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Portugal

Portugal

Portugal

„Wo das Land aufhört und das Meer anfängt“ — das ist Portugal, das westlichste Land des europäischen Kontinents. Sein Name leitet sich von der Stadt Oporto ab, die anfänglich eine in der Nähe der Douromündung liegende Handelsgemeinde war — ein portucalle oder ein Anlaufhafen.

Dieser westliche Teil der Iberischen Halbinsel wird von neuneinhalb Millionen Menschen bewohnt, die Portugiesisch sprechen — eine romanische Sprache, die im Aufbau und im Vokabular dem Spanischen ähnelt, sich jedoch davon in den Lauten und in der Aussprache unterscheidet. Portugal ist nur ein Fünftel so groß wie Spanien, sein im Osten und Norden gelegener Nachbar, aber die Landschaft ist sehr abwechslungsreich.

Im südlichen Teil des Landes findet man wunderschöne Obstgärten mit Mandel-, Feigen- und Johannisbrotbäumen. Weiter nördlich kommt man an Weizenfeldern und an den saftigen Weiden der Provinz Ribatejo vorbei, wo Viehzucht getrieben wird, dann an Weingärten und Ölbäumen sowie an Schirmtannen und Eukalyptusbäumen. Die Mittelzone des Landes wird von der schneebedeckten Gebirgskette der Beira geschmückt. Charakteristisch für den Norden sind die schönen terrassenartig angelegten Weingärten des tiefen Dourotals, wo der bekannte Portwein herkommt.

DIE GUTE BOTSCHAFT ERREICHT PORTUGAL

Portugal wurde als Seefahrernation weltberühmt. Im 15. Jahrhundert, als Seefahrer und Forscher aus Portugal Brasilien, Madeira, die Azoren, die Kapverdischen Inseln, São Tomé, einen großen Teil Afrikas und den Seeweg nach Indien entdeckten, erlebte es goldene Zeiten. Doch erst im Jahre 1925 fing man dort an, die Bedeutung von Matthäus 24:14 zu erkennen. Damals kam George Young, ein Kanadier, der in Brasilien tätig gewesen war, nach Portugal und durchforschte das Land, um die Königreichsinteressen zu fördern. Er traf Vorkehrungen dafür, daß der Präsident der Watch Tower Society, J. F. Rutherford, am 13. Mai 1925 in Lissabon den öffentlichen Vortrag „Wie man ewig auf der Erde leben kann“ halten konnte.

Trotz des Widerstandes der katholischen Geistlichkeit war dieser Vortrag ein voller Erfolg. 2 000 Personen füllten die Turnhalle einer Oberschule, und weitere 2 000 mußten aus Platzmangel abgewiesen werden. Francisco Ullan, ein Augenzeuge, erinnert sich noch gut daran: „Die katholische Geistlichkeit bemühte sich, diese Zusammenkunft aufzulösen, jedoch ohne Erfolg. Man hörte Zwischenrufe, und Stühle wurden zertrümmert. Aber Bruder Rutherford war zum Glück Herr der Lage.“

Am Ende des Vortrags wurden interessierte Personen eingeladen, bei den Saalordnern ihren Namen und ihre Adresse abzugeben. Einige taten dies auch, z. B. Francisco Ullan und Angel de Castro. Ja, sie nahmen die Wahrheit an und gehörten zu den ersten treuen Dienern Jehovas in diesem Land. Mit dieser bemerkenswerten Zusammenkunft nahm das Königreichswerk in Portugal seinen Anfang.

Die Geschehnisse kurze Zeit danach lassen eindeutig die Führung des Geistes Jehovas erkennen. Während dieses ersten Jahres der Tätigkeit (1925) wurde in Lissabon die portugiesische Ausgabe des Wacht-Turms veröffentlicht, und zwar zum ersten Mal im September. Auf der Impressumseite war George Young als Redakteur angegeben. Ende 1925 wurde in Lissabon, Rua Santa Justa 95 ein Büro eröffnet, wo man die Abonnements bearbeitete und den Briefverkehr erledigte. In diesem Jahr wurde der Wacht-Turm so sehr bekannt, daß sogar von den abgelegenen Azoren Bestellungen für Abonnements eingingen.

DIE ZEIT DER REPUBLIK

Wie war in einem traditionellen, extrem konservativen katholischen Land wie Portugal so etwas möglich? Aufgrund der politischen Lage genoß das Land große Freiheit. Die Ermordung König Karls I. und des Kronprinzen Dom Luís Filipe am 1. Februar 1908 war für die Monarchie ein schwerer Schlag. Mit der republikanischen Revolution am 5. Oktober 1910 endete dann die Herrschaft Emanuels II. und somit die portugiesische Monarchie. Jetzt herrschte Rede- und Pressefreiheit.

Die Leute leisteten der Geistlichkeit Widerstand, und die Macht der katholischen Kirche schwand immer mehr. Auf den Straßen von Lissabon kam es überall zu Demonstrationen, um die Regierung zu bewegen, den portugiesischen Repräsentanten im Vatikan seines Amtes zu entheben. In Zeitungen waren Reden von republikanischen Führern abgedruckt, die eine gegnerische Haltung gegenüber der Geistlichkeit erkennen ließen. Angehörigen der Armee war es nicht erlaubt, an religiösen Feiern teilzunehmen; auch wurden keine Feiertage zu Ehren von „Heiligen“ beobachtet. Religiöse Eide waren gesetzlich nicht mehr bindend. Die Regierung schaffte in Schulen den Religionsunterricht ab und an den Universitäten die theologische Fakultät. Im April 1911 wurde ein Gesetz erlassen, das die Trennung zwischen Kirche und Staat herbeiführte, wodurch die katholische Kirche in ihrer Stellung erniedrigt wurde. Die Gründer der Republik erachteten den Thron und die Kirche als Einrichtungen von geringem Wert.

Während jener Zeit interessierte sich in Lissabon eine kleine Gruppe von Personen für die Wahrheit. Doch erst im Jahre 1926 begann man, regelmäßig Bibelstudien durchzuführen. In der Aprilausgabe des Wacht-Turms vom Jahre 1926 wird Virgílio Ferguson als Herausgeber angegeben. George Young war nur für kurze Zeit im Land geblieben, um das Werk zu organisieren. Bruder Ferguson — begleitet von seiner Frau — wurde nun beauftragt, sich der Königreichsinteressen in Portugal anzunehmen.

Der Sondervortrag, den J. F. Rutherford im Mai 1926 im Londoner Alexandra Palace hielt, wurde in Lissabon sehr publik gemacht. Der Vortrag enthielt eine Resolution mit dem Thema „Ein Zeugnis an die Herrscher der Welt“. Die Resolution wurde ins Portugiesische übersetzt, dann gedruckt und als ein großes Traktat kostenlos verbreitet.

UNTER EINER ANDEREN REGIERUNG

Am 28. Mai 1926 führte das Militär, bestärkt von konservativen Faktionen und mit der Unterstützung der katholischen Hierarchie, einen Staatsstreich durch, ohne daß ein einziger Schuß fiel. Daraufhin errichtete man eine Militärdiktatur, die als O Estado Novo (Der Neue Staat) bekannt wurde. Die Hauptpersönlichkeit dieses neuen politischen Regimes war der Finanzminister Dr. António de Oliveira Salazar. Im Jahre 1932 wurde er Ministerpräsident.

Aufgrund der Aufrichtung der Diktatur des Neuen Staates im Jahre 1926 war die Redefreiheit sehr beschnitten. Von November 1926 an wurde jede Ausgabe des Wacht-Turms zensiert, und auf dem Deckblatt erschien die Aufschrift: „Vom Zensuramt genehmigt“.

Im ersten Jahrbuch, das 1927 veröffentlicht wurde, hieß es: „Das Werk in Portugal wird vom Zweigbüro der Gesellschaft in Lissabon geleitet. Vierhundertfünfzig Personen haben inzwischen den portugiesischen WACHTTURM abonniert. Im ganzen Jahr wurden 764 Bücher und Broschüren verbreitet. Viele haben Briefe mit biblischen Fragen geschrieben, die auch beantwortet wurden. Es folgt nun ein Zitat aus dem Bericht Bruder Fergusons, der das Werk dort leitet: ,Ich glaube, den Menschen muß hier noch ein großes Zeugnis gegeben werden. Anscheinend ist die Zeit gekommen, wo mehr Leute auf die Botschaft der Wahrheit hören und Interesse zeigen.‘ “ Und er hatte recht!

Seine Worte bestätigten sich auf Flores, einer Insel der Azoren. Zu jener Zeit starb ein Mann, der sich für den Wacht-Turm interessiert hatte. Als seine Tochter und sein Sohn das Büro ihres Vaters säuberten, fanden sie einige ältere Ausgaben. Besonders der Sohn, Albílio Carlos Flores, interessierte sich dafür. Er berichtet: „Der Wacht-Turm erklärte die Bibel so deutlich, daß ich sofort an Virgílio Ferguson schrieb und um ein Abonnement bat:“ Der Same der Wahrheit trug Frucht. Bis zu seinem Tod im Jahre 1974 war Bruder Flores ein aktiver Diener Jehovas.

Von Mai 1927 an wurde dann der portugiesische Wacht-Turm in Bern (Schweiz) gedruckt und jeweils einer strengen Zensur unterzogen, bevor er verbreitet werden durfte. Der politische Neue Staat unterdrückte die Presse immer mehr, und auch die Freiheit der Leute wurde immer mehr beschnitten, doch das konnte die Ausbreitung des Werkes nicht aufhalten. Die Brüder verbreiteten 1927 insgesamt 3 920 Bücher und Broschüren und 61 000 Ausgaben des Wacht-Turms.

DIE ERSTE TAUFE

Der Sommer 1927 zeichnete sich durch ein glückliches Ereignis aus: die erste Taufe. Unter den 14 Neugetauften befanden sich Francisco Ullan und Angel de Castro, zwei Spanier. Voller Eifer für ihren neuen Glauben reisten sie in ihr Heimatland, um dort die Königreichsbotschaft zu verbreiten. Am 15. August 1927 reisten sie in ihre Heimatdörfer. Francisco Ullan bekam bald den Widerstand der spanischen Geistlichkeit zu spüren, und innerhalb von zwei Wochen wurde er des Landes verwiesen. Angel de Castro erging es ähnlich. Als er biblische Traktate verbreitete, brach ein Aufruhr los. Bruder Castro schickte ein Traktat an den Geistlichen, worauf dieser jemand mit folgenden Worten zu ihm schickte: „Sag dem Mann einfach, ich bedaure, daß die spanische Inquisition vorüber ist, denn sonst hätte ich ihn liquidiert.“

HILFE AUS DEM AUSLAND

Am 4. Januar 1929 kehrte João Feliciano von den USA nach Portugal zurück, weil er dort die gute Botschaft verkündigen wollte, die er kennengelernt hatte. Er setzte sich mit Bruder Ferguson in Verbindung, und in einem weiteren Stadtteil Lissabons wurde mit der Bibelstudientätigkeit begonnen. Mit großem Eifer ging er von Haus zu Haus und verbreitete biblische Literatur. Er half vielen und wurde als „der Mann mit dem Korb“ bekannt, denn er benutzte für den Transport der Publikationen einen großen Obstkorb. Bis zu seinem Tod im Jahre 1961 war er ein treuer Diener Jehovas.

Im November 1931 nahmen die Bibelforscher einen neuen Namen, „Jehovas Zeugen“, an. Außerdem verbreiteten sie eine außergewöhnliche Anzahl (260 000) von der Schrift Luz e Verdade (Licht und Wahrheit), die den vollständigen Vortrag Bruder Rutherfords „Das Königreich Gottes — die einzige Hoffnung für die Welt“ enthielt.

DER ERSTE KOLPORTEUR

Damals diente Manuel da Silva Jordão als Kolporteur und reiste von einem Ende des Landes bis zum andern. Er besuchte alle Abonnenten und predigte die gute Botschaft. Da eine Reihe von Abonnenten im Norden des Landes Interesse gezeigt hatte, ging er nach Braga. Eines Tages lief ihm auf der Straße ein Mann entgegen und sagte: „Guten Tag! Gut, daß ich Sie treffe. Ich bin zu Ihnen gekommen, damit Sie mir helfen, die Bibel kennenzulernen.“ Bruder Jordão fragte ihn, ob er schon irgend etwas aus der Bibel wisse. „Ja“, antwortete er, „ich habe den Wacht-Turm abonniert und schreibe mich mit einem Mann namens Virgílio Ferguson aus Lissabon. Ich suche Sie schon so lange, wie Sie hier in der Stadt sind.“

In der Wohnung dieses Interessierten in Braga fing eine kleine Gruppe von etwa sieben Personen an, die Bibel zu studieren. Da diese Stadt als der „Vatikan von Portugal“ bekannt ist, dauerte es nicht lange, bis sich der Widerstand der katholischen Kirche bemerkbar machte. Ein Geistlicher zeigte Bruder Jordão bei der Polizei an, die ihn um Mitternacht weckte und ins Gefängnis warf.

Als er am nächsten Tag entlassen wurde, sorgte ein Ortsgeistlicher dafür, daß der Richter ein Zusammentreffen mit ihm auf dem Hauptplatz der Stadt plante. Sie wollten Bruder Jordão als einen ungebildeten falschen Christen bloßstellen. Etwa 50 Leute kamen zu diesem „zufälligen Treffen“. Als der Geistliche erschien, begann eine angeregte Diskussion darüber, wer die wahren Christen seien und welches Werk sie durchführten. Schließlich sagte der Richter zu dem Geistlichen mit lauter Stimme: „Ich dachte, Sie seien gekommen, um die katholische Kirche zu verteidigen, doch Sie konnten nicht einen einzigen Text aus der Bibel zitieren.“ Augenzeugen berichteten, daß sich der Geistliche beschämt davonmachte.

DAS ZWEIGBÜRO WIRD GESCHLOSSEN

Gegen Ende des Jahres 1933 verließen Bruder und Schwester Ferguson Portugal, und die Herausgabe der Publikation Luz e Verdade wurde eingestellt. Der Kontakt zum Zweigbüro war so gut wie abgeschnitten. Es wurde geschlossen. Von dort aus konnte also das Land nicht mehr mit geistiger Speise versorgt werden. Bemerkenswert ist, daß dies in demselben Jahr geschah, in dem in Portugal ein neues Grundgesetz verabschiedet wurde. Durch die neue Verfassung erhielt der Staat mehr Macht, denn es wurde ihm absolute Autorität und völlige Gewalt über die Presse gegeben.

Später, im Mai 1940, unterzeichnete Portugal ein Konkordat mit dem Vatikan, wodurch dann die römisch-katholische Kirche eine hochbegünstigte Stellung einnahm. In den staatlichen Schulen wurde der Religionsunterricht wieder eingeführt, und das, was der Kirche vor 1910 gehört hatte, gab man ihr zurück.

DER ANFANG SCHWIERIGER ZEITEN

Nun mußte sich Manuel da Silva Jordão, ein Kolporteur, um das Werk kümmern. In der folgenden schwierigen Zeit brachte er es fertig, sich mit einigen Brüdern in Spanien in Verbindung zu setzen. Herbert F. Gabler besuchte mehrere Male die Brüder in Portugal. Um das Jahr 1938 machte Bruder O. E. Roselli, ein Bürger der USA, einen Besuch in Portugal und ermunterte die Brüder, mit der sogenannten Zeugniskarte von Haus zu Haus zu gehen. Doch mit der Zeit hörte jegliche Predigttätigkeit auf. Eine Periode der Untätigkeit setzte ein.

EIN NEUER ANFANG

Im Jahre 1940 besuchte Angel de Castro in Lissabon einen Freund, mit dem er oft über die Bibel diskutiert hatte. Der etwa 14jährige Sohn seines Freundes, Eliseu Garrido, war an dem interessiert, was die beiden besprachen. Bruder Castro gab ihm mehrere ältere Ausgaben des Wacht-Turms zu lesen. Später zeigte er dem Jungen ein handgeschriebenes Buch, in dem er unter verschiedenen Themen Bibeltexte zusammengestellt hatte. Eliseu schätzte dieses 300seitige Nachschlagewerk sehr und machte sich davon eine Kopie. In der Zwischenzeit las er das Buch, in dem die Fotografien des Photo-Dramas der Schöpfung abgebildet waren. Es machte auf ihn einen starken Eindruck. Sobald er das Nachschlagewerk Bruder Castros abgeschrieben hatte, fragte er: „Gibt es in Lissabon nicht noch andere, die das glauben?“

Nach wenigen Tagen besuchte ihn Manuel da Silva Jordão, um ihm weiterzuhelfen. Bruder Jordão sorgte dafür, daß Eliseu mit Joaquim Carvalho in Kontakt kam, einem Schuster, dessen Wohnung damals der allgemeine Zusammenkunftsort der Bibelforscher war.

Joaquim Carvalho hatte die Wahrheit Anfang der 30er Jahre kennengelernt. Als 1933 das Zweigbüro geschlossen wurde, brachte man die gesamte Literatur in seine Schuhreparaturwerkstatt in Lissabon, um sie dort zu lagern.

Immer häufiger wurden Zusammenkünfte abgehalten. Doch man neigte dazu, sich nicht an den veröffentlichten Stoff der Gesellschaft zu halten, sondern eigene Auslegungen zu besprechen. Schließlich sagte der junge Eliseu: „Warum halten wir uns nicht an den Stoff in den Zeitschriften, sondern verkündigen außerdem noch etwas anderes? Wurde nicht alles, was wir brauchen, von der Gesellschaft veröffentlicht? Wir wissen doch alle, daß wir der Organisation Jehovas vertrauen können. Ich schlage vor, daß wir in unserem Studium nur die Fragen stellen, die Bibeltexte nachschlagen und dann alle Abschnitte in der Zeitschrift lesen und nicht nur die Abschnitte, die wir möchten.“

In dieser Zeit erneuter Tätigkeit benutzten die Brüder das Photo-Drama der Schöpfung Joaquim Carvalho hatte viele Verbindungen zu kleinen protestantischen Gruppen, die hauptsächlich der Sekte der Adventisten angehörten. Als sie von dem Photo-Drama erfuhren, baten sie um eine Vorführung an ihrem Zusammenkunftsort. Einige wollten bei ihrem Bibelstudium auch unsere Literatur benutzen. Eine Gruppe der Adventisten ging so weit, daß sie von den Büchern der Gesellschaft die erste Seite, auf der der Name des Herausgebers erschien, herausrissen. Dann stempelten sie die Zeit und die Anschrift ihrer eigenen Zusammenkünfte in die Bücher.

Offensichtlich wollte Joaquim Carvalho die Verbindung zu den Führern dieser protestantischen Gruppen gern aufrechterhalten. Da sie sich oft trafen, zeigte es sich, daß die Protestanten darauf aus waren, mit den Bibelforschern eine Gemeinschaft zu bilden. Als das bekannt wurde, erkannten die Bibelforscher, daß eine klare Trennungslinie gezogen werden mußte, wenn sie Jehovas Segen behalten wollten. Sie brachen daher jegliche Verbindung mit den Protestanten ab.

DAS PREDIGEN WIRD EINE WICHTIGE TÄTIGKEIT

Bis zu jener Zeit gab man hauptsächlich durch die Verbreitung von Traktaten Zeugnis. Doch vom Jahre 1944 an hatte die Gruppe den aufrichtigen Wunsch, im Predigtdienst mehr zu leisten. Sie erkannte die Notwendigkeit, sich eng an die Publikationen der Organisation zu halten. Brüder aus Brasilien schickten ihr nun regelmäßig den Informator, der ihr Interesse für den Predigtdienst anregte.

Die Brüder kamen also zu der Überzeugung, daß es an der Zeit sei, mit der gedruckten Zeugniskarte von Haus zu Haus zu gehen. Nachdem der Wohnungsinhaber die Karte gelesen hatte, boten sie ihm Literatur an.

Zwei Brüder machten es sich zur Gewohnheit, sonntags mit Hilfe der Zeugniskarte die gute Botschaft von Haus zu Haus zu predigen. Zu jener Zeit erstattete jedoch niemand Bericht über seine Predigttätigkeit.

Damals war die kleine Gruppe von Verkündigern sehr erfreut, zu erfahren, daß es jetzt Lautsprecher und das Grammophon gab. Brüder aus Brasilien schickten ihnen zehn Schallplatten in Portugiesisch und ein Grammophon. Sie waren begeistert, mit Hilfe dieses Gerätes Zeugnis zu geben. Auf den Platten wurde die Wahrheit über Themen wie das Fegefeuer, die Seele, die Schlüssel des Königreiches usw. erklärt.

Mutig entschloß sich die Gruppe, mit der Benutzung des Grammophons zu beginnen. Eliseu Garrido erinnert sich noch daran: „In Lissabon, im Gebiet von Campolide, gingen wir in einen kleinen Innenhof, zu dem mehrere Wohnungen gehörten. Dort stellten wir das Grammophon auf und luden die Wohnungsinhaber ein, in den Hof zu kommen, um sich die interessante biblische Botschaft anzuhören. Es kamen etwa 30 Personen, die aufmerksam zuhörten. Am Schluß boten wir ihnen begeistert biblische Literatur an.

DURCH DAS PREDIGEN ZUM ZUSAMMENKOMMEN ANGEREGT

Von dieser Zeit an erkannten die Brüder immer besser die Notwendigkeit, enge Gemeinschaft zu pflegen. Die Gruppe Interessierter, die sich am Sonntag regelmäßig zum Bibelstudium versammelte, wuchs auf etwa 15 Personen an. Da die Zahl der Anwesenden stieg, mieteten sie einen kleinen Saal, der ausschließlich als Zusammenkunftsstätte dienen sollte. In diesen Zusammenkünften wurde hauptsächlich Der Wachtturm verwandt. Mit der Zeit verstanden die Brüder, daß sie sich enger an die weltweite Organisation des Volkes Jehovas halten mußten.

Im Oktober 1946 erkannten Joaquim Carvalho und Eliseu Garrido — und das war historisch bedeutungsvoll —, daß es an der Zeit war, mit dem Hauptbüro der Gesellschaft in Brooklyn Verbindung aufzunehmen. In ihrem Brief an die Gesellschaft baten sie darum, daß man ihnen einen Missionar sende.

MEHR SAMEN DER WAHRHEIT GEHT AUF

Die Bibelforscher in Lissabon wußten nicht, welche interessante Entwicklung in anderen Teilen des Landes vor sich ging. Jenseits des Tejo, in Almada, wohnte Delmira Mariana dos Santos Figueiredo, die über den Tod ihres 16jährigen Sohnes tief erschüttert war. Sie kann sich noch gut daran erinnern: „Jeden Tag brachte ich auf dem Friedhof zu und dachte über meinen Sohn nach, wo er wohl sei und warum Gott seinen Tod zugelassen habe. Mir fiel verschiedenes wieder ein, was mir mein Vater aus der Bibel erzählt hatte. Er hatte damals, im Jahre 1927, Virgílio Ferguson gekannt und auch die Zusammenkünfte besucht.“

Eines Tages, als Delmira vom Friedhof zurückkam, suchte sie nach den alten Büchern ihres Vaters. In kurzer Zeit erkannte sie, daß sie die Wahrheit des Wortes Gottes gefunden hatte. Im Jahre 1945 schrieb sie nach Brooklyn. Als sie eine Antwort erhielt, hatte sie Freudentränen in den Augen. Endlich konnte sie mit dem Volke Gottes in Verbindung treten.

Der Brief stammte von einem Bruder, der auf den Azoren geboren war — John Perry, ein Glied der Bethelfamilie in Brooklyn. Er schlug ihr vor, sich eine Bibel zu kaufen, falls sie noch keine besitze, und die von ihm angeführten Bibeltexte nachzulesen, die von der Auferstehungshoffnung handelten und von der Verheißung Gottes, eine gerechte neue Ordnung zu schaffen. Durch John Perry schickte die Gesellschaft Päckchen mit Büchern und Broschüren an Delmira und ermunterte sie, diese unentgeltlich zu verbreiten. Sofort fing sie damit an. Sie sprach hauptsächlich die Leute auf dem Friedhof an, denn dort hatte sie selbst begonnen, über Gott nachzudenken. Ihre Freunde und ihre Nachbarn dachten, sie habe wegen des Todes ihres Sohnes den Verstand verloren. Mehrere Male in der Woche ging sie ganz allein auf den Friedhof und versuchte, mit Trauernden über die Auferstehungshoffnung zu sprechen. Man gab ihr den Spitznamen „die Verrückte“; doch das konnte ihren Eifer für das Predigen der guten Botschaft nicht dämpfen. Und je mehr sie predigte, desto stärker wurde ihr Glaube.

„Einmal“, sagte Delmira, „fiel mir auf dem Friedhof eine Frau auf, die schon mehrere Tage hintereinander vor einem Grab kniete. Ich sprach sie an und erfuhr, daß sie um den Tod ihrer 22jährigen Tochter trauerte. Als ich dieser Frau, Deolinda Pinto Costa, von der Auferstehung erzählte und von dem Vorsatz Gottes, das Paradies wiederherzustellen, wollte sie sehr gern mehr darüber erfahren und lud mich in ihre Wohnung ein, um dort mit ihr jede Woche die Bibel zu studieren. Nach kurzer Zeit gingen wir beide zum Friedhof, jedoch nicht, um zu trauern, sondern um mit anderen über unsere wunderbare Hoffnung zu sprechen.“

Die Liebe zur Wahrheit bewog diese eifrigen Frauen, für mehrere Interessierte ein gemeinsames Bibelstudium zu organisieren. Jeden Mittwochnachmittag kam in der Wohnung von Deolinda Pinto Costa eine Gruppe von sechs oder mehr Frauen zusammen, um mit Hilfe der Publikationen der Gesellschaft die Bibel zu studieren. Aus einem Brief von John Perry aus Brooklyn erfuhren die interessierten Frauen, daß es in Lissabon eine Gruppe Brüder gab.

Zur gleichen Zeit wurden die Brüder in Lissabon davon unterrichtet, daß es in Almada Interessierte gebe. Einige Brüder suchten diese auf und waren erstaunt, eine Gruppe von acht Frauen vorzufinden, die sich jede Woche zum Bibelstudium versammelte. Sofort organisierte man Zusammenkünfte, die regelmäßig in der Wohnung Deolindas abgehalten wurden und bei denen die Brüder aus Lissabon zugegen waren. Es ist bestimmt erfreulich, daß diese ersten Schwestern der Gruppe von Almada noch immer treu sind und sich bis auf diesen Tag am Königreichswerk beteiligen.

DIE WAHRHEIT WIRD WEITER NÖRDLICH VERBREITET

Zu jener Zeit ging in der entlegensten Provinz Portugals, Trás-os-Montes, eine interessante Entwicklung vor sich. Im November 1945 kehrte Purificação de Jesus Barbosa, die in den USA die Wahrheit kennengelernt hatte, in ihr Heimatland Portugal zurück, um mit ihren Verwandten über die gute Botschaft zu sprechen. Ihre Heimatstadt Lousã liegt von Lissabon mehr als 400 km entfernt. Zwar lehnten die meisten ihrer Verwandten die Wahrheit ab und verachteten Purificação, aber eine ihrer jüngeren Cousinen, die 22jährige Maria Cordeiro, und einer ihrer jüngeren Cousins, der 13jährige António Manuel Cordeiro, zeigten Interesse. Sie schenkte Maria eine Bibel und mehrere Broschüren, und António freute sich riesig, zum ersten Mal eine Bibel in der Hand zu haben. Er erinnert sich noch sehr gut an das erste Gespräch, das seine Cousine mit ihm über die Bibel führte:

„Sie las mir das erste Kapitel des ersten Buches Mose vor und zeigte mir dann den Namen des Gottes, der die wunderschöne Erde und alles darauf erschaffen hat. Zum ersten Mal in meinem Leben hörte ich den Namen Gottes, Jehova, und von jenem Tag an wuchs in mir eine tiefe Liebe und große Wertschätzung für meinen Schöpfer.“

Mehr als ein Jahr lang warteten Maria und António jeden Tag sehnsüchtig auf den Abend, denn dann durften sie von der Feldarbeit nach Hause zurückkehren. Wenn der Vater fortging, um zu spielen und zu trinken, stahlen sie sich weg und begaben sich zu ihrer Cousine, die ihnen half, mehr über die Bibel zu erfahren. Sie lernten Grundlehren des Wortes Gottes kennen und lasen außerdem die Bücher Jehova, Die Rettung und Kinder. Nach mehr als einem Jahr kehrte ihre Cousine, die ja nur auf Besuch war, in die USA zurück. Ihre Bemühungen waren jedoch reich gesegnet worden, denn sie hatte bei ihrem Cousin, ihrer Cousine und einer Frau Interesse für die Wahrheit wecken können.

FÜR DIE WAHRHEIT STELLUNG BEZIEHEN

Bald wurde die Lauterkeit von Maria und António Cordeiro, die ja völlig auf sich gestellt waren, geprüft. Sie brachen ihre Verbindung zur katholischen Kirche ab. Als der Geistliche ihre Eltern besuchte, verspottete er António und Maria, weil sie das Kreuz nicht küssen wollten. Um an religiösen Feiertagen Probleme zu vermeiden, verließen sie früh das Haus und gingen in den Wald und lasen den ganzen Tag in der Bibel und in den Publikationen der Gesellschaft.

Etwa zwei Jahre später wurde der Junge, damals 15 Jahre alt, krank, und man brachte ihn in ein katholisches Krankenhaus. Vor einer Operation weigerte er sich, zu beichten und einen „Segen“ zu empfangen, und brachte dadurch den Geistlichen und die Nonnen in Wut. Als ihn sein Vater aus dem Krankenhaus abholte, kam diesem zu Ohren, wie sich sein Junge verhalten hatte. Zu Hause gebot ihm sein Vater, zur Beichte zu gehen und für alle seine „bösen Taten“ um Vergebung zu bitten. António mußte also gezwungenermaßen gehen. Als er mit dem Geistlichen allein war, erklärte er ihm seinen Standpunkt. Er sagte als Begründung, aus der Bibel gehe hervor, daß nur Gott durch Christus Jesus Sünden vergeben könne. Es war alles andere als eine Beichte! Der Junge gab dem Geistlichen ein gründliches Zeugnis über seinen biblisch begründeten Glauben.

