Leeward-Inseln
Leeward-Inseln
Ungefähr 560 Kilometer von Puerto Rico entfernt, erstreckt sich in südlicher Richtung von den Jungferninseln (USA) bis nach Dominica eine Inselgruppe im glitzernden Karibischen Meer — die Leeward-Inseln: Anguilla, St. Martin, Saba, St. Eustatius, St. Kitts, Nevis, Antigua und Barbuda, Montserrat und Dominica. Spurlos sind die Jahrhunderte an diesen juwelenartigen Stecknadelköpfen im Ozean vorübergegangen. Doch die Gier nach Reichtum und Macht forderte auch hier ihren Tribut. Es war noch vor Ankunft der Europäer, als umherziehende Banden von Kariben über die eingeborenen Aruak-Indianer herfielen.
Der erste Salutschuß einer ausländischen Macht für ein Kriegsschiff der neugegründeten Vereinigten Staaten von Amerika donnerte im Jahre 1776 von der in holländischem Besitz befindlichen Insel St. Eustatius los. Für die britische Seemacht in der Karibik hatte das von der Sonne verwöhnte Antigua, der Flottenstützpunkt Admiral Nelsons, strategische Bedeutung. Auch sagen einige, daß die Limetten (westindische Zitrusfrüchte) von Montserrat, deren Saft ein Mittel gegen Skorbut war, den britischen Seeleuten den Spitznamen „limeys“ einbrachte.
Diese Inseln bilden die Heimat für Menschen mit unterschiedlichem Kulturerbe. Zum Beispiel wohnen auf St. Barthelemy die Nachkommen von Einwanderern aus der Normandie und der Bretagne. In ihren faltigen weißen Mützen unterscheiden sie sich kaum von ihren Vorfahren. Auch die holländischen, französischen und irischen Dialekte sind alles Erinnerungen an die frühen Siedler.
WAHRER REICHTUM WIRD GEFUNDEN
Einst berühmt für ihre Schätze, kann heute keine der Inseln mehr durch nennenswerte materielle Reichtümer verlockend wirken. Aber was hier gefunden wird, ist eine ganze Menge ‘begehrenswerter Dinge’ — Menschen mit einer tiefen Wertschätzung für die Königreichsbotschaft (Hagg. 2:7).
Im Gegensatz zu den säbel- und degenschwingenden Eroberern von einst begannen mutige Christen zu Anfang des 20. Jahrhunderts ihren Dienst mit dem „Schwert des Geistes“, dem Wort Gottes, in der Hand (Eph. 6:17). Sie suchten wahren Reichtum, nämlich das richtige Verständnis der Bibel. Aber sie behielten ihre Erkenntnis nicht für sich, sondern ließen andere Personen auf den zerstreuten Inseln daran teilhaben. (Vergleiche Matthäus 12:35.)
In den Jahren 1914 bis 1920 bedeutete eine Reise an Bord der Schoner und Dampfschiffe, die diese Gewässer befuhren, eine wahre Strapaze. Es gab zahlreiche gefährliche Riffe und furchtbare Stürme.
Eine weitere Unannehmlichkeit konnte es für die Reisenden bedeuten, wenn sie nach Ankunft auf einer der Inseln wochen-, ja monatelang dort bleiben mußten, bevor sie mit einem anderen Schiff die Reise fortsetzen konnten.Doch trotz dieser mißlichen Umstände kamen um das Jahr 1914 einige Personen auf den Leeward-Inseln mit der Königreichsbotschaft in Berührung. Wie geschah dies? Es erfolgte entweder durch persönlichen Kontakt mit Bibelforschern (wie man Jehovas Zeugen damals nannte) oder durch Literatur oder durch Brüder wie E. J. Coward, die auf Barbados und Trinidad predigten. W. R. Roch, der auf Antigua lebt, erinnert sich an die Ansprache Bruder Cowards (über die „zweite Wiederkunft Christi“), die er 1914 in dem Gerichtsgebäude von Roseau (Dominica) hielt.
DIE WAHRHEIT ERREICHT MONTSERRAT
Auf ähnliche Weise erreichte die biblische Wahrheit Montserrat. Wegen des starken Einflusses der irischen Kolonisten wird diese Insel im allgemeinen auch die Grüne Insel genannt. An einer Straßenecke in Plymouth, der Hauptstadt Montserrats, konnte man im Jahre 1916 James Lynch hören, einen Drogisten, der Vorträge über die „zweite Wiederkunft Christi“ hielt. Personen, die Lynch kannten, sagen, daß er damals über sechzig Jahre alt war. Um das Jahr 1916 bildete sich unter seiner Anleitung eine Gruppe, die hauptsächlich aus jungen Männern bestand, mit denen er in seiner Wohnung die Bibel studierte.
1919 veranstalteten die Internationalen Bibelforscher auf Barbados einen Kongreß. Unter den Anwesenden befand sich der damals neunzehnjährige W. H. Rock, der einzige Delegierte von Montserrat. Auf diesem Kongreß machte er die Bekanntschaft W. R. Browns, den er zu einem Besuch der Insel einlud. Gleich im nächsten Jahr folgte das jungvermählte Ehepaar Brown dieser Einladung. Über diesen Besuch schrieb Bruder Brown später: „Im Jahre 1920 heirateten wir, aber es galt ein Werk zu tun. Zwei Tage nach der Hochzeit fuhren wir von Trinidad nach Montserrat, um dort das Photo-Drama der Schöpfung vorzuführen. Wir predigten auf Dominica, Barbados und Grenada und kehrten dann wieder nach Trinidad zurück. Es waren herrliche Flitterwochen im Dienste Jehovas!“
Während des Besuches von Bruder Brown und seiner Frau wurde das Photo-Drama der Schöpfung (eine Beschreibung des Vorsatzes Gottes hinsichtlich der Erde und der Menschheit mit Hilfe von Lichtbildern und Filmen) an mehreren Orten auf Montserrat gezeigt. Der inzwischen verstorbene Edward Edgecombe konnte sich an eine dieser Vorführungen erinnern: „Der Lichtbildervortrag war ausgezeichnet inszeniert und eine große Ermunterung für jeden. Bruder Browns nahezu unerschöpfliches Wissen und seine Fähigkeit, die Tatsachen klar darzulegen, hinterließen bei jedem einen nachhaltigen Eindruck.“
Während ihres Besuches waren Bruder Brown und seine Frau ziemlich beschäftigt; oft unterwegs, sprachen sie mit vielen Menschen über die Wahrheit.DER ANFANG AUF DOMINICA
Auf ihrer Rückreise nach Trinidad machten die Browns 1920 auf Dominica halt. Dort hatte Bruder Brown 1915 bei einem Geschäftsmann namens De Boin Bände der Schriftstudien zurückgelassen. Dieser wiederum hatte sie an einen gewissen E. F. Dumas weitergegeben. Als Herr Dumas die Bücher las, wurde sein Interesse geweckt, so daß er an die Watch Tower Society schrieb und sie um einen Literaturvorrat bat. Diese Literatur wollte er an Geschäftsleute, Geistliche und andere weiterreichen. In der Zwischenzeit lud er Bruder Brown brieflich zu einem Besuch Dominicas ein. Die Browns trafen dann 1920 dort ein, und das Photo-Drama wurde in einem kleinen Saal gezeigt.
Zwei Jahre, später schrieb Bruder Brown an J. F. Rutherford, den damaligen Präsidenten der Gesellschaft: „Mit der Hilfe Jehovas habe ich nun auf fast allen Inseln des Karibischen Meeres Zeugnis gegeben und viele Jünger gemacht. Soll ich sie nochmals durcharbeiten?“ Die Antwort lautete: „Fahre mit Frau und Kind nach Sierra Leone (Westafrika).“ So verließen Bruder Brown und seine Familie Anfang 1923 Trinidad und reisten an Bord der SS Orange Nassau ihrer neuen Heimat in Westafrika entgegen, wo er schließlich unter dem Namen „Bibel-Brown“ bekannt wurde.
Bruder Browns eifrige Verkündigung der Königreichsbotschaft war vielen Bewohnern der Inseln eine Hilfe. Auf den kleineren Inseln der Karibik, zuerst auf Montserrat und dann auf Dominica, hatten einige Personen etwas wirklich Wertvolles gefunden: wahre geistige Schätze. Aber würden sie auch diese Kostbarkeiten für einen guten Zweck einsetzen und somit die wahren Segnungen ihres neuerworbenen geistigen Reichtums erkennen?
EINE PRÜFUNG
Um das Jahr 1922 begann eine prüfungsreiche Zeit. Einige, die die biblische Wahrheit angenommen hatten, vergruben sozusagen ihre Talente, wohingegen andere die Notwendigkeit erkannten, damit Geschäfte zu machen. (Vergleiche Matthäus 25:14-30.) Auf Montserrat kam es zu einer Spaltung. Alle außer Bruder James Lynch schlossen sich einer neuen Gruppe an. Wer der wahren Christenversammlung treu bleiben wollte, der mußte wirklich all seinen Mut zusammennehmen und einen starken Glauben haben. Doch bei Bruder Lynch war es der Fall. Er tat treu seinen Dienst, bis er 1926 im Alter von 75 Jahren seinen irdischen Lauf vollendete.
