diese Personen weigerten, sich als Zeugen Jehovas zu bezeichnen, nachdem die Bibelforscher im Jahre 1931 diesen Namen angenommen hatten. Von da an bildeten die Untreuen ihre eigene Gruppe. Das erwies sich für die wenigen Treuen als ein Segen. Einer von ihnen sagte: „Das war das erstemal nach Jahren, daß wir uns in den Zusammenkünften völlig wohl fühlten und mit dem Herrn und miteinander vollständig in Harmonie waren.“

Im Jahre 1938 kam Bruder T. E. Banks vom Zweigbüro der Gesellschaft auf Jamaika zu Besuch nach Panama und tat alles, was in seinen Kräften stand, um die Versammlungen hier zu stärken. Das Königreichspredigtwerk ging weiter, aber die Mehrung war sehr gering, und das spanischsprachige Gebiet war praktisch unberührt. Es mußte dringend etwas geschehen. Aber was? Die Wachtturm-Bibelschule Gilead sollte die Antwort auf diese Frage geben und im Jahre 1945 einen echten Wendepunkt für das Königreichswerk in Panama herbeiführen.

MISSIONARE TREFFEN EIN

An einem schönen Sommertag im Februar 1945 landete ein Flugzeug der Pan American Airways auf dem Luftwaffenstützpunkt Albrook (Kanalzone). Unter den aussteigenden Fluggästen befanden sich ein Mann und eine Frau mittleren Alters, die Aktentaschen trugen. Eine Gruppe treuer Zeugen hieß Bruder Roy W. Harvey und seine Frau, die ersten Gileadabsolventen in Panama, herzlich willkommen. Anfang 1945 gab es im ganzen Land 45 Königreichsverkündiger, und es waren nur drei Versammlungen tätig. Das waren die Versammlungen in Panama City, Colón und Bocas del Toro.

Nun war es nötig, eine geeignete Wohnung für die Gileadmissionare zu finden, die bald danach den Harveys folgten und von denen einige ebenfalls die zweite Klasse besucht hatten. Bruder Harvey sollte als „Diener für die Brüder“ oder Kreisaufseher tätig sein; er sollte Versammlungen besuchen und ihnen helfen, zur Förderung der Königreichsinteressen besser organisiert zu werden. Wenn Bruder und Schwester Harvey nicht auf Reisen waren, arbeiteten sie mit der Versammlung in Panama City zusammen.

Bald darauf traf Bruder Donald Kjorlien ein und wurde als Missionar in Colón eingesetzt. Noch später, im September 1945, kamen vier weitere Missionare. Es waren Anna Mueller, Thelma Hultquist, Mary Dobrowalsky und Ada Anderson, die alle ihre Missionartätigkeit in Panama City begannen. Mit der Ankunft der Missionare sollte die große Mehrheit der Bevölkerung des Landes die erste Gelegenheit erhalten, die Königreichsbotschaft in ihrer eigenen Sprache zu hören — in Spanisch. Allerdings sprach nur Bruder Kjorlien Spanisch. Die anderen mußten die Sprache erst noch lernen. Und sie lernten sie!

Gegen Ende 1945 trafen Hazel Burford, Sylvia Prescott und Ellen Kienbaum ein und wurden nach Colón gesandt. Mit Hilfe eines einheimischen Rechtsanwalts war es Bruder Harvey gelungen, die gesetzliche Anerkennung der Gesellschaft zu erwirken. Alles war nun auf Mehrung eingestellt, und die Menschen begannen auf die Botschaft zu reagieren. Ende 1945 gab es 53 Königreichsverkündiger im Land. Die Zahl der Rückbesuche war von monatlich 1 657 im Vorjahr auf 3 879 im Jahre 1945 angewachsen und die Zahl der Bibelstudien von 32 auf 113. Die Tätigkeit der Missionare in Panama machte sich deutlich bemerkbar.

ZWEIGBÜRO GEGRÜNDET

Anfang 1946 traf Mary Hinds, Schwester Burfords Partnerin, die wegen Grippe in New York geblieben war, auf dem Isthmus ein und wurde nach Colón gesandt. Im April kam Bruder N. H. Knorr, der dritte Präsident der Watch Tower Society, in Begleitung von F. W. Franz nach Panama. Zur Freude aller wurde angekündigt, daß die Gesellschaft ein Zweigbüro in Panama gründen wolle. Roy W. Harvey wurde der erste Zweigaufseher des Landes. Seit 1938 war Panama vom Zweigbüro in Costa Rica beaufsichtigt worden.

Außerdem trat während Bruder Knorrs Besuch eine neue Missionarheimvorkehrung in Kraft. Diese trug sehr dazu bei, den Missionaren ein Gefühl der Sicherheit zu verleihen.

EIFRIGE AUSBREITUNG DER BOTSCHAFT

Später im Jahre 1946 trafen Bruder Archie Raper und Julius Lewis ein. Sie und einige andere sollten in David (Provinz Chiriquí) im Westen Panamas arbeiten. Das war das erstemal, daß Gileadmissionare außerhalb der großen Städte und Bevölkerungszentren eingesetzt wurden. Bruder Kjorlien und Bruder Raper richteten zuerst eine Wohnung ein, und dann folgte ihnen Bruder Lewis. Aber in der Wohnung hatten fünf Personen Platz. Die anderen beiden, Al Jacczak und F. E. Harvey, folgten noch vor Ende des Jahres nach.