António wußte, daß er bis zur Volljährigkeit in seinem Vaterhaus wohnen mußte. Er arbeitete tagtäglich gehorsam auf dem Feld — so, wie es seine Eltern wünschten —, aber abends studierte er mit seiner Schwester die Bibel. Jede Gelegenheit nutzte er aus, um mit anderen über das Gelernte zu sprechen. Ja, wie erfreulich ist es doch, sagen zu können, daß Ausharren zu einem vollendeten Werk führte, denn Jahre später gehörten diese jungen Menschen zu den ersten allgemeinen Pionieren des Landes. António heiratete nach einiger Zeit. Er diente viele Jahre als Kreisaufseher und steht jetzt noch immer im Pionierdienst (Jak. 1:4).

LERNEN, WIE MAN ORGANISIERT VORGEHT

Zweifellos war die Zeit gekommen, wo das Königreichswerk besser organisiert werden mußte. Als Antwort auf den Brief von Bruder Carvalho und Bruder Garrido schickte die Gesellschaft im Mai 1947 zwei Repräsentanten, F. W. Franz und H. C. Covington, nach Portugal. Eine Gruppe von acht glücklichen Brüdern holte sie am 5. Mai vom Flughafen in Lissabon ab. Für diese wenigen ergebenen Diener Jehovas, die während der vergangenen Jahre an ihrer Treue festgehalten hatten, war das ein besonderer Augenblick. Die Brüder waren überglücklich, als sie erfuhren, daß Bruder Franz einen Vortrag in Portugiesisch halten würde mit dem Thema „Organisations-Anweisungen“. Damals waren vier Brüder beauftragt worden, die erste Versammlung in Lissabon zu leiten.

Während dieses Besuchs erkundigten sich Bruder Covington, Bruder Franz, Bruder Carvalho und Bruder Garrido nach der Möglichkeit, das Werk zu legalisieren und die Erlaubnis zu erhalten, Missionare ins Land zu schicken. Ihr Gesuch wurde entschieden abgelehnt.

Im selben Jahr, am 13. Dezember, wurde Portugal auch das erste Mal von Bruder Knorr und Bruder Henschel besucht — ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Landes. John Cooke, der die achte Klasse der Wachtturm-Bibelschule Gilead besucht hatte und dessen Zuteilung Spanien und Portugal war, kam ebenfalls mit ihnen. Aufgrund schlechter Wetterverhältnisse hatte das Flugzeug sehr viel Verspätung, und so dauerte der ursprünglich geplante zweitägige Besuch nur wenige Stunden. Sie kamen um Mitternacht an und flogen am nächsten Morgen um 8.15 Uhr wieder ab. Die ganze Nacht hatten sie Fragen beantwortet und den Fortschritt des Königreichswerkes besprochen.

Es stellte sich heraus, daß diese kleine Gruppe nicht völlig geeint war. Einige waren widerspenstig und kritisierten die Organisation und auch die Wahrheit. Wegen dieses schlechten Geistes war nur wenig Fortschritt zu verzeichnen. Den einzigen Hoffnungsschimmer bildeten die Schwestern in Almada.

Die Brüder erhielten jedoch die nötige Zucht, und das Werk ging wieder voran. Die vielen Ausgaben des Informators aus Brasilien sowie die Broschüre Organisations-Anweisungen erwiesen sich als eine große Hilfe. Vor der Ankunft von Bruder Cooke sandte die Gruppe von 4 Verkündigern in Lissabon ihren ersten Bericht nach Brooklyn ab. Gemäß Anweisungen hatte man begonnen, systematisch von Haus zu Haus zu gehen. In der ersten Straße wurden 400 Broschüren verbreitet. Daraufhin konnten viele Heimbibelstudien eingerichtet werden.

MISSIONARE BEGINNEN MIT IHRER TÄTIGKEIT

Als Bruder Cooke im August 1948 das zweite Mal von Spanien nach Lissabon kam, wurde er von einer Gruppe begrüßt, die gern theokratische Predigtmethoden kennenlernen wollte. Ein oder zwei Brüder, die schon lange mit der Wahrheit verbunden waren, zögerten jedoch, den Anweisungen der Organisation nachzukommen. Die erste Zusammenkunft war für den Missionar ein Erlebnis. Bruder Cooke erzählt: „Ich hielt meinen ersten Vortrag in Spanisch vor der Gruppe in Almada; Eliseu Garrido übersetzte ihn ins Portugiesische. Die Zusammenkunft wurde von Bruder Carvalho, dem Vorsitzenden, zum Abschluß gebracht. Er stellte sich vor die Gruppe, und mit frommem Gebaren streckte er die Arme aus und segnete die Versammlung. Während der ganzen Jahre hatte Bruder Carvalho viele Bräuche und Gedanken von Babylon der Großen beibehalten, und es war schwer, mit ihm zurechtzukommen.“

Am 27. September 1948 fand eine Taufe statt — seit der Ankunft von Bruder Cooke die erste. Acht Personen wurden getauft, u. a. auch Eliseu Garrido. Sechs von ihnen waren Schwestern, die alle aus Almada kamen. Die Gruppe in Lissabon bestand jedoch nur aus Männern. Frauen waren nicht willkommen. Einige der älteren Brüder in Lissabon waren über die Einführung organisatorischer Methoden nicht sehr erbaut und gaben daher dem neuen Missionar nicht ihre volle Unterstützung. Die Zahl der Anwesenden in den Zusammenkünften sank. Aber die Schwestern in Almada beteiligten sich bereitwillig und eifrig am Haus-zu-Haus-Dienst. Bruder Cooke berichtet:

„Ich werde nie vergessen, wie ich anfangs mit den Schwestern in Almada in den Predigtdienst zog. Ja, in ein und dasselbe Haus gingen gleich sechs auf einmal. Stellt euch vor: Sechs Frauen an einer Tür, und eine von ihnen hält die Predigt! Doch nach und nach verstand man vieles besser, und das Werk ging voran.“

Der Missionar erwies sich wirklich als ein Segen. Den Brüdern wurde geholfen, ihre persönlichen Meinungen beiseite zu schieben und sich an die Anweisungen der Organisation zu halten. Man organisierte die theokratische Predigtdienstschule und die Dienstversammlung. Delmira Mariana dos Santos Figueiredo berichtet: „Nach der Ankunft von Bruder Cooke studierten wir den Wachtturm mit Hilfe von Fragen und Antworten. In der Zeit davor hatte ihn ein Bruder vorgelesen, während wir zuhörten.“

Dann kam die Zeit, wo wir nicht mehr gedruckte Zeugniskarten verwandten, sondern für den Haus-zu-Haus-Dienst kurze Predigten ausarbeiteten. Bruder Cooke half den Brüdern, sowohl den Wachtturm als auch Traktate an den Türen anzubieten.

DER ERSTE KÖNIGREICHSSAAL

Als Bruder Cooke in Portugal ankam, mietete man in Praça Ilha do Faial einen kleinen Saal, um dort Zusammenkünfte abzuhalten. Doch als das Werk Fortschritte machte, brauchte man einen größeren Saal.

Das Gedächtnismahl wurde 1949 in einer Privatwohnung in Almada durchgeführt. Über die Zahl der Anwesenden von 116 waren die Brüder natürlich überglücklich. Da nicht alle in dem Wohnzimmer, in dem man sich sonst versammelte, Platz hatten, drängten sich die übrigen in ein Nebenzimmer. Der Redner stand im Flur und sprach gleichzeitig zu zwei Zuhörergruppen. Kurze Zeit danach fand die Gruppe in Lissabon eine schöne Zusammenkunftsstätte in der Rua Passos Manuel 20 im ersten Stock, die als der erste inoffizielle Königreichssaal der Zeugen Jehovas in Portugal bekannt wurde. Viele Jahre diente er als Zentrum der wahren Anbetung.

Um nicht die Aufmerksamkeit anderer Mieter zu erregen, sangen die Brüder in diesem Königreichssaal keine Lieder. Wenn sie aber den Fluß überquerten und die Gruppe in Almada besuchten, die sich in einer Privatwohnung versammelte, holten sie den versäumten Gesang freudig und mit lauter Stimme nach.

VERBINDUNG AUFNEHMEN

Ungefähr zu dieser Zeit erhielten die Interessierten im abgelegenen Lousã (Trás-os-Montes) von ihrer Cousine aus den USA die Adresse der Brüder in Lissabon. Maria Cordeiro — sie war von ihren sehr gegnerisch eingestellten Angehörigen mehrere Male geschlagen worden — schrieb den Brüdern: „Würdet Ihr uns bitte jemand senden, der uns helfen und uns ermuntern kann?“ John Cooke machte sich auf die 400 km lange Reise. Wie er erzählte, war es für ihn ein ziemlich aufregendes Erlebnis:

„Von der nächstgelegenen Bahnstation mußte ich noch drei Stunden die Berge hinaufsteigen, um das Dorf Lousã zu erreichen. Dieses Gebiet wird Trás-os-Montes genannt, was ,hinter den Bergen‘ bedeutet. Ich mußte feststellen, daß es seinem Namen alle Ehre machte. Es gab dort keine Straßen, sondern nur holperige Wege, weder Busse noch Autos, weder einen Arzt noch eine Apotheke, weder Polizei noch ein einziges Telefon. Die Häuser waren aus Stein und mit groben Ziegeln bedeckt. Auf dem Dach befanden sich keine Schornsteine. Die Leute machten zum Kochen auf dem Fußboden Feuer, und der Rauch suchte sich einen Abzug durch irgendwelche Ritzen im Dach oder in der Tür. Die Menschen dort waren sehr abergläubisch und wurden von der katholischen Kirche völlig beherrscht.

Da die Angehörigen von Maria Cordeiro und ihrem Bruder António Widerstand leisteten, war es sehr schwierig, die beiden zu besuchen. Glücklicherweise konnte ich bei der Mutter der Zeugin unterkommen, die die Wahrheit von den USA in diese Gegend gebracht hatte. Einige wenige Male war es uns jedoch möglich, zu ermunternden Gesprächen zusammenzukommen. Unterdessen hatte ich auch mit dem Haus-zu-Haus-Dienst begonnen. Der Geistliche verlor keine Zeit, um die Leute vor mir zu warnen. Ich machte gerade einen Rückbesuch, als uns Nachbarn darauf aufmerksam machten, sie hätten gehört, daß das Haus, in dem ich wohnen würde, überfallen und niedergebrannt werden solle. Die Familie, die ich gerade besuchte, bestätigte das Gerücht und riet mir dringend, die Nacht bei ihnen zu verbringen, da es zu gefährlich sei, in der Dunkelheit nach Hause zu gehen. Am nächsten Morgen liefen in der Stadt Gerüchte um, und es herrschte eine gespannte Atmosphäre.

Ich befand mich noch im Haus der Interessierten, als mich der regedor (Dorfverwalter) besuchte, um selbst herauszufinden, was ich tat. Eine kurze Erklärung stellte ihn zufrieden, und er ging. Dann kam der Geistliche. Da er das Haus nicht betrat, blieben wir auf der Straße stehen und unterhielten uns. Bald hatte sich eine große Menschenmenge um uns versammelt und hörte dem Gespräch zu. Der Geistliche war zwar jung, aber er war nicht fanatisch. So gelang es mir, mit ihm eine ruhige und freundliche Diskussion zu führen. Um sich, was die Lehren betraf, aus der Affäre zu ziehen, sprach er des öfteren lateinisch. Auf diese Weise wollte er die Leute mit seinem umfangreichen Wissen beeindrucken. Er gab zu, daß er keine Bibel besaß, und fragte mich, ob ich ihm eine besorgen könne. Dann ging er. Dieser Vorfall entspannte die Situation. Ich hielt eine Stegreifrede und verteilte viele Traktate. So endete mein Besuch auf friedliche Weise.“

FORTSCHRITT TROTZ SPIRITISMUS

Mit einer Witwe, die unter dämonischem Einfluß französische Gedichte schrieb und glaubte, sie werde von dem berühmten französischen Schriftsteller Victor Hugo dabei geleitet, begann man ein Bibelstudium. Eine eingehende Besprechung der Auferstehung half ihr, die Wahrheit zu erkennen. Sie sagte sich vom Spiritismus los und ließ sich taufen. Mit einer weiteren Spiritistin, die in Lissabon ein bekanntes Medium war, wurde ebenfalls ein Studium begonnen. Sie mußte einen heftigen geistigen Kampf führen, um sich von dämonischem Einfluß zu befreien, doch schließlich konnte auch sie getauft werden.

Zweifellos führten diese Geschehnisse dazu, daß mehrere führende Spiritisten in den Königreichssaal kamen, um zu debattieren. Der Missionar erklärte ihnen jedoch, Jehovas Zeugen seien an öffentlichen Debatten nicht interessiert. Die Anführer dieser Gruppen wollten dann wenigstens eine Diskussion unter Ausschluß der Öffentlichkeit führen, denn ihr eigentliches Ziel war, unseren Standpunkt kennenzulernen, den wir in bezug auf gewisse religiöse Themen haben. Sie waren damit einverstanden, daß die Besprechung im Königreichssaal stattfinden und als Grundlage die Bibel verwendet werden sollte.

An dem Abend, an dem diese Zusammenkunft stattfand, erschienen 50 Mitglieder der spiritistischen Gruppe. Beide Gesprächsgruppen hatten je einen stellvertretenden Sprecher auf der Bühne. Die erste Frage des spiritistischen Führers stützte sich auf Matthäus 10:28: „Wie kommt es, daß Jehovas Zeugen glauben, die Seele sterbe, wenn es doch in der Bibel heißt, sie sterbe nicht?“ Bruder Cooke antwortete sachlich und sagte, dies sei ganz einfach. Man brauche nur den letzten Teil desselben Verses zu lesen, der laute: „Fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als Leib in der Gehenna vernichten kann.“ Damit war das Argument dieser Intellektuellen widerlegt. Als sie merkten, daß eine Diskussion, die sich nur auf die Bibel stützte, für sie zu schwierig war, baten sie Bruder Cooke, einen biblischen Vortrag über die Lehren der Zeugen Jehovas zu halten. Es wurde ein gutes Zeugnis gegeben.

DAS WERK BEGINNT AUF DEN AZOREN

Inzwischen fand auf den Azoren eine interessante Entwicklung statt. Mit Ausnahme der Insel Santa Maria sind die neun Inseln der Azoren vulkanisch. Die heißen Quellen, der viele Regen und die sonnigen Sommer ermöglichen eine üppige Vegetation. Obstbäume wie Orangen-, Aprikosen-, Zitronen-, Bananen- und Feigenbäume gedeihen ausgezeichnet. Der große Fischreichtum ist für die Inselbevölkerung eine gute Nahrungsquelle.

Auf den Azoren hat die katholische Kirche jahrhundertelang das Leben der Menschen beherrscht. Außerdem kennt jeder jeden. Unter diesen Verhältnissen bekundeten mehrere gerechtigkeitsliebende Personen echte Liebe für die Bibel. Ja, viele Jahre bevor die gute Botschaft die Inseln erreichte, geschah im Jahre 1902 auf der Insel Pico etwas Bemerkenswertes.

Sechs gottesfürchtige Bewohner der Azoren beerdigten einen 5jährigen Jungen. Sie führten die Trauerfeier ohne einen katholischen Geistlichen durch und sangen eine evangelische Hymne. Über so viel „Unverfrorenheit“ war der Ortsgeistliche sehr wütend. Er brachte die Männer vor Gericht und klagte sie an, nicht nur die Religion des Landes beleidigt zu haben, sondern auch Gott selbst. Der Fall wurde 1903 vor das Berufungsgericht der Azoren gebracht und ging schließlich bis zum Obersten Gerichtshof in Lissabon. Dort wurde das Verfahren aus Mangel an Beweisen eingestellt.

Vor diesem Gerichtsverfahren war einer der sechs Männer, João Alves Pereira (John Perry), in die USA ausgewandert. Dort kam er mit dem Volk Jehovas in Verbindung und — wie schon erwähnt — wurde ein Glied der Bethelfamilie in Brooklyn, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 1965 diente. Die ersten Publikationen, die er seinen Angehörigen und seinen Freunden schickte, waren u. a. das Buch Die Harfe Gottes und das Buch Millionen jetzt Lebender werden nie sterben!

Später wanderten die Söhne von zwei anderen Männern, die 1902 ebenfalls bei dem erwähnten Begräbnis waren, in die USA aus und lernten dort die Wahrheit kennen. Einer von ihnen, Isaac Ávila Fontes, schickte seinem Vater, José Silveira Fontes, Literatur. José studierte die Publikationen selbst durch und sprach dann mit anderen über die gute Botschaft. Im Jahre 1940 wurde dann Aníbal Nunes, dessen Vater der dritte Mann war, der bei dem Begräbnis zugegen war, von Zeugen Jehovas besucht.

Aníbal und seine Frau waren voller Eifer und waren entschlossen, ihren Landsleuten zu helfen. Deshalb verließen sie 1947 die USA und kehrten in ihre Heimat — auf die Insel Pico — zurück. Eine jungverheiratete Nachbarin, Maria Ávila Leal, war eine der ersten Personen, mit denen sie über die Wahrheit sprachen. Aníbal unterhielt sich gerade mit ihr, als die Kirchenglocken dreimal läuteten. Als strenge Katholikin erklärte sie ihm, wie wichtig es sei, das „Ave-Maria“ zu beten.

Bruder Nunes fragte sie dann, ob sie wisse, wer der Schöpfer der Erde sei. Sie antwortete: „Aber natürlich, Gott.“ „Sind Sie sicher?“ wollte er wissen. Als sie bejahte, fragte er: „Wo war seine Mutter, als er die Erde erschuf?“ Sie entgegnete schnell: „Gott hat keine Mutter.“ Nun stellte er die Fragen: „Was meinen Sie denn damit, wenn Sie sagen ,Heilige Maria, Mutter Gottes‘? Haben Sie dabei Gott oder Jesus, den Sohn Gottes, im Sinn?“ Plötzlich begriff sie, wie verkehrt die Lehre von der Dreieinigkeit ist. In diesem Augenblick erkannte sie, daß Jesus nicht Gott ist und daß Maria die leibliche Mutter Jesu, des Sohnes Gottes, war.

Bruder Nunes hatte zehn Tage nach seiner Ankunft viele dazu bewegt, sich die Wahrheit anzuhören. Er organisierte eine öffentliche Zusammenkunft im Haus seines Bruders. Zweiundachtzig Personen waren anwesend; viele standen draußen vor der Tür und vor den Fenstern, um zuzuhören. Der Vortrag wurde nachts bei Kerzenlicht gehalten. Dieser Vortrag und die Tatsache, daß Maria Ávila Leal nicht mehr in die Kirche ging, verursachte in der kleinen, nur aus mehreren hundert Häusern bestehenden Gemeinde große Unruhe. Die verschiedenen Häusergruppen und Dörfer der etwa 460 km2 großen Insel waren nur durch Wege miteinander verbunden, aber die Nachricht, daß die Kirche eines ihrer eifrigsten Mitglieder verloren hatte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer.

Der verärgerte Geistliche versuchte verzweifelt, der jungen Maria Furcht einzujagen. Er erzählte nichts als Lügen über sie. Ihre Nachbarn beschimpften und verspotteten sie. Doch alles war umsonst. Der Wahrheitssame des Wortes Gottes war auf guten Boden gefallen; Maria wurde eine sehr eifrige, furchtlose Verkündigerin und stand einige Jahre im Sonderpionierdienst.

Im Jahre 1949 versuchte der 23jährige Bruder Marias sie zu überreden, nicht mehr dieser neuen Religion nachzugehen. Eines Tages gab sie ihm die Broschüre Religion Reaps the Whirlwind (Die Religion erntet Sturm). Obwohl er voller Vorurteile war und die Broschüre zuerst nicht einmal berühren wollte, nahm er sie dann doch an. Aus Angst, daß er mit dieser Publikation der Zeugen Jehovas gesehen werden könnte, ging er damit in die Hügel. In einer Höhle las er sie sorgfältig durch. Die Botschaft der Broschüre beeindruckte Manuel Ávila Leal so sehr, daß er sofort seine Verbindung zur katholischen Kirche abbrach und sich mit den Zeugen Jehovas versammelte. Er kann sich noch immer gut daran erinnern, wie sehr ihn die Botschaft dieser einen Broschüre bewegt hatte:

„Dadurch, daß in dieser unvergeßlichen Broschüre der falschen Religion anhand der Bibel so deutlich und mutig die Wahrheit gesagt wurde, kam ich zu der Überzeugung, daß es sich dabei um die Wahrheit des Wortes Gottes handeln mußte.“

Etwa zur selben Zeit zog José Silveira Fontes auf die Insel São Miguel. Auch er gehörte zu den sechs Männern, die man 1902 vor Gericht gebracht hatte, weil sie ohne einen Geistlichen Trauerfeierlichkeiten durchgeführt hatten. São Miguel ist die größte der neun Inseln. Vor langer Zeit hatte sie aus zwei Vulkanen bestanden, die so viel Lava und Asche ausgespieen hatten, daß sie schließlich aufeinanderstießen. Auf dieser Insel, wo Orchideen und Teesträucher wachsen sprach er mit anderen über das, was er aus dem Wachtturm lernte. In Ponta Delgada, der Hauptstadt, gab er informell Zeugnis, was bewirkte, daß die ersten vier Einheimischen Zeugen Jehovas wurden. Unter ihnen befanden sich auch zwei leibliche Schwestern, Maria Rosa und Maria Leite. Sie machen noch immer eifrig den Namen Jehovas bekannt.

Auf einer anderen Insel, Graciosa, bemerkte ein Hafenarbeiter, wie ein Traktat aus der Tasche eines Arbeitskollegen fiel. Er hob es auf und fragte, ob er es lesen könne. Der Arbeitskollege erlaubte es ihm gern und sagte, ein Fahrgast habe es ihm auf einem der Schiffe gegeben, aber er könne nicht lesen. Der Hafenarbeiter Manuel Moniz Bettencourt las das Traktat, das den Titel trug „Die neue Welt“. Er bestellte bei der Gesellschaft mehr Traktate und verteilte sie auf der ganzen Insel. Der Same der Wahrheit war nun auch auf Graciosa ausgestreut worden. So begann der Dienst eines weiteren Zeugen Jehovas.

WEITERE MISSIONARE TREFFEN EIN

Mit dem Jahre 1950 begann auf den Azoren eine neue Ära, denn auf Pico trafen zwei Gileadabsolventen ein, Paul Baker und Kenneth Williams. Auf der sehr konservativen, von der katholischen Kirche beherrschten Insel begann das Werk Fortschritte zu machen. Doch aufgrund des Drucks, den die Geistlichkeit auf die Regierung ausübte, wurden die Missionare ausgewiesen. Es war aber schon gute Arbeit geleistet worden, und das Ergebnis war eine neue Höchstzahl von 21 Verkündigern. Paul Baker beantragte erneut ein Visum, und er erhielt es auch. Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Polizei in seiner Pension erschien, um ihn zu verhaften, weil er sich angeblich an kommunistischen Aktivitäten beteiligt hatte. Man brachte ihn auf das erste Schiff, das nach Lissabon fuhr. In Lissabon mußte er eine Woche im Gefängnis bleiben. Die erfundenen Beschuldigungen wurden dann zurückgenommen, und man befahl ihm, das Land zu verlassen.

In dieser Zeit ging das Werk in Portugal ständig voran. Nachdem John Cooke auf der Iberischen Halbinsel drei Jahre ganz auf sich gestellt war, freute er sich, daß 1951 zwei weitere Missionare eintrafen, Mervyn Passlow und Bernard Backhouse.

DER BESUCH VON F. W. FRANZ IM JAHRE 1951

Die Brüder in Lissabon waren freudig erregt, denn sie erwarteten einen weiteren Besuch von Bruder F. W. Franz. Der Höhepunkt einer Woche voller Tätigkeit war ein eintägiger Kongreß, der unter großen, schattenspendenden Bäumen stattfand. Neunzig Personen waren anwesend, und elf wurden getauft. In jenen anfänglichen Tagen des Werkes in Portugal halfen die häufigen Besuche von Gliedern der leitenden Körperschaft den Brüdern, sich mit der Zentrale des Werkes eng verbunden zu fühlen.

Am letzten Abend seines Besuches hielt Bruder Franz im Missionarheim eine Abschiedsrede mit dem fesselnden Thema „Die Feuertaufe“. Als er sie beendet hatte, stellten die Missionare fest, daß mehr Leute als gewöhnlich auf der Straße herumstanden. Irgendein Nachbar mußte sich wohl beschwert haben, denn am nächsten Morgen, ganz in der Frühe, kam ein Beamter der Geheimpolizei. Als er alles überprüft hatte, hatte es den Anschein, als sei er zufriedengestellt worden. Das sollte aber nicht das letzte Mal gewesen sein, daß die Missionare die Geheimpolizei zu sehen bekamen. Doch sie hatten eine Lehre daraus gezogen: Von nun an konnten sie ihre Tätigkeit nicht mehr so frei und offen ausüben.

Bruder Cooke verließ zusammen mit Bruder Franz Lissabon, um die Versammlungen in Spanien zu besuchen und dann an einem internationalen Kongreß in England teilzunehmen. Das Visum von Bruder Backhouse lief ab doch die Behörden erneuerten es nicht. So mußte er kurz darauf nach Spanien abreisen. Bruder Cooke wurde krank und konnte nicht nach Portugal zurückkehren. Der einzige Missionar, der übrigblieb, um sich des Werkes anzunehmen, war Bruder Passlow, und auch er war ernstlich krank. Er starb später — noch relativ jung an Jahren — nach einem ausgefüllten Leben, das er im Dienst Jehovas in Australien und Portugal verbracht hatte.

EINE LÄUTERUNG DER ORGANISATION

Es standen große Probleme bevor. Einige Personen übten Kritik und verbreiteten Verleumdungen. Besonders zwei Brüder regten sich darüber auf, wie das Werk geleitet wurde. Einer von ihnen ein Uhrmacher namens Santos, fing an, Fotos von John Cooke zu verkaufen, auf denen die Worte standen: O Nosso Pastor (Unser Pastor). Diesem willensstarken Mann gelang es, einige ältere Brüder hinter sich herzuziehen.

Bruder Santos konnte nicht verstehen, warum er nicht zum Diener ernannt wurde. Deshalb schrieb er lange Briefe nach Brooklyn. Seine Einstellung ging aus einem Satz hervor, den er in einem Brief nach Brooklyn schrieb: „Ich habe den Missionaren sogar eine Uhr für den Königreichssaal gegeben, und trotzdem haben sie mich nicht als Diener eingesetzt.“

Er sprach immer öfter mit Joaquim Carvalho, der schon seit mehreren Monaten keine Zusammenkünfte mehr besucht hatte, über das, womit er nicht einverstanden war. Beide gaben anderen zu verstehen, daß die Missionare keine Portugiesen seien, die Sprache nicht richtig beherrschen würden und in Wirklichkeit die Lage in Portugal nicht so gut verstehen könnten wie sie. Auf diese Weise säten sie Samen der Unzufriedenheit. Wie wirkte sich das auf die Mehrheit der Verkündiger aus? Die Zahl der Anwesenden in den Zusammenkünften sank. Einige fielen sogar von der Organisation ab und führten eigene Zusammenkünfte durch. Der Missionar harrte jedoch treu aus und vertraute auf die Leitung Jehovas.

Die Antwort auf seine Gebete war ein Besuch von Bruder Knorr und Bruder Henschel und die Rückkehr von Bruder Cooke im Februar 1952, der inzwischen völlig wiederhergestellt war. Es fand eine Zusammenkunft statt, bei der diejenigen anwesend waren, die Beschwerden vorzutragen hatten, sowie die Diener und die Missionare. Diejenigen, die sich beklagen wollten, und auch die Diener hatten alle ihre Anklagen mit der Maschine genau aufgeschrieben. Doch mit einer einfachen Geste legte Bruder Knorr die Unterlagen beiseite und sagte: „Nein, ich möchte nichts Schriftliches. Hier sind eure Brüder! Wenn ihr irgend etwas gegen sie habt, dann sagt es doch.“ Diese direkte, einfache und biblische Art und Weise, wie er an das Problem heranging, verblüffte die Unruhestifter so sehr, daß sie unsicher wurden und eine Zeitlang nicht wußten, was sie erwidern sollten.

Bruder Knorr sagte dann: „Ich sitze hier nun seit einer Stunde, und alles, was ihr an Beschwerden vorbringen konntet, war, daß diese Schwester [die übersetzt hatte] über irgend etwas gelächelt hat, was einer von euch in einer Zusammenkunft gesagt hatte.“ Dann führten einige besondere Begebenheiten an, die ihnen den Eindruck vermittelten, geringschätzig behandelt worden zu sein. Die zwei hauptsächlichen Ankläger, Bruder Santos und Bruder Carvalho, offenbarten eindeutig einen schlechten Geist und wurden zurechtgewiesen. Alle Anwesenden erhielten natürlich guten und offenen Rat über die Beseitigung von Meinungsverschiedenheiten, damit man mit dem wirklich wichtigen Werk, dem Predigen der guten Botschaft, fortfahren könne.

Am selben Nachmittag erteilte Bruder Knorr in einer Zusammenkunft in Almada 122 Brüdern deutlichen Rat. Er zeigte, daß alle gegenüber der Organisation Jehovas die rechte Einstellung bekunden sollten. Bruder Cooke wurde dann als Aufseher über die aus zwei Gruppen bestehende Versammlung eingesetzt.

Schon bald konnte man Reaktionen feststellen. Bruder Santos weigerte sich, Bruder Cooke als Aufseher anzuerkennen, und erklärte, daß die Studiengruppe ihm gehöre, da sie in seinem eigenen Haus zusammenkomme. Und wer der Organisation nachfolgen wolle, könne das ja tun. Außerdem verlangte er seine Uhr zurück. Als Bruder Cooke das Buchstudium besuchen wollte, das von Bruder Carvalho geleitet wurde, ließ man ihn nicht herein. Nach kurzer Zeit hörten diese unabhängigen Gruppen zu bestehen auf, und schließlich wurden Bruder Santos und Bruder Carvalho ausgeschlossen.

Offensichtlich versuchte Satan, die theokratische Organisation in Portugal zu sprengen, doch ohne Erfolg. Nach dem Besuch Bruder Knorrs verbesserte sich die Sachlage, und es war wieder Fortschritt zu verzeichnen. Am Jahresende berichteten 62 Verkündiger; beim Gedächtnismahl war eine neue Höchstzahl von 207 Anwesenden zu verzeichnen, und es wurden viele Interessierte gefunden.