Zehn Jahre sollten vergehen, bis die Königreichsbotschaft wieder die
Küste von Montserrat erreichen würde. Doch was war in der Zwischenzeit auf den anderen der Leeward-Inseln geschehen?ENTWICKLUNGEN AUF DOMINICA
Zuerst möchten wir wissen, was mit dem Samen der Wahrheit geschah, der auf Dominica gesät wurde. Diese Insel könnte man eine Insel des „nassen Sonnenscheins“ nennen, denn sie erlebt ganz ungewöhnliche Regenfälle. Die jährliche Niederschlagsmenge von Roseau, das in Meeresspiegelhöhe liegt, beträgt 190 bis 200 Zentimeter, aber diese Menge wird mit zunehmender Höhe immer größer. Am Fresh Water Lake zum Beispiel ist der Jahresdurchschnitt 910 Zentimeter. Wie groß die Niederschlagsmenge in den höheren Lagen des Morne Diablotin (1 447 m) ist, wurde bisher nicht gemessen. Aber auch die kostbaren Wasser der biblischen Wahrheit begannen auf Dominica zu fließen. Und das geschah trotz entschlossener Bemühungen, sie abzuleiten.
Lennard Lee erinnert sich an die frühen 1930er Jahre und an den Kampf wahrer Christen auf Dominica, die heftige Verfolgung, die über sie kam, zu überstehen. Lee selbst beobachtete, wie E. F. Dumas in Roseau auf der Straße predigte. Er weiß noch, daß viele Leute Dumas sehr unfreundlich behandelten, indem sie Schabernack mit ihm trieben und ihn mit Steinen bewarfen. Einige Rechtsanwälte und andere einflußreiche Persönlichkeiten, unter ihnen der Gefängnisaufseher, schlossen sich zu einer Gruppe zusammen, die man als Aktionsgemeinschaft bezeichnete. Ihre Mitglieder drohten Dumas, daß er „was erleben könne“, wenn er bei seinem Predigen auf der Straße den Namen des Bischofs auch nur erwähnen würde. Zum Zeichen, daß sie es ernst meinten, fuchtelten sie mit Stöcken vor Dumas’ Gesicht herum. Als Lee diese ungerechte Behandlung sah, begann er die näheren Umstände zu untersuchen, was dazu führte, daß er die Wahrheit kennenlernte.
Zu jener Zeit arbeitete Lee als Zimmermann an dem Bau einer Klosterschule. Zu bestimmten Tageszeiten erwartete man von den Arbeitern, daß sie das Kreuzeszeichen machten. Obwohl Lee damals noch nicht alle Gründe kannte, warum dieser Brauch verkehrt ist, hielt er ihn trotzdem für unpassend und weigerte sich mitzumachen. Das kostete ihn zwar seinen Arbeitsplatz, aber sein Entschluß wurde dadurch gestärkt, trotz Widerstand am wahren Christentum festzuhalten.
Aus verständlichen Gründen waren die Priester auf jeden, der sich ihrem Einfluß entzog, zornig. Dieser Zorn entlud sich auf verschiedene Weise. Zum Beispiel erinnert sich Lennard Lee, daß Herr Dumas einmal ein ganzes Haus verlegen lassen wollte. Zu diesem Zweck hatte er Arbeiter angeworben. Während des Transportes trafen sie auf einen Priester, der die Männer aufforderte, ihre Arbeit zu verlassen. Da es Katholiken waren, gehorchten sie ihm — sie ließen das Haus mitten auf der Straße stehen! Dort blieb es dann einige
Tage lang, bis Dumas andere Männer bekam, mit denen er das Haus an seinen Bestimmungsort bringen konnte.Mit der Zeit erließ der Stadtrat dann ein Gesetz, das vorsah, daß alle, die auf den Straßen von Roseau predigen wollten, die behördliche Genehmigung einholen mußten. Da Dumas sich weigerte, wurde er beim Predigen verhaftet. Bis zu seinem Schuldspruch mußte er zwei Tage im Gefängnis verbringen. Weil der Widerstand gegen die Verkündigung der Königreichsbotschaft immer heftiger wurde, setzten sich einige Zeugen Jehovas am Ort mit dem Zweigbüro der Watch Tower Society auf Trinidad in Verbindung. Man teilte ihnen mit, daß in jenem Jahr jemand Dominica besuchen würde. Wie versprochen, traf 1934 ein Pionier namens Waldo Roberts ein. In Roseau fand er eine Gruppe von zehn Personen vor, die Jehova zu dienen wünschten. Als Ergebnis seines Besuches wurde die erste Gruppe (Versammlung) des Volkes Jehovas auf Dominica gegründet.
Wie eifrig waren aber diese Personen im Verkündigen der „guten Botschaft“? Nun, der Bericht über die sogenannte „Königreichsverkündigungsperiode“ (29. September bis 7. Oktober 1934) zeigte, daß 10 Arbeiter tätig waren, die in 110 Predigtdienststunden 463 Zeugnisse gaben und bei denen, die ihnen zuhörten, 5 Bücher und 145 Broschüren abgeben konnten. Übrigens berücksichtigen diese Zahlen nicht den persönlichen Predigtdienstbericht von Bruder Roberts. Jene neun Tage waren eine glückliche Zeit. Sie fand ihren Höhepunkt in der ersten organisierten Haus-zu-Haus-Predigttätigkeit, die überhaupt auf Dominica durchgeführt wurde.
Zu jener Zeit kam auch in La Roche, an der Ostküste der Insel, eine kleine Gruppe zum Bibelstudium zusammen. Die Wasser der Wahrheit auf Dominica begannen sich nun von einem Rinnsal in einen Strom zu verwandeln, der sich unaufhaltsam in alle Inselteile ergießen sollte.
DIE WAHRHEIT GELANGT NACH ANTIGUA
An dieser Stelle wollen wir in Gedanken ein kleines „Inselspringen“ vornehmen. Schau dir bitte zu diesem Zweck die dazugehörige Karte an. Geh von Dominica aus ungefähr 160 Kilometer nach Norden, wobei du Guadeloupe überspringst. Jetzt müßtest du Antigua, die nächste Station unserer Reise, leicht finden können.
Mitte der 1930er Jahre begann die „gute Botschaft“ weitere der Leeward-Inseln zu erreichen — ein Verdienst eifriger Königreichsverkündiger von Barbados und Trinidad, die bereit waren, unberührte Gebiete wie Antigua zu erschließen.
Im Gegensatz zu Dominica wird Antigua von Dürreperioden heimgesucht. Das ist darauf zurückzuführen, daß die Insel fast überhaupt keine Berge hat, weswegen die jährliche Niederschlagsmenge nur 107 Zentimeter beträgt.
Im Unterschied zu Dominica, wo der Katholizismus einen maßgeblichen Einfluß ausübt, sind auf Antigua eine ganze Reihe der bedeutendsten Religionsgemeinschaften der Christenheit vertreten. Am einflußreichsten davon war die anglikanische Kirche, obwohl auch die methodistische Kirche, die Herrnhuter Brüdergemeine, die römisch-katholische Kirche und andere im Laufe der Zeit eine gewisse Rolle spielten. Wie gelangte aber das wahre Christentum auf die Insel?
1934 kehrte William Byam, ein Antiguaner, der die Wahrheit auf Trinidad kennengelernt hatte, nach Antigua zurück, um dort die „gute Botschaft“ als Pionier zu verkündigen. Offensichtlich kamen im gleichen Jahr auch zwei christliche Frauen von Trinidad nach Antigua. Ihr gemeinsamer Jahresbericht zeigt, daß sie im Dienst Jehovas recht fleißig waren. Sie berichteten 1 008 Stunden Predigtdienst, 2 720 Zeugnisse und die Abgabe vieler Publikationen sowie die Durchführung von 20 Versammlungszusammenkünften. Noch vier Jahre lang kamen von Antigua Berichte über die Predigttätigkeit, aber dann kam das Werk zum Stillstand, wie das zumindest aus den Aufzeichnungen hervorgeht.
Heute haben einige Brüder immer noch das Bild vor Augen, wie Bruder Byam in feuriger Rede die Wahrheiten aus Gottes Wort an den Straßenecken der Hauptstadt St. John’s verkündigte. Zum Beispiel erinnert sich Bruder Donald Meade: „Byam wetterte gegen die Priester und die Geistlichkeit, besonders gegen ihre Kleidung. Er nannte die Priester ,Schwarzkittel‘. Ich kann mich noch daran erinnern, daß er den Menschen davon abriet, die Geistlichkeit zu unterstützen.“ Der inzwischen verstorbene Bruder William Tonge berichtete einmal, daß Byam „gewöhnlich jeden Dienstag nach Pigotts kam und auf der Weide Vorträge hielt“.
Der mit einer Laterne in der Hand von Dorf zu Dorf ziehende und predigende William Byam wurde bald ein gewohnter Anblick. Im Jahre 1939 starb Byam, und vermutlich war Bruder Tonge eine ganze Zeit lang danach der einzige, der die „gute Botschaft“ auf Antigua verkündigte, obwohl er an das Zweigbüro auf Trinidad keinen Bericht sandte. Auf jeden Fall war aber der Same der Wahrheit gesät worden und wartete jetzt darauf, weiter begossen zu werden (1. Kor. 3:6).