In mancher Hinsicht glich David (Chiriquí) einer Grenzstadt in der Frühzeit des amerikanischen Westens. Man konnte sehen, wie „Cowboys“ Vieh durch die staubigen Nebenstraßen trieben. Aus dieser reichen, fruchtbaren Gegend stammte ein großer Teil des Rindfleisches, des Reises und der Gemüse, die im Land verzehrt wurden. Natürlich waren die Missionare daran interessiert, festzustellen, welche Ernte dort auf religiösem Gebiet eingebracht werden konnte, und begannen daher mit ihrer Tätigkeit. (Vergleiche 1. Korinther 3:5-9.)

Sechs Monate später war eine Gruppe gegründet worden, mit der neun Personen verbunden waren. Diese neuen Königreichsverkündiger führten keine Bibelstudien mit anderen durch, aber sie selbst machten in geistiger Hinsicht Fortschritte. Nach weiteren sechs Monaten war die Gruppe um drei Personen größer geworden, und es erschien ratsam, das Königreichswerk noch weiter auszudehnen.

In den Jahren 1947 und 1948 gaben die Missionare aus David praktisch in allen Städten und Dörfern der Provinz Chiriquí gründlich Zeugnis. Sie verbreiteten Tausende von Büchern, und an einigen Stellen begann der Same der Wahrheit zu wachsen.

MIT SCHWUNG VORAN!

Andere, die im Jahre 1940 hier den Missionardienst aufnahmen, waren Bruder und Schwester Roper und ihre Tochter Mary Lea sowie Emily Dzurak (heute die Frau von Archie Raper), Ethel Coffman und Hope Laier. Etwa um diese Zeit wurde in Panama City die erste spanische Versammlung gegründet. Das Dienstjahr 1945/46 endete mit durchschnittlich 109 Verkündigern und einer Höchstzahl von 131. In diesen Zahlen waren 23 Missionare und eine Handvoll Pioniere eingeschlossen. Sie hatten 12 000 Stunden im Königreichswerk eingesetzt und 38 000 Bücher und Broschüren sowie 28 000 Zeitschriften abgegeben, 15 000 Rückbesuche gemacht und durchschnittlich 214 Studien durchgeführt. Ja, das Königreichswerk in Panama ging damals mit großem Schwung voran.

Im Dienstjahr 1946/47 fand in Panama der erste Kreiskongreß in Spanisch statt. Die fünf Missionare aus David waren anwesend und sprachen bereits ausreichend Spanisch, um am Programm teilnehmen zu können. Am Ende des Jahres gab es neun Versammlungen, sechs davon im Landesinneren. Damals berichteten 175 Königreichsverkündiger. Von Anfang 1945 bis zum Ende des Dienstjahres 1947 war die Zahl der Verkündiger um 289 Prozent gestiegen.

In den darauffolgenden Jahren verließen einige Missionare aus verschiedenen Gründen ihre Zuteilung. Auch war es immer ein Problem, passende Zusammenkunftsstätten für die Versammlungen zu finden. Das Zweigbüro wurde verschiedene Male verlegt, um mehr Missionare unterbringen zu können und mehr Platz für Literatur zu beschaffen. Nachdem im Jahre 1948 zwei einheimische Brüder zu Sonderpionieren ernannt worden waren, stieg die Zahl der Sonderpioniere ständig. Ja, im Laufe der Jahre war ein stetiges Wachstum in der christlichen Tätigkeit zu verzeichnen.

EINE UNVERGESSLICHE ZUSAMMENKUNFT

Im Jahre 1948 fand ein Bezirkskongreß auf Bocas del Toro, einer kleinen Insel im Nordwesten Panamas, statt. Man hatte ein Boot gemietet, um etwa 100 christliche Brüder und Schwestern aus Colón und Panama City dorthin zu befördern. Doch am Tag der Abreise war das gemietete Boot nirgends zu finden. Aber Jehova sorgte für ein anderes Schiff, und mit einer Verspätung von nur ein oder zwei Stunden fuhr das Schiff mit der glücklichen Gruppe von 103 Zeugen aus dem Brackwasser des Hafens von Colón in das bewegte azurblaue Wasser des Karibischen Meeres hinaus. Bei Einbruch der Nacht legten sich die meisten von ihnen auf dem Deck unter dem ruhigen tropischen Himmel zum Schlafen nieder und verzichteten auf die etwas verdächtig aussehenden Kojen unter Deck. Es waren sowieso viel zuwenig da. Viele Reisende wurden seekrank und verbrachten die Nacht in der Nähe der Reling. Doch alle überlebten die Fahrt und waren dankbar, als sie nach einer Reise von etwa 400 Kilometern am nächsten Tag um 14.30 Uhr sicher eintrafen.