Ein Bericht im Jahrbuch von 1954 beschrieb treffend die Situation: „Im Jahre 1952 machte die Organisation der Zeugen Jehovas in Portugal einen drastischen Läuterungsprozeß durch. Der diesjährige Landesbericht zeigt, wie wichtig es ist, die Neue-Welt-Organisation rein zu erhalten, denn es war ein wunderbarer Fortschritt zu verzeichnen. ... Die Versammlungen sollten sich niemals davor fürchten,Verkündiger zu verlieren, wenn es darum geht, sich an das Wort Gottes zu halten und die guten Grundsätze zu befolgen, die er uns ständig lehrt. Wir dürfen nicht vergessen, daß sich Jehova seiner Organisation annimmt.“

BRUDER COOKE VERLÄSST GEZWUNGENERMASSEN DAS LAND

Die zwei Versammlungen in Portugal begannen wieder zu wachsen und nahmen an Reife zu. Im Januar zog Eliseu Garrido nach Porto (Oporto) und eröffnete somit das Königreichswerk in der zweitgrößten Stadt Portugals. Doch es stand noch etwas Unerwartetes bevor. Die Behörden erneuerten nicht das Visum von Bruder Cooke. Seine Tätigkeit als Missionar in Portugal war zu Ende. Nach seinem Abschied ging er nach Angola. Er dient jetzt treu im Zweigbüro in Südafrika.

MADEIRA

Das Königreichswerk begann nun auch auf der Insel Madeira. Das portugiesische Wort madeira bedeutet „Holz“. Als um 1420 die gebirgige Insel entdeckt wurde, war sie unbewohnt und mit dichten Wäldern bedeckt. Die 257 000 Einwohner wohnen in Städten und Dörfern, die am Eingang von Schluchten oder an niedrigen Hängen liegen. Ein Pionier aus New York, Bruder Freitas, brachte einige Monate auf der Insel zu, und wahrscheinlich war er der erste, der dort die gute Botschaft verkündigte. Seine Bemühungen wurden reich gesegnet, denn bald berichteten vier Verkündiger über ihren Predigtdienst. Das erste Gedächtnismahl im Jahre 1954 wurde schon von 21 Personen besucht.

BRUDER CORDEIRO VERBREITET DIE GUTE BOTSCHAFT

In der Zwischenzeit wurde in Portugal António Manuel Cordeiro, der Junge aus Trás-os-Montes, einer der ersten Hilfspioniere des Landes. Er war nach Lissabon gekommen, wo er seine Zeit in der Gemeinschaft der Brüder und im Predigtdienst verbrachte. Seine Cousine kam zum zweiten Mal aus den USA zu Besuch, brachte aber diesmal ihren Sohn mit. António berichtet:

„Im Sommer 1954 wollten der Sohn meiner Cousine und ich sechs Monate die gute Botschaft in abgelegenen Gebieten verbreiten. Wir gaben in den entlegenen Bezirken Bragança und Guarda in mehreren Dörfern Zeugnis und wurden in Sandim auf die Beschwerde eines Geistlichen hin festgenommen. Man brachte uns in die Stadt Guarda und warf uns in einen Kerker, wo wir eine Nacht zubrachten. Nach einem langen Verhör machte man Fingerabdrücke, und dann ließ man uns gehen. Wir mußten meistens zu Fuß gehen; nur manchmal wurden wir auf einem Ochsenkarren mitgenommen. In einem Bündel trugen wir etwas zu essen, und unterwegs kauften wir Brot und Käse. Ab und zu aßen wir ein gutes warmes Mittagessen in einer pensão [Pension].“

Als sie in Seixo de Carrazeda de Ansiães ankamen, mußten sie feststellen, daß es keine pensão gab; doch glücklicher weise bot ihnen eine der ersten Familien, denen António Zeugnis gab, für die Zeit, wo sie sich im Dorf aufhielten, um mit jeder Familie über die Bibel zu sprechen, Übernachtung und Essen an. In einem anderen Dorf, in dem sie spätabends ankamen, stellte es sich heraus, daß es nur eine Schlafstätte im Heu neben einem Esel gab. António kann sich noch gut an jene Tage erinnern und sagt diesbezüglich: „Wir waren wegen dieser Umstände nicht entmutigt und auch nicht unzufrieden. Vielmehr freuten wir uns sehr darüber, daß wir diesen Menschen die gute Botschaft überbringen durften.“

STURMWOLKEN AM HORIZONT

Im November 1954 traf aus Brasilien der Gileadabsolvent Eric Britten mit seiner Frau Christine ein, um sich um die Arbeit im Zweigbüro zu kümmern. Man veranstaltete nun regelmäßig in einem Waldgebiet in der Nähe des Zweigbüros „Picknicks“. Später wurde dieses Gebiet als O Salão do Reino Verde (der grüne Königreichssaal) bekannt. Diese „Picknicks“ erwiesen sich in geistiger Hinsicht als sehr erfrischend. Im Mai 1955 wurde in der Gegend von Cova de Vapor ein besonderes eintägiges „Picknick“ abgehalten. Die Brüder mieteten eine Fähre, die sie über den Tejo an einen Badestrand brachte. Bald stellte sich heraus, daß ungebetene Gäste erschienen waren. Zwei Polizisten in Zivil blieben den ganzen Tag dort. Bei dem „Picknick“ erreichte man eine Höchstzahl von 230 Anwesenden.

Am nächsten Morgen wurden einige Brüder von Beamten der Geheimpolizei aufgesucht. Man stellte ihnen u. a. folgende Fragen: Welcher Organisation gehören Sie an? Wer sind die Vorsitzenden? Sind nicht einige von ihnen Ausländer? Stimmt es, daß Sie gestern am Fluß eine Zusammenkunft hatten? Wie oft halten Sie diese Picknicks ab? Das war eine der ersten Erfahrungen, die die Brüder aufmerken ließen und ihnen zeigten, daß die Polizei Jehovas Zeugen genau beobachtete.

Im Jahre 1956 tauchte die Geheimpolizei — als die PIDE (Polícia Internacional e Defesa do Estado) bekannt — noch öfter bei den Zusammenkünften auf. Im Juli teilte ein freundlicher Nachbar dem Missionar Mervyn Passlow mit, daß die Polizei ihn und seine Frau überwache. Kurz danach wurde das Ehepaar aus Portugal ausgewiesen, und das trotz der Tatsache, daß die Frau eine gebürtige Portugiesin war. Die Polizei schloß auch zwei der Zusammenkunftsstätten in Lissabon.

FORTSCHRITT IN PORTO

In Porto ging das Werk nun sehr gut voran. Im Jahre 1955 wurde die erste Versammlung gegründet. Den ersten Königreichssaal mietete man 1956, und 1957 hielt Bruder F. W. Franz vor etwa 30 glücklichen Zuhörern einen Vortrag. Unter denjenigen, die kurz darauf begannen, die Bibel zu studieren, befanden sich Armando und Luiza Monteiro — ein eifriges Ehepaar, das die Königreichsinteressen in dieser historischen Stadt später sehr förderte. Porto bekam zwei Missionare, Domenick A. Piccone und seine Frau Elsa, die aus Spanien ausgewiesen worden waren. Im Jahre 1959 schickte die Gesellschaft weitere Missionare nach Portugal, um den Brüdern zu helfen. Aus der 33. Klasse der Gileadschule trafen Bruder und Schwester Roberts und Bruder und Schwester Beveridge ein.

INFORMELLES ZEUGNISGEBEN

In Porto und auch anderswo in Portugal stellten die Brüder fest, daß das informelle Zeugnisgeben eine ausgezeichnete Methode ist, anderen zu helfen, die Wahrheit kennenzulernen. Alpina Mendes zum Beispiel, eine der ersten Verkündigerinnen Portugals, machte in dem Badekurort Caldelas eine Kur. Dort gab sie José Maria Lança, einem Journalisten, Zeugnis. In den folgenden zwei Wochen sprachen sie täglich über die Vorsätze Gottes. Während dieser Zeit las Herr Lança das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ zweimal durch. Nach Lissabon zurückgekehrt, wurde ein Bibelstudium mit ihm begonnen, und bald darauf besuchte er die Zusammenkünfte. Vier Monate später ließ er sich taufen, und jetzt dient er als reisender Aufseher.

In den wunderschönen Parkanlagen und Gärten Lissabons läßt es sich vorzüglich über das wiederhergestellte Paradies sprechen. Armando Lourenço, jetzt ein Ältester erzählt, wie er 1956 die Wahrheit kennenlernte: „An einem sonnigen Nachmittag saß ich im Campo-Grande-Park von Lissabon und las in der Bibel, als sich Josué Guilhermino neben mich setzte und mich dasselbe fragte wie Philippus den Äthiopier: ,Verstehst du wirklich was du liest?‘ Ich antwortete ebenso wie der Äthiopier, nämlich mit der Frage ,Wie könnte ich es denn je, wenn nicht jemand mich anleitete?‘ “ (Apg. 8:30, 31). Vier Monate danach ließ sich Bruder Lourenço taufen, und später besuchte er die Gileadschule. Er kehrte nach Portugal zurück und diente viele Jahre in verschiedenen Teilen des Landes als Kreisaufseher.

DIE WAHRHEIT ERREICHT DIE KAPVERDISCHEN INSELN

Im Jahre 1958 wurde auf den Kapverdischen Inseln der erste Samen der Königreichswahrheit ausgestreut. Die Gruppe von zehn Inseln befindet sich im Atlantischen Ozean, etwa 440 km von der afrikanischen Westküste entfernt. Ein Einheimischer, der in die USA ausgewandert war, besuchte 1958 die Kapverdischen Inseln und ließ eine beträchtliche Menge Literatur zurück. Außerdem nahm er viele Abonnements auf die Zeitschrift Der Wachtturm auf.

Gegen Ende des Jahres 1958 gelangten auf der Insel São Tiago einige Publikationen der Gesellschaft in die Hände von Luis Alves Andrade, der begierig danach gesucht hatte. Als er einen Freund besuchte, der Fotograf war, fielen ihm zwei Broschüren auf, und zwar „Diese gute Botschaft vom Königreich“ und „Siehe! Ich mache alle Dinge neu“. Er fragte, ob er sie lesen dürfe. Daraufhin las er die Broschüren sorgfältig durch und schlug jeden angeführten Bibeltext in einer alten Bibel nach. Eine Woche später kehrte er zu seinem Freund zurück und war begeistert, als er das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ entdeckte. Voll Freude nahm er es mit und las es aufmerksam durch. Danach stand es für ihn fest, daß Jehovas Zeugen die Wahrheit des Wortes Gottes lehren. Er abonnierte ihre beiden Zeitschriften. Mehrere Jahre lang waren sie die einzige Quelle geistiger Speise.

EINE ZEIT DER AUSDEHNUNG

Das Interesse nahm immer mehr zu, und die Königreichssäle waren überfüllt. In Portugal brach eine Zeit an, in der sich das Werk ausdehnte. Bruder Piccone wurde deshalb als erster eingeladen, seine ganze Zeit zu verwenden, um als Kreisaufseher zu dienen. Er besuchte in allen Teilen des Landes alleinstehende Verkündigergruppen und interessierte Personen. Als er in Monção, das in der nördlichsten Provinz Minho liegt, zu einer Interessierten kam, verbreitete sich die Nachricht, daß ein Fremder in der Stadt sei, wie ein Lauffeuer. Ehe er überhaupt anfangen konnte, mit der Interessierten über die Wahrheit zu sprechen, fanden sich schon die Nachbarn ein. Um auch anderen Zeugnis zu geben, brauchte er keinen Schritt aus dem Haus zu gehen, denn es kamen ständig Leute, die begierig waren, die gute Botschaft zu hören.

Im März des Jahres 1959 besuchte Bruder Piccone die Azoren. Er erzählt darüber: „Ein Besuch auf den Azoren ist eine Erfahrung für sich. Nur zwei der neun Inseln haben Anlegeplätze. Sie befinden sich mitten im Atlantik, und das Meer ist dort oft sehr stürmisch. So war es auch, als wir ankamen. Ich kann nicht gerade behaupten, daß es leicht war, von der Leiter des Dampfers in das Ruderboot zu gelangen. Man mußte warten, bis eine Welle das Boot auf genau dieselbe Höhe brachte wie die Leiter. Dann mußte man springen und konnte nur hoffen, daß man nicht den richtigen Augenblick verpaßt hatte. Es war ziemlich schwierig, die Filmausrüstung der Gesellschaft, das persönliche Gepäck und die Literatur sicher auf das Ruderboot zu schaffen. Dann brachten uns geschickte Ruderer zur Küste wobei sie aber genau auf den Wellengang achten mußten um zu verhindern, daß das Boot kenterte.

Als wir auf der Insel Pico einen Film zeigen wollten stellten sich uns noch mehr Hindernisse in den Weg. Da die Brüder in einem Dorf wohnten, wo es kein elektrisches Licht gab, mußten wir etwa acht Kilometer bis in die nächste Stadt gehen, um zu sehen, was sich machen ließe. Auf dem Weg zur Stadt fiel einem Mann, der bei der Weinlese war, auf, daß ich ein Fremder war. Er lud uns in seinen Weinkeller ein und bot uns freundlicherweise etwas zu trinken an. In unserem Gespräch kamen wir auf die Filmvorführung zu sprechen, und zu unserem Erstaunen erfuhren wir, daß sein Bruder, der gerade Wein kelterte, der Besitzer eines Kinos war. So wurden Vorkehrungen getroffen, um den Film der Gesellschaft am folgenden Abend dort vorzuführen. Als wir uns am nächsten Tag dem Kino näherten, erlebten wir eine freudige Überraschung. Durch Feuerwerkskörper wurden alle in der Nachbarschaft darauf aufmerksam gemacht, daß ein Film gezeigt werden sollte, und es kamen etwa 150 Personen.“

Die Wahrheit breitete sich auf den Azoren immer mehr aus. Im Jahre 1960 erreichte sie die Insel Santa Maria. Santa Maria ist denen gut bekannt, die den Atlantik überqueren. Ein Bruder, dessen Abflug sich verzögerte, weil an dem Flugzeug einige Reparaturen vorgenommen werden mußten, nutzte die Zeit aus und gab einem Mann Zeugnis. Dieser abonnierte den Wachtturm, und der Bruder ermunterte ihn, mit anderen über die Bibel zu sprechen. Außerdem sagte er ihm, daß er von einem Repräsentanten der Gesellschaft besucht würde, wenn er noch mehr Personen fände, die die Zeitschrift abonnieren würden. Dieser könne ihm helfen, die Bibel zu verstehen. Der Mann konnte bei seinen Freunden mehrere Abonnements aufnehmen. Dann schrieb er an die Gesellschaft und bat darum, daß jemand sie besuche. Der reisende Aufseher war überrascht, daß zur Vorführung des Films der Gesellschaft 19 Personen erschienen.

Im Jahre 1961 geschah etwas Erfreuliches. Jahrelang hatten die Brüder in Portugal sehnlichst darauf gewartet, die Zahl von 1 000 Königreichsverkündigern zu erreichen. Im Januar ging dieser Wunsch in Erfüllung, als eine 30prozentige Zunahme gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen war.

DIE VERBREITUNG VON BIBELN

Im Jahre 1940, als Bibeln nicht leicht erhältlich waren, kaufte Eliseu Garrido in einem Gebrauchtwarenladen viele gebrauchte Bibeln. Einmal kaufte er 25 Bibeln für nur je 5 Escudos (17 US-Cent).

Bruder Manuel Almeida machte 1960 mit einer bekannten Bibelgesellschaft eine interessante Erfahrung. Er berichtet: „Ich kaufte immer mehr Bibeln für alle Zeugen Jehovas in Lissabon, und man gab mir 20 Prozent Rabatt. Eines Tages sagte mir der Direktor, ich solle einen Dauerauftrag geben, damit die Bibelgesellschaft wisse, wie viele Bibeln sie importieren müsse. Als ich erwähnte, daß Jehovas Zeugen mindestens monatlich 125 Bibeln brauchten, war er sehr erstaunt, denn die Gesamtbestellung, die bei der Bibelgesellschaft einging, belief sich monatlich nur auf 250 Bibeln.“

Wie ermunternd war es doch, zu erfahren, daß Jehovas Zeugen die Hälfte der Gesamtzahl der Bibeln verbreiteten die diese Gesellschaft verkaufte! Aber offensichtlich wurden jene „Bibelfreunde“ von religiösem Fanatismus ergriffen, denn am Ende des Jahres 1960 unterrichteten sie Bruder Almeida davon, daß sie Jehovas Zeugen nicht mehr mit dieser großen Anzahl Bibeln beliefern würden.

DIE GUTE BOTSCHAFT ERREICHT MACAU

Im Jahre 1961 wurde in der portugiesischen Stadtprovinz Macau, die an der südchinesischen Küste am Delta des Kanton- oder Perlflusses liegt, zum ersten Mal die gute Botschaft gepredigt. Macau ist die älteste europäische Grenzstadt, die mit China Handel treibt. Ihre Anfänge gehen bis in das Jahr 1557 u. Z. zurück. Eine Schwester zog mit ihrem Mann, der in der Armee diente, dorthin. Sie fand zwar nur wenige Leute, die ihre Sprache sprachen, doch sie streute Samen der Königreichswahrheit aus. Im darauffolgenden Jahr kehrte sie nach Portugal zurück. Das Zweigbüro in Hongkong kümmerte sich dann um die wenigen Interessierten, die sie zurückließ, und um diejenigen, die die Zeitschriften der Gesellschaft abonniert hatten.

SCHWIERIGE ZEITEN IN ANGOLA

Um besseren Kontakt aufrechterhalten zu können, wurde 1960 das Werk in Angola, das bis dahin vom südafrikanischen Zweig aus beaufsichtigt wurde, dem Zweigbüro in Portugal unterstellt. Die Polizei in Angola überwachte Jehovas Zeugen immer mehr. Im Februar 1959 verweigerte die PIDE dem Zonenaufseher Bruder Arnott die Einreise. Dann gab die Polizei strikte Anordnungen und verbot die Zusammenkünfte sowie jegliche Gemeinschaft zwischen europäischen Zeugen und ihren afrikanischen Brüdern. Von dieser Zeit an führten beide Gruppen im Untergrund getrennt Zusammenkünfte durch.

Im März 1961 gab es in Angola eine Welle von Terrorakten, Gewalttätigkeiten und Zerstörungen, die an der kongolesischen Grenze begann. Ganze Dörfer wurden niedergebrannt, und man fand Leichen von Schwarzen und Weißen, die bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt waren. Männer wurden aufgehängt und wie Vieh abgeschlachtet; Frauen schlitzte man den Bauch auf, und Kinder metzelte man nieder. Kurz danach wurden Jehovas Zeugen angeklagt, Terrorakte verübt zu haben. Die katholische Kirche ging führend voran, die Zeugen auf ungeheuerliche Weise zu verleumden. Eine katholische Zeitschrift, A Provincia de Angola, brandmarkte die Publikationen von Jehovas Zeugen und bezeichnete sie als staatsgefährdend.

Der Krieg gegen den Terrorismus entwickelte sich zu einem Großangriff, und in offiziellen Publikationen der Regierung versuchte man, die Zeugen zu beschuldigen, in Angola den Terrorismus zu unterstützen. In einer der Publikationen, Ultramar, hieß es: „Professor Silva Cunha bestätigt, daß diese Sekte die Bevölkerung Angolas — besonders in den Distrikten Luanda und Moxico — schon beeinflußt hatte, bevor der Terrorismus ausbrach. Wir glauben ebenfalls, daß seine Annahme gut begründet ist. ... Der Wacht-Turm ist eine große und finanzkräftige amerikanische Bewegung. Sollten die USA auch ansonsten keine Erfolge erzielen, so würden sie doch wenigstens aus größerem Ansehen Nutzen ziehen. ... Es ist also denkbar, daß das Weiße Haus dieser Bewegung in Afrika Schutz gewährt“ (Bd. 5, 1964, Nr. 17, S. 54).

Man kann sich gut vorstellen, daß solch eine verdrehte Denkweise einen heftigen nationalistischen Geist entfesselte und die Brüder deshalb beobachtet wurden. Man erließ strenge Verordnungen und verbot das Zusammenkommen von mehr als drei Afrikanern. Von jenem Zeitpunkt an reorganisierten die Brüder in Luanda ihre Zusammenkünfte und versammelten sich nur noch in kleineren Gruppen. Sie freuten sich sehr, daß sie trotz der gespannten Lage beim Gedächtnismahl im März 1961 130 Personen zählen konnten.

NEUTRALITÄT EIN SEGEN

Als der Terrorismus ausbrach, waren sich viele nicht im klaren, ob man Jehovas Zeugen wirklich für solche Taten verantwortlich machen konnte. Carlos Agostinho Cadi arbeitete auf einer Plantage im Norden Angolas in der Nähe der kongolesischen Grenze. Die Gefahr, das Leben zu verlieren, war so groß, daß der Plantagenbesitzer in den Kongo floh und Bruder Cadi die Aufsicht über die Plantage übertrug. Kaum war der Besitzer geflohen, als schon vorstoßende portugiesische Truppen anrückten und alle afrikanischen Arbeiter zusammentrieben. Da diese unter dem Verdacht standen, Terroristen zu sein, gaben die Portugiesen den Befehl, alle niederzuschießen.

Alles Flehen um Barmherzigkeit half nichts. Dann zeigte Carlos Cadi den Soldaten Papiere, die er bei sich trug und mit denen er beweisen konnte, daß er ein Zeuge Jehovas war und daß er sich in keiner Weise an Terrorakten beteiligte. Das half; die Zwangsvollstreckung wurde eingestellt. Als der Kommandeur eintraf und die Briefe untersuchte, übergab er Bruder Cadi der PIDE, die seinen Fall prüfen sollte. Auf diese Weise kam er mit dem Leben davon.

EIN MANN DES GLAUBENS

Zu jener Zeit befand sich João Mancoca, ein Afrikaner, der schon im Jahre 1943 Publikationen der Gesellschaft besaß, in Luanda. Am 25. Juni 1961 — er leitete in Luanda gerade das Wachtturm-Studium — erschien plötzlich die Militärpolizei mit aufgepflanzten Bajonetten. Die Polizisten schickten die Schwestern und die Kinder nach Hause; danach wurden die Brüder schwer mißhandelt. Bruder Mancoca erzählt:

„Mir fehlen die Worte, um die Mißhandlungen zu beschreiben. Der verantwortliche Obergefreite sagte uns unverblümt, daß wir totgeschlagen würden. Nachdem man uns brutal zusammengeschlagen hatte, schien es so, als sollte er recht behalten. Ich lag mit Handschellen auf dem Boden, und man versetzte mir mit einem Holzknüppel solche Schläge, daß ich später 90 Tage lang Blut erbrach. Aber hauptsächlich war ich in diesem Moment um das Leben meiner Brüder besorgt, die auf barbarische Weise mit Holzknüppeln geschlagen wurden. Ich betete zu Jehova, er möge doch ihr Leben — das Leben seiner Schafe — beschützen. Die Soldaten waren überzeugt, daß einige von uns sterben würden. Deshalb kehrten sie in der Nacht etwa jede halbe Stunde zurück, um herauszufinden, ob irgend jemand gestorben sei. Sie waren sehr überrascht, daß wir diese unmenschliche Qual überlebt hatten. Einige hörten wir sagen: ,Euer Gott muß der wahre Gott sein, sonst hättet ihr das nicht überlebt.‘ “

Fünf Monate brachten die Brüder in dem Gefängnis São Paulo in Luanda zu. Als man sie in einen großen Schlafsaal mit 600 Betten schaffte, nutzten sie die Gelegenheit aus Zeugnis zu geben. Und dreimal hatte Bruder Mancoca die Möglichkeit, vor mehr als 300 Mithäftlingen einen Vortrag zu halten. Viele von ihnen nahmen später, als sie wieder frei waren, die Wahrheit an. Einige dienen heute in Luanda als Älteste. Die Gefängnisaufsicht wollte die Diener Jehovas einschüchtern und zum Schweigen bringen, doch ihr Plan mißlang.

Die Brüder wurden dann nach Südangola in die Strafanstalt der Sicherheitspolizei gebracht, die sich in Moçâmedes befand. Obwohl sie streng bewacht wurden, fanden sie Gelegenheiten zum Predigen, und sie führten sogar regelmäßig ein Versammlungsbuchstudium durch. Auch hier wurde ein großes Zeugnis gegeben. In kurzer Zeit erkannten einige, die wegen ungesetzlicher politischer Aktivitäten inhaftiert worden waren, daß das Königreich Gottes die einzige Hoffnung der Menschen ist. Dann wurden die Brüder auf die Strafinsel Baía dos Tigres überführt. Dort hatten sie nur bedingte Bewegungsfreiheit und mußten in staatlichen Arbeitslagern arbeiten.

Literatur, die man den Brüdern ins Arbeitslager geschickt hatte, wurde abgefangen. Der aufgebrachte Lagerverwalter bestrafte die Brüder, indem er sie einem kurz zuvor errichteten Arbeitslager zuwies, das sich im Innern des Landes in der Nähe von Serpa Pinto befand. Drei Monate später wurden Sala Ramos Filemon, João Mancoca und drei weitere Brüder zusammen mit 130 anderen Häftlingen in Viehwagen in dieses Lager geschafft. Der Empfang dort gab ihnen einen Vorgeschmack von den schlimmen Zeiten, die sie zu erwarten hatten.

Die Brüder wurden wie Vieh aus den Wagen getrieben. Man schlug sie grausam und richtete sie übel zu. Wiederum waren die Schläge so brutal, daß sie meinten, sie müßten bald sterben. Das Lager war überall mit Stacheldraht umzäunt. Es herrschten bedrückende Zustände. Alle mußten hart arbeiten, erhielten wenig zu essen und nur das Nötigste an Kleidung. So ging es Tag für Tag. Sie existierten ausschließlich von getrocknetem Fisch und qualitativ schlechtem Maismehl. Nur ihr starker Glaube erhielt sie am Leben. Vier politische Gefangene versuchten zu entkommen, weil sie die unmenschlichen Qualen nicht länger ertragen konnten. Als sie jedoch gefaßt wurden, quälte man sie zur Abschreckung in Anwesenheit aller Häftlinge zu Tode.

WIDERSTAND IN PORTUGAL

Die Terrorakte in Angola im Jahre 1961 wirkten sich unmittelbar auf das Werk in Portugal aus. Lügnerische Propaganda überflutete das Land; Jehovas Zeugen wurden beschuldigt, das Volk zur Rebellion anzustacheln. Deshalb begann die portugiesische Polizei, die Brüder im Predigtwerk zu behindern. In Évora, einer Stadt, die etwa 130 km von Lissabon entfernt liegt, wurde Horácio Arnaldo Duarte, ein Pionier, zum Verhör in das Hauptbüro der PIDE gerufen. Die Polizisten zeigten ihm Fotos von verstümmelten portugiesischen Soldaten und machten Jehovas Zeugen verantwortlich.

Im Sommer 1961 wurde Artur Canaveira, ein Sonderpionier, von PlDE-Beamten wochenlang verfolgt. Im September nahmen sie ihn dann fest. Er erzählt, was geschah: „Ich wurde angeklagt, umstürzlerisch tätig zu sein, und man warf mir vor, ich würde mit den Kommunisten gemeinsame Sache machen. Drei Monate mußte ich Verhöre und brutale Schläge über mich ergehen lassen, weil man mich zwingen wollte, zuzugeben, daß ich Kommunist sei. Vier oder fünf Beamte auf einmal bombardierten mich mit Fragen, um mich zu verwirren. Die Verhöre fanden immer nachts statt, wenn ich die geringste Widerstandskraft besaß. Währenddessen spielte das Radio, um eventuelle Schreie zu übertönen.“

Die ganze Zeit befand er sich in Einzelhaft, bis er in das Gefängnis der PIDE in Fort Caxias, einem Vorort von Lissabon, überführt wurde. Am 22. Januar 1962 ließ man ihn dann frei.

Nur vier Tage später, am 26. Januar 1962, wurden Bruder Eric Britten, der damalige Zweigaufseher, Bruder Domenick Piccone, Bruder Eric Beveridge sowie ihre Frauen — alle waren Missionare — zum Hauptbüro der PIDE gerufen, und man wies sie an, innerhalb von 30 Tagen das Land zu verlassen mit der Begründung, sie würden mit anderen über ihre Religion sprechen und die Neutralität lehren. In einem Interview mit Bruder und Schwester Beveridge nahm der Chef der PIDE auf einen Fall Bezug, der kurz vorher vorgekommen war: Ein junger Portugiese hatte den Militärdienst verweigert und erklärt, Jehovas Zeugen seien für seine Handlungsweise verantwortlich. Der Polizeichef fügte hinzu: „Militärdienstverweigerung aus Gewissensgründen wird in Portugal nicht geduldet.“

Die Ausweisung der Missionare war ein harter Schlag. Viele Tränen wurden vergossen. Sie hatten sich mit ganzer Seele für das Werk verausgabt, und die Brüder hatten sie wegen ihres Eifers und ihres guten Beispiels tief ins Herz geschlossen. Bruder und Schwester Britten kehrten schließlich nach Brasilien zurück, wo sie gegenwärtig im Kreisdienst tätig sind. Für Bruder und Schwester Piccone war es schon das zweite Mal, daß sie aus einem Land, das ihre Missionarzuteilung war, ausgewiesen wurden. Sie gingen nach Marokko, dienen aber jetzt in El Salvador. Bruder und Schwester Beveridge wurden nach Spanien gesandt, wo sie 19 Jahre lang tätig waren, bis man sie ins Bethel nach Brooklyn rief.

KÖNIGREICHSDIENSTSCHULEN

Wie gut, daß noch vor der Ausweisung der Missionare der erste Königreichsdienstschulkurs durchgeführt werden konnte! Für die 20 Versammlungsdiener im Land war dies wirklich eine Vorkehrung zur rechten Zeit, denn dadurch wurden sie auf die vor ihnen liegenden schwierigen Zeiten vorbereitet. Wir sind glücklich darüber, daß die meisten dieser Brüder noch immer treu ihren Dienst verrichten. Im Laufe der Jahre erhielten die Versammlungsdiener in aufeinanderfolgenden Kursen nützliche Unterweisung, was zur Folge hatte, daß das Werk geeint und der Geist des Evangelisierens lebendig erhalten wurde.