DER ANFANG DES WERKES AUF ST. KITTS UND NEVIS
Jetzt schau bitte wieder auf die Karte. Im Westen von Antigua findest du die Inseln St. Kitts und Nevis. Unser Werk auf diesen Inseln begann in den 1930er beziehungsweise in den frühen 1940er Jahren.
In den frühen 1930er Jahren gelangte die „gute Botschaft“ nach St. Kitts. Diese Insel wurde 1624 die erste englische Besitzung im karibischen Raum, weshalb man sie die „Mutterkolonie von Westindien“ nannte. Um das Jahr 1932 besuchten die Bennetts, ein holländisches
Ehepaar, die Insel. Während ihres Aufenthalts gaben sie den Bewohnern kurz Zeugnis und ließen christliche Literatur zurück. E. P. Roberts von Trinidad (der Bruder des obenerwähnten Waldo Roberts) kam 1932 ebenfalls auf St. Kitts an.Der Haus-zu-Haus-Dienst wurde auf St. Kitts in den 1930er Jahren in gewissem Umfang durchgeführt, wobei man gute Ergebnisse erzielte. Mehrere Personen wurden getauft, bevor E. P. Roberts 1936 nach Montserrat abreiste. Nach seiner Abreise kam in Irish Town, in der Wohnung von Edwin Saunders, eine Gruppe zum Bibelstudium zusammen.
Die Familie Saunders und Adina Day dehnten unser Werk 1939 und 1940 auf die Insel Nevis aus. Zu jener Zeit gab es dort vier oder fünf Königreichsverkündiger.
DIE WAHRHEIT ERSCHALLT!
In der Tat, in den 1930er Jahren machte die Verkündigung der biblischen Wahrheit auf den Leeward-Inseln gute Fortschritte. Und bestimmt ruhte Jehovas Segen auf unseren Bemühungen, die „gute Botschaft“ zu predigen. Um aber unseren Rückblick auf jenes Jahrzehnt abzurunden, möchten wir dir gerne über eine besonders wirkungsvolle Methode, die wir im Dienste Jehovas anwandten, berichten.
1934 wurde auf den Leeward-Inseln ein neues Mittel eingeführt, um die Öffentlichkeit zu erreichen. Damals stellte die Watch Tower Society Schallplatten mit biblischen Vorträgen her, die auf transportablen „Sprechmaschinen“ (Grammophone mit Verstärker) abgespielt wurden. Diese Schallplatten fanden hier gute Resonanz, denn die Menschen waren alles andere als „Leseratten“, doch sie waren begierig, Worten zu lauschen. Auf diese Weise wurde großes Interesse geweckt.
Nach kurzer Zeit gebrauchten wir, wie unsere Brüder in anderen Teilen der Welt, tragbare Grammophone (ohne Verstärker) im Predigtdienst. Für die relativ kurzen, viereinhalb Minuten dauernden biblischen Ansprachen, die dabei abgespielt wurden, zeigten viele Personen Interesse und Wertschätzung. Wenn wir an den Türen vorsprachen, konnten uns die Menschen hereinbitten und uns zuhören, ohne ein gewisses Unbehagen zu verspüren. Dies traf besonders auf das katholische Dominica zu, wo die Priester den Ton angaben und die zum größten Teil aus Analphabeten bestehende Bevölkerung einzuschüchtern pflegten.
Bei öffentlichen Zusammenkünften wurden die „Sprechmaschinen“ erfolgreich eingesetzt. Zum Beispiel erinnert sich Schwester Beatrice Pond, die damals als Hausangestellte in Plymouth (Montserrat) arbeitete, an Zusammenkünfte in Salem, die unter freiem Himmel statt“ fanden. „Die Leute kamen aus den Häusern heraus, hörten die Worte
und traten näher“, berichtet sie und fügt hinzu: „Einige sagten: ,Du solltest lieber zuhören!‘, und andere riefen aus: ,Hört euch das an!‘ “EINE ANDERE REAKTION
Wir müssen jedoch zugeben, daß einige Brüder bei der Verwendung der „Sprechmaschine“ nicht immer mit dem nötigen Taktgefühl vorgingen. Das zeigen zum Beispiel die Ereignisse, die sich im Juni 1936 in Roseau (Dominica) während der Fronleichnamsfeier abspielten.
Als eine Prozession durch die Straßen zog, dachten einige Brüder, dies wäre eine günstige Gelegenheit für ein Zeugnis. Folglich stellten sie die „Sprechmaschine“ auf die Veranda im ersten Stock eines Hauses und begannen die Schallplatte mit dem Vortrag über das „Heilige Jahr“ abzuspielen. Das brachte die Menge richtig zur Weißglut! Eine Frau verließ die Prozession, stürmte die Treppen hinauf und zerstörte den Lautsprecher, indem sie ihn zu Boden schmetterte.
Darauf rannte eine große Menschenmenge gegen die Eisentore vor dem Gebäude an. Einigen Brüdern gelang es, große hölzerne Frachtkisten vor die Tore zu schieben, wodurch die Menge noch eine Weile aufgehalten wurde. In der Zwischenzeit flohen die Zeugen auf den Hinterhof, aber sie konnten dem Mob nicht entkommen. Ein Bruder erinnert sich: „Wir wehrten uns, und das machte die Menge natürlich nur noch wütender.“
Obwohl der Bischof von der Polizei verlangte, die Brüder einzusperren, sagten die Beamten, daß sie dies nicht tun könnten, da die Zeugen auf ihrem Privatbesitz gewesen wären. Dieser bedauerliche Vorfall hatte jedoch zur Folge, daß man dem Predigtwerk noch lange Zeit danach heftigen Widerstand leistete.
Ja, es kam sogar vor, daß die Brüder auf dem Weg in die Zusammenkünfte mit Steinen beworfen wurden.
SIE FOLGTEN DER STIMME DER WAHRHEIT
Im allgemeinen reagierten die Menschen auf die Schallplattenvorträge des Präsidenten der Watch Tower Society, J. F. Rutherford, günstig. Auf diese Weise lernten tatsächlich einige die „gute Botschaft“ kennen.
Zum Beispiel kam Charles Payne, ein dunkelhäutiger Eingeborener mit breitem irischen Akzent, zum ersten Mal mit der Wahrheit in Berührung, als er sie 1936 auf Montserrat von einem Lautsprecherwagen aus hörte. Payne war ein hartarbeitender, trinkfester Bergbewohner, der auf seine Fähigkeiten als Zimmermann stolz war. Er fällte majestätische Zedern mit der Hand und stellte aus dem Holz für die wohlhabenderen Inselbewohner elegante Möbelstücke her. Der damals 31jährige Vater zweier Kinder arbeitete als Polier beim Bau einer Schule im Norden Montserrats. Dort sah er in der Küche eines
Nachbarn das von der Gesellschaft herausgegebene Buch Befreiung und nahm es zum Lesen mit nach Hause. Während einer Mittagspause auf dem Bau sagte eine Frau zu Payne. „Auf dem Molenkopf ist ein Mann, der predigt und den Leuten zweieinhalb Shilling gibt, wenn sie seiner Religion beitreten.“Payne hatte die Gelegenheit, diese ungewöhnliche Behauptung nachzuprüfen, als E. P. Roberts im Predigtdienst an seiner Wohnung vorsprach. Nachdem Payne von Roberts ein Buch gekauft hatte, fragte er ihn, ob er der Mann sei, der jedem, der seiner Religion beitrete, zweieinhalb Shilling zahle. Der Irrtum wurde richtiggestellt, eine Erläuterung unseres Werkes folgte, und dies führte zu biblischen Gesprächen mit der Familie Payne.
Charles Payne war Laienprediger und Leiter einer Sonntagsschule der anglikanischen Kirche. Sogleich begann er, mit anderen über das wertvolle Neugelernte aus der Bibel zu sprechen. Das brachte ihn in einige Bedrängnis, doch durch Entschlossenheit und kühnes Auftreten konnte er die Schwierigkeiten beseitigen.
Payne hatte sich vertraglich verpflichtet, für eine der Kirchen auf Antigua das Altargitter herzustellen. Vereinbart war, daß er jeweils nach Vollendung eines Arbeitsabschnittes bezahlt wurde. Doch zwei anglikanische Priester, denen Paynes eifriges Predigen ein Dorn im Auge war, wollten ihm die Arbeit wegnehmen. Sie gingen zu ihm hin, und im Laufe des Gesprächs behauptete einer von ihnen, daß Payne für den zweiten Arbeitsabschnitt bereits bezahlt worden wäre. Darauf bezeichnete Payne ihn als Lügner und forderte die beiden Priester auf, seinen Hof zu verlassen.
Wegen dieses Vorfalls brachte einer der Priester Payne vor Gericht. Während der Verhandlung bestand der Priester darauf, mit „Ehrwürden“ angeredet zu werden, aber Payne behauptete, daß der Mann für ihn kein Ehrwürden sei. Der Richter drohte Payne, ihn wegen Mißachtung des Gerichts zu verurteilen, wenn er den Priester nicht mit „Ehrwürden“ anreden würde.