Archie Raper, der Kreisaufseher, kam mit der Nachricht an Bord, daß sowohl unsere Hotelunterkünfte als auch die Kongreßstätte abgesagt worden waren. Doch wieder sorgte Jehova für uns, und das Schiff diente als Hotel. Die Bewohner dieser kleinen Insel strömten in Scharen zum Kai. Sie erfuhren, daß Jehova eine Organisation in Panama hat und daß seine Diener anders sind. Auf diesem kleinen Schiff waren weiße Amerikaner, Schwarze aus Westindien, einheimische spanisch sprechende Panamaer, mindestens ein Chinese und Angehörige anderer Rassen und Nationen zusammen, und sie alle lebten und aßen gemeinsam auf dem beschränkten Raum der Barkasse. Diese christliche Eintracht war für die Inselbewohner etwas Neues. Die Weißen, die sie bisher kennengelernt hatten, waren die unnahbaren „Hochwürden“ und die Bosse der Fruit Company, die sich von dem Rassengemisch der Bevölkerung Panamas streng getrennt hielten.

Der Kongreßsaal war lediglich eine Bühne mit einem Dach, das über das Ufer der Lagune ragte, und er wurde durch die Passatwinde gekühlt, die frei durch die Kongreßstätte wehen konnten. Die Veranstaltung begann mit 99 Anwesenden und endete mit 178 beim öffentlichen Vortrag. Sie war ein solcher Erfolg, daß für das darauffolgende Jahr ein weiterer Kongreß geplant wurde.

Diese und andere Kongresse sowie die stets zunehmende Predigttätigkeit der Sonderpioniere trugen viel dazu bei, die Königreichsbotschaft zu verbreiten. Das Zweigbüro plante, das Predigtwerk nach und nach auszudehnen, bis das ganze Gebiet bearbeitet wäre. Sobald sich Verkündiger für den Sonderpionierdienst eigneten, wurden sie ausgesandt, gewöhnlich zuerst in die größeren Städte, dann in die Städte, die etwas kleiner waren usw. Wenn die Aussicht bestand, daß eine Stadt Jünger hervorbringen würde, wurden mehr Pioniere dorthin gesandt. Waren die Resultate negativ, so wurden sie gewöhnlich anderswohin gesandt, und man ließ das Gebiet ruhen.

1950 — EIN EREIGNISREICHES JAHR

Jetzt kommen wir zum Jahr 1950, dem Jahr, in dem in New York der Kongreß „Mehrung der Theokratie“ stattfand. Zum erstenmal war Panama auf einem internationalen Kongreß vertreten. Vier einheimische Zeugen waren anwesend.

Panama erreichte im Dienstjahr 1950 eine Höchstzahl von 496 Verkündigern, die in 14 Versammlungen und verschiedenen abgelegenen Gruppen tätig waren. In den ersten fünf Jahren der Missionartätigkeit in Panama war die Verkündigerzahl um 1 000 Prozent gestiegen.

Anfang 1950 hatten Bruder Knorr und Bruder Robert E. Morgan Panama besucht. Im Februar, fast unmittelbar nach dem Besuch der Brüder aus dem Hauptbüro der Gesellschaft, fand ein Landeskongreß in David (Chiriquí) statt. Über die Fahrt von Colón und Panama City schrieb Hazel Burford:

„Brüder aus beiden Städten fuhren mit mehreren Bussen von Panama City ab. Die Fahrt dauerte etwa 20 Stunden und ging über schmutzige Straßen voller Furchen und Schlaglöcher. Da es gegen Ende der Trockenzeit war, lag der Staub zentimeterhoch auf der Straße. Diejenigen von uns, die über oder hinter den Radkästen saßen, waren von einer regelrechten Staubwolke eingehüllt, denn der Boden des Busses war einige Zentimeter von den Radkästen weggerückt. Und so wehte der ganze Staub, der von den Rädern mitgerissen oder aufgewühlt wurde, in den Bus. Manchmal konnten wir nicht bis zum Fahrer sehen. Wir banden uns Taschentücher über Nase und Mund, um den Staub abzuhalten, aber wir mußten dennoch eine ganze Menge einatmen und schlucken. Als wir gegen Mittag in David eintrafen, hatten wir alle genau die gleiche graue Staubfarbe — auf der Haut, den Haaren und den Kleidern. Als erstes mußten wir alle dringend unter die Dusche, und dieser Wunsch wurde uns auch gastfreundlich gewährt. Bald hatten wir unser wirkliches Aussehen wieder angenommen.

Der Kongreß war schön wie immer. Er war ein großartiges Zeugnis für die Bewohner von David und Umgebung und gab unseren Brüdern dort einen richtigen Aufschwung. Da wir nun den Zustand unseres Busses kannten, stopften wir auf der Rückfahrt Jutesäcke in die Zwischenräume an den Radkästen und konnten so einen großen Teil der Staubwolken abhalten.“

EINBLICK IN DAS LEBEN DER MISSIONARE

Nachdem die Missionare von ihrem Urlaub und vom Kongreß „Mehrung der Theokratie“ zurückgekehrt waren, erhielten vier von ihnen eine neue Zuteilung, und zwar in Chitré. Mary Hinds, die seit 1930 Pionier ist, schreibt rückblickend über diese Zeit:

„Ende August hatten Hazel und ich gepackt, und nun warteten wir auf einen Interessierten, der mit seinem Lastwagen kommen und uns umziehen helfen wollte. Er kam später, als wir erwartet hatten. Doch bevor wir abfahren konnten, mußte er erst den Wagen waschen. Einen Tag zuvor war Vieh damit transportiert worden. Unterwegs hatten wir Aufenthalt, weil Reifen gewechselt werden mußten, und so trafen wir verspätet in Panama City ein, wo wir Ellen Kienbaum abholen sollten. Carolyn Grenz folgte später. Wir nahmen auch eine Menge Eingemachtes mit, weil wir gehört hatten, daß frisches Obst und Gemüse in unserer neuen Zuteilung sehr knapp seien. Nach dem Mittagessen im Zweigbüro fuhren wir ab.