PIONIERE ALS VORKÄMPFER

Da nun keine Missionare mehr im Land waren, nahmen die einheimischen Brüder die Herausforderung an, das Predigtwerk voranzutreiben. Gilberto Sequeira, ein Kreisaufseher, erinnert sich noch gut an diese Zeit:

„Als die Gesellschaft im Jahre 1958 Missionare nach Portugal sandte, erkannte ich, daß wir ebenfalls Jehova unser Bestes geben müßten und, wenn irgend möglich, Pionier werden sollten. Obwohl ich eine kleine Tochter hatte, nahm ich 1959 den Sonderpionierdienst auf. Und ich möchte mein Leben als Sonderpionier gegen keine andere Lebensweise eintauschen. Meine erste Zuteilung war die Versammlung Moscavide am Stadtrand von Lissabon. An verschiedenen Orten konnte ich Heimbibelstudien beginnen. Oft tauschte ich die Literatur gegen Eier, Apfelsinen, Zitronen, Kuchen oder ähnliches ein, denn die Leute hatten wenig Geld Welch ein Segen ist es doch, zu sehen, daß mehrere Personen, mit denen ich studierte, in einigen Versammlungen, die ich besuchen darf, nun als Älteste dienen! Dem Vollzeitdienst und dem unschätzbaren Verhältnis, das man dadurch zu Jehova entwickelt, kommt wirklich nichts gleich.“

Auch Bruder Henrique Arques fühlte sich zu jener Zeit bewogen, in die Reihen der Pioniere einzutreten. Nach mehr als 20 Jahren Vollzeitdienst, den er zusammen mit seiner Frau durchgeführt hat, gab er folgenden Kommentar: „Der Ruf nach mehr Pionieren erschallte, und ich stellte mich freudig zur Verfügung. Ich habe gelernt, niemals ,den Tag kleiner Dinge zu verachten‘, und hatte das Vorrecht, den Brüdern in allen Teilen des Landes zu dienen einschließlich auf Madeira, den Azoren und den Kapverdischen Inseln. Die Angebote von Arbeitsstellen, wo ich viel Geld hätte verdienen können, waren nichts im Vergleich zu dem, was Jehova anbot.“

DIE TÄTIGKEIT IM ZWEIGBÜRO WIRD IM UNTERGRUND DURCHGEFÜHRT

Da die Polizei Jehovas Zeugen immer genauer beobachtete, mußten die Aktivitäten im Zweigbüro für die Tätigkeit im Untergrund reorganisiert werden. Man verlegte es in einen unauffälligen Schuppen, der sich im Hinterhof des Hauses von António Matias, einem Schneider in Lissabon, befand. Paul Hundertmark und seine Frau Evelyn, zwei Gileadabsolventen, waren 1960 aus Spanien ausgewiesen worden und befanden sich nun in Portugal, wo sie gerade Portugiesisch lernten. Und Paul sollte sich nun um die Tätigkeit im Zweigbüro kümmern, die im Untergrund durchgeführt werden mußte. Das sollte keine leichte Aufgabe sein.

DIE VERFOLGUNG NIMMT ZU

Nach der Ausweisung der Missionare im Jahre 1962 nahm die Verfolgung der Zeugen Jehovas von seiten der Regierung zu. Sie schickte an alle Postämter eine Mitteilung, in der sie die Auslieferung der von der Wachtturm-Gesellschaft veröffentlichten Literatur verbot, weil sie „schädlich“ sei. Eine große Anzahl von Bibeln und Literatur wurde beschlagnahmt und dann zerschnitten und verbrannt. Tausenden von Abonnenten der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! wurde das Recht versagt, ihre Zeitschriften zu erhalten.

Kurz danach durchsuchte die Polizei die Wohnungen vieler Brüder und beschlagnahmte die Literatur. Die Polizei drohte ihnen mit Gefängnisstrafen, wenn sie weiterhin die Zusammenkünfte besuchen würden. Manuel Almeida — zur Zeit ein Glied des Zweigkomitees — war einer der ersten Brüder, die von der Polizei aufgesucht wurden. Sie hatte zwar keine Befugnis, sein Haus zu betreten und zu durchsuchen, aber dennoch beschlagnahmte sie alle Literatur, die von der Gesellschaft veröffentlicht worden war. Bevor die Verfolgungswelle zu Ende ging, hatte man seine Wohnung nicht nur siebenmal durchsucht, sondern er wurde auch ebenso viele Male von der PIDE zu langen Verhören vorgeladen. Dann begann die Polizei, in die Königreichssäle von Lissabon einzudringen, und Anfang 1962 wurde der erste auf eine polizeiliche Verfügung hin geschlossen.

DER ERSTE PROZESS

Im Jahre 1962 wurde eine Gruppe von 12 Brüdern bei der Polizei angezeigt, weil sie eine Zusammenkunft durchgeführt hatte. Man rief sie zur Polizeiwache zum Verhör und drohte ihnen Gefängnisstrafen an, falls sie weiterhin zusammenkämen, um die Bibel zu studieren. Im Januar 1963 wurde einigen Brüdern von dem Befehlshaber der Sicherheitspolizei von Caldas da Rainha folgende Anordnung übermittelt:

„Jeder Beamte ist gehalten, in aller Form ... [Name des Bruders], wohnhaft in ... [Anschrift], Caldas da Rainha Kreis Caldas da Rainha davon in Kenntnis zu setzen, daß es ihm nicht erlaubt ist, die Bibel zu lesen oder irgendwelche andere Tätigkeit der Zeugen Jehovas oder eine andere Tätigkeit, die religiösen Charakter hat, auszuüben. Außerdem darf er keine Gemeinschaften internationalen Charakters wie die, zu der er angeblich gehört, unterstützen, gründen organisieren oder leiten.“

Der Staatsdienst beschuldigte die Brüder, ohne Erlaubnis religiöse Zusammenkünfte durchgeführt zu haben. Bei der Eröffnung der Gerichtsverhandlung am 21. März 1962 war der Richter erstaunt, den Gerichtssaal voller Zuschauer zu sehen. Gewöhnlich gehen Prozesse dieser Art, bei denen der Staat der Ankläger ist, in wenigen Minuten über die Bühne. Doch der faire Richter war sehr daran interessiert, daß den Betreffenden Gerechtigkeit widerfuhr, und so dauerte die Verhandlung fast drei Stunden. Er erlaubte drei Zeugen der Angeklagten auszusagen und stellte mehrere biblische Fragen. Es wurde ein Urteil zugunsten der wahren Anbetung gefällt, und die Angeklagten wurden freigesprochen.

EIN KREISKONGRESS ABGESAGT

Im Juli 1963 war ein Kreiskongreß in Faro an der Südküste Portugals geplant. Die Brüder mieteten ein großes Lagerhaus, um einen Film der Gesellschaft vorzuführen. Aber irgend jemand erstattete bei der Polizei Anzeige. In letzter Minute sagten die Brüder den Kongreß ab. Das war eine weise Entscheidung, denn man hatte der Polizei mitgeteilt, es werde eine „politische Versammlung“ abgehalten werden. Um Mitternacht umstellte also eine Sonderabteilung des Überfallkommandos das Lagerhaus. Die Polizisten hielten die Maschinengewehre schußbereit und bereiteten sich, wie sie meinten, auf bewaffnete Gegner vor. Was für eine Überraschung, als sie das Lagerhaus leer vorfanden! Der Kreisaufseher Césario Gomes wurde später einem langen Verhör unterzogen. Er erzählt, was danach geschah:

Alles, was in meinem Auto beschlagnahmt wurde, brachte man auf die Polizeiwache und legte es auf den Schreibtisch des Polizeichefs. Eigentlich machte ich mir nur um die Liste Sorgen, auf der die Namen und Anschriften der Aufseher des ganzen Kreises aufgeführt waren. Ich war davon überzeugt, daß man diese Liste finden würde. So betete ich sofort zu Jehova und bat ihn um Hilfe und darum, in Einklang mit den Gedanken aus Psalm 118:6-8 die Brüder doch zu beschützen. Als der Polizeichef jeden Gegenstand untersuchte und auf einem Zettel aufführte, konnte ich meinen Ellenbogen auf die Ecke des Schreibtisches stützen. Als der Beamte abgelenkt war, gelang es mir, den Bogen mit den Namen wegzunehmen. Ich fragte dann, ob ich zur Toilette gehen dürfe. Dort warf ich die Liste schnell in die Toilette und spülte sie hinunter.“

MISSIONAR AUF DEN KAPVERDISCHEN INSELN

Das Jahr 1962 war in der Geschichte des Königreichswerkes auf den Kapverdischen Inseln ein besonderes Jahr, denn zu dieser Zeit traf George Amado, ein Gileadabsolvent, dort ein. Kurz danach kam Jack Pina, ein Sonderpionier, an, um mit dem Missionar auf der Insel Brava zusammenzuarbeiten. Innerhalb von zwei Monaten berichtete der Missionar 14 Heimbibelstudien, und bald versammelten sich 20 Personen zum wöchentlichen Bibelstudium. Die Zahl der Anwesenden beim Gedächtnismahl des Jahres 1963 belief sich auf 45. Doch dann trat eine Wende ein. Die beiden Pioniere wurden von der Insel verwiesen. Der Same der Wahrheit war jedoch ausgestreut worden und zeitigte Früchte.

REISEABENTEUER

Besonders der Kongreß „Ewige gute Botschaft“, der 1963 in Mailand (Italien) stattfand, wird den Brüdern aus verschiedenen Gründen stets in Erinnerung bleiben. Es war der erste internationale Kongreß, den portugiesische Delegierte besuchen konnten und auf dem das gesamte Programm von portugiesischen Brüdern in ihrer eigenen Sprache dargeboten wurde. Die 4 000 km lange Hin und Rückreise ist ebenfalls unvergeßlich. Für die meisten Brüder war es die erste Reise ins Ausland. Um das zu ermöglichen, kauften sich einige ihr erstes Auto und machten den Führerschein. Ein Bruder hatte mit der Kupplung und der Gangschaltung Schwierigkeiten, und ein Gang nach dem anderen hatte einen Defekt. Es sah lustig aus, als er schließlich rückwärts in die Stadt fuhr, weil nur noch der Rückwärtsgang funktionierte.

Bruder Américo Campos aus Almada erzählt, wie es ihrer aus drei Autos bestehenden Kolonne erging: „In Barcelona (Spanien) wurde zwei Brüdern das ganze Geld und die Pässe gestohlen. Auf der Rückreise erfuhren wir am eigenen Leibe, daß die französischen Diebe größere Experten sind als ihre spanischen Kollegen. Während wir tief schliefen, brachen sie in unsere Autos ein und nahmen alles mit. Sie kamen sogar in unsere Zelte und stahlen unser Geld und unsere Reiseandenken. Materiell gesehen, besaßen wir zwar nichts mehr, doch auf dem Kongreß hatten wir so viel geistigen Reichtum erworben, daß wir trotz allem positiv dachten und über die Wahrhaftigkeit der Worte Jesu aus Matthäus 6:19 sprachen: ,Hört auf, euch Schätze auf der Erde aufzuhäufen, wo Motte und Rost sie verzehren und wo Diebe einbrechen und stehlen.‘ “

DIE VON DER KIRCHE ANGESTACHELTE VERFOLGUNG HÄLT AN

In den Zeitungen wurde über Jehovas Zeugen immer öfter nachteilig geschrieben. Im Sommer 1963 übertrug man im Fernsehen in Lissabon eine fünfteilige Serie über Jehovas Zeugen. Ein katholischer Geistlicher leitete die Diskussionen, und es machte ihm große Freude, das Volk Jehovas völlig falsch darzustellen.

Am Abend des 22. August 1963 brachen in der nördlich gelegenen Küstenstadt Aveiro fünf Beamte der Sicherheitspolizei mit Gewehren in den Händen in eine Privatwohnung ein und unterbrachen eine Zusammenkunft. Alle Anwesenden wurden verhaftet und auf die Polizeistation gebracht. Die Kinder ließ man um 4 Uhr morgens frei. Die anderen mußten bis zum nächsten Abend, 19.30 Uhr warten. Man klagte sie an, eine verbotene Zusammenkunft durchgeführt zu haben. So kam es in Portugal zum zweiten Prozeß gegen Jehovas Zeugen. Die Beweise ergaben, daß man unerlaubt in eine Wohnung eingedrungen war. Der Richter zögerte fast einen Monat, ehe er die zehn Zeugen Jehovas schuldig sprach. Man nahm an, Bruder António Beirão und seine Frau seien für die Zusammenkunft verantwortlich gewesen. Deshalb wurden sie, obwohl sie zwei kleine Kinder hatten, zu einem Monat Gefängnis verurteilt.

HÄFTLINGE GEBEN IN ANGOLA ZEUGNIS

Das ökumenische Konzil im Jahre 1963 hatte auch Auswirkungen auf das Arbeitslager in Angola. Vertreter der Sekten der Christenheit baten die Lagerverwaltung um Erlaubnis, im Gefängnis besondere Gebetstage zur Förderung des Interkonfessionalismus einzuführen. Häftlinge, die am besten befähigt waren, ihre Religion zu vertreten, wurden eingeladen, an diesen Gebetsstunden teilzunehmen. Bruder Mancoca wurde eingeladen, Jehovas Zeugen zu vertreten doch er lehnte ab. Er benutzte aber die Gelegenheit, den Standpunkt von Jehovas Zeugen bezüglich des Interkonfessionalismus zu erklären, und zeigte, daß sie sich an derartigen Zusammenkünften nicht beteiligen.

Die angeblich freundlichen Führer der Christenheit wollten sich wegen der „Unverfrorenheit“ Bruder Mancocas rächen. Um ihr Ziel, ihn zum Schweigen zu bringen, zu erreichen, bedienten sie sich des Lagerverwalters. Dieser verbot ihm unter Androhung der Todesstrafe, mit seinen Mitgefangenen religiöse Gespräche zu führen oder irgendwelchen anderen religiösen Tätigkeiten nachzugehen. Er sagte ihm auch, seine „Nachfolger“ würden in die Strafkolonien auf den Kapverdischen Inseln verbannt, falls er diesen Anordnungen nicht nachkäme. Bruder Mancoca schrieb daraufhin einen Brief an den Lagerverwalter und erklärte höflich, daß er diesen Verordnungen nicht gehorchen könne. Außerdem stünden sie im Gegensatz zum portugiesischen Grundgesetz, das Religionsfreiheit garantiere.

Der Lagerverwalter reagierte sehr schnell auf diesen Brief. Bruder Mancoca wurde von allen anderen Häftlingen getrennt gehalten — etwa 60 Meter von ihnen entfernt —, so daß er mit niemand sprechen konnte. Das Aufsichtspersonal verschärfte seine Überwachung, um sicherzugehen, daß er nicht in irgendeiner Weise seine Religion praktizierte und nicht in der Bibel las. Trotz dieser Schwierigkeiten war Bruder Mancoca in der Lage, die Broschüre „Diese gute Botschaft vom Königreich“ ins Umbundu zu übersetzen.

Offensichtlich benötigten die alleinstehenden Verkündigergruppen in Luanda Hilfe. Deshalb nahmen Manuel da Silva seine Frau und seine zwei Kinder die Einladung der Gesellschaft an, im März 1963 nach Angola zu ziehen. Da sie beide im Sonderpionierdienst standen, war das Werk schnell organisiert, und sie erzielten gute Ergebnisse. Am 14. Oktober desselben Jahres wurden Manuel da Silva und Manuel Acácio Santos in Luanda festgenommen und eingesperrt. Im darauffolgenden Monat verhaftete die PIDE Manuel Gonçalves Vieira, den Bruder, der sich um das Werk in Luanda gekümmert hatte. Der Polizeichef sagte zu ihm: „Das Werk der Zeugen Jehovas ist in ganz Angola verboten worden.“

Bruder Vieira wurde dann ein Ultimatum gestellt: Entweder würde er eine Erklärung unterzeichnen, die besage, daß er alle Aktivitäten in Verbindung mit Jehovas Zeugen aufgebe, oder er käme ins Gefängnis. Da er sich nicht einschüchtern ließ, kam er zwei Monate in Einzelhaft, und das, obwohl seine Frau in wenigen Wochen die Geburt ihres dritten Kindes erwartete. Inzwischen war Manuel da Silva ebenfalls in Einzelhaft gekommen, weil er mit anderen Häftlingen über die gute Botschaft gesprochen hatte.

Am 23. Januar 1964 unterrichtete man die drei Brüder schließlich davon, daß sie nach Portugal deportiert werden würden.

DIE POLIZEI IST TÄTIG

Bruder Joaquim Martins, der seit 1939 ein treuer Zeuge Jehovas war, wurde in Lissabon ein erfolgreicher Geschäftsmann und hatte mehrere Reinigungen. Im Februar 1964 bekam er unerwartet Besuch. Beamten der PIDE durchwühlten alles in seiner Wohnung und in seinen Geschäften, denn sie suchten nach Veröffentlichungen der Gesellschaft. Sie beschlagnahmten seine ganze Literatur, auch eine wertvolle Bibliothek von Publikationen, die bis in das Jahr 1925 zurückgingen.

In einer seiner Reinigungen befand sich ein großer Wasserbehälter, in dem man heimlich Taufen durchführte, und im Laufe der Jahre sind eine große Anzahl Brüder dort getauft worden. Später verkaufte Bruder Martins seine Geschäfte und wurde Pionier. Im Jahre 1979 starb er in Treue.

Während des Jahres 1964 halfen mehrere Erwachet!-Ausgaben sowie Briefe aus aller Welt führenden Persönlichkeiten Portugals zu erfahren, was sich eigentlich in ihrem eigenen Land zutrug.

Auf den Azoren dachte Bruder Manuel Leal, es sei gut, die Zeitschrift Erwachet! in die Hände von Beamten der Ortsbehörde zu legen. Er gab einige Zeitschriften dem Kommandanten des Bezirks, den Polizeibeamten und anderen. Einige Tage später ließ ihn die PSP (Sicherheitspolizei) zum Verhör kommen. Nachdem sie ihn gründlich verhört hatten, wollten die Beamten von ihm die Namen und die Anschriften der Personen wissen, bei denen er Zeitschriften zurückgelassen hatte. Bruder Leal weigerte sich jedoch mit der Erklärung, er werde keine Auskünfte geben, die bewirkten, daß unschuldige Leute verfolgt würden. Der stellvertretende Polizeichef fing an, einen Bericht über das Verhör zu schreiben, wurde jedoch unsicher, als er angeben sollte, daß Bruder Leal aus dem Grunde gewisse Namen und Adressen nicht verraten wollte weil die Polizei diese Leute dann verfolgen würde. Er konnte einfach nicht weiterschreiben; so zerriß er die Seiten und verließ den Raum.

Die Aufgabe wurde schließlich einem Sekretär übertragen, und der stellvertretende Polizeichef half ihm dabei. Nun wurden aber beide unsicher. Schließlich war der Bericht fertiggestellt. Doch Bruder Leal unterschrieb ihn nicht, denn die Tatsachen wurden darin falsch dargestellt. Bruder Leal berichtet: „Als ich versuchte, unseren Glauben zu begründen, und dabei den Namen Jehovas gebrauchte, schrie der stellvertretende Polizeichef: ,Nehmen Sie bloß nicht diesen Namen in den Mund! Wenn Sie ihn noch einmal erwähnen, schicke ich Sie ins Gefängnis!‘ Daraufhin entgegnete ich, daß ich mich, ohne diesen Namen zu gebrauchen, nicht verteidigen könne. Außerdem sei derselbe Name im katholischen Meßbuch zu finden. Zu ihrem Ärger zeigte ich es ihnen auf der Stelle. Es wurde ein ausgezeichnetes Zeugnis gegeben.

DER WIDERSTAND VON SEITEN DER REGIERUNG NIMMT ZU

Die Behörden verhärteten sich gegen die Zeugen. Im Oktober 1964 gab der Innenminister ein Bulletin heraus, das von größter Voreingenommenheit zeugte. Es hieß darin:

„Es muß klar verstanden werden, daß die Sekte der ,Zeugen Jehovas‘ keine religiöse Sekte ist, weil sie Ziele verfolgt, die rein materieller Natur sind: die Beseitigung der Regierungen, der Behörden und der Kirchen und Sekten, um den Weg für die Aufrichtung einer Welt-Theokratie zu bereiten. Die Bibel dient nur der Verteidigung vor den Behörden, und ihr Gebrauch ist nichts anderes als die Propagandafinte einer Bewegung mit ehrgeizigen politischen Zielen [Kursivschrift von ihnen].“

Mit diesem von der Regierung veröffentlichten Bulletin ausgerüstet, führte die Polizei bei den Brüdern im ganzen Land täglich Hausdurchsuchungen durch.

Wir bemühten uns, unseren Standpunkt zu erklären, und so wurde mit Hilfe des amerikanischen Außenministeriums zwischen drei beauftragten ausländischen Zeugen Jehovas und dem damaligen Außenminister Portugals, Dr. Franco Nogueira, ein Gespräch herbeigeführt. Die ausländischen Zeugen, Bruder Philip Rees, Bruder Richard Abrahamson und Bruder Domenick Piccone, reisten am 25. Februar 1965 nach Lissabon und erklärten, welchen Standpunkt Jehovas Zeugen hinsichtlich der Neutralität vertreten. Dr. Nogueira versprach, sich der Sache anzunehmen, und sagte, es gebe anscheinend keinen Grund, warum man Jehovas Zeugen die Religionsfreiheit verweigern solle. Das Gespräch hatte jedoch nur bewirkt, daß die Polizei immer öfter eingriff.

Trotz der Schwierigkeiten dehnte sich die Organisation immer mehr aus. Im April 1965 wurde eine neue Höchstzahl von 2 839 Verkündigern erreicht, und das Land wurde in vier Kreise eingeteilt, damit man sich auch um die Bedürfnisse der vielen neuen Versammlungen kümmern konnte.

DIE METHODEN DER POLIZEI

Es ist verständlich, daß viele Leute Portugal als einen Polizeistaat betrachteten, wenn man bedenkt, wie viele verschiedenartige Einrichtungen es gab, die das Gesetz zur Durchführung brachten: die Sicherheitspolizei (PSP), die Nationalwache der Republik (GNR), die Militärpolizei (PM), die Verkehrspolizei (PVT), die Justizpolizei (PJ) und die politische Polizei (PIDE), die allgemein als die Geheimpolizei bekannt war. Die Brüder wurden von der GNR und der PIDE in roher Weise behandelt. Im allgemeinen fürchtete das Volk besonders die PIDE, die ihre Informationen hauptsächlich von Leuten erhielt, die dafür bezahlt wurden. Wie verlautet, nahm sie sich die Gestapo der Nationalsozialisten zum Vorbild, und Personen, die im Zweiten Weltkrieg Beamte der Gestapo waren, leisteten ihr Unterstützung.

Da sich Jehovas Zeugen neutral verhielten, wurden viele junge Brüder von der PIDE grausam mißhandelt. Luís António de Silva Canilhas aus Larajeiro (Almada) erzählt, was mit ihm am 9. Juli 1965 nach einem zweistündigen Verhör geschah:

„Sie hatten vorher alle Fenster und Türen geschlossen, und jetzt begannen sie, mich zu verprügeln. Ein Schlag in die Magengegend streckte mich zu Boden. Von einem anderen Schlag blieb ein blaues Auge zurück. Als ich versuchte, mich mühsam vom Boden zu erheben, zogen sie mich an den Ohren hoch und begannen wiederum, mich zu verprügeln. Diese zwei Beamten machten nicht den Eindruck, Menschen zu sein; sie behandelten mich wie einen Hund.“

Auch mit älteren Leuten verfuhr man schändlich. Im Juli wurde Manuel Vaz, ein 72jähriger Aufseher aus Lissabon, aufgefordert, sich auf dem Präsidium der politischen Polizei zum Verhör zu melden. Fünf Stunden lang wurde er verhört, und die Beamten benahmen sich ihm gegenüber äußerst ungebührlich. „Der katholische Glaube ist der wahre Glaube“, sagte ein PIDE-Beamter zu Bruder Vaz. „Er hat die Bibel bewahrt und entspricht dem Glauben Jesu Christi und der Apostel. Es steht Ihnen nicht zu, die Bibel zu lehren, denn Sie sind nicht richtig unterwiesen. Das dürfen nur Personen tun, die dazu bevollmächtigt sind. Aber Sie möchten, daß Ihre Glaubensgemeinschaft sich frei betätigen kann, nicht wahr? Das wird nie der Fall sein! Nein, nie!“

Als sich der Sommer des Jahres 1965 näherte, bereiteten sich etwa 400 Brüder auf eine lange Reise vor. Sie wollten in die Schweiz fahren, um in Basel den Kongreß „Wort der Wahrheit“ zu besuchen. In letzter Minute durchkreuzte die PIDE diese Pläne. Nur einen Tag vor der Abreise teilte die Polizei 50 Brüdern, die die Reiseerlaubnis bereits erhalten hatten, mit, sie dürften nicht reisen. Zum Ärger der Polizei war ein Bus mit Brüdern schon unterwegs. Auch der sofortige Anruf zur Grenze nützte nichts mehr. Der Bus befand sich längst in Spanien.

Im November 1965 näherten sich drei Polizeibeamte einer Gruppe von 17 Brüdern, die sich in Rossio ao Sul do Tejo zum Wachtturm-Studium versammelt hatten. Die Beamten brachen die Zusammenkunft ab und beschlagnahmten alle Bibeln und auch alle anderen Veröffentlichungen. Sie durchsuchten die Brüder und brachten sie zur Polizei. Auf dem Weg dorthin wurden sie von einer Menge Neugieriger begleitet, die sich wie der Pöbel benahmen und die Brüder verspotteten und beschimpften.

Am Abend desselben Tages unterrichtete man die Brüder davon, daß sie gegen eine Kaution von je 2 000 Escudos (70 US-Dollar) freigelassen würden. Nur sieben konnten die Summe aufbringen. Die Polizei ließ alle frei, ausgenommen António Manuel Cordeiro und Tiago Jesus da Silva, von denen sie annahmen, sie hätten die Zusammenkunft organisiert. Jeder von ihnen mußte eine Kaution von 20 000 Escudos (700 US-Dollar) zahlen, eine ungeheure Summe für einen Durchschnittsbürger, der im Monat nur 1 700 Escudos (60 US-Dollar) verdiente. Sie brachten mehrere Tage in Einzelhaft zu und mußten dann drei Monate im Gefängnis bleiben, bis man die Anklage gegen sie schließlich fallenließ.

An dem Tag, als die Polizei die Zusammenkunft in Rossio ao Sul do Tejo abbrach, suchten Beamte der politischen Polizei auch den Königreichssaal in der Universitätsstadt Coimbra auf. Nachdem sie etwa 20 Minuten zugehört hatten, hoben sie die Zusammenkunft auf. Dann beschlagnahmten sie alle Bibeln und Veröffentlichungen der Gesellschaft. Als der Aufseher darum bat, mindestens ihre persönlichen Bibeln behalten zu dürfen, antwortete der Polizeibeamte: „Nein, das können wir nicht zulassen. Wir müssen Ihre Bibeln mitnehmen, denn Sie haben darin vieles unterstrichen. Das bedeutet, daß Sie bestimmte Bibelstellen anders interpretieren.“

DIE GEGNER ÜBERLISTET

Da die Polizeieinsätze immer häufiger wurden, lernten die Brüder, schwierige Situationen immer geschickter zu meistern. Die Erfahrung eines 17jährigen Verkündigers veranschaulicht dies: „Wegen unvermeidlicher Probleme kam ich 15 Minuten zu spät zum Königreichssaal. Ich bemerkte sogleich, daß etwas nicht stimmte, denn ein Mann schritt vor dem Saal auf und ab. Sofort kam mir der Gedanke, daß es ein PlDE-Beamter sein mußte. So tat ich das gleiche wie er, doch in entgegengesetzter Richtung. Wir gingen mehrere Male aneinander vorbei. Nach 15 Minuten kam der Mann schließlich auf mich zu und flüsterte: ,Ich hatte zuerst den Eindruck, Sie seien einer von ihnen, doch wie ich sehe, ist das nicht der Fall. Sie würden sonst nicht dasselbe tun wie ich, nicht wahr?‘ Ich antwortete in vertraulichem Ton: ,Wahrscheinlich nicht, entschuldigen Sie meine Verspätung.‘ Er entgegnete: ,Das macht nichts. Wenn Sie nichts dagegen haben, dann passen Sie doch solange auf, und ich werde inzwischen zu Abend essen. Ich bin bald zurück.‘ Ich sagte: ,Keine Angst, ich paß schon auf!‘ Einige Minuten wartete ich noch und betrat dann den Saal. Als ich den Brüdern erklärte, was geschehen war, räumten sie schnell den Saal.“

WACHSTUM AUF MADEIRA

Auch auf der Insel Madeira leistete man den Brüdern Widerstand, doch das Werk machte gute Fortschritte. Im Jahre 1966 erlebte ein Bruder auf Madeira etwas Einzigartiges: Ein Polizist begleitete ihn von Tür zu Tür. Man hatte den Bruder im Haus-zu-Haus-Dienst verhaftet, und auf dem Polizeipräsidium entstand die Frage, ob seine Mission ausschließlich mit der Bibel zu tun habe oder nicht. Der Polizist war der Ansicht, dieses Problem könne man am besten lösen, indem man zu den Wohnungen, die der Bruder besucht hatte, zurückkehren und dort nachfragen würde. So brach der Bruder in Begleitung des Polizisten auf. An jeder Tür wurde bestätigt, daß der Bruder vorher mit dem Wohnungsinhaber nur über die Bibel gesprochen hatte, und es wurde noch ein weiteres Zeugnis gegeben. Viele Wohnungsinhaber, die das erste Mal nicht zugehört hatten, waren erstaunt, den Bruder in Begleitung eines Polizisten zu sehen, und diesmal hörten sie aufmerksam zu. Der Polizist wollte zwar nach kurzer Zeit aufhören, doch der Bruder bestand darauf, in allen Wohnungen nachzuforschen, wo er vorgesprochen hatte. Am Schluß war der Polizist ziemlich müde und sagte zu dem Bruder, er werde gewiß einen günstigen Bericht über seine Ausdauer geben und über seine Fähigkeit, die biblische Botschaft darzulegen.

KÖNIGREICHSSÄLE GESCHLOSSEN

Es kam immer häufiger vor, daß in allen Teilen des Landes Königreichssäle von der Polizei durchsucht wurden. Dadurch gingen wertvolle Ausrüstungsgegenstände verloren. Trotz aller Bemühungen gelang es nicht, die Organisation zu legalisieren. Im Jahre 1966 erkannten wir, in welcher Lage wir uns in Wirklichkeit befanden. Verschiedene Umstände deuteten darauf hin, daß man das Königreichswerk besser durchführen könnte, wenn man sich in kleinen Gruppen in Privatwohnungen versammeln würde. Obwohl die Regierung uns nicht gesetzlich anerkannte, konnte unsere Existenz doch nicht verleugnet werden. Im Gegenteil, durch die erfolgreich durchgeführte Predigttätigkeit nahm die Zahl der Zeugen Jehovas immer mehr zu.