Payne entgegnete: „Sie können mit mir machen, was Sie wollen. Aber er ist für mich kein Ehrwürden. Wenn er seinen ,Pfarrer‘ haben will, kann er ihn bekommen, aber nicht ,Ehrwürden‘.“ Schließlich sagte der Geistliche: „Weiter, fahren Sie fort.“ Payne wurde dazu verurteilt, zwei Guineen und die Gerichtskosten zu zahlen. Er erhielt aber dann doch das vereinbarte Geld für die Herstellung des Altargitters. Einige Zeit später, im Jahre 1939, ließen sich Charles Payne und seine Frau zum Zeichen ihrer Hingabe an Jehova Gott taufen.
AUSHARREN IN DEN KRIEGSJAHREN
Der Zweite Weltkrieg brachte für die Königreichsverkündiger auf den Leeward-Inseln besondere Probleme mit sein. Während dieser Jahre bestand ein Einfuhrverbot für die Literatur der Watch Tower
Society. Obwohl die Auswirkungen dieses Verbots spürbar waren, blieben die Diener Jehovas in diesem Teil der Welt eifrig und arbeiteten mit den Publikationen, die sie erhalten konnten. Wenn sie die Möglichkeit hatten, benutzten sie auch die „Sprechmaschinen“ und Grammophone.Auf St. Kitts wurden die Literaturkartons, die für die Brüder bestimmt waren, in dem regierungseigenen Lagerhaus zurückgehalten. Am 20. März 1944 brachte man diese Kartons, die Exemplare der Bücher Kinder und Die Neue Welt sowie die Wachtturmausgabe der American Standard Version enthielten, in eine Zuckerfabrik. Zu welchem Zweck geschah dies? Es waren Anweisungen erteilt worden, die Literatur in der Kesselfeuerung zu verbrennen.
Damals arbeiteten gerade die Brüder Franklin Nisbett und Arthur Henry in der Fabrik, als jemand aufgeregt auf sie zulief und sagte: „Einige Bücher von Jehovas Zeugen liegen im Kesselraum, und es sieht so aus, als ob sie sie heute morgen verbrennen wollen!“
Die beiden Brüder verließen ihre Arbeit, und es war ihnen möglich, fast einen ganzen Karton mit American-Standard-Bibeln und viele Bücher für die Versammlung in Sicherheit zu bringen. Eine ganze Anzahl Arbeiter nahmen sogar Bücher mit nach Hause. Trotz der Bemühungen, die Literatur zu vernichten, gelangte also ein Teil davon in die Hände der Menschen.
Auf Montserrat, wo das Verbot ebenfalls bestand, taten zwei Königreichsverkündiger ihr möglichstes und erhielten auch die Verbindung zur Gesellschaft trotz Schwierigkeiten in der Postbeförderung weiterhin aufrecht. Im Dienstjahr 1944 verbrachten drei Königreichsverkündiger auf Dominica 74 Stunden im Predigtdienst, gaben 94 Publikationen ab und machten einige Rückbesuche. Obwohl die Brüder auf Dominica, St. Kitts und Antigua in den schweren Kriegsjahren in geistiger Hinsicht einige Hilfe benötigten, harrten sie dennoch in ihrer Tätigkeit als Christen aus und suchten Jehova zu gefallen.
EIN HARTER KAMPF FÜR DEN GLAUBEN ERFORDERLICH
Warum wurde die Hilfe in geistiger Hinsicht so dringend benötigt? Weil in einigen Versammlungen interne Schwierigkeiten aufgetreten waren. Die treuen Diener Jehovas mußten in der Tat „einen harten Kampf für den Glauben“ führen (Jud. 3).
Einige wollten zum Beispiel nicht mit der Versammlung auf St. Kitts verbunden sein, weil sie an dem Verhalten des Gruppendieners (vorsitzführender Aufseher) Anstoß nahmen. Dieser wurde zwar abgesetzt, doch die Cliquen blieben, und drei Gruppen kamen getrennt zusammen. Nach einiger Zeit wurde Franklin Nisbett als Gruppendiener eingesetzt, Hilfe war aber immer noch nötig.
Psalm 72:4 in jener Zeit der Prüfung eine Hilfe waren, treu zur Versammlung des Volkes Gottes zu stehen. Gemäß der Einheitsübersetzung lautet dieser Text: „Er wird Recht verschaffen den Gebeugten im Volk ..., er wird die Unterdrücker zermalmen.“
Im Laufe der Zeit konnten die internen Schwierigkeiten auf St. Kitts überwunden werden. Währenddessen war es jedoch nicht einfach gewesen, treu zu bleiben und Jehova weiterhin zu dienen. Bruder Arthur Henry von St. Kitts sagte, daß ihm die Worte ausZWIETRACHT AUF DOMINICA
Die Brüder auf Dominica nahmen im allgemeinen nicht an der Haus-zu-Haus-Predigttätigkeit teil. Damals diente Phillip C. Pemberton als Pionier in Roseau, und er und Lennard Lee hatten miteinander und mit E. F. Dumas Meinungsverschiedenheiten. Alle drei hielten in ihrer eigenen Wohnung Zusammenkünfte ab und sandten der Gesellschaft Briefe, in denen sie sich gegenseitig beschuldigten. In den Antwortschreiben der Gesellschaft wurden sie jedoch ermuntert, ihren Streit zu beenden und das Königreichswerk fortzusetzen.
Viele der Brüder blieben wegen dieser Differenzen lieber zu Hause, dennoch gaben sie Zeugnis, und das auf eine ungewöhnliche Weise. Sie schrieben Bibelstellen auf Tafeln, die sie vor ihre Häuser hinstellten, so daß Vorübergehende die Texte lesen konnten. Diese Methode behielt man noch einige Jahre bei.
Bruder Hodge Dominique erinnert sich, daß es manchmal Auseinandersetzungen gab, und bei mindestens einer Gelegenheit fand wegen eines Streits keine Dienstzusammenkunft statt. Als Dumas 1943 in die Vereinigten Staaten abreiste, nahm sich Bruder Lee der Versammlungsangelegenheiten an. Er berichtet, was damals geschah:
„Nun hatte ich im Wachtturm gelesen, daß andere von Haus zu Haus gingen. Deshalb sagte ich zu den Brüdern: ,Wir machen es ja genauso wie die anderen Gemeinschaften, wenn wir lediglich zusammenkommen und nicht hinausgehen und das Werk tun.‘ Da sie das nicht wollten, verließ ich sie und setzte einen anderen Bruder ein und ging dann nach La Roche, um die dortigen Brüder ebenfalls zu ermuntern. Doch auch sie konnten sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, von Haus zu Haus Zeugnis zu geben.
Nach seiner Rückkehr sagte Dumas, er habe gehört, daß ich mit dem Haus-zu-Haus-Dienst begonnen hätte, und behauptete, daß ich seine Position gefährden würde. Wir besprachen die Angelegenheit und kamen zu dem Entschluß, daß ich den Haus-zu-Haus-Dienst durchführen sollte und daß die anderen in der Gruppe damit nicht behelligt werden sollten.“
Wie andere Zeugen war auch Bruder Lee oft mit Steinen beworfen und geschlagen worden. Das geschah, als er in kleinen katholischen Dörfern bei Roseau predigte. In diese Zeit fällt auch der Tod seiner Schwägerin, die offensichtlich aus Kummer starb. Das war drei
Wochen nachdem die katholische Kirche sie exkommuniziert hatte, weil sie sich geweigert hatte, dem Priester zu gehorchen und Bruder Lee das Haus zu verbieten. Bruder Lees Frau, Lictina, wurde von ihren Eltern aus der Wohnung geworfen, weil sie nicht bereit war, die Verbindung zu Jehovas Volk aufzugeben.Damals kamen die Brüder in Roseau in dem Saal eines Gebäudes, das E. F. Dumas gehörte, zusammen. Er war ein Gegner des Haus-zu-Haus-Dienstes. Auch ärgerte es ihn, daß er sich das Mißfallen der Gesellschaft zuzog, als er 1936 durch den taktlosen Einsatz der „Sprechmaschine“ einen Aufruhr provoziert hatte.
Im Juni 1947 kam Joshua W. Steelman als Diener für die Brüder (heute Kreisaufseher genannt) nach Roseau. Dieser Besuch hatte zur Folge, daß die Ortsversammlung für einen wirkungsvolleren Königreichsdienst reorganisiert wurde. Zwei Monate nach Bruder Steelmans Besuch waren die Zeugen gezwungen, das Gebäude, das E. F. Dumas gehörte, zu verlassen, und sie begannen, ihre Zusammenkünfte in Bruder Lees Wohnung abzuhalten.
Dumas schrieb später Traktate, in denen er sich selbst rechtfertigte, und sandte sie an die Brüder und an die Gesellschaft. Im Februar 1948 wurde Dumas die Gemeinschaft der Christenversammlung entzogen. Er starb im Jahre 1957.
DAS WERK AUF ANTIGUA
Laßt uns nun betrachten, was in der Zwischenzeit auf Antigua und Barbuda, Zentren des britischen Sklavenhandels zu Anfang des 19. Jahrhunderts, geschehen war. Als E. P. Roberts 1939 auf der Insel Antigua ankam, stellte er fest, daß Bruder Byam immer noch auf den Straßen predigte, aber trotz seiner Bemühungen nur wenig Erfolg hatte.