Die Fahrt dorthin war halb so schön. Die Frau des Fahrers begleitete uns, und da nur drei Personen im Führerhaus Platz hatten, mußten die anderen beiden nach hinten zu den Möbeln kriechen. Während des letzten Teils der Fahrt saßen die Frau des Fahrers und ich hinten, direkt an der Ladeklappe. Wir saßen auf einer Matratze, die auf einem umgedrehten Tisch lag, und über uns war eine Zeltplane ausgespannt. Plötzlich wurden wir vom Regen überrascht, und der Fahrer gab Gas, weil er dachte, daß bei größerer Geschwindigkeit der Regen nicht in den hinteren Teil des Wagens laufen würde. Doch wir bekamen alles mit ab, nicht nur den Regen, sondern auch die fürchterlichen Stöße, wenn wir über die Schlaglöcher holperten.

Als wir unsere Möbel abluden, war es bereits Nacht, und die Nachbarn beobachteten uns mit prüfenden Blicken. Wir verbrachten die Nacht auf Matratzen, die wir auf dem Fußboden ausgebreitet hatten. In unseren beiden Schlafzimmern, dem großen Wohn- und Eßzimmer und der Küche gab es keine Schränke. Die Fenster wurden mit hölzernen Fensterläden verschlossen. Jetzt mußten wir erst einmal unsere Geschicklichkeit als Schreiner beweisen. Hazel und Ellen versahen die Fenster mit Fliegengittern und stellten Fliegengittertüren her. Später machten Hazel und ich Küchen- und Kleiderschränke.

Wir erfuhren, daß unser Wasser aus einem nahe gelegenen Fluß stammte, wo Leute badeten, schwammen und ihre Kleider wuschen. Dort trank auch das Vieh und wälzten sich Schweine. Wir kochten jeden Tropfen unseres Trinkwassers fünfzehn Minuten lang, ganz gleich, ob es klar oder schokoladenbraun war, und dann warteten wir bis sich die Staubteilchen abgelagert hatten. So hatten wir während unseres zweijährigen Aufenthaltes dort nie Amöben oder Ruhr. Vor dem Wäschewaschen benutzten wir das Fruchtfleisch einer hier üblichen Kaktusart, um den Schmutz aus dem Wasser zu entfernen.“

Als nächstes beschreibt Schwester Hinds den Lebensstil und die Menschen: „Chitré — die Hauptstadt der fortschrittlichen ländlichen Provinz Herrera — war ein Ort, an dem sich alte und neue Kulturen trafen. Hier standen schilfgedeckte Lehmhütten mit schmutzigen Fußböden neben modernen Villen mit Betonsteinwänden, Ziegeldächern und glänzenden Fliesenfußböden; hier praktizierten Medizinmänner neben modernen Ärzten; hier wurde Vieh von dürren Weiden über staubige Straßen zum Fluß getrieben, damit es in den Sommermonaten seinen Durst stillen konnte, wohingegen einen Steinwurf weiter andere Artgenossen auf modern ausgerüsteten Weidegründen mit fließendem Wasser versorgt wurden.

Dies war eine Stadt, in der der Katholizismus mit einer solchen Macht geherrscht hatte, daß sich die Menschen fürchteten, in der Bibel zu lesen, und noch mehr, darüber zu sprechen; daß sie sich davor hüteten, nach dem Tod eines Verstorbenen keine tagelange Totenwache zu halten, um den Geist des Verstorbenen zu besänftigen; daß sie sich fürchteten, den Priester zu verstimmen, denn wenn sie sich seinen Zorn zugezogen hätten, hätte er sie nach ihrem Tod nicht auf heiligem Grund beerdigen lassen; daß sie sich fürchteten, gegen irgendeine Tradition zu verstoßen, die sie gelehrt worden waren.

Es war ein Markt für campesinos (Landleute), die mit chiva (kleinen selbstgebauten Bussen) eintrafen und große Pfannen mit Eiern auf dem Kopf trugen. Oder sie kamen mit Pferden, die an den Seiten große Körbe mit Waren, ja sogar mit Schweinen trugen. Manchmal führten sie ein zweites Lasttier mit, das an den Schwanz des ersten gebunden war. Oder sie kamen zu Fuß und trugen Körbe, gefüllt mit Waren, auf ihren Schultern. Wenn sie ihre Waren verkauften, nahmen sie lieber Silbermünzen als Papiergeld. Hier war die Heimat bescheidener, liebenswürdiger Menschen, die mit dem Brauch aufgewachsen waren, alles zu teilen, was sie besaßen, und die erwarteten mit der gleichen Gefälligkeit von anderen behandelt zu werden; die Heimat hart arbeitender Leute, von denen sich die meisten mühsam ihren Lebensunterhalt verdienten, indem sie im Schweiße ihres Angesichts ihren Acker bestellten. Dies sollte nun unser Gebiet für etwas mehr als zwei schöne Jahre sein.“