Die Brüder vertrauten zwar völlig auf die Leitung des „treuen und verständigen Sklaven“, aber dennoch war es für viele eine schwere Zeit. Einige fragten sich, wie es mit der Organisation nur weitergehen solle. Andere waren sich nicht sicher, ob die Versammlung, die nun in kleine Buchstudiengruppen von etwa 20 Verkündigern aufgeteilt war, wirkungsvoll tätig sein konnte. Zweifellos gab es jetzt für jeden mehr Arbeit, denn jede Gruppe mußte das gesamte Programm der fünf wöchentlichen Zusammenkünfte selbst darbieten. Viele Brüder und Schwestern waren jede Woche am Programm der Dienstversammlung oder der Theokratischen Predigtdienstschule oder beider Zusammenkünfte beteiligt. Ihre Besorgnis erwies sich jedoch als unbegründet, denn die Mehrarbeit förderte das Geistiggesinntsein und bewirkte mehr Wachstum.

EINE BEDEUTUNGSVOLLE GERICHTSVERHANDLUNG

Im Juni 1966 fand in Lissabon in einem Gerichtsgebäude eine Verhandlung statt, die 49 Glieder der Versammlung Feijó betraf. Der Gerichtsfall erweckte die Aufmerksamkeit von ganz Portugal. Er hatte ein Jahr zuvor begonnen, nachdem die Polizei in der Wohnung von Afonso Mendes die Zusammenkunft von etwa 70 Personen abgebrochen und die Aufseher, Arriaga Cardoso und José Fernandes Lourenço, verhaftet hatte.

Nach einem Gefängnisaufenthalt von vier Monaten und zwanzig Tagen wurden die zwei Brüder gegen Kaution freigelassen. Im Gefängnis durften sie nichts lesen, auch nicht die Bibel, und sie wurden stundenlang verhört. Die Regierung bereitete eine Gerichtsverhandlung vor, die zwei Aufseher und 47 weitere Glieder der Versammlung betraf. Die Kaution betrug für jeden 2 000 Escudos (70 US-Dollar). Vertreter der Regierung stellten eine 416seitige Akte zusammen. Jehovas Zeugen wurden „eines Verbrechens gegen die Sicherheit des Staates“ angeklagt. In der Anklage hieß es außerdem: „Sie stellen eine politische Bewegung dar, kommen sie doch aus verschiedenen Ländern mit dem Ziel, das Volk, besonders aber die Jugendlichen im wehrpflichtigen Alter, zum Ungehorsam zu verleiten und aufzuhetzen sowie umstürzlerisch zu wirken.“

Am Tag der Verhandlung fanden sich aus ganz Portugal Zeugen Jehovas ein, um ihre Glaubensbrüder moralisch zu unterstützen. Aus dem im Norden gelegenen Porto kam sogar ein gecharterter Bus. Die Polizeibeamten hatten nie zuvor so etwas gesehen: Hunderte von Zeugen Jehovas versammelten sich im Gerichtsgebäude.

Die Lissabonner Zeitung O Século berichtete darüber: „Wer gestern auf dem Largo da Boa Hora [der Platz am Gerichtsgebäude] gewesen war, hat ein überraschendes Schauspiel sehen können ... An allen Fenstern des 1. und 2. Stockwerks und auch auf den Gängen, von denen es dort viele gibt, standen viele Menschen. Auf dem offenen Hof standen die Leute dicht gedrängt ... Die Ordnung wurde nicht gestört. Nach Schätzungen waren dort mehr als 2 000 Personen inner- und außerhalb des Gebäudes anwesend. Es war das erstemal, daß man dort so viele Menschen sah. Die meisten von ihnen waren den Angeklagten und deren Religion zugetan.“

Richter António de Almeida Moura sagte zu dem ersten Angeklagten, Arriaga Cardoso, ohne Umschweife, daß die verfassungsmäßige Garantie der Religionsfreiheit auf eine Religion wie Jehovas Zeugen nicht zuträfe. Die Lissabonner Zeitung Diário Popular vom 24. Juni 1966 kommentierte seine Worte: „Es gibt keine Freiheit für irgend jemand, der eine Religion einführt und im Namen Gottes, oder in wessen Namen immer es auch sei, tut, was er wünscht. Er muß Menschen untergeordnet sein, die über die Dinge auf der Erde herrschen ... Der Grund, weshalb Sie angeklagt sind, ist Ungehorsam allgemeiner Art gegenüber den Gesetzen der Nation.“

Als Bruder Cardoso seine Bibel nehmen und Römer 13:1 vorlesen wollte, um zu erklären, daß wir uns den irdischen „obrigkeitlichen Gewalten“ unterordnen, wenn ihre Gesetze nicht im Widerspruch zu den Gesetzen Gottes stehen (Apg. 5:29), schnitt ihm der Richter das Wort ab und sagte gemäß dem Zeitungsbericht:

„Nicht die Bibel verwenden! Für Sie gilt die Bibel, für das Gericht gilt das Gesetz. Die Bibel leitet nicht die Handlungen der Bürger. Führen Sie nichts aus der Bibel an, jeder legt sie auf seine eigene Weise und seinen Interessen gemäß aus. Die Bibel ist nicht die Verfassung des Staates. Das Gericht muß nicht die Bibel als die politische Verfassung der portugiesischen Republik anerkennen, wenn sie von einigen amerikanischen Leuten ausgelegt wird.“

Am zweiten Tag der Verhandlung wurden genügend Beweise vorgebracht, die zeigten, daß Jehovas Zeugen niemandem raten, das Gesetz irgendeiner Regierung zu übertreten, und ihn auch nicht dazu ermuntern. Während der Schlußsitzung am 7. Juli 1966 zeigte der Verteidiger Dr. Vasco de Almeida e Silva furchtlos, daß die Akte der Regierung der Tatsachen ermangele. Er wies nachdrücklich darauf hin, daß für die Behauptung, Jehovas Zeugen würden „eine politische Bewegung“ darstellen und „das Volk zum Ungehorsam“ verleiten oder es aufhetzen, absolut kein Beweis unterbreitet worden sei.

Er schloß seine mutige Verteidigung auf meisterhafte Weise ab, indem er das Gericht respektvoll bat, den Rat des Rechtsgelehrten Gamaliel aus dem 1. Jahrhundert in Betracht zu ziehen. Während er ihn zitierte, sah er die Richter an und bat sie freundlich: „Steht ab von diesen Menschen, und laßt sie gehen (denn wenn dieses Unterfangen oder dieses Werk von Menschen ist, wird es umgestürzt werden; wenn es aber von Gott ist, werdet ihr sie nicht stürzen können); andernfalls mögt ihr vielleicht als solche erfunden werden, die in Wirklichkeit gegen Gott kämpfen“ (Apg. 5:38, 39).

Der öffentliche Ankläger brachte an allen drei Tagen der Verhandlung nicht einen einzigen Zeugen bei und versuchte auch nicht, irgendeinen der Beschuldigten oder der von der Seite der Beschuldigten benannten Zeugen ins Kreuzverhör zu nehmen. Ja, er sprach während der ganzen Verhandlung nur einmal, und am Schluß war alles, was er sagte: „Ich bitte um Gerechtigkeit.“

Zwei Tage später verurteilte das Gericht alle 49 Zeugen Jehovas zu Gefängnisstrafen, die zwischen 45 Tagen und fünfeinhalb Monaten lagen. Portugiesische Rechtsgelehrte bezeichneten die Verhandlung als „Hohn“, „Theater“ und „Rechtsbeugung“. Es wurde zwar gleich darauf beim Obersten Gerichtshof von Portugal Berufung eingelegt, doch es schien klarer als je zuvor zu sein, daß ein Kampf um die wahre Anbetung bevorstand.

VORSICHT AM PLATZE

Die Gerichtsverhandlung war gerade vorbei, als es an der Zeit war, sich auf den Weg nach Frankreich zu machen um den Bezirkskongreß „Gottes Söhne der Freiheit“ zu besuchen. Und wieder bekamen Jehovas Zeugen die Feindseligkeit der Behörden zu verspüren. Sie befanden sich schon mitten in den Reisevorbereitungen, als der Antrag für Gemeinschaftspässe für 150 Brüder abgelehnt wurde.

Eine interessante Erfahrung in Verbindung mit dem Kongreß in Frankreich im Jahre 1966 zeigt, wie Jehova manchmal auf bemerkenswerte Weise Schutz gewährt. Der Zweigaufseher, Paul Hundertmark, hatte dem Zweigbüro in Paris eine Notiz zukommen lassen, mit der er seine Reisepläne mitgeteilt hatte. Er beabsichtigte, einige wichtige Dokumente mitzunehmen, um sie aus dem Land zu schaffen. Da die Anschrift des Zweigbüros geheimgehalten werden sollte, benutzte er als Absender die Adresse von Manuel Almeida. Kurz darauf suchte die PIDE in der Wohnung Manuels nach Literatur, aber ohne Erfolg. Der Polizeiinspektor drohte Manuel mit dem Verlust seiner Arbeitsstelle, wenn er nicht verraten würde, wo die Literatur versteckt sei. Um zu zeigen, daß er seine Drohung wahr machen würde, fragte er Manuel nach der Adresse seines Arbeitgebers, die er auf einen Zettel schrieb, den er in der Hand hielt. Während der Durchsuchung legte der Inspektor den Zettel auf den Tisch. Später, als er das Haus verließ, vergaß er den Zettel. Manuel nahm ihn schnell an sich und bemerkte, daß auf der Rückseite etwas Eigenartiges geschrieben stand: „Briefwechsel. L. Pontes, Paris.“ Er wußte nichts damit anzufangen.

Nach einigen Tagen besuchte ihn Bruder Hundertmark, und Manuel zeigte ihm den Zettel. Bruder Hundertmark wußte sofort, was die Worte darauf bedeuteten. Die PIDE hatte seine anonyme Notiz an den Zweigaufseher in Paris, L. Jontes (der Name war falsch geschrieben worden), abgefangen und kannte offensichtlich alle seine Pläne für die Reise nach Paris. Natürlich sagte er seine Reise zum Kongreß ab, und der Zweigaufseher und die wichtigen Dokumente waren somit in Sicherheit.

Die Lissabonner Zeitung Diário da Manha vom 14. Juli 1966 veröffentlichte auf der ersten Seite etwas, was die Brüder aufmerken ließ und ihnen eine wichtige Lehre erteilte. Irgendwie war ein vertraulicher Brief, der Anweisungen darüber enthielt, wie man zum Bezirkskongreß nach Frankreich fahren sollte, in die Hände der Behörden gefallen. Der ganze Inhalt des Briefes wurde in der Zeitung abgedruckt. Die Brüder mußten nun noch genauer den Rat Jesu beachten: „Erweist euch vorsichtig wie Schlangen und doch unschuldig wie Tauben“ (Mat. 10:16). Etwa 430 Brüdern gelang es jedoch, den Bezirkskongreß zu besuchen, und sie erinnern sich noch immer an die ersten biblischen Dramen u. a. auch an das Drama über Joseph, der sich in Ägypten befand und der Versuchung durch die Frau Potiphars tapfer widerstand.

Die Erfahrung eines Bruders in Angola zeigt, wie wertvoll und zeitgemäß diese Dramen waren. Er war Lastwagenfahrer auf einer großen Plantage und wurde oft verspottet, weil er keine Speisen aß, die mit Blut zubereitet worden waren und weil er sich nicht mit Prostituierten amüsierte. Eines Tages — es war nach einem besonderen Essen, und alle Arbeiter waren anwesend — konnte er gut Zeugnis geben und erklären, daß magische Künste nicht mit dem Willen Gottes in Einklang waren. Ein Spiritist ärgerte sich sehr darüber. Er und auch andere Arbeiter wollten den Bruder auf die Probe stellen und sehen, inwieweit er Versuchungen auf sexuellem Gebiet widerstehen würde. Nachdem er sein Zimmer verlassen hatte, um seiner abendlichen Arbeit nachzugehen, dingte man eine Prostituierte, die ihn verführen sollte. Als er zurückkehrte, sah er zu seinem Erstaunen, daß eine Frau in seinem Bett lag. Er befahl ihr, sofort sein Zimmer zu verlassen. Im selben Moment hörte er im Nebenzimmer schallendes Gelächter. Er war nicht auf ihre List hereingefallen.

DIE WAHRHEIT BREITET SICH UNTER VERFOLGUNG AUS

In Angola jedoch war die grausame Verfolgung für die Brüder immer noch die schwerste Glaubensprüfung. In der Strafkolonie in der Nähe von Serpa Pinto gab man Bruder Mancoca wiederholt die Möglichkeit, eine Erklärung zu unterschreiben, die besagte, daß er seinem Glauben abschwöre. Die wenige Literatur, die er sich hatte besorgen können, wurde ihm wiederum weggenommen. Statt dessen gab ihm der Lagerverwalter zwei Bücher, die von Gegnern der Zeugen Jehovas geschrieben worden waren. Bruder Mancoca erzählt: „Nachdem man mir diese Bücher gegeben hatte, forderte man mich immer wieder auf, so zu handeln wie die Personen, die gegen Jehovas Zeugen geschrieben hatten. Man versprach mir völlige Freiheit, wenn ich mit den Behörden zusammenarbeiten würde. Obwohl ich, als ich meine fünfjährige Freiheitsstrafe abgesessen hatte, entlassen werden sollte, ließen sie mich nicht frei, denn ich tat nicht das, was sie wollten.“

Daraufhin wurde Bruder Mancoca 1966 in das entlegene Arbeitslager São Nicolau gebracht, das im Distrikt Moçâmedes lag. Ihn schauderte, als er das Gesicht seines neuen Lagerverwalters sah. Es war niemand anders als der Korporal, der ihn 1961, als er das erste Mal verhaftet wurde, in Luanda fast totgeschlagen hatte. Man sagte Bruder Mancoca, er werde bald erfahren, wer im Recht sei, Jehovas Zeugen oder der Staat. Er kann sich noch gut an diese Tage erinnern: „Auch hier wartete ich trotz ständiger Verhöre, durch die ich zu einer Meinungsänderung gezwungen werden sollte, nicht einfach tatenlos auf meine Freiheit. Ich wußte, daß Untätigkeit mit dem Tod eng in Verbindung stand. Ich war aber noch nicht tot, und deshalb wollte ich weiterhin meinen Lebensodem gebrauchen, um Jehova zu lobpreisen.“

Bruder Mancoca suchte nach Gelegenheiten, Mithäftlingen informell Zeugnis zu geben, allerdings mit größter Vorsicht. Sein treuer Dienst wurde reich gesegnet, denn mit der Zeit bildete sich eine Gruppe von zwölf Interessierten. Manchmal wurden einige von ihnen — sie waren die vertrauenswürdigeren Häftlinge — mit einem Auftrag nach Moçâmedes geschickt. So konnten sie die wertvollen Zeitschriften, in ihren Schuhen versteckt, ins Lager schmuggeln.

Die Brüder führten das Werk in Angola unter größten Schwierigkeiten durch. Ständig wurden sie von der Polizei beobachtet. Bruder João Pedro Ginga und Bruder António Sequeira gingen 1967 in Moçâmedes die Straße entlang, um eine persönliche Angelegenheit zu erledigen, als plötzlich die Polizei erschien und sie festnahm. Sie wurden vor eine Verwaltungsbehörde gebracht und ohne Gerichtsverfahren zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Beide Brüder hatten zuvor drei Jahre im Gefängnis gesessen.

Die eifrigen Bemühungen der Brüder, die Königreichsbotschaft zu verbreiten, bewirkten, daß in jedem Arbeitslager ganze Gruppen von Häftlingen die Wahrheit kennenlernten. Gefangene schrieben nach Lissabon und baten um Hilfe. In einem Brief aus Moçâmedes hieß es unter anderem: „Wir haben Jehova darum gebeten, einen befähigten Bruder zu schicken, der uns helfen kann. Viele von uns sind so weit, daß sie ihre Hingabe durch die Taufe symbolisieren wollen. Der Widerstand ist zwar groß, doch wir sind mehr als beschützt worden. Mit Hilfe eines freundlichen Polizisten konnten wir im Hafen in kleinen Mengen Literatur bekommen. In der Tat, die Macht Gottes, uns zu stützen, ist groß.“

EINE NEUE TAKTIK

Die Feinde der wahren Anbetung ermüden niemals in dem Versuch, die Diener Jehovas zu verleumden oder ihnen Fallen zu stellen. Die Behörden Portugals dachten sich im Oktober 1966 einen bösen Plan aus. Sie wollten Jehovas Zeugen veranlassen, eine Massendemonstration gegen die Regierung durchzuführen. Anfang des Monats erhielten mehrere Aufseher in Lissabon folgende Mitteilung, die mit dem Namen eines dort dienenden Aufsehers unterschrieben worden war:

„Bruder Jehova!

Da sich die Versammlungen in den USA entschlossen haben, unseren großen Protestfeldzug gegen die Regierung zu unterstützen, wird darum gebeten, so gut wie möglich bekanntzumachen, daß sich alle Zeugen Jehovas am 15. des Monats [Samstag], 13 Uhr vor dem Innenministerium, Praça do Comercio [ein Lissabonner Platz], zu einer FRIEDLICHEN Protestkundgebung einfinden sollen.

Für unseren Gott Jehova einstehend

Silvério Silva“

Das Zweigbüro schickte sofort an alle Versammlungen in Lissabon eine Mitteilung, datiert vom 12. Oktober 1966, um sie über diese Falle der Polizei zu informieren.

Natürlich wurde der Plan dieser „Wölfe in Schafspelzen“ völlig vereitelt. Kein einziger erschien, um zu demonstrieren. Zwei Brüder wurden beauftragt, nachzusehen, wie es vor dem Innenministerium aussah. Dort standen mit Wasserwerfern und blauer Farbe ausgerüstete Polizisten und Überfallkommandos des Militärs, die nur darauf warteten, sich auf die von ihnen erwarteten Demonstranten zu stürzen.

DER DRUCK NIMMT AUF DEN AZOREN ZU

In der Zwischenzeit wurde Manuel Leal, ein Pionier, auf den Azoren von Beamten der PIDE festgenommen, als er am 12. Oktober 1966 gerade mit seinem Nachbarn sprach. Als sie im Auto zum Polizeipräsidium fuhren, forderte der Beamte Manuel mehrere Male auf, die Namen und Anschriften der Personen anzugeben, mit denen er über die Bibel gesprochen hatte. Der Geheimpolizist erschrak sehr, als der Pionier antwortete: „Mit Ihrem Vater.“ Bruder Leal hatte tatsächlich mehrere Male mit dem Vater des Beamten gesprochen. Bruder Leal sagte diesbezüglich: „Dadurch, daß ich den Namen seines Vaters nannte, brachte ich ihn so sehr aus der Fassung, daß er mir befahl: ,Erwähnen Sie bloß nicht mehr den Namen meines Vaters!‘ Für den Rest der Fahrt blieb ich von Fragen verschont.“

Auf dem Präsidium der Sicherheitspolizei mußte sich Bruder Leal von den Beamten die schlimmsten Schimpfworte anhören. Sie befahlen ihm, die Insel Terceira zu verlassen. Wie reagierte er darauf? „Ich erklärte ihnen, daß ich mehr als 16 Jahre auf der Insel wohnte, daß meine Kinder dort geboren seien und ich nicht die Absicht hätte umzuziehen. Sie drohten mir 80 Tage Gefängnis an, wenn ich wieder beim Predigen ertappt werden würde. Außerdem erklärten sie mir, daß ich, wenn ich auf der Insel bleiben wolle, einen Bürger mit gutem Ruf finden müsse der für mich Bürgschaft leisten und für meinen Aufenthalt die Verantwortung übernehmen würde. Dann schickten sie mich nach Hause. Da sie.mir alles, was ich besaß, auch mein Geld, weggenommen hatten, bat ich sie, mir doch wenigstens Geld zu geben, damit ich die 19 km lange Fahrt nach Hause bezahlen könne. Sogar das verweigerte mir der Polizeichef; ich solle die Strecke gefälligst zu Fuß gehen.“

Bruder Leal gelang es, einen einflußreichen Bürger zu finden, der ihm trotz Drohungen der Polizei anbot, für ihn Bürgschaft zu leisten und für seinen Aufenthalt die Verantwortung zu übernehmen. Mit dem stillschweigenden Einverständnis der Polizei stachelte die Geistlichkeit nun Jugendliche der Katholischen Aktion an, Jehovas Zeugen zu belästigen. Im Jahre 1966 wurden Brüder mehrere Male von Pöbelrotten mit Steinen beworfen. Man ließ bissige Hunde auf sie los. Einige Zeugen Jehovas wurden herumgestoßen, während andere mit erhobenen Hacken verfolgt wurden. In diesen schwierigen Zeiten waren die Brüder aber nicht traurig oder pessimistisch. Was für eine Einstellung hatten sie? Bruder Leal berichtet: „Wir hatten denselben Geist, der in 2. Korinther 6:10 beschrieben wird: ,Als Betrübte, doch stets sich Freuende, als Arme, die aber viele reich machen, als solche, die nichts haben und doch alles besitzen.‘ “

DER OBERSTE GERICHTSHOF TRIFFT EINE ENTSCHEIDUNG

Am 22. Februar 1967 traf der Oberste Gerichtshof eine Entscheidung, nachdem man im Fall Feijó Berufung eingelegt hatte. Er erhielt das Urteil des ersten Gerichts aufrecht, das 49 Glieder der Versammlung zu Gefängnisstrafen verurteilt hatte. Allen 49 wurden für vier Jahre jegliche politischen Rechte abgesprochen. Bei zehn interessierten Personen, die keine getauften Zeugen Jehovas waren, wurde die Strafe zur Bewährung ausgesetzt. Die Gefängnisstrafen lagen zwischen mindestens eineinhalb und höchstens fünfeinhalb Monaten. Die Strafen, die die Zeugen zahlen mußten, schwankten zwischen 1 350 Escudos (47 US-Dollar) und 5 000 Escudos (175 US-Dollar), und jeder mußte 1 000 Escudos (35 US-Dollar) Gerichtskosten bezahlen.

Da eine Reihe Ehemänner nicht in der Wahrheit waren, das Geld aber bezahlen wollten, um ihrer Frau die Gefängnisstrafe zu ersparen, mußten schließlich nur 24 Zeugen Jehovas ins Gefängnis. Der jüngste von ihnen war 20 Jahre alt und der älteste 70. In einigen Fällen wurden Mann und Frau eingesperrt, wodurch für ihre Kinder Probleme entstanden. Zwanzig Kinder, die zwischen 15 Monate und 16 Jahre alt waren, wurden von ihren christlichen Eltern getrennt. Andere Brüder und Schwestern bekundeten jedoch Liebe und boten sich an, für die Kinder zu sorgen. Ja, es boten sich sogar mehr Brüder und Schwestern an, als benötigt wurden. Außerdem gingen großzügige Spenden ein, die helfen sollten, für die Kinder zu sorgen. Allein aus den USA wurden 4 600 Dollar geschickt, was einem Wert von 130 000 Escudos entsprach. Welch ein wunderbarer Beweis von Fürsorge und liebevoller Rücksichtnahme!

Am 18. Mai 1967 erschienen die verurteilten Zeugen Jehovas beim Gericht, um die Gefängnisstrafe anzutreten. Die Schwestern sollten in das Gefängnis Mónicas und die Brüder in das Gefängnis Limoeiro kommen. Beide Gefängnisse lagen etwa 20 Minuten zu Fuß vom Gerichtsgebäude entfernt. Dann geschah etwas, was noch nie vorgekommen war. Den Brüdern wurde gesagt, sie sollten ohne Begleitung zum Gefängnis gehen und sich selbst dort einliefern. Man stelle sich einmal vor: „Gefährliche Bürger“, Ehemänner und Ehefrauen, die ins Gefängnis sollen, weil sie angeblich eine Gefahr für den Staat darstellen, gehen in völliger Freiheit zum Gefängnisgebäude! Der Rechtsanwalt der Brüder, Dr. Vasco de Almeida e Silva, sagte einem jeden persönlich Lebewohl. Er machte folgende Beobachtung: „Man hörte kein lautes Geschrei, es gab keine Gefühlsausbrüche von den Schwestern. Man konnte sie wegen ihrer Gelassenheit und Würde nur bewundern, und sie verhielten sich so, wie ich mir das von denen, die Zeugen des höchsten Gottes zu sein beanspruchen, vorstellen würde. Eines ist sicher: In diesen Gefängnissen wird viel gepredigt werden.“ Er hätte nichts sagen können, was der Wahrheit mehr entsprochen hätte.

EIN GUTES ZEUGNIS DURCH DAS BENEHMEN

Die Aufseherin des Gefängnisses wählte sich Alda Vidal Antunes, eine 55jährige Sonderpionierin, für eine besondere Behandlung aus. Als die Aufseherin ihr gebot, eine Tischdecke zu besticken, die für den Altar einer katholischen Kirche bestimmt war, lehnte Schwester Antunes höflich ab, gab aber eine Erklärung für ihr Verhalten ab und erwähnte, daß sie gern irgendwelche andere Arbeit verrichten würde. Daraufhin sperrte man sie mehrere Stunden in einer Kapelle ein. Schließlich wurde sie in das Gefängnis Tires gebracht, das von katholischen Nonnen beaufsichtigt wurde.

Als sie dort ankam, wollte die Oberschwester sie zwingen, die Messe zu besuchen, aber sie weigerte sich hartnäckig. Die Nonnen steckten sie dann in Einzelhaft, und sie mußte über einen Monat in einer kalten Zementzelle zubringen. Das christliche Verhalten der Zeugin beeinflußte mit der Zeit andere Häftlinge und veranlaßte sie, sich besser zu betragen. Sie schrien nicht mehr so laut und hämmerten mit den Fäusten nicht mehr so oft an die Türen der Zellen. Die Oberschwester mußte schließlich hinsichtlich der Zeugen Jehovas zugeben: „Diese Leute glauben wirklich an die Bibel. Ihre ganze Persönlichkeit scheint anders zu sein. Wenn ich die Leute meiner eigenen Religion betrachte, stelle ich einen großen Unterschied fest.“

Als Afonso Costa Mendes, ein Bruder, der vier Kinder hatte, im Gefängnis war, nutzte sein Vorarbeiter, der Jehovas Zeugen nicht leiden konnte, die Gelegenheit aus, um durch einen negativen Bericht über die Arbeit von Bruder Mendes seine Entlassung zu erwirken. Bruder Mendes hatte fast 30 Dienstjahre, und seine Altersversorgung stand auf dem Spiel. Aber er wußte, daß er alles Jehova überlassen und sich seiner Leitung anvertrauen mußte. Die Gefängnisaufsicht beauftragte ihn, bei dem Leiter der Häftlingsbetreuung zu arbeiten. Dieser beobachtete das gute Betragen des Bruders. Eines Tages — die Strafzeit war fast zu Ende — ließ er den Bruder in sein Büro kommen. Bruder Mendes war nicht wenig überrascht, dort auch den Personalchef seiner Firma zu treffen. Der Personalchef bekam nun zu hören, daß Bruder Mendes ein ausgezeichneter Arbeiter sei, ein Arbeiter, der das größte Vertrauen seines Arbeitgebers verdiene. Der Leiter der Häftlingsbetreuung gab die Empfehlung, den Bruder in der Firma wieder einzustellen und ihm sämtliche Rechte zu gewähren, die damit verbunden seien. Und so geschah es auch.

DIE BELÄSTIGUNGEN HALTEN AN

Während die Brüder ihre Gefängnisstrafe absaßen, wurden in ganz Portugal und Angola weitere Zeugen Jehovas festgenommen. Am 28. Februar 1967 wurden in Luanda (Angola) sieben Brüder, die in einer Privatwohnung gerade eine Zusammenkunft durchführten, von sieben Beamten der Sicherheitspolizei umzingelt, die mit Gewehren und Maschinenpistolen bewaffnet waren. Sie beschlagnahmten die ganze Literatur, einschließlich der Bibeln, und brachten die Brüder zum Polizeipräsidium. Dort wurden sie bis 2 Uhr morgens verhört. Der Polizeichef sagte abschließend: „Ich gebe Ihnen einen guten Rat: Hören Sie auf, die Bibel zu studieren, und verwenden Sie Ihre Zeit für etwas Besseres. Verführen Sie zum Beispiel junge Mädchen. Wenn Sie wirklich etwas über die Bibel kennenlernen möchten, dann gehen Sie zu einem Geistlichen; er kennt sich darin aus.“

In dieser Zeit — seit 1959 — dienten William Roberts und seine Frau Dorothy in Nordportugal als Missionare. Die Polizei machte sie schließlich in der katholischsten Stadt des Landes, in Braga, ausfindig, als sie im April 1967 eine Versammlung ihres Kreises besuchten. Die Behörden entzogen ihnen ihre Aufenthaltsgenehmigung, und bald darauf mußten Bruder und Schwester Roberts, die eifrig die gute Botschaft verkündigten, Portugal verlassen und ihren Dienst in Irland fortsetzen.

EMPFANG AN DER GRENZE

Zu dem Bezirkskongreß „Macht Jünger!“ versammelten sich die portugiesischen Brüder 1967 in Marseille (Frankreich). Auf der Heimreise wurden an der portugiesischen Grenze neun gecharterte Busse, die mit Brüdern besetzt waren, überraschenderweise von einem besonderen „Empfangskomitee“ erwartet. Beamte der Geheimpolizei und Zollbeamte beschlagnahmten etwa 40 Kartons mit Literatur aus den ersten 6 Bussen, die an der Grenze in der Nähe von Elvas angekommen waren. Als Touristen wissen wollten, was in den Dutzenden von Kartons, die aufgestapelt waren, beschlagnahmt worden sei, trauten sie ihren Ohren nicht, als ihnen gesagt wurde: „Bibeln und biblische Literatur.“

Ein umsichtiger Bruder machte in einer Unterhaltung mit einem Touristen, der nach Spanien reisen wollte, die Bemerkung: „Und das ist nicht alles! Es kommen noch drei Busse mit derselben Ladung.“ Der Fremde schlug daraufhin vor: „Ich werde so schnell wie möglich aus Portugal rausfahren. Vielleicht kann ich die anderen Busse anhalten und den Reisenden erklären, was los ist.“ Und das tat er auch. Die wertvolle Literatur wurde dann vorübergehend in einem gemieteten Raum in Badajoz (Spanien) gelagert. Es gibt Beweise dafür, daß jemand der Polizei einen Fingerzeig gegeben hatte, daß die Brüder aus Frankreich Literatur mitbringen wollten.