Im Laufe der Zeit begann E. P. Roberts, der bei der Verkündigung der „guten Botschaft“ Selbstlosigkeit und Eifer gezeigt hatte, die kostbaren Dinge, die ihm anvertraut waren, zu mißbrauchen. Jahrelang hielt er die Brüder in Furcht, indem er ihnen einredete, daß sie „Holzsammler und Wasserschöpfer“ seien, und indem er sie glauben machte, daß sie seine Sklaven sein müßten, da er ein gesalbter Nachfolger Jesu Christi sei (Josua 9:23). Er nannte sich sogar einen „Propheten“. 1948 wurde er ausgeschlossen, doch durch Jehovas große Barmherzigkeit konnte er im Januar 1962 wieder in die Gemeinschaft des Volkes Jehovas aufgenommen werden.
Aus diesem kurzen Bericht ersehen wir, daß die Bedingungen für die Mehrung der Königreichsinteressen nicht sehr günstig waren, als Joshua W. Steelman als Diener für die Brüder vom 2. bis 5. Juli 1947 Antigua besuchte. Er arbeitete jedoch mit den Brüdern in St. John’s im Predigtdienst eng zusammen und hielt vor seiner Abreise eine erbauende Dienstansprache. Bruder Steelman besuchte zu jener Zeit auch andere Versammlungen auf den Leeward-Inseln.
Vom 28. bis 30. Mai 1948 fand in St. John’s (Antigua) ein segensreicher Kongreß statt. Das gesamte Programm wurde von fünf Brüdern, die zu Besuch waren, und von einigen einheimischen Rednern gestaltet. Vier Personen ließen sich bei diesem Kongreß taufen. In einer Fahrradkolonne war man durch die Straßen gefahren und hatte den öffentlichen Vortrag „Die kommende Freude für die ganze Menschheit“ angekündigt. Wie groß war doch die Freude der Brüder, als 184 Personen zu dieser öffentlichen Ansprache kamen! Die Vorträge auf dem Kongreß gingen den Dienern Jehovas bestimmt zu Herzen.
Es stimmt zwar, daß die Brüder auf Antigua durch die Prüfungen, die sie erdulden mußten, etwas ins Wanken geraten waren. Doch schließlich stellte es sich heraus, daß ihr Glaube dadurch gestärkt worden war. 1947 hatte die Versammlung in St. John’s 26 aktive Verkündiger. In jenem Jahr besuchten 67 Personen das Gedächtnismahl. 1948 stieg die Zahl sogar auf 91 an.
„EINE NEUE ÄRA“ BRICHT AN
Mit dem Jahr 1949 brach auf den Leeward-Inseln eine „neue Ära“ an. Man begann mit Nachdruck, den Brüdern in geistiger Hinsicht zu helfen und sie als Königreichsverkündiger zu schulen. Zum Beispiel fand im Februar 1949 der erste Kreiskongreß in Roseau (Dominica) statt. Hodge Dominique (damals der vorsitzführende Aufseher am Ort) gestaltete zusammen mit Peter Brown und A. E. Tharp von Trinidad das gesamte Kongreßprogramm. Alle Anwesenden waren begeistert, daß trotz heftiger Regenfälle 76 Personen den öffentlichen Vortrag besuchten. Zwei Personen wurden zum Zeichen ihrer Hingabe an Jehova Gott getauft. Ja, der ganze Kongreß war ein Erfolg, und die Brüder dankten Jehova für seine liebevolle Führung und für die offenkundigen Fortschritte in geistiger Hinsicht.
Lionel Williams, ein Imker von Barbados, kam 1948 nach Dominica. Die Brüder schätzten seine Hilfe in Verbindung mit der Dienstzusammenkunft und der Theokratischen Schule sehr. Als B. H. Berry als Kreisaufseher die Insel besuchte, begleitete ihn Bruder Williams auf einer 29 Kilometer langen Reise, die sie auf Dschungelpfaden und über Flüsse hinweg nach La Roche brachte, wo sie Zusammenkünfte organisieren wollten.
Ende der 1940er Jahre machte das Verkündigungswerk auf den Leeward-Inseln also gute Fortschritte. In der Tat, eine „neue Ära“ hatte begonnen. Aber noch vor Ablauf des Jahrzehnts erhielten die Verkündiger auf diesen Inseln auch von einer anderen Seite Unterstützung.
HILFE AUS GILEAD
Zusätzliche Kämpfer, die „das Schwert des Geistes, ... Gottes Wort“, trugen, kamen 1949 auf den Leeward-Inseln an, nachdem sie Eph. 6:17). Nie wieder trafen so viele Gileadabsolventen wie im Jahre 1949 auf diesen Inseln ein. Die Brüder E. F. Krueger und L. M. Frazier kamen mit ihren Frauen nach St. Kitts, Bruder Wilfred A. Howlett und seine Frau nach Antigua.
die Wachtturm-Bibelschule Gilead absolviert hatten (Welch glückliche Tage das doch waren! Der Empfang, den man Bruder und Schwester Howlett bei ihrer Ankunft auf Antigua im Hafen bereitete, war typisch für jene Zeit. Ja, an diesem Morgen stand die ganze Versammlung auf dem Pier zu ihrem Empfang bereit, und man begrüßte sie mit strahlendem Gesicht und offenen Armen! Auf St. Kitts fanden die Kruegers und Fraziers eine ziemlich gut organisierte Gruppe von 15 Gott hingegebenen Königreichsverkündigern vor. Es war jedoch nicht einfach gewesen, von den örtlichen Behörden die Einreiseerlaubnis zu erhalten. Die Ratsmitglieder von St. Kitts, viele von ihnen Katholiken, waren sehr gegnerisch eingestellt. Robert Bradshaw, der damals dem Rat angehörte, machte aber geltend, daß andere ja auch auf die Insel dürften und man folglich jenen Missionaren die Einreise erlauben müßte. Bis zu seinem Tode im Jahre 1978 war Herr Bradshaw, der Premierminister war, den Missionaren gut gesinnt.
Die Neuankömmlinge hatten es sich zum Ziel gesetzt, die Brüder im Predigtdienst individuell zu schulen und ihnen bei Versammlungsangelegenheiten zu helfen. Somit war es sicher, daß durch die Hilfe aus Gilead gute Ergebnisse erzielt würden.
ANDERE „SEELEUTE“ IM KARIBISCHEN MEER
Einst befuhren Seeräuber, Bukanier genannt, auf der Jagd nach spanischen Schiffen das Karibische Meer. Man sagt, daß die Bukanier von der Insel Tortuga stammten, zuvor aber St. Kitts bewohnt hatten und vor den Franzosen geflohen waren. Tatsächlich scheint der Name „Bukanier“ seinen Ursprung in dem Brauch der Seefahrer zu haben, Fleisch über einem Feuer oder boucaner zu rösten und es dann an Seereisende zu verkaufen. Von den Bukaniern vergangener Zeiten unterschied sich jedoch die neue Art „Seemann“, die Ende 1949 in diesen Gewässern auftauchte. Durch solche Männer gelangte die „gute Botschaft“ auf eine interessante Weise zu den Inselbewohnern.
Am 18. November 1949 stach der 20 Meter lange Schoner Sibia von St. Thomas aus mit Kurs nach St. Martin (Leeward-Inseln) in See. An Bord befanden sich vier Prediger der „guten Botschaft“ — Gust Maki, Ronald Parkin, Arthur Worsley und Stanley Carter. Natürlich war das Schiff mit vielen Kartons Bibeln und christlicher Literatur beladen.
Die Einzelheiten, die wir aus dem Tagebuch Bruder Parkins erfahren, werden uns helfen, die Sibia ihre erste Reise nochmals machen zu lassen. Komm mit an Bord!
„Wir erreichen St. Martin am Abend des 19. November und laufen in den französischen Hafen Marigot ein. Die Insel ist teils in französischem, teils in holländischem Besitz. Einige junge Leute, die vor Neugier brennen, begrüßen uns nach unserer Ankunft, und wir sind sehr froh, daß sie Englisch sprechen können. Sie hören aufmerksam der Königreichsbotschaft zu. Überraschend erfahren wir, daß sich bereits ein Zeuge Jehovas auf der Insel befindet. Wir treffen ihn vier Tage später.
George Manuel heißt er. Er kommt zu unserer Begrüßung an den Anlegeplatz und verbringt dann den ganzen Tag mit uns im Predigtdienst.
Die Menschen sind gastfreundlich, und wir können einige schöne Gespräche führen. Aber der Prediger der Adventisten des Siebenten Tages freut sich bestimmt nicht über unseren Besuch.Am 25. November lernen wir einen Herrn Duchene kennen, der großes Interesse an dem Königreichswerk bekundet. Andere sind ebenfalls interessiert, und das erregt ein gewisses Aufsehen in der Stadt. Am Abend des 27. November hält Bruder Carter unter freiem Himmel einen öffentlichen Vortrag, etwa 200 Personen sind anwesend. Anschließend beantworten wir viele Fragen.