Die Missionare waren dort, um der Bevölkerung die gute Botschaft zu verkündigen. War dies leicht? Schwester Hinds schreibt: „Jetzt war das Problem, wie wir das Herz dieser Menschen erreichen konnten. Die Literatur, die andere verbreitet hatten, welche schon vor unserer Ankunft hiergewesen waren, um während ihres Urlaubs den Samen der Wahrheit auszustreuen, hatte den Zorn des ortsansässigen Priesters erregt. So waren wir jetzt in ein Hornissennest geraten und hatten gegen die Vorurteile zu kämpfen, die man gegen uns hatte. ,Hört nicht auf diese Leute!‘ ,Lest nicht ihre Schriften!‘ ,Spuckt sie an!‘ ,Bewerft sie mit Steinen!‘ ,Bevor ihr die Bibel nur halb gelesen habt, werdet ihr verrückt!‘ All das hatte der Priester gesagt. So ist es verständlich, daß die Leute wegliefen und sich versteckten, wenn sie uns kommen sahen.

Unbeabsichtigt wurde zu dem Schaden noch eine Beleidigung hinzugefügt: Als ich eines Morgens an eine gewisse Tür klopfte, öffnete eine schlanke, große, kränklich aussehende Person, die in ein langes, mir schmutzig erscheinendes Gewand gekleidet war. Dadurch, daß ich die spanischen Worte mit weiblichen Endungen aussprach, redete ich diese Gestalt als ,arme kleine Frau‘ an und fragte, ob sie krank sei. Nachdem ich hereingebeten worden war, erkannte ich, daß dies der Priester war. Und was für eine Abfuhr ich erhielt! Er beschuldigte mich, ein amerikanischer Imperialist zu sein, die Leute irrezuführen und sie durch Bestechung von ihrer Religion abzuwenden. Dieser Mann ließ nichts unversucht, um uns Schwierigkeiten zu bereiten.“

Dennoch zahlten sich der christliche Eifer und die Nächstenliebe aus, denn Schwester Hinds erklärt: „Freundlichkeit, Geduld und Mitgefühl — wie notwendig und wirkungsvoll sind doch diese Eigenschaften! Schon nach wenigen Tagen riefen uns die Leute in ihre Häuser und fragten uns, weshalb der Priester so sehr gegen uns sei. Ganz allmählich gewannen wir ihr Vertrauen. So hatte Señor Ramos schon nach einigen Bibelstudien den Mut, mich zu fragen: ,War die Flut der Tage Noahs vor oder nach 1914?‘ Und von ihrer niedrigen banquito (Bank) aus fragte María: ,Warum ist es eine Sünde, am Freitag Fleisch zu essen?‘ Es wurden viele solche einfachen Fragen gestellt, aber das war das erstemal, daß sie beantwortet wurden. Bald hatten wir vier so viele Bibelstudien, daß wir sie gerade noch betreuen konnten. ...

Gesundheitliche Probleme? O ja, Missionare sind nicht immun. Doch wir fanden einen ausgezeichneten Arzt, der sich in Tropenkrankheiten auskannte und der unsere Sympathie gewann, weil er sich ganzherzig für uns einsetzte. Er kam bei Tag und bei Nacht, bis er sich überzeugt hatte, daß sein Patient auf dem Wege der Besserung war — und das alles ohne zusätzliche Kosten nach seinem ersten Besuch. So heilte Dr. Rojas Sucre einmal Hazel von Malaria und mich von einer hartnäckigen Grippe, die mir in den Tropen viel tückischer zu sein scheint als in einem gemäßigten Klima.“

Nach achtundzwanzig Monaten in Chitré wurde die neugegründete Versammlung der Leitung ergebener einheimischer Brüder anvertraut. Die Missionare erhielten eine neue Zuteilung; zwei von ihnen gingen in die Kanalzone.

JAHRE GROSSER MEHRUNG

In der ersten Hälfte des Jahres 1951 wurde George A. Luning, ein Absolvent der zwölften Klasse der Gileadschule, nach Panama geschickt. Am 1. Juni wurde er der zweite Zweigaufseher Panamas. Jedoch wurde Luning bald darauf krank und konnte seinen Dienst nur noch wenige Monate fortsetzen. Daher wurde George Papadem, der bis dahin Zweigaufseher von Kuba gewesen war, nach Panama gesandt und diente hier als dritter Zweigaufseher. Aber Bruder Luning blieb als Missionar in Panama.

Damals gab es nur eine Versammlung in der Kanalzone, und zwar in Gamboa. Sie bestand aus schwarzen Brüdern, die bei der Kanalgesellschaft arbeiteten. Aber unter der weißen, hauptsächlich amerikanischen Bevölkerung der Zone war nur sehr wenig getan worden. Daher wurden Hazel Burford und Mary Hinds im Jahre 1952 beauftragt, in den Städten der Kanalzone zu arbeiten. Etwa eineinhalb Jahre später wurde in Balboa eine Versammlung gegründet. Sie bestand aus den beiden Missionarinnen und fünf Versammlungsverkündigern — alles Schwestern. Die Zahl der Königreichsverkündiger in dieser Versammlung änderte sich ständig, wenn Armeeangehörige, deren Frauen in der Wahrheit waren, ihren Dienst beendeten und wegzogen oder wenn andere, die in der Zone arbeiteten, woandershin gingen. Im Laufe der Zeit wurde eine weitere Versammlung in Paraiso gegründet, einer Stadt für ortsansässige Arbeiter.