Isabel Vargas, eine gutmütige, korpulente Schwester aus Lissabon, erzählt, wie es ihr bei einer anderen Gelegenheit gelang, einiges von ihrer Literatur zu retten: „Die Polizeibeamten stiegen in den Bus ein und wiesen uns an, die ganze biblische Literatur herauszugeben. Wenn nicht, so würden sie sie uns trotzdem abnehmen. Sie stapelten alle Publikationen auf dem Sitz auf, der sich direkt vor mir befand. Meine persönliche Bibel — ich hatte während vieler Jahre Notizen darin gemacht — lag obendrauf. Ich konnte einfach nicht widerstehen: Als sie sich abwandten, atmete ich tief durch und ließ die Bibel in meinem Ausschnitt verschwinden. Weitere Bücher folgten. Niemandem fiel auf, daß ich plötzlich an Umfang zugenommen hatte.“

Mit Schwester Emília Afonso Gonçalves aus Lissabon verfuhr man sehr hart. Sie war zwar in Spanien geboren worden und auch mit einem Spanier verheiratet gewesen, doch ihr Vater war Portugiese. Vierzig Jahre hatte sie in Lissabon gewohnt, und nun erhielt diese demütige 52jährige Witwe die Nachricht, daß sie innerhalb von 48 Stunden das Land verlassen müsse. Das spanische Konsulat in Lissabon war nicht in der Lage, eine Verlängerung dieser kurzen Zeitspanne zu erwirken, und zeigte ihr das von der PIDE ausgestellte Papier, auf dem es ausdrücklich hieß, sie werde ausgewiesen, weil sie zur „Sekte der Zeugen Jehovas“ gehöre. Am 16. September 1967 reiste sie nach Spanien ab.

MUTIG

Jehovas Zeugen haben keinen Grund zur Furcht, wenn sie vor Amtspersonen erscheinen müssen. Statt sich zu ducken und ängstlich zu zittern, offenbaren sie eine Einstellung, wie sie in Hebräer 13:6 beschrieben wird: „So daß wir guten Mutes sein können zu sagen: ,Jehova ist mein Helfer; ich will mich nicht fürchten. Was kann mir ein Mensch antun?‘ “ Die Erfahrung von Bruder Joaquim Freitas, der früher katholisch war, veranschaulicht dies. Er besaß ein Geschäft, in dem viele Angestellte beschäftigt waren. Als er die Aufforderung erhielt, auf dem Präsidium der Sicherheitspolizei zu erscheinen, wußten die Beamten offensichtlich nicht, wie sie ihm den Grund dafür zu verstehen geben sollten. Doch hören wir am besten Bruder Freitas selbst:

„Sie waren äußerst höflich und sagten mir, es tue ihnen sehr leid, daß sie mich hätten rufen lassen müssen, weil meine Zeit sehr bemessen sei. Da sie allem Anschein nach vor Verlegenheit nicht wußten, wie sie mir beibringen sollten, warum sie mich sprechen wollten, sagte ich: ,Ja, meine Zeit ist knapp, und auch Sie haben wenig Zeit. Meine Herren, Sie möchten bestimmt etwas von mir wissen. Vielleicht möchten Sie wissen, ob ich ein Zeuge Jehovas bin. Ja, das bin ich. Möchten Sie sonst noch etwas wissen?‘

Diese direkten Worte brachen sozusagen das Eis. Sie sagten mir, wie schlecht die Organisation der Zeugen Jehovas sei und warum ich sie verlassen und wieder ein guter Katholik werden solle. Dann erlaubte man mir zu sprechen. Ich sagte: ,Ich bin katholisch erzogen worden und hatte sogar einen Geistlichen zum Freund. Diesen habe ich schon betrunken gesehen. Wie so viele andere habe auch ich einen unmoralischen Lebenswandel geführt, doch als ich dann mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren begann, habe ich diese unreine Gewohnheit abgelegt und benehme mich nun so, wie es sich für einen christlichen Ehemann gehört. Ich habe jetzt nur eine Frau. Deshalb, meine Herren, möchte ich Ihnen eine Frage stellen: Soll ich wieder katholisch werden, oder soll ich ein Zeuge Jehovas bleiben?‘ “ Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, daß man ihn daraufhin schnell gehen ließ.

FORTSCHRITT AUF DEN KAPVERDISCHEN INSELN

Seit der Ausweisung der Missionare im Jahre 1963 ist das Werk auf den Kapverdischen Inseln nur langsam vorangegangen. Doch 1966 kam ganz besonderer Besuch: Ein Bruder, der in den USA lebte, kehrte auf seine Heimatinsel zurück. Er verbreitete viel Literatur und predigte die gute Botschaft vom Königreich auf den Inseln São Vicente und Santo Antão.

Auf São Tiago stand der zuvor erwähnte Interessierte, der, was die Wahrheit betraf, völlig auf sich gestellt war, immer noch im Briefwechsel mit dem Zweigbüro in Lissabon. Wie schon berichtet, hatte er 1958 die Wahrheit ganz allein kennengelernt, indem er das Buch „Gott bleibt wahrhaftig“ durchgelesen hatte, das er in der Wohnung eines Freundes, der Fotograf war, gefunden hatte. Im Jahre 1965 folgten schon acht Personen seiner Einladung, das Gedächtnismahl zu feiern. Er war darüber sehr glücklich und schrieb:

„Es tut mir leid, Euch mitteilen zu müssen, daß nur sechs von den acht Anwesenden die Symbole nahmen. Doch sicher sind die anderen zwei noch unreif.“ Offensichtlich benötigte diese Gruppe Hilfe. Sie waren überglücklich, als sie 1968 das erste Mal von einem reisenden Aufseher besucht wurden. Zur Zeit des Gedächtnismahls berichteten drei Verkündiger, und 31 Personen versammelten sich bei diesem Anlaß. Diesmal nahm niemand von den Symbolen.

KNAPPES ENTRINNEN

Im Sommer 1968 sollte ein Bezirkskongreß in Frankreich stattfinden. Dazu waren mehrere Monate Vorbereitung erforderlich, denn das gesamte Programm einschließlich der Dramen mußte übersetzt, geprobt und auf Tonband aufgenommen werden. Familie Ruas hatte darin Erfahrung. Celeste erzählt, was geschah:

„Endlich waren wir mit den Bandaufnahmen für das Drama über Jephthas Tochter fertig. Das Tonband blieb für die nächste Probe bei uns. Am folgenden Morgen um 7 Uhr klingelte es. Wir fragten: ,Wer ist da?‘ Die Antwort lautete ,Die Geheimpolizei.‘ ,Einen Moment bitte! Ich muß mir etwas überziehen‘, sagte ich. Da die Polizei schon mehrere Male zu uns gekommen war, hatten wir nur wenig Literatur im Haus; mir fiel aber sogleich das Tonband ein. Ich brachte es schnell in die Küche, hob den Gasherddeckel hoch steckte das Tonband darunter und ließ ihn wieder herab.

Die Polizisten traten ein und durchsuchten das Haus von oben bis unten. Schließlich kamen sie in die Küche. Gerade waren sie mit der Durchsuchung fertig, als meine Tochter Dina hereinkam und sagte: ,Mutter, ich koche Kaffee.‘ Sie ging an den Herd und wollte das Gas anzünden. Was sollte ich tun? Würde ich etwas sagen, so würde das Tonband entdeckt und beschlagnahmt werden. Im Geiste sah ich, wie wir Stunde um Stunde daran gearbeitet hatten. Das alles sollte nun in Rauch aufgehen? Aber glücklicherweise zündete meine Tochter den Gasbrenner auf der gegenüberliegenden Seite an. Der Kaffee wurde gekocht, und die Beamten bekamen das Tonband niemals zu Gesicht.“

Einige Tage später hätten Beamte der PIDE beinahe die Reisepapiere von 100 Kongreßdelegierten beschlagnahmt. Bruder Diamantino Fernandes erzählt:

„Meine Frau, der Bezirksaufseher und ich wollten alle notwendigen Papiere und das Fahrgeld für zwei gecharterte Busse zu Bruder Almeida bringen. Wir hatten gerade das Gebäude betreten, in dem er als Hausmeister arbeitete, und die Umschläge auf die Ablage an der Eingangstür gelegt, als drei Beamte der Geheimpolizei plötzlich erschienen und die Wohnung Bruder Almeidas durchsuchen wollten. Zwei Beamte gingen mit ihm die Treppe hinunter, während der dritte die Umschläge auf der Ablage zu untersuchen begann. Wir hielten den Atem an und beteten zu Jehova, er möge doch den Beamten mit Blindheit schlagen. Ohne ein Wort legte er die Umschläge auf die Ablage zurück und ging wie die anderen die Treppe hinunter. Sobald er außer Sicht war, nahmen wir die wertvollen Papiere an uns und machten uns aus dem Staube. Wiederum konnten wir den Schutz Jehovas verspüren.“

Die Anweisung Jesu an seine Jünger „Hütet euch vor den Menschen; denn sie werden euch ... ausliefern“, erwies sich als ein guter Rat (Mat. 10:17). Die folgende Erfahrung veranschaulicht dies:

„Für den Muttertag planten wir für die Versammlung ein ,Picknick‘. An diesem Feiertag konnte man solch ein Zusammenkommen im Wald Monsanto gut rechtfertigen. Wir stellten an strategisch wichtigen Punkten Wachen auf, und die Brüder brachten Essen und Wein mit sowie einen Fußball und einen Plattenspieler. Es nahte die Mittagszeit heran. Der öffentliche Vortrag war vorüber, und wir studierten gerade die letzten Abschnitte des Wachtturms, als unsere Wachen das Alarmzeichen gaben. Plötzlich wurde alles lebendig, und in Null Komma nichts waren Picknickkörbe geöffnet, wurde Wein serviert, lief der Plattenspieler und spielten die Jungen Fußball. Dann erschien ein Polizist. Als er versucht hatte, die Situation einzuschätzen, fragte er: ,Was ist hier los? Ist das irgendeine religiöse Zusammenkunft?‘ Der Bruder, der bei diesen Gelegenheiten beauftragt war, der Sprecher zu sein, antwortete: ,Sie können ja selbst sehen, was hier los ist. Wir haben ein Picknick.‘ Ohne ein Wort ging der Polizist.

Als Vorsichtsmaßnahme wurde angesagt, daß die ganze biblische Literatur und alle Bibeln in eines der Autos gebracht werden sollten, die weit hinten auf der Straße stünden. Kaum war das getan, als auch schon der Polizeibeamte mit 15 Soldaten der republikanischen Nationalwache, die Gewehre in den Händen hielten, zurückkam. Sie durchsuchten sorgfältig die Picknickkörbe, konnten aber kein einziges Buch und keine Bibel finden. Bevor sie unverrichteter Dinge abzogen, sagte der Wachtmeister mit einem süß-sauren Lächeln: ,Gut, diesmal haben Sie uns an der Nase herumgeführt. Wir wissen aber trotzdem, was Sie hier getan haben.

DIE ZEITEN ÄNDERN SICH

Anfang September 1968 erlitt der Premierminister Salazar einen Schlaganfall. Man bildete eine neue Regierung, und Professor Marcello Caetano wurde als Präsident des Ministerrats eingesetzt. Salazar bemerkte bis zu seinem Tod im Jahre 1970 nichts von dieser Änderung. Der Machtwechsel ging friedlicher vonstatten als erwartet.

Anfang 1969 ließen die Polizeieinsätze merklich nach. Wenn Polizeibeamte die Brüder festnahmen, behandelten sie diese viel höflicher als früher. Ein Beamter der PIDE machte einen Bruder darauf aufmerksam und sagte: „Ist Ihnen nicht aufgefallen, wie freundlich Sie jetzt behandelt werden? Werden Sie auf irgendeine Weise mißhandelt? Sitzen Sie nicht auf einem bequemen Stuhl?“ Es war in der Tat ermunternd, festzustellen, daß die Brüder jetzt menschlicher behandelt wurden. Aus Berichten ging hervor, daß die Polizei die Brüder jetzt eher beschützte als mißhandelte.

Ein Bericht handelte davon, was in einer Zusammenkunft in Lissabon geschah, als zwei Polizisten gegen 22 Uhr klingelten. Als die Schwester die Tür öffnete, wiesen sie sich aus und sagten, sie seien gekommen, weil man sich beschwert habe, daß hier eine Zusammenkunft abgehalten werde. Die Schwester gab eine wohlüberlegte Antwort: „Ich verstehe natürlich, daß Sie Ihrer Pflicht nachkommen, doch mein Mann hat mir ausdrücklich verboten, fremde Männer ins Haus zu lassen, wenn er nicht zu Hause ist. Sie sehen also, in was für einer Lage ich mich befinde. Wenn Sie möchten, kann ich morgen früh, ehe ich irgend etwas anderes tue, zur Polizei kommen und Ihnen irgendwelche Fragen beantworten.“ Die Beamten waren damit einverstanden. Am nächsten Morgen wurde sie von den Polizisten freundlich begrüßt:

„Guten Morgen! Wie war gestern abend Ihre Zusammenkunft?“

„Danke, sehr gut“, antwortete die Schwester.

„Wie viele waren anwesend?“

„Oh, ich weiß nicht genau, vielleicht 25.“

Nein, es waren mehr, genau 32. Wir haben sie gezählt, als sie das Gebäude verließen“, sagte der Beamte. Er fügte hinzu: „Wissen Sie, Sie haben in diesem Haus ziemlich böse Nachbarn. Sie bereiten ständig Schwierigkeiten und müssen sich immer über irgend etwas beschweren. Unser Besuch gestern abend war nur eine Routinesache, denn es ging eine Beschwerde ein. Aber wir wissen schon seit einiger Zeit, daß dort Zusammenkünfte stattfinden. Wir raten Ihnen Ihren Leuten zu sagen, das Gebäude so leise wie möglich zu betreten, damit niemand Grund hat, sich zu beschweren. Vielleicht wäre es auch gut, ab und zu die Zusammenkünfte in anderen Wohnungen abzuhalten.“

Eine weitere unerwartete Wendung trat in Vila Nova de Gaia ein, das von Porto aus auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses liegt. Zwei Schwestern machten gerade ihren letzten Besuch vor der Mittagspause. Die Frau, bei der sie vorsprachen, nahm das Wahrheits-Buch entgegen. Sie sagte zu den Schwestern, sie mögen doch einen Moment warten, denn sie müsse das Geld holen. Statt dessen telefonierte sie aber schnell mit der Polizei. Als diese eintraf war die Wohnungsinhaberin überrascht zu hören, daß sie selbst ebenfalls zur Polizei mitkommen müsse. Obwohl sie Einspruch erhob, weil sie gerade dabei war, für ihren Mann der bald nach Hause kommen würde, das Essen zu kochen, bestanden die Polizisten darauf.

Auf der Polizeiwache wurde der Fall aufgenommen, und die Wohnungsinhaberin wurde immer aufgeregter. Die Beamten sagten ihr, daß dies erst der Anfang sei. Wenn die ganze Sache vor Gericht gebracht werde, müsse sie damit rechnen, noch viel mehr Zeit zu verlieren. Die Frau antwortete bestürzt: „Du liebe Güte! Ich habe doch nur die Polizei angerufen, weil unser Geistlicher gesagt hat, man werde am besten mit Jehovas Zeugen fertig, wenn man die Polizei anrufe. Hätte ich gewußt, was dadurch auf mich zukommt, hätte ich niemals angerufen!“ Auf Anraten der Polizeibeamten nahm sie die Anklage gern zurück.

DER KONGRESS DES JAHRES 1969 IN PARIS

Das größte Ereignis des Jahres 1969 war der internationale Kongreß „Friede auf Erden“, der vom 5. bis 10. August in Paris im Colombes-Stadion stattfand. Alle waren begeistert, daß man dort, wo das Programm in Portugiesisch dargeboten wurde, 2 731 Zuhörer zählte. Das waren mehr als dreimal so viele wie im Jahr zuvor in Toulouse. Wir freuten uns besonders darüber, daß Delegierte von Madeira, den Azoren, den Kapverdischen Inseln und aus dem entfernten Angola anwesend waren. Für viele war es der erste Kongreß.

Der Zweigaufseher machte während dieses Kongresses eine interessante Erfahrung. Aus Sicherheitsgründen versammelten sich die portugiesischen Brüder in einem abgegrenzten Teil des Stadions. Dort konnte man nur mit einem besonderen Ausweis eintreten. Als der Zweigaufseher mit Bruder Knorr, der einen Vortrag halten sollte, dort ankam, wollte der Bruder, der am Eingang Wache hielt, sie nicht hineinlassen. Ja, für Sicherheit wurde gesorgt!

DIE KIRCHE MISCHT SICH IN POLITIK EIN

Offensichtlich waren einige Gruppen innerhalb der katholischen Kirche unzufrieden. Am 27. September 1970 erteilte Premierminister Marcello Caetano über Rundfunk und Fernsehen Geistlichen, die Unruhe stifteten, einen öffentlichen Verweis. Laut einem Bericht in der Lissabonner Zeitung O Século vom 28. September 1970 sagte er:

„Gewisse Gruppen in der katholischen Kirche offenbaren Tendenzen, die die staatliche Behörde beunruhigen müssen. ... Die Regierung kann der Tatsache nicht gleichgültig gegenüberstehen, daß gewisse Geistliche ihr Priesteramt ausnutzen sowie die Achtung, die ihnen aufgrund der Tradition entgegengebracht wird, und die Freiheit der Anbetung und Lehre, die sie genießen, um politisch auf eine Weise tätig zu sein, die antisozial und antipatriotisch ist.“

ENTWURF EINES GESETZES ÜBER RELIGIONSFREIHEIT

Für Jehovas Zeugen war besonders von Interesse, daß die Regierung die Absicht hatte, am 6. Oktober 1970 der zuständigen Behörde ein Gesetz über Religionsfreiheit vorzulegen. Das Gesetz sollte größere Religionsfreiheit gewähren. Wie war die Reaktion auf die Gesetzesvorlage? Die katholische Kirche machte ihre kritische Haltung deutlich. Sie war natürlich besorgt, ihre begünstigte Stellung zu verlieren, und deshalb sprachen sich katholische Bischöfe gegen das neue Gesetz aus.

Für die katholische Kirche war besonders Artikel IV beunruhigend, der besagte: „1. Der Staat gehört keiner bestimmten Religion an, und seine Beziehungen zu den verschiedenen Religionsorganisationen beruhen auf dem Grundsatz der Trennung zwischen Kirche und Staat. 2. Religionsgemeinschaften haben das Recht, gleich behandelt zu werden.“

TOTALITÄRE METHODEN SIND NICHT LEICHT ZU ÄNDERN

Doch in Wirklichkeit wurden weiterhin Methoden eines Polizeistaats angewandt. Das ist aus der folgenden als „geheim“ gekennzeichneten Mitteilung, die Jehovas Zeugen betraf, ersichtlich, die vom Innenminister unterzeichnet wurde:

„1. Im Rundschreiben Nr. S.I.—981/70, Prec. 21088 der 1. Sektion/2. Abteilung des Kommandos G. vom 21. Oktober 1970 sind genügend Informationen über die Illegalität der betreffenden Sekte enthalten, besonders aber über die Illegalität ihrer Propaganda.

2. In der Presse wurde kürzlich der Wortlaut des Gesetzentwurfs über Religionsfreiheit veröffentlicht, eines Gesetzes, das in dieser Form im Widerspruch zu seinem Zweck ausgelegt werden könnte, und zwar besonders von einigen jungen Männern, die vom Militärdienst freigestellt werden wollen.

3. In Anbetracht dessen, was in Absatz 2 gesagt wird, wurden diese Tatsachen Seiner Exzellenz, dem Innenminister, vorgelegt, der es für gut befand, die folgende Mitteilung zu machen:

,Das Gesetz über die Religionsfreiheit, das zur Abstimmung vorgelegt wurde, ändert in keiner Weise die Bestimmungen, die im Interesse der Nation in bezug auf Jehovas Zeugen erlassen wurden, und man sollte diese Sekte weiterhin an ihren Aktivitäten hindern.‘ “

DIE VERFOLGUNG DAUERT IN ANGOLA AN

In der Zwischenzeit gab es in Angola eine Welle der Verfolgung. Am 16. März 1970 wurden in Nova Lisboa sieben Interessierte festgenommen, weil sie die Bibel in Verbindung mit Publikationen der Gesellschaft studiert hatten. Alle sieben erhielten Strafen, die zwischen zwei und fünf Jahren lagen. Aus einem Brief, den einer von ihnen schrieb, geht hervor, wie sie behandelt wurden: „Am 10. Juni wurden wir in das Gebiet von Huíla (Sá da Bandeira) gebracht. Hier blieben wir vier Tage. Man sperrte uns in dunkle Zellen ein, und wir mußten ohne Decken auf Brettern schlafen. Alles, was man uns zu essen gab, war um 16 Uhr eine Kelle Suppe.“

Es bestand Grund zu der Annahme, daß die Kolonialbehörde von Angola der Meinung war, es sei an der Zeit, dem Werk der Zeugen Jehovas „Einhalt zu gebieten und es zu vernichten“. Bruder João Mancoca wurde im August 1970 nach neun Jahren Arbeitslager schließlich freigelassen; doch im April 1971 befand er sich schon wieder im Gefängnis und mit ihm 30 weitere treue Zeugen Jehovas.

VERFOLGUNG BEWIRKT FORTSCHRITT

Trotz des erneuten Angriffs auf Jehovas Zeugen in Angola berührte die Botschaft von Gottes Königreich weiterhin die Herzen derer, die gern ewiges Leben erlangen wollten. Unter den mehr als 5 Millionen Einwohnern dieses riesigen Landes, das größer ist als Frankreich, Deutschland und Italien zusammen, befanden sich Hunderte, die die Wahrheit kennenlernen wollten. Im Jahre 1971 wurde eine Höchstzahl von 487 Verkündigern erreicht — eine 88prozentige Zunahme gegenüber dem Vorjahr —, und 1 311 Personen besuchten das Gedächtnismahl.

Als 1961 die Schwierigkeiten begannen, gab es in Portugal rund 1 000 Verkündiger; zehn Jahre später waren es 9 086. Bei der Feier des Gedächtnismahls desselben Jahres wurde eine Rekordzahl von 20 824 Besuchern erreicht

ÄNDERUNGEN SIND SCHON ABZUSEHEN

Am 15. Juni 1971 tagte die aus 120 Abgeordneten bestehende Nationalversammlung, um die Gesetzesvorlage über die Religionsfreiheit zu besprechen. Zeitungen und Magazine veröffentlichten Berichte, wovon viele niemals geglaubt hätten, daß die Zensur sie zulassen würde. Man konnte zum Beispiel in dem führenden wöchentlichen Nachrichtenmagazin Vida Mundial vom 26. März 1971 unter der Überschrift „Katholizismus und Nationalität“ lesen:

„Kürzlich wurden mehrere Ansprüche geltend gemacht mit der geheimen Absicht, [für die katholische Kirche] gewisse Sonderrechte zu erlangen, die, was den religiösen Teil des Lebens betrifft, in keiner Weise mit der wirklichen Situation der portugiesischen Nation in Einklang zu bringen sind. Wir sind keine katholische Nation. Wir sind eine Nation, von der die Mehrheit sagt, sie sei katholisch; aber in erster Linie setzen wir uns aus Angehörigen vieler Rassen und vieler Religionen zusammen. Das kann nicht geleugnet werden. ... So verlockend es für die staatliche Behörde auch sein mag, so ist es doch nicht richtig, daß eine bestimmte Religionsorganisation vorgezogen wird ... Wenn eine Religion gesetzlich anerkannt wird, dann sollte, gestützt auf die gültigen Grundsätze der Freiheit, allen Religionen die gesetzliche Anerkennung gewährt werden.“

ABGEORDNETE BEKOMMEN EIN ZEUGNIS

Es war nun an der Zeit, die Gesetzgeber Portugals über Jehovas Zeugen zu informieren. Deshalb wurden Vorkehrungen getroffen, mit 14 Mitgliedern der Nationalversammlung, von denen man wußte, daß sie für die Religionsfreiheit eintraten, ein Interview abzuhalten. Zum ersten Mal gelang es Jehovas Zeugen, mit Gliedern der höchsten gesetzgebenden Körperschaft des Landes zu sprechen. Von einigen Abgeordneten wurden sie in ihre Wohnung eingeladen, und sie konnten sich mit ihnen viele Stunden gut unterhalten. Jeder Abgeordnete erhielt eine 12seitige Erklärung über unsere Glaubenssätze und einige Publikationen der Gesellschaft.

In Porto hatte Bruder Armando Monteiro die Gelegenheit, mit Dr. Sá Carneiro zu sprechen, einem Abgeordneten, mit dem er zusammen zur Oberschule gegangen war. Es war von ihm bekannt, daß er für die Bürgerrechte des Landes eintrat. Er sagte zu Bruder Monteiro: „Sie werden für die Erlangung der gesetzlichen Anerkennung einen harten Kampf ausfechten müssen, besonders wegen des Angolakrieges und Ihrer neutralen Haltung in solchen Auseinandersetzungen. Ich bin aber dafür, daß jedem Bürger Religionsfreiheit gewährt werden sollte, und werde alles, was in meiner Macht steht, tun, damit ein Gesetz erlassen wird, das die Religionsfreiheit garantiert.“ Interessanterweise wurde dieser Mann später Premierminister, und er blieb bis zu seinem Tod im Jahre 1980 im Amt.

DAS GESETZ ÜBER DIE RELIGIONSFREIHEIT

Ein Markstein in der Geschichte Portugals hinsichtlich der Bürgerrechte war die Annahme des Gesetzes 4/71, das die Religionsfreiheit garantiert. Sie erfolgte am 21. August 1971. Das Gesetz besagte, daß eine Religionsgemeinschaft, die die gesetzliche Anerkennung erlangen möchte, einen von 500 Mitgliedern unterzeichneten formellen Antrag ausfüllen und ihn zusammen mit genauen Angaben über Glaubenssätze, Zusammenkünfte, Publikationen usw. einreichen müsse.

Im darauffolgenden Jahr wurde zur allgemeinen Überraschung ein weiteres Gesetz erlassen, das verlangte, daß jede Unterschrift im Antrag notariell beglaubigt werden müsse. Im November 1972 wurde dem Justizminister eine etwa 5 cm dicke Akte vorgelegt. Jehovas Zeugen waren also die erste religiöse Gruppe, die unter dem neuen Gesetz die gesetzliche Anerkennung zu erlangen suchte. Bemerkungen einiger Beamter deuteten an, daß man wohl lange auf eine Antwort warten müsse.

DER BEZIRKSKONGRESS DES JAHRES 1971 ABGESAGT

Da Kongresse in Portugal noch immer verboten waren, blieb die Reise nach Frankreich das Ereignis des Jahres. Dreitausendfünfhundert Brüder sahen mit Freude dem Bezirkskongreß „Göttlicher Name“ entgegen, der in Toulouse stattfinden sollte. Nur eine Woche vor dem Abfahrtstermin hörten sie mit Entsetzen, daß der Kongreß wegen der Gefahr einer Choleraepidemie abgesagt werden mußte. Was konnte getan werden? Die Brüder aus Lissabon fanden heraus, daß in London (England) zur gleichen Zeit ein Kongreß abgehalten werden sollte. In Windeseile wurden mit Busgesellschaften neue Verträge abgeschlossen. Als die Behörden in Rekordzeit für zehn gecharterte Busse eine Reiseerlaubnis erteilten, war auch die letzte Hürde genommen.

Nach einer langen Reise kamen die Brüder schließlich in London an. Was für eine riesige Stadt! Es war für sie schwer, sich dort zurechtzufinden, und es schien endlos lange zu dauern, bis sie das Kongreßgelände in Twickenham fanden. Einige, die sich verlaufen hatten, konnten in gebrochenem Englisch nur sagen: „Ich Zeuge Jehovas. Wo Twickenham?“ Die britische Polizei war sehr hilfsbereit. Sie begleitete einige unserer Brüder bis zum Kongreßgelände. Einige Busse trafen schließlich frühmorgens am Bethel in Mill Hill ein. Die Brüder werden nie vergessen, wie herzlich sie im Londoner Bethel willkommen geheißen wurden. Der Königreichssaal des Bethels wurde schnell in einen Schlafsaal umgewandelt.

TAUBSTUMME BRÜDER FESTGENOMMEN

Im Oktober 1971 führte eine Gruppe eifriger taubstummer Brüder in Lissabon regelmäßig Zusammenkünfte durch. Als sie zum Versammlungsbuchstudium versammelt waren, kam plötzlich die Polizei. Da die Brüder das Klopfen nicht hören konnten, öffnete niemand die Tür. Verblüfft warteten die Polizisten, bis die Zusammenkunft zu Ende war, und als die Brüder nach Hause gehen wollten, wurden sie verhaftet. Den Beamten kam es seltsam vor, daß niemand ihre Fragen beantwortete oder auch nur ein Wort sagte.

Die stummen Gesten der Brüder, die anzeigen sollten, daß sie weder sprechen noch hören konnten, erregten bei der Polizei immer mehr Argwohn. Die Situation war recht komisch, denn die Beamten gerieten in Verwirrung, da einige dachten, es sei ein Trick. Der Wohnungsinhaber, der in der Nähe gefunden wurde, wurde zusammen mit den 17 taubstummen Brüdern zum Polizeipräsidium gebracht. Die Polizisten führten einen Test durch, um zu sehen, ob die Festgenommenen tatsächlich taubstumm seien. Als der Beweis dafür erbracht war, wurde die Anklage fallengelassen.

UNTERGRUNDBEWEGUNGEN

In Anbetracht der Tendenz, die Religionsfreiheit zu fördern, mochte das im Frühjahr 1972 aufgekommene Gerücht, daß wiederum unterdrückende Maßnahmen ergriffen werden sollten, seltsam erschienen sein. Die Brüder erhielten durch einen Polizisten, der für die Wahrheit Interesse gezeigt hatte, ein Mitteilungsblatt der Republikanischen Nationalwache (GNR). Es war das „Bulletin Nr. 1441/3a. Großes Präsidium der Nationalwache“, datiert vom 9. März 1972 und betitelt „AKTIVITÄTEN DER SEKTE DER ZEUGEN JEHOVAS“. Es hieß darin unter anderem:

„Der kommandierende General hat mich beauftragt, die Mitteilung zu machen, daß man sich noch mehr anstrengen solle, die Aktivitäten der oben erwähnten Sekte aufzudecken, und dann entsprechend handeln solle. Es besteht kein Zweifel, daß diese Sekte.umstürzlerisch tätig ist, und daher erlauben die gegenwärtigen Gesetze die Einschränkung ihrer Tätigkeit.“

Es kam also nicht völlig überraschend, als am Abend des Gedächtnismahls, am 29. März 1972, in drei Zusammenkunftsstätten in Lissabon Polizisten eindrangen und alle Anwesenden auf die Polizeiwache brachten. Man verlangte jedoch von den Brüdern keine Kaution, und bald wurden alle freigelassen. Das war aber der einzige Fall dieser Art, der berichtet wurde, was erkennen ließ, daß die Beamten dieser besonderen Polizeiabteilung nicht die geringste Lust verspürten, auf nationaler Ebene gegen Jehovas Zeugen vorzugehen.