Am 29. November hält Bruder Parkin im Freien einen öffentlichen Vortrag, und ungefähr 250 Menschen hören zu. Am nächsten Tag hält Bruder Worsley in einem Gebiet, das Columbier genannt wird, einen öffentlichen Vortrag. Ein Herr Flemming erlaubte uns, zu diesem Zweck seinen Hof zu benutzen, und zornige Priester drohen ihm mit Exkommunikation. Auch jener Prediger der Adventisten des Siebenten Tages ist richtig wütend geworden. Die Atmosphäre wird immer ,hitziger‘, je mehr öffentliche Vorträge wir halten, und der Priester beginnt, seine ,Herde‘ in der Morgenmesse zu warnen. Die Menschen haben aber immer noch die gleiche Einstellung. Sie hören weiter auf die Königreichsbotschaft.
Am 5. Dezember treffen wir im holländischen Teil der Insel ein, wir kommen in Philipsburg an. Wir müssen die Erlaubnis der Regierung einholen, damit wir öffentliche Vorträge halten können, unsere Tätigkeit verläuft dann aber reibungslos. Nach ungefähr zwei Wochen kehren wir nach Marigot zurück und führen einige Bibelstudien durch.
Am 25. Dezember stechen wir in See, unser Ziel ist die britische Insel Anguilla. Da es auf der Insel noch keine Verkehrsmittel gibt, müssen wir zu Fuß von Ort zu Ort gehen. Wir werden aber für unsere Mühe entschädigt, denn wir können die Königreichsbotschaft verbreiten und christliche Publikationen abgeben. In Sandy Ground Village hält Bruder Carter eine Ansprache, und ungefähr 100 Personen sind anwesend.
Am 31. Dezember nehmen wir wieder Kurs auf Marigot, wo wir auftanken. Dann geht es zurück nach Anguilla, um dort weiter Zeugnis zu geben. Am 11. Januar sind wir nach Marigot zurückgekehrt, und am nächsten Tag lassen wir die Insel St. Martin hinter uns, wobei wir aber viele angenehme Erinnerungen an unsere erste Missionsschiffsreise im Gebiet der Leeward-Inseln mitnehmen.“
VERMEHRTER EINSATZ DER SCHIFFE
Als die Watch Tower Society Filme herstellte, die sich auf die Bibel stützten, veranstaltete die Besatzung der Sibia an verschiedenen Orten Vorführungen. Manchmal mußten die Brüder den tragbaren Generator vom Schiff benutzen, damit der Projektor laufen konnte. Das Boot leistete uns also auf mehr als eine Weise gute Dienste.
Als man damals anfing, mit Hilfe eines Schiffes schafähnliche Menschen zu suchen, konnte man auf jenen entlegenen Inseln viele erfreuliche Erfahrungen machen. Ja, jene Tage waren, wie sich Ronald Parkin erinnert, „mit Missionararbeit und mit den Freuden des Dienstes Jehovas angefüllt“. Wie er sagt, gab es „unbeschreibliche Segnungen“ für sie. Begeistert ruft er aus: „Wie gütig ist doch Jehova, daß wir an diesem großen Erntewerk einen Anteil haben dürfen!“
Die Sibia wurde schließlich durch die Light ersetzt. Dieses Schiff der Gesellschaft befuhr bis zum Jahre 1957 die karibischen Gewässer auf einer Route, die die Leeward-Inseln und andere Inseln im Süden einschloß. Aber wie verlief denn die Entwicklung in jenen Jahren?
Nun, in den frühen 1950er Jahren kam in South Hill (Anguilla), in der Wohnung Eugene Bradleys, ein kleiner Kreis von Anbetern Jehovas zusammen. Zwei Sonderpioniere wurden 1957 an einen anderen Ort auf der Insel geschickt, nach Stoney Ground. Das Königreichswerk machte weiterhin Fortschritte, und heute sind mit der Versammlung auf Anguilla 14 Verkündiger verbunden.
Am 18. November 1951 fand die erste Taufe auf St. Martin statt. Damals wurden zwei Brüder getauft, George Dormoy und Leonce Boirard, der Hafenmeister. Heute gibt es auf St. Martin zwei Versammlungen mit insgesamt 100 Königreichsverkündigern.
Somit trug der Einsatz von Booten dazu bei, daß das Königreichswerk auf den Leeward-Inseln Fortschritte machte. Wenn wir an die Zeit denken, als die Schiffe Sibia und Light auf ausgedehnten Reisen in der Karibik waren, werden Erinnerungen in uns lebendig. Zum Beispiel hatten die Brüder damals verschiedene Methoden, sich Zuhörer zu verschaffen. Der inzwischen verstorbene E. F. Krueger berichtete einmal, daß er sich gewöhnlich mit der Mundharmonika auf die Straße stellte und so lange darauf spielte, bis sich eine ansehnliche Menschenmenge einfand. Dann nahm er seine Bibel heraus und begann mit seinem Vortrag.
Natürlich blieben auch heitere Episoden nicht aus. Bruder Parkin erinnert sich: „Einmal hielt ich einen Vortrag unter einem Baum. Über mir hing eine große Gaslampe. Es war mitten im Vortrag, als eine Ratte, die ein anderes Tier verfolgte, diesem auf den Baum nachsprang und plötzlich beide, miteinander kämpfend, mir vor die Füße fielen. Dann ein Husch, und sie waren verschwunden und mit ihnen die Hälfte der jungen Leute aus der Zuhörerschaft.“
Damals nahm sich das Zweigbüro der Gesellschaft auf Trinidad des Predigtwerkes auf den Leeward-Inseln an. Wir halten es deshalb für angebracht, zu berichten, was einmal auf Trinidad in Verbindung mit der Ankündigung eines Vortrages passierte, den Bruder Parkin von der Crew des Missionarschiffes auf einem öffentlichen Platz halten sollte. Sein Thema lautete: „Hell Is a Scare“ (Die Hölle ist ein Schreckmittel). Die Zeitungen kündigten es jedoch als „Hell Is a Square“ (Die Hölle ist ein Viereck) an. Nun, zum Vortrag erschienen
300 Personen. Vielleicht waren einige neugierig und wollten etwas über die Form der Hölle erfahren. War sie wirklich viereckig?DAS WERK DEHNT SICH AUS
Das Werk des Predigens und Jüngermachens auf den Leeward-Inseln machte in den frühen 1950er Jahren gute Fortschritte. Das traf zum Beispiel auf St. Kitts zu, eine fruchtbare Insel, die für ihre Erzeugnisse Zucker und Melasse bekannt ist. Tatsächlich rechtfertigte das Wachstum die Durchführung des ersten Kreiskongresses auf St. Kitts, der vom 17. bis 19. November 1950 stattfand. Samuel McKenzie und Arnold Staute, zwei weitere Gileadabsolventen, die erst kurz zuvor angekommen waren, hatten am Programm einen Anteil.
Bald danach traten die Brüder McKenzie und Staute ihre Zuteilung in Charlestown (Nevis) an, wo sie Bruder Walter Joseph, dessen Frau und zwei andere Personen, die die „gute Botschaft“ verkündigten, antrafen. Sie begannen, in der Wohnung der Josephs regelmäßige Zusammenkünfte abzuhalten, und bald machte die kleine Gruppe die man im Jahre 1947 als Versammlung organisiert hatte, beachtliche Fortschritte.
Im benachbarten Gingerland waren der Pionier Benjamin Smith und neun andere Verkündiger eifrig tätig. Die Missionare fanden jedoch heraus, daß sechs von diesen immer noch die Zusammenkünfte der falschen Religion besuchten. Deshalb mußten sie sofort die Reihen der Königreichsverkündiger verlassen.
Es stimmt zwar, daß unser Werk auf solchen Inseln wie St. Kitts langsam voranging. Offensichtlich wurde aber weitere geistige Hilfe benötigt. Damals gab es noch ein großes Werk zu tun. Konnte also noch mehr zur Förderung der Königreichsinteressen auf den Leeward-Inseln getan werden?
ERÖFFNUNG EINES ZWEIGBÜROS
Für die Diener Jehovas auf diesen Inseln war 1957 ein ereignisreiches Jahr. Zu Beginn des Frühlings traf die Watch Tower Society Vorkehrungen für die Eröffnung eines eigenen Zweigbüros für die Leeward-Inseln, um so unser Werk zu fördern. Diese Vorkehrung bedeutete, daß unsere Tätigkeit wirkungsvoller beaufsichtigt werden konnte. Die Brüder Roy F. Bruhn und Kenneth Gannaway wurden hierhergeschickt, um sich des neuen Zweiges anzunehmen. Unter dieser Vorkehrung wurden zwei neue Versammlungen auf Antigua gegründet, nämlich in All Saints und in Pigotts.
Die anfänglichen Schwierigkeiten, in St. John’s (Antigua) einen geeigneten Platz für das Zweigbüro zu finden, konnten mit der Hilfe eines einheimischen Geschäftsmannes überwunden werden. Obwohl seine Geschäftspartner Druck auf ihn ausübten, bestand er darauf, daß sein Gebäude der Gesellschaft zur Verfügung stehe, wann immer sie es haben wolle. So wurde das neue Zweigbüro zuerst dort untergebracht.