Die Zahl der Königreichsverkündiger stieg von 509 im Jahre 1952 auf 906 im Jahre 1955: eine Mehrung von fast 78 Prozent! Nach 1951 trafen eine Anzahl Missionarinnen und einige andere Schwestern ein. Unter ihnen waren Dorell Swaby und Fay Goodin aus Costa Rica; Mavis Myers aus Jamaika und Frances Taylor, Doris Beals und Mildred Tyler aus den Vereinigten Staaten. Einige wurden ins Landesinnere geschickt, und so wurden neue Gebiete bearbeitet. Wie gut sich dies auswirkte, zeigt die Tatsache, daß es Ende 1955 schon 31 Versammlungen gab.

Anfang 1955 wurde Bruder Papadem in das Zweigbüro von Mexiko versetzt, und Archie Raper, der hier eine Zeitlang als Kreisaufseher gedient hatte, wurde zum Zweigaufseher in Panama ernannt. Bruder F. E. Harvey wurde Kreisaufseher für alle spanischen Versammlungen. Es gab damals etwa 20 spanische Versammlungen und Gruppen. Ein paar Monate später wurde auch Bruder W. R. Gilks, ein Absolvent der 14. Klasse der Gileadschule, als Kreisaufseher eingesetzt. Wir hatten zu der Zeit drei Kreisaufseher, und die Arbeit des Bezirksaufsehers wurde vom Zweigaufseher verrichtet. Es gab damals drei Kreise mit insgesamt 31 Versammlungen und einer größeren Zahl von Verkündigergruppen.

In der Zeit von 1955 bis 1960 machte das Werk ständig Fortschritte. Es wurde Nachdruck auf den Sonderpionierdienst gelegt, und Ende 1960 waren über 40 dieser Vollzeitprediger tätig. Damals hatten wir außerdem 21 Missionare in Panama.

NEUE RÄUMLICHKEITEN FÜR DAS ZWEIGBÜRO

Im Jahre 1957 erhielten wir die Erlaubnis, ein neues Zweigbüro mit einem Missionarheim und einem Königreichssaal für 300 Personen zu bauen. Das Gebäude war zur Bestimmungsübergabe fertig, als uns Bruder M. G. Henschel im Januar 1958 besuchte. Die Missionarfamilie, die Brüder im Büro und alle Ortsversammlungen waren von dem schönen neuen Gebäude begeistert. Es verlieh dem Königreichswerk in Panama einen regelrechten Aufschwung.

Im Jahre 1960 berichteten 1 231 Königreichsverkündiger in Panama. In fünf Jahren hatte es eine fast 36prozentige Mehrung gegeben. Neue Versammlungen waren entstanden, als Verkündigergruppen geistig gewachsen und einige Brüder da waren, die in der Versammlung Verantwortung übernehmen konnten. Und so gab es im Jahre 1960 41 Versammlungen und einige Verkündigergruppen. Um dem wachsenden Bedarf zu entsprechen, wurde Dimas Alvarez unter den Sonderpionieren ausgesucht, um als zweiter einheimischer Kreisaufseher des Landes eingesetzt zu werden. Kurz darauf nahm David Sanchez, ebenfalls ein ehemaliger Sonderpionier, den Kreisdienst auf. Damals machte sich das Königreichswerk praktisch in jedem Teil Panamas bemerkbar.

EINE ZEIT DER STÄRKUNG

Nachdem die Zahl der Verkündiger von 45 Anfang 1945 auf 1 231 im Jahre 1960 gewachsen war, schien die Zeit gekommen, das Vorhandene zu festigen und die zu stärken, die schon in der Wahrheit waren. Tatsächlich hatten wir von 1960 bis 1965 nur eine Mehrung von 95 Verkündigern.

Das bedeutete nicht, daß wir in unserer Tätigkeit nachgelassen hatten. Keineswegs! Die Predigttätigkeit wurde weiterhin im ganzen Land fortgesetzt. Der Widerhall war einfach geringer. Die unruhigen politischen Verhältnisse in dieser Zeit mögen unser Werk in gewissem Maße beeinflußt haben.

DIE PREDIGTTÄTIGKEIT NIMMT ZU

Zwischen 1966 und 1970 war ein gesundes Wachstum zu verzeichnen. Die Zahl der Königreichsverkündiger stieg bis Ende 1970 auf 1 781, und es gab nun 45 Versammlungen und etwa 16 Verkündigergruppen in Panama. Der größte Teil dieser Zunahme war dem Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt und der eifrigen Tätigkeit der Verkündiger und Pioniere zuzuschreiben, die dieses Buch verbreiteten und Bibelstudien einrichteten.

Die Mehrung setzte sich in der Zeit von 1971 bis 1976 fort. Im April 1971 hatten wir zum erstenmal mehr als 2 000 Verkündiger. In den Jahren 1972 und 1973 war die Mehrung gering, aber im Jahre 1974 stieg die Zahl derer, die Jehovas Königreich verkündigten, um 15 Prozent. Im Dienstjahr 1975 hatten wir einen monatlichen Durchschnitt von 2 686 Predigern des Wortes Gottes — eine 16prozentige Mehrung gegenüber dem Vorjahr. Und im April 1976 berichteten 3 028 glückliche Königreichsverkündiger über ihre Predigttätigkeit.