HILFREICHE POLIZEICHEFS

Tatsächlich nahmen viele Polizisten gegenüber Jehovas Zeugen eine tolerante Haltung ein. Zwei Schwestern erzählen folgende Erfahrung: „Im Haus-zu-Haus-Dienst kam ein Mann im Schlafanzug an die Tür und war sehr ärgerlich. Deshalb verabschiedeten wir uns höflich und fuhren mit dem Predigtdienst fort. Als wir das Gebäude verlassen wollten, wartete schon der Mann im Schlafanzug auf uns. Er war Polizist und bestand darauf, daß wir mitkamen. Wir machten ihm den Vorschlag, doch zuerst einen Mantel überzuziehen, und versprachen, nicht fortzulaufen. In den wenigen Minuten, in denen er seinen Mantel holte, versteckten wir unsere Literatur in der Nähe in einem Mülleimer.

Als wir zur Polizei kamen, sagte der erwähnte Polizist prahlend: ,Hier sind zwei Zeugen Jehovas, die ich beim Predigen ertappt habe. Verhaftet sie!‘ Er war ziemlich schockiert, als ihn der Polizeichef zurechtwies und sagte: ,Sie sollten sich schämen! Ein Polizist, der im Schlafanzug auf der Straße herumläuft! Gehen Sie nach Hause, und ziehen Sie sich erst einmal richtig an!‘ Wir wurden auf freien Fuß gesetzt und konnten nun unsere Literatur wiederholen.“

Als bei einer anderen Gelegenheit zwei Brüder im Predigtdienst festgenommen und auf die Wache gebracht wurden, sagte der Beamte stolz: „Hier sind wieder zwei Zeugen Jehovas. Werft sie ins Gefängnis!“ Der Polizeichef antwortete: „Was ist denn mit Ihnen los? Ich möchte hier keine Zeugen Jehovas mehr sehen. Ich kann mir gut vorstellen, daß Sie demnächst meine Mutter hier anschleppen.“ Der Polizeichef ließ die Brüder, ohne ihnen weitere Umstände zu bereiten, gehen.

ERNEUTE PROZESSE

Da man durch das Nachrichtenblatt, das im März 1972 von der Republikanischen Nationalwache (GNR) herausgegeben worden war, die Aktivitäten der Zeugen Jehovas nicht einzuschränken vermochte, wurde im November 1972 ein Gesetz erlassen, wodurch die Sicherheitspolizei (PSP) die Erlaubnis erhielt, die Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas zu unterbinden. Deshalb wurden an Orten wie Gondomar, Torres Vedras, Parede, Lissabon und dem auf der Insel Madeira gelegenen Funchal viele Brüder verhaftet. Das Ergebnis davon waren eine ganze Reihe von Prozessen, in deren Verlauf mutige Richter Jehovas Zeugen freisprachen und sich für die Religionsfreiheit einsetzten.

Der Gerichtsverhandlung in Peso da Régua, einer nördlich gelegenen Provinz, die eine Hochburg des traditionellen Katholizismus ist, sah man mit Spannung entgegen. Dieses entfernte Gebiet wurde erst vor kurzem mit der guten Botschaft erreicht, und dort standen 19 Neuinteressierte unter Anklage, weil sie in einer Privatwohnung die Bibel studiert hatten. Bruder Agostinho Valente, ein Sonderpionier, der sich um diese Gruppe kümmerte, erzählt, was geschah:

„Wie es sich herausstellte, gaben zwei Interessierte von sehr einfacher Herkunft das beste Zeugnis. Sie ließen sich durch die furchteinflößende und kalte Atmosphäre, die gewöhnlich in Gerichtssälen herrscht, nicht einschüchtern, sondern erzählten auf eine solch natürliche, deutliche und mutige Art und Weise, wie glücklich sie seien, so viele wunderbare Wahrheiten aus der Bibel kennengelernt zu haben, daß sogar der Richter merklich davon beeindruckt war.“ Das Urteil lautete auf Freispruch.

DER GLAUBE HINSICHTLICH CHRISTLICHER NEUTRALITÄT GEPRÜFT

Bruder Fernando Silva aus Porto erinnert sich noch lebhaft an die Qualen, die er erduldete, weil er seine Lauterkeit bewahren wollte. Aufgrund seines christlichen Gewissens verweigerte er den Militärdienst. Er erzählt: „Im Dezember 1972 wurde ich verhaftet, und ich mußte für 15 Monate ins Gefängnis. Man versuchte wiederholt, mich auch durch physische ,Überredungsmittel‘ zu Kompromissen zu bewegen, jedoch ohne Erfolg. Danach wurde ich in das Gefängnis Trafaria gebracht, das in der Nähe von Lissabon liegt, wo man mich u. a. mit Schlägen ,behandelte‘. Ich wurde schließlich in ein Flugzeug gesetzt und nach Angola gebracht.

Mir war sehr bald bewußt, was für eine unheilvolle Zukunft vor mir lag. Schließlich wurde ich in Nova Lisboa der Aufsicht eines Kommandanten unterstellt, der für seine Grausamkeit bekannt war. Schläge waren nun etwas ganz Alltägliches. Ich bekam immer mehr Schläge, und sie wurden immer stärker. Mit jedem Tag wurde ich schwächer, denn oft erhielt ich nichts zu essen. Ich betete ständig zu Jehova, und ich kann sagen, daß er mich nicht verließ. Je mehr sie mich schlugen, desto weniger spürte ich es. Freundliche Soldaten brachten mir Brot und Obst.

Eines Abends kam der Kommandant mit einem Bogen Papier und einem Stift in der Hand in meine Zelle. Er sagte, ich solle meinen Eltern einen Abschiedsbrief schreiben, weil ich erschossen würde. Ich betete inständig zu Jehova um Hilfe, damit ich ausharren könne, und schrieb einen Brief in dem festen Glauben, daß ich sterben müsse. Dann fand ich heraus, daß es nur ein Trick war. Schließlich brachte man mich vor Gericht und verurteilte mich zu zwei Jahren und vier Monaten Gefängnis.“

Jóse Manuel Paiva, ein Arzt aus einer prominenten Familie, entschloß sich schon vor der Taufe, seine Neutralität zu bewahren. Sein Bruder hatte wegen seines Mutes im Kolonialkrieg eine Auszeichnung erhalten, und deshalb erwartete man von ihm denselben patriotischen Geist. Da er sich aber entschieden hatte, an dem Kolonialkonflikt in Afrika nicht teilzunehmen, wählte er sich einen geeigneten Augenblick aus — bei einem Familientreffen —, um seinen biblisch begründeten Standpunkt darzulegen. Da sich seine Mutter mit der Entscheidung ihres Sohnes nicht abfinden wollte, arrangierte sie ein Interview im militärischen Hauptquartier. Jóse Manuel Paiva erzählt uns am besten selbst, wie das Interview verlief:

„Von Anfang an war meiner Mutter die Bestürzung darüber, daß ich ,das schwarze Schaf der Familie war, anzumerken. Deshalb bat ich, den Grund für meine Entscheidung erklären zu dürfen. Während der Beamte aufmerksam zuhörte, unterbrach mich meine Mutter mit den Worten: ,Daran sind nur Jehovas Zeugen schuld. Sie haben meinen Sohn einer Gehirnwäsche unterzogen, diese Fanatiker!‘ Überraschenderweise antwortete der Beamte: ,Ich glaube nicht, daß sie fanatisch sind. Ihr Sohn hat erklärt, was er glaubt. Er weiß sehr wohl, was er tut und warum er es tut. Natürlich stimme ich nicht mit ihm überein, denn ich bin Berufssoldat. Aber ich habe Achtung vor diesen Leuten. Andere Zeugen Jehovas haben mir ebenfalls ihre Gründe dargelegt, warum sie sich nicht am Krieg beteiligen, und ich mußte feststellen, daß sie das, was sie glauben, gut erklären können. Diejenigen, die nach Fátima [einem katholischen Wallfahrtsort in Portugal] gehen, sind fanatisch, denn sie wissen nicht, was sie glauben und warum sie es glauben.‘

Dann wandte er sich an mich: ,Sie sind doch Arzt. Warum besorgen Sie sich nicht eine beeidigte Erklärung, die von zweien Ihrer Kollegen unterzeichnet ist und die besagt, daß Sie irgendeine Krankheit hätten. Wir legen das Schriftstück dann zu Ihren Papieren, und Sie sind vom Militärdienst befreit.‘ Ich dankte ihm für seine Freundlichkeit, doch erklärte ich, daß ich so etwas nicht tun könne, da es nicht der Wahrheit entspreche. Zu meiner Überraschung wandte er sich meiner Mutter zu und sagte: ,Haben Sie das gehört? Ich habe das mit Absicht getan, denn ich weiß, daß Jehovas Zeugen nicht einmal lügen. Sehen Sie, was für ein wertvoller Mensch Ihr Sohn ist? Sie sollten stolz auf ihn sein!‘ “ Der Arzt dient heute in einer Versammlung als Ältester.

SCHNELLES WACHSTUM

Ende 1972 konnte man den Fortschritt sehen, den die theokratische Organisation gemacht hatte. Sechsmal nacheinander war eine Verkündigerhöchstzahl zu verzeichnen, und schon drei Jahre hintereinander ließen sich jedes Jahr 1 000 Personen taufen. Es wurden mehr als 10 000 Bibelstudien durchgeführt, und insgesamt 23 092 Personen besuchten das Gedächtnismahl. Da in Lissabon ein Verkündiger auf 226 Einwohner kam, ermunterten die Brüder im Zweigbüro die Verkündiger, fortzuziehen und dort zu dienen, wo mehr Hilfe benötigt wurde.

Sogar große Städte waren auf Hilfe angewiesen, zum Beispiel Setúbal mit 60 000 Einwohnern, das nur 40 km südlich von Lissabon lag. Im Jahre 1968 hatte die Versammlung dort nur 27 Verkündiger. Das Zweigbüro schickte fünf Sonderpioniere nach Setúbal, und 1972 erreichte die Versammlung eine Verkündigerhöchstzahl von 140, und 375 Personen besuchten das Gedächtnismahl. Heute gibt es dort drei Versammlungen.

DER INTERNATIONALE KONGRESS 1973

Das Wachstum dauerte an, und eine noch nie dagewesene Zahl von 8 150 Personen wohnte dem portugiesischen Programm des Kongresses „Göttlicher Sieg“ bei, der in Brüssel auf dem Messegelände abgehalten wurde. Außerdem besuchten ihn Tausende spanische und belgische Brüder, so daß eine Gesamtzahl von 50 000 Anwesenden erreicht wurde. Es ist erstaunlich, daß dort so viele portugiesische Delegierte anwesend waren, denn die meisten von ihnen besaßen keinen Paß. Die Behörden hatten keine ausgestellt. Man hatte Zeugen Jehovas, die gewährleisteten, daß sie mit einer Gruppe von 25 Reisenden nach Portugal zurückkehren würden, einen „Gemeinschaftspaß“ ausgestellt. Für die Reise wurden vier Sonderzüge eingesetzt, in denen je 1 000 Fahrgäste Platz hatten, sowie sechs gecharterte Flugzeuge und viele Busse. Es war für die portugiesischen Brüder sehr glaubensstärkend, Brüder aus fernen Gegenden wie Moçambique, Angola, den Kapverdischen Inseln, Madeira und den Azoren wiederzusehen.

Die Liebe spricht und versteht alle Sprachen. Das bestätigte sich, als für Delegierte des Kongresses in Brüssel Unterkünfte besorgt wurden. Man stelle sich vor, eine Versammlung in Brüssel mit 50 Verkündigern besorgte für 350 Brüder, die den Kongreß besuchen wollten, Unterkünfte! Viele Brüder stellten bereitwillig ihr eigenes Bett zur Verfügung. Einige beherbergten nicht weniger als 25 Personen in ihrer Wohnung. Ein Bruder, dem 15 Delegierte zugewiesen worden waren, die in seiner Wohnung übernachten sollten, wollte aber noch mehr tun. Er mietete für die ganze Kongreßzeit alle Zimmer eines kleinen Hotels, das sich in der Nähe des Kongreßgeländes befand, und sagte zu den Brüdern der Unterkunftsabteilung: „Ihr könnt diese Zimmer Bedürftigen geben.“

Beim Abschied am Bahnhof bot sich ein unvergeßlicher Anblick. Die Brüder umarmten und küßten sich und beschenkten sich mit Blumen und Andenken. Ein Polizist war von dieser gegenseitigen christlichen Liebe so sehr beeindruckt, daß auch er jemandem ein Geschenk gab.

Der Kongreß hatte bei den Brüdern einen tiefen Eindruck hinterlassen. Die Polizei geleitete eine Kolonne von Delegierten durch die Stadt. Das veranlaßte einen Bruder zu sagen: „Was für ein Unterschied! Hier fährt die Polizei vor uns her und gibt uns das Geleit. In Portugal ist sie ständig hinter uns her.“

Bruder Knorr sagte in seinen Schlußworten, die er an die portugiesischen Delegierten richtete: „Dient Jehova weiterhin in Treue. Man kann nie sicher sein, was er zuläßt. Wer weiß, ob ihr nicht den nächsten internationalen Kongreß in Portugal besuchen könnt!“

EIN STAATSSTREICH

Das Militär plante ganz überraschend eine Revolution und führte sie am 25. April 1974 herbei. Wegen des Kolonialkrieges in Afrika wurden viele immer unzufriedener. In Angola, Moçambique und Guinea-Bissau war noch kein militärischer Sieg abzusehen. In Anbetracht der unbeugsamen Haltung der Regierung gegenüber den Kolonien entschlossen sich die Soldaten, selbst den Krieg zu beenden.

Die Bevölkerung gab der fast unblutigen Revolution im allgemeinen ihre volle Unterstützung. Erstaunlicherweise sah man mächtige staatliche Einrichtungen, durch die das Land wie in einem Schraubstock gefangengehalten worden war, über Nacht zusammenbrechen. Hunderte von PIDE-Beamten wurden verhaftet. Es war eine Wende eingetreten, denn man konnte nun beobachten, wie Soldaten PIDE-Beamte mit vorgehaltenen Gewehren abführten.

ÜBERGANGSZEIT

Das neue Regime erklärte bald, daß nun Redefreiheit bestehe und stellte die Bürgerrechte wieder her. Kurz danach teilte der Justizminister dem Rechtsanwalt der Zeugen Jehovas mit, daß alle Prozesse gegen sie fallengelassen worden seien.

Wir erfuhren auch, daß die vorherige Regierung unseren Antrag auf gesetzliche Anerkennung zu den Akten gelegt hatte. Nun setzten wir uns jede Woche mit der Behörde in Verbindung, die ebenfalls dafür war, daß wir gesetzlich anerkannt wurden.

DER LETZTE KONGRESS IM AUSLAND

Im Sommer 1974 besuchten 12 102 Portugiesen den Bezirkskongreß „Göttlicher Vorsatz“ in Toulouse (Frankreich). Noch nie in der Geschichte Portugals hatte es in Verbindung mit einem ausländischen Kongreß solch einen Massentransport gegeben. Ein Eisenbahninspektor, der beobachtete, wie die Brüder einen Eisenbahnwagen putzten bemerkte: „In all den 25 Jahren, in denen ich bei der Eisenbahn arbeite, habe ich noch nie so etwas gesehen. Es ist einfach unglaublich! Ihr seid anders als die anderen Leute die mit dem Zug fahren.“

Der Kongreß in jenem Jahr war der Höhepunkt unserer jährlichen Reisen ins Ausland. Die Brüder brachten alle möglichen Opfer, nur um den Bezirkskongreß besuchen zu können, und sie hörten von Anfang bis Ende mit gespannter Aufmerksamkeit zu. Für die Bemühungen all derer, die während vieler Jahre unsere Gastgeber waren, werden wir stets tiefe Dankbarkeit und Wertschätzung empfinden.

EINE HISTORISCHE BEGEBENHEIT

Am 18. Dezember 1974 erlangten Jehovas Zeugen die gesetzliche Anerkennung. Nur drei Tage später wurden zwei unvergeßliche Zusammenkünfte abgehalten, bei denen Bruder N. H. Knorr und Bruder F. W. Franz zugegen waren. Die eine fand in Porto statt, und 7 586 Personen waren anwesend, und die andere wurde in Lissabon abgehalten, wo man eine Besucherzahl von 39 284 erreichte.

Die Bedeutung dieses Ereignisses wurde von der Lissabonner Zeitung Diário Popular vom 26. Dezember 1974 wie folgt zusammengefaßt: „Bis zum 25. April war es gefährlich, ja sogar umstürzlerisch, ein Zeuge Jehovas zu sein. Doch die Zeiten haben sich geändert. Jetzt ist es in Portugal nicht nur möglich, ein Zeuge Jehovas zu sein, sondern sie dürfen auch öffentlich zusammenkommen. Das geschah in Lissabon im Tapadinha-Stadion, wo sich Tausende frei versammelten. ... Das Motto — Frieden unter der einzigartigen ,Regierung Gottes‘ — schallte aus den Lautsprechern. Und all das spielte sich in einem Fußballstadion ab, wo schon weniger erbauliche Zusammenkünfte durchgeführt worden waren.“

GEISTIGE SPEISE DARGEREICHT

Während der Verbotsjahre hat uns Jehova durch seine Organisation ständig mit geistiger Speise versorgt. Viele Zweigbüros schickten uns durch die Post regelmäßig Päckchen mit Literatur, doch mit der Zeit wurden immer mehr beschlagnahmt. Brüder, die als Touristen nach Portugal kamen, brachten im Laufe der Jahre eine beträchtliche Anzahl Publikationen mit. Voller Wertschätzung zollen wir diesen mutigen Brüdern Anerkennung und danken einem jeden, der sich bereitwillig an dieser Tätigkeit beteiligte (2. Tim. 1:7).

LITERATURLAGER WÄHREND DER VERBOTSZEIT

Als die Organisation wuchs, benötigten wir Lokalitäten, von denen aus wir wirken konnten, und in verschiedenen Städten fanden wir passende Örtlichkeiten. Eine dieser Stätten nannten wir „das Loch“. Es war ein Raum, in den kein natürliches Licht dringen konnte. Damit frische Luft hineingelangte, mußten wir ein Loch in die Wand schlagen. Ein Bruder verrichtete dort acht Jahre lang treu seine Arbeit. Er berichtet: „Ratten und Moskitos waren für mich schon immer etwas Abscheuliches. Unglücklicherweise wimmelte es im ,Loch‘ nur so davon. Anfangs mußte ich über die Ratten springen, wenn ich das ,Loch‘ betreten wollte, und sie liefen dann fort und versteckten sich. Nach und nach gewöhnten sie sich an meine Anwesenheit, und während ich arbeitete, spazierten sie ganz gemütlich an mir vorüber. Es ist seltsam, aber unter diesen außergewöhnlichen Umständen machte es mir nicht so viel aus.“

Mit Hilfe von Brüdern, die in Firmen arbeiteten, war es uns möglich, eine Sonderausgabe des Wachtturms ins Land zu bringen. Die Zollbeamten waren offensichtlich „blind“ und sahen nicht, wofür sie da eigentlich die Einfuhrerlaubnis gaben. Auf diese Weise hatten wir mehrere Jahre Erfolg, bis wir mehr Literatur benötigten. Auch während der Papierkrise Anfang der 70er Jahre gelang es Jehovas Zeugen, unter der Leitung Gottes Tonnen von Zeitungspapier zu erhalten.

Im Laufe der Jahre arbeiteten eine beträchtliche Anzahl treuer Ältester hart und verwendeten viel Zeit darauf — obwohl sie den ganzen Tag einer weltlichen Arbeit nachgehen mußten —, damit die notwendigen Publikationen rechtzeitig zur Verfügung standen. Die Berichte lassen erkennen, daß außer Millionen von Broschüren, Zeitschriften und Traktaten mehr als 1 400 000 Bücher von weltlichen Druckereien hergestellt wurden. Wahrhaftig ein Beweis des Schutzes und des Segens Jehovas!

Da das Werk jetzt gesetzlich eingetragen ist, können wir nun Literatur aus Brooklyn importieren. Wie begeistert waren wir doch, als 1975 mit dem Schiff der erste 14 Tonnen schwere Container ankam, der die neue 416seitige Veröffentlichung Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht enthielt!

AUSGERÜSTET FÜR WACHSTUM

Da wir unsere Anbetung nun frei ausüben konnten, waren wir in jeder Hinsicht auf Fortschritt innerhalb der Organisation bedacht. In Estoril, einem Vorort von Lissabon, fanden wir ein Gebäude, das als Zweigbüro gut geeignet war. Der Besitzer dieses modernen 3stöckigen Gebäudes zögerte, es an Jehovas Zeugen zu vermieten. Doch all seine Zweifel schwanden, als er seinen Rechtsanwalt diesbezüglich befragte. Dieser sagte: „Sie könnten keine besseren Mieter haben. Jehovas Zeugen werden das Gebäude so gut instand halten, als gehöre es ihnen.“ Im Jahre 1976 kauften wir es, und 1977 wurde es vergrößert. So konnten wir Literatur lagern und eine kleine Offsetdruckerei unterbringen.

Die Brüder machten auch freudig von dem neuen Vorrecht Gebrauch, ihre eigenen Kreis- und Bezirkskongresse zu planen. Es war keine leichte Aufgabe, denn die Kreise besaßen überhaupt kein Kreisgut, nicht einmal einen Kochtopf oder eine Bratpfanne. Das Zweigbüro organisierte eine Reihe von Zusammenkünften zu dem Zweck, für alle 12 Kreise die gleiche Ausrüstung zusammenzustellen. Da in allen Kreisen die Lautsprecheranlagen und das Kreisgut für die Cafeteria gleich waren, konnten sie auf Bezirkskongressen sehr gut zusammen verwendet werden. Das Kreisgut eines jeden Kreises war im Sommer 1975 zum Gebrauch fertig, als die ersten drei Bezirkskongresse in Portugal durchgeführt wurden, bei denen insgesamt 34 529 Personen den öffentlichen Vortrag hörten.

KÖNIGREICHSSÄLE WIEDER GEÖFFNET

Im Januar 1975 teilte das Zweigbüro den Versammlungen mit, daß sie ihre Königreichssäle wieder öffnen könnten. Mit großer Freude nahmen sie diese Gelegenheit wahr, und vor Ende des Jahres waren mehr als 100 Säle wieder geöffnet. Da Baugelände teuer ist, blieb ihnen nichts anderes übrig, als Säle zu mieten. Viele Königreichssäle gehören zu den schönsten Vortragssälen der Gemeinde. Es ist lobenswert, Königreichssäle zu sehen, die in vielen Fällen mit Teppichen, Gardinen oder anderen Dingen ausgestattet sind, die sich die Brüder nicht einmal für ihre eigene Wohnung leisten können. Die Mieten wurden im Laufe der Zeit unerschwinglich; manchmal betragen sie monatlich über 600 US-Dollar. Um dieses Problem zu lösen, benutzen in den meisten Städten vier oder fünf Versammlungen ein und denselben Saal.

TIMOR

Timor gehört zu den nördlich von Australien gelegenen Kleinen Sundainseln. Der östliche Teil Timors wurde Anfang des 16. Jahrhunderts portugiesisches Gebiet. Im Jahre 1975 verlangten die Timoresen die Unabhängigkeit von Portugal. Etwa zu jener Zeit baten die Brüder des Hauptbüros der Gesellschaft das portugiesische Zweigbüro, nach einem erfahrenen Sonderpionierehepaar zu suchen, das in die Hauptstadt von Timor, Dili, ziehen könnte, um Interessierte zu betreuen, die ein australischer Bruder gefunden hatte, der dort zu Besuch gewesen war.

Bruder Gabriel Santos und seine Frau nahmen diese Missionarzuteilung freudig an. Sie kamen im April 1975 in Dili an, doch sie konnten ihren Dienst dort nur für kurze Zeit verrichten. Anfang August desselben Jahres brach zwischen den zwei rivalisierenden politischen Parteien ein Bürgerkrieg aus. Bruder Santos erzählt, was geschah:

„Nur zwei Tage bevor die Schießerei begann hatte ich für zwei Wochen Nahrungsmittel auf Vorrat eingekauft obwohl wir damals noch nicht ahnten, daß wir bald sozusagen Gefangene in unserer eigenen Wohnung sein würden. Unser Haus wurde ebenfalls von Kugeln getroffen, doch es war uns klar, daß es nichts nützen würde, sich Sorgen zu machen. Deshalb beteten wir zu Jehova und vertrauten ihm unser Leben an. Nach zwei Wochen war unser Nahrungsvorrat fast aufgebraucht; wir befanden uns ganz allein im Haus, denn die anderen sieben Familien waren in ein Flüchtlingslager geflohen. Wir machten uns gerade Gedanken darüber, was wohl zu tun sei, als ein Schiffskapitän an unsere Tür klopfte. Mit seiner Frau hatten wir die Bibel studiert, und obwohl ihm die Kugeln um die Ohren sausten, kam er nun, um uns hier herauszuholen. Als wir uns auf den Weg ins Flüchtlingslager machten, hörte aus irgendeinem Grund zum ersten Mal seit zwei Wochen die Schießerei auf. Es mag seltsam klingen, doch sobald wir im Lager ankamen, fing man wieder an zu schießen. Nach einem dreitägigen Aufenthalt im Lager brachte uns der Kapitän auf ein norwegisches Schiff, mit dem wir und 1 157 weitere Flüchtlinge nach Darwin (Australien) gefahren wurden. Da wir Jehovas schützende Hand verspürt hatten, war unser Wunsch, ihm weiterhin treu zu dienen, stärker denn je.“

Das Pionierehepaar hatte in nur drei Monaten 567 Bücher verbreitet, und einige, die begonnen hatten, in Dili die Zusammenkünfte zu besuchen, ließen sich schließlich taufen, als sie nach Portugal zurückkehrten. Heute wird dieses Gebiet von Indonesien aus verwaltet, und es ist abzuwarten, wie sich die Lage dort in der Zukunft entwickelt.

EIN ZEICHEN ZUKÜNFTIGER GRÖSSERER DINGE

Am Ende des Dienstjahres 1975 konnte man einen interessanten Rückblick halten und sehen, wieviel Außergewöhnliches sich schon in dem ersten Jahr, in dem Religionsfreiheit herrschte, ereignet hatte. In neun aufeinanderfolgenden Monaten waren Verkündigerhöchstzahlen zu verzeichnen, was schließlich eine Höchstzahl von 16 183 Verkündigern ergab. Das bedeutete eine 23prozentige Zunahme gegenüber dem Durchschnitt des Vorjahres. Insgesamt ließen sich 3 925 Personen taufen, und die Zahl der Besucher des Gedächtnismahls stieg auf 41 416 an. Alles deutete auf noch größeren Zuwachs hin.

DIE FREIHEIT BRINGT NEUE PRÜFUNGEN MIT SICH

Die Revolution des Jahres 1974 brachte in Portugal große Änderungen mit sich. Es folgte eine Zeit der Unruhe, in der radikale Kräfte die Bevölkerung aufhetzten. Man organisierte Gruppen, die „Nachbarschaftszellen“ genannt wurden, und „Fabrikkomitees“, die des öfteren nach einem korrupten Gerichtsverfahren Angestellte entließen. Auf den Straßen waren Plakate zu sehen und an den Mauern und Wänden große gemalte Bilder von Stalin, Lenin, Marx und Mao. Überall erblickte man das Symbol „Hammer und Sichel“, und es wurden kommunistische Zeitungen zum Verkauf angeboten.

Eigenartigerweise wurde die so sehr mißbilligte Unterdrückung, die unter dem gestürzten rechtsgerichteten Regime üblich war, zu einem Mittel, das nun auch der linksgerichtete Staat anwandte. Das wird durch die Erfahrung von Olegário Virginio bestätigt: „Die Regierung forderte einen jeden auf, an einem bestimmten Sonntag zu arbeiten. Das sollte eine Kundgebung dafür sein, daß die Allgemeinheit die neue Regierung freiwillig unterstützte. Allen Bürgern wurde gesagt, auf die Felder, in die Fabriken und in die Büros zu gehen, um an einem „Feiertag, an dem gearbeitet werden sollte, den Sieg des Militärs zu feiern“. Da ich beschlossen hatte, nicht freiwillig arbeiten zu gehen, wurde ich am selben Sonntag angerufen. Man versuchte, mich einzuschüchtern, und sagte mir, ich werde große Schwierigkeiten haben, wenn ich nicht arbeiten gehen würde. Als ich am nächsten Tag zur Arbeit ging, sah ich am Eingang der Fabrik an einem hohen Stamm eine Puppe hängen mit der Aufschrift: „Hängt die Jehovas!“

Dann wurden alle Arbeiter zu einer Sitzung einberufen. Man ließ mich nach vorn kommen — vor eine Zuhörerschaft von etwa 400 Personen —, und ein Komitee, bestehend aus 17 Mitgliedern, sollte über mich richten. Als ich anfing, meine neutrale Stellung, die ich in Verbindung mit der Revolution einnahm, zu verteidigen, unterbrachen mich kommunistische Glieder des Komitees und griffen meinen Glauben an. Sie klagten Jehovas Zeugen an, Mörder zu sein, weil sie Bluttransfusionen ablehnten, und nicht patriotisch zu sein. Dann forderten sie meine Entlassung. Andere Angehörige des Komitees waren anderer Ansicht. Einer sagte, diese Zusammenkunft habe nicht den Zweck über jemandes religiöse Überzeugung zu richten, sondern zu untersuchen, ob der Betreffende eine gute Arbeitskraft sei oder nicht. Meine Arbeitsleistung wurde gut beurteilt, und die Sitzung endete mit der Entscheidung, daß ich aufgrund meines guten Betragens nicht entlassen würde. Interessant ist noch, zu bemerken, daß der Mann, der für die Aufstellung des Pfahls mit der Puppe verantwortlich war, später Selbstmord beging.“

EINE ANDERE ART DER PRÜFUNG

Während jener Zeit war es üblich, daß man zu Ehren verstorbener Revolutionsführer, z. B. Salvador Allendes, fünf Minuten des Schweigens einlegte. Mário Neto erlebte bei einer solchen Begebenheit, nämlich als man des Todes eines portugiesischen Soldaten gedachte, folgendes:

„Da ich an dieser Zeremonie nicht teilnahm, ergriffen kommunistische Arbeitskollegen die Gelegenheit, mich anzuklagen. Am Tag der Arbeitersitzung versammelten sich im Vortragssaal 250 Arbeitnehmer. Neun Richter, die verschiedene Abteilungen des Büros vertraten, saßen an einem langen Tisch. Ich stellte folgende Bedingungen, die während meiner Verteidigung beachtet werden sollten und auch wurden: 1. Während ich spreche, darf ich nicht unterbrochen werden, 2. nach Beendigung meiner Verteidigung dürfen Fragen gestellt werden; 3. ich darf die Bibel gebrauchen.