Kurze Zeit später verlegte man es in ein besseres Gebäude im gleichen Häuserblock, und dort blieben das Zweigbüro, ein Missionarheim und ein Königreichssaal in den nächsten 14 Jahren.Milton G. Henschel vom Hauptbüro der Gesellschaft in Brooklyn besuchte die Leeward-Inseln vom 30. März bis 1. April 1954. In Verbindung mit diesem Besuch wurde ein dreitägiger Kongreß durchgeführt. Die dort anwesenden Zeugen nahmen den ausgezeichneten biblischen Rat, den ihnen Bruder Henschel in seinen Vorträgen gab wirklich mit Wertschätzung auf. Stell dir die Freude der Brüder vor, als ihnen ganz unerwartet der Film der Gesellschaft „Die Neue-Welt-Gesellschaft in Tätigkeit“ gezeigt wurde! Bruder Henschel besuchte die Leeward-Inseln als Zonenaufseher 1961 und 1966 wieder.
ALLMÄHLICHE MEHRUNG SICHTBAR
An dieser Stelle kann uns vielleicht ein Zahlenvergleich eine Hilfe sein, damit wir sehen, welchen Fortschritt das Werk nach der Eröffnung des Zweigbüros auf den Leeward-Inseln gemacht hat. 1954 kamen von sieben Inseln Predigtdienstberichte: von Antigua, Anguilla, Dominica, Montserrat, Nevis, St. Kitts und St. Martin. Während dieses Dienstjahres gab es 193 Königreichsverkündiger, die 34 367 Stunden für die Verkündigung der „guten Botschaft“ einsetzten. Beim Gedächtnismahl waren insgesamt 303 Personen anwesend. Zehn Jahre später, während des Dienstjahres 1964, gab es 396 Königreichsverkündiger, die 114 047 Predigtdienststunden berichteten. 575 Personen besuchten in jenem Jahr das Abendmahl des Herrn.
Während dieser Jahre hat es aber noch andere bemerkenswerte Entwicklungen gegeben. Zum Beispiel besuchten die Brüder von der Light die abgelegenen Inseln weiterhin bis Mitte 1957. Damals wurde das Fahrzeug verkauft, und drei von der Besatzung erhielten Zuteilungen für Missionarheime. Der vierte der Crew, Arthur Worsley dient nun schon seit Jahren als ein Glied der Bethelfamilie in Brooklyn (New York).
Alban Joseph war der erste einheimische Bruder, der auf den Leeward-Inseln den Kreisdienst aufnahm, und zwar im Jahre 1957. Carlton Hull von St. Kitts war 1958 beim internationalen Kongreß „Göttlicher Wille“ in New York der erste von drei Leeward-Insulanern, die innerhalb von zwölf Monaten die Gileadschule absolvierten. Im Jahre 1959 besuchten Gerald Christopher und Kennedy Phillip, beide von St. Kitts, die Schule.
Jehova segnete weiterhin unsere Anstrengungen, obwohl einige nach England und in die Vereinigten Staaten abgereist waren, um sich dort Arbeit zu suchen. Es trafen jedoch andere „Erntearbeiter“ ein, um uns in dem Werk zu helfen. Zum Beispiel kamen 1966 Bruder Ernest Jackson und seine Frau aus den Vereinigten Staaten in ihrer Missionarzuteilung auf Montserrat an. Ein Jahr später trafen Bruder Paul Ondejko und seine Frau aus Kanada auf St. Kitts ein.
Und natürlich waren auch die einheimischen Königreichsverkündiger, die an Zahl ständig zunahmen, weiterhin treu im Dienste Jehovas tätig.SEGENSREICHE AUSWIRKUNGEN DES KREISDIENSTES
Von 1947 an, als Joshua W. Steelman als reisender Aufseher die Leeward-Inseln besuchte, hat der Kreisdienst stets eine bedeutende Rolle in der Förderung des Königreichswerkes auf diesen Inseln gespielt. Gestatte uns also, daß wir dir etwas über die Arbeit der Kreisaufseher in den vergangenen Jahren erzählen.
Damals, als mit dem Kreisdienst auf den Leeward-Inseln begonnen wurde, hatten die Brüder im reisenden Dienst oft kleine Feldbetten bei sich und mußten für sich selbst kochen, da ihre in ärmlichen Verhältnissen lebenden Glaubensbrüder sie einfach nicht unterbringen konnten. Besonders auf Dominica war das Reisen sehr beschwerlich. Aus diesem Grund waren alle Kreisaufseher in jenen Tagen ledig. Erst 1956 erhielten Roseau und Portsmouth eine Straßenverbindung. Selbst dann noch benötigte man mit dem Auto wegen der kurvenreichen Strecke fast zweieinhalb Stunden, um die mehr als 80 Kilometer zwischen den beiden Städten zurückzulegen. Die Luftlinie beträgt dagegen nur 32 Kilometer. Jemand bemerkte einmal: „Die Insel besteht aus solch einer Unmenge von Gipfeln, Bergkämmen und Schluchten, daß sie im Verhältnis zur Fläche zerklüfteter ist als die Schweiz.“ Das Patois, der gebrochene französische Dialekt, den fast 70 000 Inselbewohner sprechen, stellte noch ein weiteres zu überwindendes Hindernis für das Vordringen der biblischen Wahrheit dar.
Kreisaufseher, die Dominica besuchten, mußten oft auf zerklüfteten Bergpfaden gehen, um ihren Bestimmungsort zu erreichen. Vom Eifer gedrängt, versuchte Fred Snow, weil er die körperlichen Voraussetzungen mitbrachte, bei jedem Besuch seine Reisezeit für die Strecke von Grand Bay über Paix Bouche Mountain nach La Roche zu verbessern.
Die Jahre hindurch dienten natürlich viele Brüder als Kreisaufseher auf den Leeward-Inseln. Wir können zwar nicht alle ihre Erfahrungen erzählen, aber eins ist sicher: Ihre Anstrengungen wurden sehr geschätzt.
Hodge Dominique erinnert sich an die ersten Besuche von Kreisaufsehern auf Dominica und sagt: „Wenn ich einen Brief der Gesellschaft erhalten hatte, in dem uns der Besuch eines Bruders angekündigt wurde, gingen wir zum Pier und hielten dort bis lange nach 11 Uhr abends nach einem Schiff Ausschau. In jenen Tagen, als die Gesellschaft noch kein Zweigbüro auf Antigua hatte, kamen die Brüder in der Regel mit einem französischen Schiff. Ich denke noch daran, wie der Kreisdiener immer so glücklich war, wenn er uns sah, und ich nahm ihn dann gleich mit nach Hause.“ Ja, diese Wertschätzung, die enge Gemeinschaft und der Austausch von Ermunterungen gereichten Röm. 1:11, 12).
in all den Jahren sowohl den reisenden Aufsehern als auch denen, die sie besuchten, zum Segen (Ende der 1950er Jahre begann man, am Rande der dschungelartigen Wälder, die es auf den meisten der Inseln gab, behelfsmäßige Flugplätze anzulegen. Das führte dazu, daß der Tourismus einen großen Aufschwung nahm. Dadurch wurde es aber auch den Kreisaufsehern und ihren Frauen möglich, in wenigen Minuten eine andere Insel zu erreichen. Das war bestimmt viel angenehmer, als wochen- oder manchmal sogar monatelang auf eines der beiden Schiffe zu warten, die zwischen den Inseln eingesetzt waren.
Mit finanzieller Unterstützung aus England, Kanada und den Vereinigten Staaten begann man auch, die Elektrizitäts- und die Wasserversorgung sowie die Verkehrswege auf den Inseln zu verbessern. Natürlich brachten diese Fortschritte der Allgemeinheit und damit auch den einheimischen Zeugen und den reisenden Aufsehern Nutzen.
EIN VERÄNDERTER LEBENSSTIL
Im Laufe der Zeit gingen auf den Inseln und bei ihren Bewohnern viele Veränderungen vor sich. Doch nichts hat das Leben der Menschen mehr beeinflußt als das Wort und der Geist Gottes. Seit die Königreichsbotschaft hier verkündigt wird, sind ‘begehrenswerte’ Menschen gefunden worden, die sich auf die Seite Jehovas gestellt haben (Hagg. 2:7). Obwohl viele dieser Inselbewohner von Natur aus etwas mißtrauisch sind, sind sie dennoch freundlich. Einige, die so argwöhnisch sind, wie es die Ureinwohner der Inseln waren, ändern ihre Einstellung und stimmen einem Heimbibelstudium zu.
Jeder Teil unseres Gebietes — jedes abgelegene Dorf — ist für uns wichtig, wenn wir die „gute Botschaft“ verkündigen. Zum Beispiel leben ungefähr 400 Nachkommen der Kariben in einer Reservation im Gebiet des Gaulette River an der Atlantikküste Dominicas. Bis auf den heutigen Tag stellen diese Menschen mit der Hand aus ausgehöhlten Baumstämmen Kanus her, zwar nicht mehr wie einst für ihre Kriegszüge, sondern um sie an Fremde zu verkaufen, die sie zum Fischen benutzen. Ja, die Königreichsbotschaft hat auch diese Nachkommen der Kariben erreicht und ihr Leben zum Guten beeinflußt. Wie groß war doch die Freude, als sich die ersten beiden aus diesem Volk im Dienstjahr 1970 taufen ließen!