EINE ZEIT ZUM BAUEN

In früheren Jahren stießen wir auf viele Schwierigkeiten, wenn wir uns bemühten, geeignete Versammlungsstätten zu finden. Aber durch Jehovas unverdiente Güte ist dieses Problem überwunden worden. Zum Beispiel haben wir einen schönen Königreichssaal in unserem Zweigbüro mitten in Panama City. Von 1959 bis Mitte 1976 wurden mindestens 38 Königreichssäle entweder neu gebaut oder aus gekauften Gebäuden hergerichtet. So kamen im Jahre 1976 die meisten unserer Versammlungen in ihrem eigenen Königreichssaal zusammen.

Durch das Wachstum des Königreichswerkes in Panama wurde es auch nötig, mehr Lagerraum für Literatur zu beschaffen. Zu diesem Zweck wurde das Zweigbüro zuerst 1970 und dann 1975 vergrößert und umgebaut. Diese Arbeiten wurden hauptsächlich von Brüdern verrichtet, die ihre Zeit und ihre Kraft zur Verfügung stellten. Wir hatten geglaubt, daß das Gebäude, das wir 1958 errichtet hatten, genügend Lagerraum hätte, aber wir sahen nicht voraus, daß bei der Verbreitung der guten Botschaft in diesem Land so unglaublich viel Literatur verbreitet würde. Obwohl wir nun dreimal soviel Platz haben wie ursprünglich, ist immer noch nicht genügend Raum vorhanden, um einen Zweijahresvorrat an Bibeln, Büchern und Broschüren auf Lager zu nehmen. Wenn nötig, sind wir bereit, weitere Änderungen vorzunehmen, damit für das Predigtwerk in Panama genügend biblische Schriften zur Verfügung stehen.

DAS GEISTIGGESINNTSEIN GEFÖRDERT

Höhepunkte in der theokratischen Geschichte Panamas waren die geistig erbauenden Besuche von Brüdern aus dem Hauptbüro der Watch Tower Society und von Zonendienern. Wir werden nie den internationalen Kongreß „Gottes Söhne der Freiheit“ vergessen, der hier im Dezember 1966 stattfand. Über 600 Besucher kamen aus vielen Ländern, und bis auf eines waren alle Vorstandsmitglieder der Watch Tower Society anwesend. Das Programm lief gleichzeitig in Englisch und in Spanisch ab.

Ein weiterer Bestandteil des Schulungswerkes der Gesellschaft, der sehr zum Geistiggesinntsein der christlichen Zeugen Jehovas hier und anderswo beigetragen hat, ist die Königreichsdienstschule. In den ersten Klassen wurden Versammlungsaufseher und Sonderpioniere geschult, sowohl Brüder als auch Schwestern. Jetzt besuchen jedoch nur christliche Älteste den Kurs. Diese Schulung hat sich auf das Werk hier sehr vorteilhaft ausgewirkt. Sie hat dazu geführt, daß die Versammlungen besser organisiert sind, und hat den Aufsehern geholfen, ein besseres Verständnis über die Grundsätze der Bibel zu erlangen.

ALS CHRISTEN LEIDEN

Im Laufe der Jahre kam es hin und wieder vor, daß Kinder von Zeugen Jehovas von der Schule verwiesen wurden. Weswegen? Wegen ihrer Einstellung zur Verehrung von Hoheitszeichen und zu dem Singen von Liedern, die als eine Art Gebet an einen Teil des gegenwärtigen Systems der Dinge gerichtet sind. In den letzten Jahren haben die Behörden darauf bestanden, daß sich Jehovas Volk ihren Bräuchen anpaßt. Doch natürlich halten wahre Christen an ihrer Neutralität gegenüber politischen Angelegenheiten fest und hüten sich vor jeder Form des Götzendienstes (5. Mose 5:8-10; Joh. 15:19; 18:36; 1. Kor. 10:14).

Nachdem sich am 20. Mai 1971 Kinder von Zeugen Jehovas geweigert hatten, in der Schule die Fahne zu grüßen und die Nationalhymne zu singen, wurde dies der Presse berichtet. Der Kreisaufseher Pedro Cordoba und drei andere Brüder (unter ihnen ein 15jähriger) wurden von Mitgliedern der Nationalgarde eingesperrt. Diese Christen wurden von einem betrunkenen Major umhergestoßen und beleidigt und später in das Gefängnis von Panama City überführt. Nach fast einer Woche ließ der Richter des Jugendgerichts den Minderjährigen frei, der noch dem Sorgerecht seiner Eltern unterstand. Die anderen wurden nach einigen Wochen freigelassen, nachdem keine formelle Anklage gegen sie erhoben worden war.

Ein Rechtsanwalt, der den Fall der eingesperrten Brüder übernommen hatte, wurde von einem der höchsten Beamten der Nation, einem Kabinettsmitglied, beschimpft. Warum? Weil der Rechtsanwalt versuchte, ihm zu erklären, daß das Gesetz, mit dem man die Anklage begründen wollte, nicht auf den Fall anzuwenden sei. Anscheinend gibt es kein Gesetz in den Statuten Panamas, aus dem direkt hervorgeht, daß der Fahnengruß und das Singen der Nationalhymne obligatorisch sind.

AUSDAUER FÜHRT ZUM ERFOLG

Trotz aller Probleme, auf die die Königreichsverkündiger in Panama bei der Ausübung des wahren Christentums gestoßen sind, haben sie die gute Botschaft weiter gepredigt, und Jehova hat ihre Bemühungen gesegnet. Die folgende Erfahrung von Emily Raper zeigt sehr gut, von welchem Wert Ausdauer ist. Sie schreibt:

„Vor zehn Jahren begann ich ein Bibelstudium mit einer Frau, die die Geliebte eines wohlhabenden verheirateten Mannes geworden war. Sie hatte damals einen Sohn von 12 oder 13 Jahren, der sich am Studium beteiligte. Diese Frau begann, unsere Zusammenkünfte zu besuchen, und brachte ihren Sohn auch mit, obwohl er rebellisch wurde, als er herausfand, wie es sich wirklich mit seiner Mutter und seinem angeblichen Vater verhielt. Sie hatte den großen Wunsch, den Mann zu verlassen und sich Jehova hinzugeben, aber die Hindernisse waren fast unüberwindlich. Sie hatte keine Papiere, und ohne Papiere hatte sie keine Chance, eine Stellung zu bekommen. Der Mann drohte ihr sogar, Selbstmord zu begehen, um sie davon abzuhalten, eine Änderung vorzunehmen. Hinzu kamen die Beleidigungen und Drohungen der Kinder der rechtmäßigen Frau des Mannes, die dieser anderen Frau vorwarfen, das Leben ihres Vaters zu ruinieren. Nach einigen Jahren brach ich das Bibelstudium ab, obwohl ich sie immer noch von Zeit zu Zeit besuchte, um sie zu ermuntern und ihr die neuesten Ausgaben unserer Zeitschriften zu bringen. Inzwischen ließ ihre Gesundheit nach und der Junge beging Straftaten, trank viel und schloß sich einer wilden Bande an. Was konnte sie tun?

Nun, um diese Zeit wechselte die Regierung, und es wurde ein Gesetz erlassen, das von allen Ausländern verlangte, ihre Papiere in Ordnung zu bringen oder das Land zu verlassen. Inzwischen hatte der Junge geheiratet, und so verließen die drei Panama, ohne eine Adresse zurückzulassen. Hatte ich mich sieben Jahre lang umsonst bemüht?

Nach drei Jahren schließlich erhielt ich einen Brief, der uns in Begeisterung versetzte. Wir werden das nie vergessen. Der Sohn und seine Frau hatten sich taufen lassen und sich bereits am Pionierdienst auf Zeit beteiligt, und die Mutter wollte sich beim nächsten Kreiskongreß taufen lassen. Einige Zeit später hatten wir das Vorrecht, sie zu besuchen. Wie begeistert wir doch waren, als wir sahen, wie sich diese Familie geändert hatte! Die Mutter war gerade Pionier auf Zeit gewesen, und der Sohn übte eine Rolle für eines unserer Kongreßdramen. Jetzt waren sie eine ordentliche und glückliche Familie. Gewiß hat Jehova sie gesegnet und hat die Wahrheit in ihrem Herzen wachsen lassen.“

Später heiratete diese früher unmoralische Frau einen christlichen Mann und kam so in den Genuß einer Ehe, die sich auf biblische Grundsätze stützte. Interessanterweise haben Jehovas Zeugen in Panama im Laufe der Jahre 850 Ehen geschlossen. Mindestens die Hälfte aller Paare hatten nach Übereinkunft zusammen gelebt und ließen ihre Ehe gesetzlich eintragen, als sie die biblischen Grundsätze kennenlernten und den Wunsch empfanden, danach zu leben, um sich als Zeichen ihrer Hingabe an Gott taufen lassen zu können.

EMPFANGENE UND VORAUSSICHTLICHE SEGNUNGEN

Zweifellos werden sich noch viele aufrichtige Panamaer Jehova hingeben. Gott hat uns im Laufe der Jahre reich gesegnet, während wir uns bemüht haben, Jünger zu machen, und wir sind zuversichtlich, daß er auch in der Zukunft unsere Bemühungen, die Königreichsbotschaft zu verkündigen, segnen wird.

Der Zustrom von Lobpreisern Jehovas ist im Laufe der Zeit immer größer geworden. Es dauerte fünfundfünfzig Jahre, bis wir zum erstenmal eintausend Verkündiger in Panama hatten. Das war im Jahre 1955. Dann vergingen weitere sechzehn Jahre, bis wir zweitausend Verkündiger hatten; das war im Jahre 1971. Doch nur fünf Jahre später — im März 1976 — erreichten wir das Ziel von dreitausend Verkündigern.

Nun blicken die über 3 000 Königreichsverkündiger in Panama erwartungsvoll in die Zukunft, mit der Zuversicht, daß Jehova sie weiterhin segnen wird. Wir beten darum, daß wir unserem Gott treu bleiben und das Werk tun können, das er seinem Volk anvertraut hat. Wir wissen, daß diese Tätigkeit reichen Lohn einbringt, denn „ein Mann von treuen Taten wird viele Segnungen bekommen“ (Spr. 28:20).