Ermunternd ist ebenfalls die Tatsache, daß jüngere Brüder und Schwestern mit Begeisterung Verantwortung übernommen haben und von Jehova reich gesegnet wurden. Zum Beispiel haben in den letzten Jahren einige dieser jungen Brüder, wie die ersten Verkündiger der „guten Botschaft“ auf diesen Inseln, interessierte Personen in abgelegenen Dörfern zu kleinen Gruppen organisiert. Dadurch wurden die zentral gelegenen Versammlungen, besonders die auf Antigua, St. Kitts und Dominica, sehr gestärkt.
MIT BLICK AUF DIE ZUKUNFT BAUEN
Nicht nur der Lebensstil hat sich in den letzten Jahren auf den Inseln geändert, sondern auch die ganze Kontur. Riesenbagger haben gewaltige Erdmassen weggetragen, damit Häuser und stattliche Hotelbauten entstehen konnten. Aber auch Jehovas Zeugen haben mit Blick auf die Zukunft gebaut.
Wegen der anhaltenden Ausdehnung unseres Werkes entstand 1966 ein Problem in Verbindung mit der Unterbringung des Zweigbüros und des Missionarheims, die sich damals im ersten Stock eines gepachteten Gebäudes in St. John’s (Antigua) befanden. In jenem Jahr machte man eine gezielte Anstrengung, geeignetere Wohnräume und Einrichtungen für das Zweigbüro zu finden. Diese Bemühungen wurden auch von Jehova sehr gesegnet. So erwarb man im November 1966 in St. John’s ein Grundstück, auf dem die Gesellschaft ein schönes zweistöckiges Gebäude errichtete. Im Erdgeschoß befinden sich ein geräumiger Königreichssaal sowie das Literaturdepot und Büroräume. Im ersten Stock wurden komfortable Wohnräume, die bis zu acht Missionaren Platz bieten, eingerichtet. Die Einweihung des Gebäudes fand am 26. Januar 1968 während des Zonenbesuches von Robert W. Wallen vom Brooklyner Hauptbüro der Gesellschaft statt. Über 200 Personen waren bei diesem freudigen Anlaß zugegen.
Doch damit war unsere Bautätigkeit noch nicht zu Ende. An vielen Orten auf den Inseln haben Jehovas Diener würdige Anbetungsstätten errichtet. Bis auf zwei haben alle Versammlungen auf den Leeward-Inseln eigene Königreichssäle. Einer der größten Säle, der 500 Sitzplätze hat und bei Bedarf Möglichkeiten für weitere Sitzgelegenheiten bietet, wurde 1976 von den Brüdern auf Antigua errichtet.
STARKE BANDE CHRISTLICHER LIEBE
Wahre Christen auf den Leeward-Inseln haben heute keinen Grund, sich als isolierte Insulaner zu fühlen, die weit weg von ihren Mitgläubigen in anderen Teilen der Erde wohnen. Im Gegenteil, sie können die Bande der Liebe und Verbundenheit, die für die Anbeter Jehovas auf der ganzen Erde kennzeichnend sind, verspüren (Joh. 13:34, 35). Zweifellos haben viele Faktoren dazu beigetragen, aber einer scheint der besonderen Erwähnung wert zu sein.
Die Brüder und Schwestern auf den Inseln sind durch die Besucher aus dem Brooklyner Hauptbüro sehr angespornt worden. Zum Beispiel bedeutete der erste Besuch Bruder N. H. Knorrs, des damaligen Präsidenten der Gesellschaft, eine große Ermunterung für uns. Die 281 Personen, die bei seiner Ansprache zugegen waren, konnten sich selbst in dem „Spiegel“ betrachten, den der Jünger Jakobus erwähnt. Sie wurden aufgefordert, ‘mit Milde die Einpflanzung des Wortes anzunehmen’, und es wurde ihnen geholfen, angesichts der gefährlichen Zeit, in der wir leben, eine Selbstprüfung vorzunehmen (Jak. 1:21-24). Nach der Ansprache blieben noch zwischen 20 und 30 Brüder und Schwestern unter tropischem Sternenhimmel eine Stunde lang auf dem Flugplatz und hatten eine lebhafte Diskussion, während Bruder Knorr auf das Flugzeug wartete, das ihn zur nächsten Etappe seiner Reise zu den karibischen und südamerikanischen Zweigen bringen sollte.
Auch die letzten Besuche von Gliedern der jetzigen leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas waren für uns sehr erbauend. Die Brüder Lloyd Barry, Albert Schroeder und John Booth besuchten alle St. Kitts und Antigua während des Monats August 1976. Eines Abends benutzten die Brüder Barry und Schroeder einen Teil ihrer knapp bemessenen Zeit dazu, nach St. Kitts zu fliegen. An jenem Abend, weniger als eine Stunde bevor sie eine Ansprache halten sollten, äußerten die Besucher den Wunsch, das Gebiet kennenzulernen. Zweifellos kannst du dir die Freude der einheimischen Zeugen und ihrer Gäste vorstellen, als sie in die Abenddämmerung hinausgingen und den Inselbewohnern gemeinsam Zeugnis gaben. Nur wenig später hörten zur Freude der Brüder 375 Personen die ermunternden Ansprachen der Besucher.
John Booth diente den Brüdern bei einem Bezirkskongreß auf den Leeward-Inseln, der Ende August 1976 stattfand. Doch auch andere Brüder der leitenden Körperschaft haben uns besucht. Im Oktober 1976 verbrachte Lyman Swingle zwei Tage auf Dominica und ermunterte die dortigen Brüder. Als Zonenaufseher besuchten uns 1977 E. C. Chitty und 1978 Daniel Sydlik. Es ist daher kein Wunder, daß sich die Brüder und Schwestern auf den Leeward-Inseln mit ihren Mitdienern im Hauptbüro der Gesellschaft eng verbunden fühlen. Und sicherlich hüten die Diener Jehovas auf diesen Inseln die Bande der christlichen Liebe, die sie mit den Anbetern Jehovas auf der ganzen Erde verbinden, wie einen Schatz.
INTERNATIONALER KONGRESS „SIEGREICHER GLAUBE“
Wie begeistert waren doch die Brüder und Schwestern auf den Leeward-Inseln, daß sie die Gastgeber des internationalen Kongresses „Siegreicher Glaube“ sein durften, der vom 23. bis 27. August 1978 in St. John’s (Antigua) stattfand. Sie freuten sich sehr, daß zu den Delegierten Brüder und Schwestern aus Schweden, England, den Vereinigten Staaten, Kanada und von der Karibik gehörten. Die Besucherhöchstzahl betrug 1 717, und 35 Personen wurden getauft.
Sehr ermunternd für die Missionare und ein Beweis der geistigen Reife der Brüder war die Tatsache, daß der ganze Kongreß von Leeward-Insulanern organisiert wurde. Karl Klein von der leitenden Körperschaft diente den Brüdern auf dem Kongreß, und eine Anzahl Glieder der Brooklyner und der Londoner Bethelfamilie hatte an dem Programm einen Anteil.
UNUNTERBROCHENE FREUDE IM DIENSTE JEHOVAS
„Soll ich sie nochmals durcharbeiten?“ — so schrieb W. R. Brown 1922 an Bruder J. F. Rutherford, nachdem er auf diesen wunderschönen Inseln Jünger gemacht hatte. Bruder W. R. Brown wurde damals ein anderes Gebiet zugeteilt, aber in den Jahren, die seither vergangen sind, haben viele weitere Personen wie Bruder Brown „diese Inseln immer wieder durchgearbeitet“, auch sind viele begehrenswerte Menschen zum Hause Jehovas geströmt und dienen ihm in Treue (Jes. 2:2-4; Hagg. 2:7). Aber wie wird es weitergehen? Die Zukunftsaussichten sind hervorragend! Heute gibt es auf den Leeward-Inseln 716 Königreichsverkündiger. Die Gedächtnismahlfeier am 23. März 1978 besuchten 1 594 Personen in 18 Versammlungen und zwei alleinstehenden Gruppen.
Wenn wir den Bericht über die Geschichte des Predigtwerkes auf den Leeward-Inseln betrachten, erkennen wir unweigerlich, daß er ein unauslöschliches Zeugnis der Treue darstellt. Wir haben uns der großen Liebe Jehovas und der geduldigen Leitung durch den „treuen und verständigen Sklaven“ erfreut (Matth. 24:45-47). Und wir sind immer noch freudig im Dienste Gottes tätig. Bis er das Werk für beendet erklärt, werden wahre Christen auf den Leeward-Inseln sich weiterhin freuen und die großartige Botschaft verbreiten: „Jehova selbst ist König geworden! Es frohlocke die Erde. Mögen die vielen Inseln sich freuen“ (Ps. 97:1).
[Karte auf Seite 173]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
LEEWARD-INSELN
ANGUILLA (brit.)
ST. MARTIN (nied. und frz.)
Atlantik
ST. BARTHÉLEMY (frz.)
SABA (nied.)
ST. EUSTATIUS (nied.)
ST. KITTS (brit.)
BARBUDA (brit.
NEVIS (brit.)
ANTIGUA (brit.)
MONTSERRAT (brit.)
GUADELOUPE (frz.)
Karibisches Meer
DOMINICA (brit.)
[Bild auf Seite 187]
Die „Sibia“, ein Schoner, der früher benutzt wurde, um die „gute Botschaft“ auf den Leeward-Inseln und in anderen Bereichen der Karibik zu verbreiten.