Da meine Anklage in Verbindung mit der Verehrung der Toten stand, konnte ich an Hand der Bibel zeigen, in welchem Zustand sich die Toten befinden. Ich beschrieb die Hoffnung auf das Königreich Gottes, das das einzige Mittel ist, um die Probleme der unruhevollen, ausgebeuteten Menschheit zu lösen. Die Sitzung dauerte drei Stunden, und ich glaube, daß das der wichtigste öffentliche Vortrag war, den ich je halten durfte. Nach der Sitzung kamen Büroangestellte zu mir und machten positive Bemerkungen. Ein Kommunist sagte beispielsweise: ,Ich hatte immer Angst vor dem Tod und besonders davor, was die Toten mir antun könnten. Was Sie da erklärt haben, leuchtet mir ein. Vielen Dank!‘ Eine Katholikin drückte sich folgendermaßen aus: Ich gratuliere Ihnen! Es war mir, als habe ich einen wahren Christen vor mir, einen Sankt Paulus von heute. Sie haben sich wirklich tapfer geschlagen. Es war eine Freude, Ihnen zuzuhören.‘ Eine Woche später wurde bekanntgegeben, was einstimmig beschlossen worden war: Ich sollte nicht entlassen werden.“

EINE GROSSE TÜR ÖFFNET SICH

Das Werk nahm nun sprunghaft zu. Während der folgenden drei Jahre, von 1975 bis 1977, wurde im Durchschnitt jede Woche eine neue Versammlung gegründet. Betrachten wir einmal folgende Zahlen: In den zwei Jahren 1976 und 1977 wurden über 110 000 Bibeln verbreitet; Jehovas Zeugen hatten demnach als Gruppe in Portugal die meisten Bibeln verbreitet. In derselben Zeit verschickte das Zweigbüro mehr als eine Million Bücher an die Versammlungen. Im Jahre 1977 wurde eine Höchstzahl von 20 335 Verkündigern erreicht sowie eine noch nie dagewesene Besucherzahl beim Gedächtnismahl: 47 787.

Während dieser Jahre organisierten wir einen großen Feldzug. Auf diese Weise sollte die gute Botschaft in allen nichtzugeteilten Gebieten gepredigt werden. Unzählige Gruppen von Verkündigern, die vorübergehend im Sonderpionierdienst standen, brachen in Autos auf. Im Zweigbüro wurden per Telefon 1 000 zusätzliche Bücher angefordert, die dringend benötigt wurden. Ja, es war nichts Außergewöhnliches, wenn eine Gruppe von vier Pionieren in einem Monat über 2 000 Bücher verbreitete. So wurde ein großes Zeugnis gegeben.

PIONIERE NACH GUINEA-BISSAU

Guinea-Bissau liegt an der Westküste Afrikas zwischen Senegal und Guinea und hat 530 000 Einwohner. Es ist eine der neuen afrikanischen Republiken. Im Jahre 1973 erklärte es, wenn auch nur einseitig anerkannt, seine Unabhängigkeit, doch nach der Portugiesischen Revolution im Jahre 1974 wurde es dann wirklich unabhängig. Eine große Anzahl der Bewohner des Landes sind Mohammedaner.

Im Laufe der Jahre reisten mehrere Verkündiger dorthin und taten, was sie konnten, um den Samen der Königreichswahrheit auszustreuen. Doch im April 1976 begannen zwei Sonderpioniere, die von Portugal dorthin geschickt worden waren, im Land organisiert tätig zu sein. In den folgenden 14 Monaten vollbrachten sie wirklich Erstaunliches. Manuel Silvestre erzählt: „Die Leute sind der Wahrheit gegenüber sehr aufgeschlossen. Mein Partner und ich führen zur Zeit zusammen 67 Heimbibelstudien durch.“

Sie planten, während des Besuchs des Kreisaufsehers im Mai 1977 in abgelegenen Städten zu predigen. Das Ergebnis ist aus dem Bericht von Bruder Rodrigo Guerreiro, dem Kreisaufseher, zu entnehmen: „Ein Auto konnte nur für kurze Zeit gemietet werden. Wir bepackten es mit soviel Literatur wie möglich. Die zwei Sonderpioniere, meine Frau und ich machten uns dann auf den Weg nach Mansôa, Bafata und Nova Lamego. Gewöhnlich konnten wir bei einem Wohnungsinhaber fünf oder sechs Bücher zurücklassen. In nur zweieinhalb Tagen verbreiteten wir insgesamt 774 Bücher und Bibeln.“

Man plante, mehr Prediger der guten Botschaft dorthin zu schicken, doch der katholischen Kirche war die Anwesenheit der Pioniere nicht angenehm. Eines Tages sagte ein Geistlicher zu Bruder Manuel Silvestre höhnisch: „Wir haben es Ihnen in Portugal schwergemacht, weil Sie nicht in Afrika kämpfen wollten. Machen Sie sich also auch hier auf Widerstand gefaßt!“

Kurz darauf erhielten die beiden Sonderpioniere unter dem Vorwand, daß ihre „Tätigkeit die Sicherheit innerhalb des Staates beeinträchtigt“, die Aufforderung, innerhalb von 48 Stunden das Land zu verlassen. Im September 1977 führten wir mit dem Botschafter in Lissabon ein Gespräch, denn wir wollten herausfinden, was die ausgewiesenen Pioniere getan hatten, das die Sicherheit innerhalb des Staates beeinträchtigte, doch er gab uns keine Erklärung.

Die Zeit wird zeigen, was Jehova für dieses Land vorgesehen hat. Doch als die Sonderpioniere dort tätig waren gaben sie persönlich vielen Ministern und auch dem Präsidenten Zeugnis.

FORTSCHRITT AUF DEN KAPVERDISCHEN INSELN

Im Jahre 1968 gab es auf den Kapverdischen Inseln drei Verkündiger. Als 1974 die Kolonien Portugals die Unabhängigkeit erlangten, wurde auf der Inselgruppe eine Höchstzahl von 14 Verkündigern erreicht. Die Menschen hatten schon während sieben aufeinanderfolgenden Jahren unter Trockenheit gelitten. Im Gegensatz dazu standen aber große geistige Segnungen bevor.

Vier Sonderpioniere aus Portugal wurden auf zwei verschiedene Inseln geschickt. Sie verrichteten ausgezeichnete Arbeit, und am Ende des Dienstjahres 1976 war dort eine Höchstzahl von 60 Verkündigern zu verzeichnen — eine 130prozentige Zunahme gegenüber dem Vorjahr. Eine Gruppe eifriger Verkündiger, zu der jetzt zehn Pioniere gehören, verbreiteten in jenem Jahr mehr als 3 000 Bibeln und Bücher. Außerdem besuchten 130 Personen das Gedächtnismahl, was nie zuvor der Fall gewesen war.

Ein wirklich hervorragendes Ereignis war der erste vollständige Bezirkskongreß, der 1977 in der Hauptstadt Praia abgehalten wurde. Die Brüder mieteten zu diesem Zweck das größte Kino und führten drei biblische Dramen komplett auf. Der öffentliche Vortrag wurde von 284 Personen besucht.

Im Januar 1978 geschah etwas Unerwartetes. Die vier portugiesischen Sonderpioniere wurden als personae ingratae des Landes verwiesen. Doch das trieb die Brüder nur zu vermehrter Tätigkeit an. Im Jahre 1982 gab es auf den Kapverdischen Inseln schon 21 Pioniere und 147 Verkündiger. Die Zahl der Anwesenden beim Gedächtnismahl stieg auf 470 an. Auf fünf Inseln wird jetzt die gute Botschaft vom Königreich verkündigt. Ja, in diesem Gebiet kann eine noch größere Ernte erwartet werden.

DIE GUTE BOTSCHAFT WIRD AUF DEN AZOREN VERBREITET

In den letzten Jahren sind viele Leute von den Azoren ausgewandert. Zur selben Zeit sind ständig schafähnliche Personen in Versammlungen des Volkes Jehovas in Einheit zusammengebracht worden, „wie eine Kleinviehherde in die Hürde“. Auf jeder der Kapverdischen Inseln ist die Stimme von Lobpreisern des Königreichs schon gehört worden (Mi. 2:12).

Betrachten wir folgendes Beispiel: Die Versammlung in Santa Cruz das Flores wurde 1975 gegründet. Bruder José Lima kehrte aus den USA auf seine Heimatinsel zurück, weil er mit seinen Verwandten und seinen Landsleuten über die gute Botschaft sprechen wollte. Beim Besuch des Kreisaufsehers wurde den Brüdern für den öffentlichen Vortrag ein stilvoller Bankettsaal zur Verfügung gestellt. Dreiunddreißig Personen hörten sich den Vortrag an. Nach der Zusammenkunft sagte der Besitzer: „Nebenbei bemerkt, Sie können diesen Saal einmal im Monat für irgendeine besondere Zusammenkunft frei benutzen.“

Auf dieser kleinen Insel wurde im Dezember 1981 eine Höchstzahl von zwölf Verkündigern erreicht, und im selben Jahr waren 50 Personen beim Gedächtnismahl anwesend. Vor kurzem haben sie einen schönen Königreichssaal fertiggestellt.

Am 1. Januar 1980 vernichtete ein Erdbeben einen großen Teil der Insel Terceira. Sechsundfünfzig Personen kamen dabei ums Leben, und etwa 15 000 wurden obdachlos. Glücklicherweise befand sich unter den Toten kein Zeuge Jehovas. Allerdings war bei vielen in der Wohnung Schaden angerichtet worden. Der Königreichssaal in der Hauptstadt Angra do Heroísmo war das einzige religiöse Gebäude, das nicht beschädigt worden war, und die Brüder fanden darin vorübergehend Obdach. Das portugiesische Zweigbüro schickte mit der ersten Schiffsladung der Regierung über 1 000 Pfund Nahrungsmittel und andere notwendige Dinge. Ein Bezirksaufseher, der an den Ort des Geschehens gesandt wurde, um herauszufinden, wie die Lage sei, berichtete: „Ganz im Gegensatz zu so vielen Opfern des Erdbebens beschwerten sich unsere Brüder nicht und waren nicht entmutigt. Es war für sie eine Quelle großer Ermunterung, das echte Interesse der Brüder zu sehen, die sofort von anderen Inseln geschickt wurden und sich erkundigten, in welcher Situation sich jeder befand.“

Der Lobgesang zur Ehre Jehovas auf diesen Inseln, die sich mitten im Atlantischen Ozean befinden, wird von Jahr zu Jahr stärker. Zur Zeit stimmen 303 treue Verkündiger — eine Höchstzahl — in den Lobgesang ein.

DAS WERK AUF MADEIRA GEHT VORAN

Anfang der 70er Jahre wurde auf dieser Insel die Zahl von 100 Königreichsverkündigern erreicht, und das nach fast 20jähriger Predigttätigkeit. Wer hätte gedacht, daß die Zahl wenige Jahre später auf mehr als 300 Prediger der guten Botschaft ansteigen würde! Zur Zeit gibt es 396 Verkündiger, und im Jahre 1982 besuchten zum ersten Mal 1 000 Personen das Gedächtnismahl.

John Vieira, der Leiter einer Musikkapelle, spielte mit seinen Musikern 1973 in Funchal, der Hauptstadt Madeiras, in Luxushotels. Er erzählte folgende Erfahrung: „Mein Verhalten war so weltlich, daß es schlimmer nicht hätte sein können; ich betrank mich oft und führte ein unsittliches Leben. Nachdem mich meine Frau verlassen hatte, begann ein Exspieler meiner Band mit mir über seine neugewonnene biblische Hoffnung zu sprechen. Während ich die ersten Publikationen, die er mir gab, las, machte ich die Königreichshoffnung auch zu meiner Hoffnung. Nach einem zweiten Bibelstudium ging ich zum Königreichssaal, fühlte mich aber dort mit meinem strähnigen Haar und meinem ungepflegten Bart nicht sehr wohl. Auch nachdem ich mich ordentlich zurechtgemacht hatte, wußte ich, daß ich noch weitere Änderungen vornehmen mußte, um Gott wohlzugefallen.

Ich brannte darauf, mit anderen über das zu sprechen, was ich lernte. Aber ich hatte einen Vertrag unterzeichnet, der mich verpflichtete, auf den Azoren zu spielen. Vor meiner Abreise suchte ich mir 70 Zeitschriften älteren Datums heraus, um sie zu studieren. Als ich sie alle gelesen hatte, wollte ich sie weitergeben. Ich spielte also bis 3 Uhr morgens, und danach ging ich von Haus zu Haus und steckte unter jede Tür eine Zeitschrift sowie einen Zettel mit einigen persönlichen Worten. Nach zweimonatigem Bibelstudium gab ich mich Jehova hin.

Meine Mutter, die streng katholisch war, staunte sehr über meine neue Lebensweise. Eines Tages sagte sie zu mir: ,Ich habe oft zu Gott gebetet, er möge dir doch helfen, von deinem schlechten Lebenswandel freizukommen. Ich freue mich sehr, erkennen zu dürfen, daß Jehova dieser Gott ist und daß er meine Gebete erhört hat.‘ Nach einem sechsmonatigen Bibelstudium ließ sich meine 73jährige Mutter taufen.“ Heute dient Bruder John Vieira in einer Versammlung als Ältester.

Viele Brüder trauten ihren Ohren nicht, als bekanntgegeben wurde, daß im Jahre 1981 für den Bezirkskongreß „Loyale Unterstützer des Königreiches“ das Estádio dos Barreiros (Barreiros-Stadion) zur Verfügung gestellt wurde. Die Verantwortlichen für die Stadthalle von Funchal schenkten uns für den Kongreß Bauholz im Werte von 2 000 US-Dollar. Presse, Rundfunk und Fernsehen machten den Kongreß weit und breit bekannt. Beim öffentlichen Vortrag wurde eine Rekordzahl von 832 Anwesenden erreicht.

BEGEISTERNDE EREIGNISSE IN ANGOLA

Im Januar 1974 gab es in Angola erfreuliche Nachrichten. Das Ministerium für überseeische Angelegenheiten teilte mit, daß das in Portugal erlassene Gesetz über die Religionsfreiheit auch in den Kolonien Anwendung finden würde. Diese Geschehnisse übten auf das Königreichswerk einen sehr großen Einfluß aus. Bis zum März 1975 hatten die Brüder alle notwendigen Papiere eingereicht, um gesetzlich anerkannt zu werden, u. a. auch eine Liste mit den Namen und den Anschriften von 500 Verkündigern. Da sie sich jetzt wieder frei versammeln konnten, ergriffen sie die Gelegenheit und führten ihren ersten öffentlichen Kreiskongreß durch. Er wurde im Cidadela Desportiva, dem schönsten Sportplatzgebäude Luandas, abgehalten, und zwar an den Wochenenden vom 16. und vom 23. März.

Octacílio Figueiredo erinnert sich noch gern daran: „Der erste Kongreß durfte nur von Verkündigern und von denjenigen besucht werden, die regelmäßig den Zusammenkünften beiwohnten. Wir freuten uns sehr über die Besucherzahl von 2 888 beim öffentlichen Vortrag. Da alles gut klappte, führten wir auch gleich den zweiten Kongreß durch. Diesmal luden wir alle Interessierten ein. Es ist schwer zu beschreiben, wie überrascht die Brüder waren, als sie beim öffentlichen Vortrag 7 713 Anwesende zählten. Einige von ihnen hatten mehr als 15 Jahre in den Kolonien im Gefängnis oder im Arbeitslager zugebracht. Sie hatten Freudentränen in den Augen, als sie zum Abschluß ein Lied sangen.“ Für diese treuen Brüder war es ein sehr ergreifender Augenblick.

Bruder Luis Sabino erzählt, was sich während dieses Kreiskongresses zutrug: „Da unter den drei politischen Bewegungen, die gegen die Portugiesen gekämpft hatten, große Uneinigkeit herrschte, wurden für den ungestörten Ablauf des Kongresses Polizisten eingesetzt. In der Woche zuvor war in demselben Sportplatzgebäude während einer politischen Tagung ein Tumult ausgebrochen. Ein Polizist wollte unbedingt in das Gebäude hineingehen, um hören zu können, was gesagt wurde, denn er hatte sehr viel Gegensätzliches über Jehovas Zeugen gehört. Er war von dem Gesagten so beeindruckt, daß er nach Hause eilte und seine Frau und seine Kinder holte. Als Ergebnis wurde mit ihm und seiner Familie ein Bibelstudium begonnen.“

Am 5. September 1975 erklärte das offizielle Nachrichtenblatt der Regierung Jehovas Zeugen für eine „gesetzlich anerkannte“ Religion. Aus Briefen war zu erkennen, daß es in jeder Provinz Hunderte von Interessierten gab. Als ein Kreisaufseher eine abgelegen wohnende alleinstehende Gruppe besuchte, war er sehr erstaunt, daß 583 Personen zum öffentlichen Vortrag erschienen.

DAS WERK IN ANGOLA VERBOTEN

In diesem Land, das so verzweifelt die Unabhängigkeit zu erlangen suchte, brach ein Bürgerkrieg aus. Die Kolonialherrschaft war zwar am 11. November 1975 offiziell zu Ende, und an diesem Tag wurde die neue Republik gegründet, aber dennoch folgte eine schwierige Zeit mit vielen internen Problemen. Plötzlich, am 14. März 1978, wurden Jehovas Zeugen verboten Sie führen aber weiterhin ein beispielhaftes Leben und beten darum, daß diejenigen, die sich in hohen politischen Stellungen befinden, den wahren Sachverhalt prüfen mögen. Die Tatsachen sprechen für sich selbst und beweisen eindeutig, daß Jehovas Zeugen den Frieden lieben. Die Zeugen Jehovas in Angola sind entschlossen, weiterhin ein ruhiges und stilles Leben zu führen in völliger Gottergebenheit und Ernsthaftigkeit’ (1. Tim. 2:1, 2).

DER ERSTE INTERNATIONALE KONGRESS IN PORTUGAL

In der Zwischenzeit wurde in Portugal bekanntgegeben, daß 1978 in Lissabon der internationale Kongreß „Siegreicher Glaube“ stattfinden werde. Das löste große Erwartungen aus. Statt in einem anderen Land Gäste zu sein, durften nun die portugiesischen Brüder zum ersten Mal selbst die Gastgeber sein.

Das Restelo-Stadion war für den Kongreß gut geeignet man hatte von dort aus einen schönen Ausblick auf den Tejo und die längste Hängebrücke Europas. Aus mehr als zwölf Ländern kamen Delegierte, und die Anwesendenhöchstzahl betrug 37 567; 1 130 Personen ließen sich taufen. Rund 6 000 Kongreßbesucher beteiligten sich am Predigtdienst viele führten zum ersten Mal Straßendienst durch Sie predigten auf Bahnhöfen und an Bushaltestellen, in öffentlichen Parkanlagen und auf Marktplätzen und verbreiteten 250 000 Handzettel sowie 25 000 Zeitschriften.

Ungefähr zu jener Zeit arbeitete ein philippinischer Bruder auf einem Öltanker, der sich Portugal näherte. Es war sein Herzenswunsch, einen internationalen Kongreß zu besuchen, doch nun befand er sich auf See. Er trug aber dieses Anliegen Jehova immer wieder im Gebet vor Als der Tanker den Tejo hinauffuhr, suchte er mit seinem Feldstecher das Flußufer ab. Und siehe da, ein riesiges Plakat, das den öffentlichen Vortrag des internationalen Kongresses in Lissabon ankündigte! Laut Fahrplan sollte der Tanker nur wenige Stunden im Hafen anlegen, doch überraschenderweise gab der Kapitän bekannt, daß sie aufgrund einer kleineren Reparatur gezwungen seien, mehrere Tage zu bleiben. Der Bruder bedankte sich bei Jehova, daß auch er einer der glücklichen Kongreßdelegierten sein durfte.

Auf dem Kongreß gab es ein freudiges Wiedersehen. Schon vor Jahren waren Maria und Elisa gute Freundinnen gewesen. Maria wanderte jedoch in die Niederlande aus. In der Zwischenzeit wurde Elisa eine Zeugin Jehovas. Im Juli 1974 war sie gerade im Begriff, nach Frankreich zu reisen, wo sie einen Kongreß besuchen wollte, als es bei ihr klingelte. Es war Maria, die aus den Niederlanden gekommen war, um in Portugal mit ihr zusammen einige Urlaubstage zu verbringen. Maria sah jedoch die Koffer und fragte: „Wo fährst du hin?“

„Wir wollen in Toulouse einen Kongreß besuchen.“

„Du bist doch niemals verreist. Was für ein Kongreß ist es denn?“

„Es ist ein Kongreß der Zeugen Jehovas.“

„Du liebe Zeit! Wie kannst du nur mit solch schrecklichen Menschen zusammenkommen!“

Ärgerlich ging Maria wieder. Doch wo sollte sie nun in ihrem Urlaub bleiben? Eines war sicher: nicht bei einem Zeugen Jehovas! Sie besuchte eine andere Freundin, und als sie hereingebeten wurde, sah sie wieder überall Koffer stehen. Zögernd fragte sie: „Wo fährst du mit all diesen Koffern hin?“

Die Antwort lautete: „Ich reise morgen nach Frankreich.“

„Aber hoffentlich nicht nach Toulouse!“

„Genau da fahre ich hin. Ich besuche dort einen Kongreß der Zeugen Jehovas, doch woher weißt du das?“

„Mach dir darüber keine Gedanken. Das ist ja fürchterlich! Ich gehe sofort wieder.“

Die Jahre vergingen, und die beiden Schwestern hörten nichts mehr von Maria. Kurz vor dem internationalen Kongreß erhielt Elisa dann einen Brief von Maria, in dem sie sich wegen ihrer schroffen Worte und ihrer Unhöflichkeit entschuldigte. Sie hatte eine Bitte: „Hast Du während des internationalen Kongresses in Lissabon für Deine Schwester ein Bett frei?“ Man stelle sich die Freude dieser einst guten Freundinnen vor, die nun durch einen siegreichen Glauben als Schwestern vereint waren!

In dem Nachrichtenmagazin Opção vom 10. bis 16. August 1978 hieß es: „Wer in der Pilgerzeit in Fátima war, kann erkennen, daß dieses Ereignis etwas ganz anderes ist. ... Die religiöse Atmosphäre ist anders. Hier findet man keine Glaubensschwärmerei, sondern es ist eine Zusammenkunft, wo Gläubige gemeinsam ihre Probleme, ihren Glauben und ihre religiösen Ansichten besprechen. Sie zeichnen sich durch echtes Interesse füreinander aus.“

WEITERE SEGNUNGEN

Das Zweigbüro gab im September 1981 bekannt, daß die Brüder wieder Abonnements auf die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! für sich persönlich aufnehmen konnten. Seit dem Ausbruch der Verfolgung im Jahre 1961 war das nicht mehr möglich gewesen.

Im Februar 1982 wurde die neugebaute Kongreßhalle in Lissabon von Bruder F. W. Franz der Bestimmung übergeben. Es war wie ein Familienfest, denn er war das erste Glied der leitenden Körperschaft gewesen, das nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1947 Portugal besucht hatte. Die schöne Halle, die 1 315 Personen faßt, wurde von Brüdern gebaut und wird von neun Kreisen aus dem Großraum Lissabon benutzt.

GUTE ERGEBNISSE DURCH DIE KRAFT GOTTES

Als 1947 der erste Predigtdienstbericht nach Brooklyn geschickt wurde, hätte sich niemand das Ausmaß der heutigen theokratischen Organisation in Portugal vorstellen können. Eifrige Brüder und Schwestern — zu viele, um sie in diesem Bericht namentlich zu erwähnen — verkündigten in der Kraft Gottes in jedem Teil des Landes mutig die gute Botschaft. Pioniere sind nach Madeira, auf die Azoren, die Kapverdischen Inseln, nach Guinea-Bissau, Angola, Timor und Macau gezogen. Wie der Apostel Paulus sagte, hat Gott „gemäß seiner Kraft, die in uns wirksam ist, über alles hinaus mehr [getan] ..., als was wir erbitten oder erdenken“, und es ist ein hervorragendes Zeugnis gegeben worden (Eph. 3:20).

Einige der ersten Pioniere sind noch immer in ihrem Gebiet tätig. Die Zahl der Sonderpioniere ist auf 202 angestiegen. Und wie ergeht es ihnen? Schwester Maria José Henriques, die mehr als 20 Jahre im Sonderpionierdienst tätig ist, sagte: „Ich bin 60 Jahre alt, doch meine Freude im Dienst und mein Wunsch, anderen zu helfen, sind so groß wie eh und je. Ich durfte 89 Personen helfen, den Schritt der Hingabe zu tun, und viele andere befanden sich schon auf dem Weg dazu, als ich neue Gebietszuteilungen erhielt. Ich danke Jehova für seine Fürsorge und unverdiente Güte.“

Eine weitere Schwester, Graciete Andrade, die seit 18 Jahren im Sonderpionierdienst tätig ist, bemerkte: „Es ist begeisternd gewesen, 106 Personen helfen zu dürfen, die Wahrheit kennenzulernen, und den Grundstock für drei Versammlungen zu legen. Es erfüllt mich mit tiefer Zufriedenheit, reife Männer zu sehen, die in der Versammlung als Älteste die Führung übernehmen, und zu wissen, daß ich das Vorrecht hatte, ihnen zu helfen.“

Das Werk wächst weiterhin, und im Dienstjahr 1982 wurde eine Höchstzahl von 22 515 Verkündigern erreicht die in 393 Versammlungen und Verkündigergruppen tätig sind. Obwohl ein Zeuge Jehovas auf 413 Einwohner kommt, gibt es noch viel zu tun, denn 10 Prozent der Bevölkerung wohnen in nichtzugeteilten Gebieten. Das letzte Gedächtnismahl wurde von 58 003 Personen besucht, was andeutet, daß in der Zukunft noch mehr Wachstum zu erwarten ist.

Die Organisation Jehovas hat das Werk in Portugal geführt, in schwierigen Zeiten und in Zeiten des schnellen Wachstums. Jehova, der große Hirte seiner Herde, hat tatsächlich seine wunderbare Verheißung aus Jeremia 23:3 wahr gemacht: „Und ich selbst werde den Überrest meiner Schafe aus allen Ländern zusammenbringen, wohin ich sie versprengt hatte, und ich will sie zurückbringen zu ihrem Weidegrund, und sie werden gewißlich fruchtbar sein und viele werden.“ Die portugiesischen Brüder drängen im Königreichspredigtwerk freudig voran, bis es vollendet sein wird, und helfen noch vielen schafähnlichen Personen, den Tag der Rettung zu nutzen.

[Übersicht auf Seite 234]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Zunahme an Verkündigern

22 *

1982

20

1978

18

16

14

12

10

8

6

1968

4

2

1958

1948

1938

0

[Fußnoten]

^ Abs. 481 Verkündiger in 1 000

[Karten auf Seite 135]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Portugal

Monacão

Bragança

Braga

Porto

Gondomar

Peso da Régua

Vila Nova de Gaia

Aveiro

Guarda

Coimbra

Lousã

Caldas da Rainha

Torres Vedras

Estoril

Parede

Lissabon

Almada

Setúbal

Faro

SPANIEN

ATLANTISCHER OZEAN

Azoren

FLORES

Santa Cruz

GRACIOSA

PICO

TERCEIRA

Angra do Heroísmo

SÃO MIGUEL

Ponta Delgada

SANTA MARIA

Madeiragruppe

PORTO SANTO

MADEIRA

Funchal

ATLANTISCHER OZEAN

AZOREN

MADEIRAGRUPPE

EUROPA

AFRIKA

[Karten auf Seite 175]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Macau

ASIEN

MACAU

AUSTRALIEN

INDISCHER OZEAN

CHINA

MACAU

SÜDCHINESISCHES MEER

TAIPA

COLOANE

[Karten auf Seite 177]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

ATLANTISCHER OZEAN

AFRIKA

KAPVERDISCHE INSELN

GUINEA-BISSAU

ANGOLA

INDISCHER OZEAN

ASIEN

Angola

Luanda

Nova Lisboa

Moçãmedes

ZAIRE

SAMBIA

NAMIBIA

ATLANTISCHER OZEAN

Kapverdische Inseln

SANTO ANTÃO

SÃO VICENTE

SANTA LUZIA

SÃO NICOLAU

SAL

BOA VISTA

MAIO

SÃO TIAGO

Praia

FOGO

BRAVA

Guinea-Bissau

Nova Lamego

Bafata

ATLANTISCHER OZEAN

SENEGAL

GUINEA

[Karten auf Seite 239]

(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)

Timor

TIMOR

Dili

TIMORSEE

INDONESIEN

AUSTRALIEN

INDISCHER OZEAN

ASIEN

AFRIKA

INDISCHER OZEAN

PAZIFISCHER OZEAN

TIMOR

AUSTRALIEN

[Bild auf Seite 138]

Virgílio Ferguson, der 1926 beauftragt wurde, sich der Königreichsinteressen in Portugal anzunehmen, und João Feliciano, der 1929 in sein Heimatland zurückkehrte, um die gute Botschaft zu verbreiten

[Bild auf Seite 143]

Eliseu Garrido interessierte sich als Jugendlicher für die Wahrheit und half, das Werk in Portugal voranzutreiben.

[Bild auf Seite 146]

Delmira M. S. Figueiredo und Deolinda P. Costa zwei eifrige Schwestern, die die Bibelstudiengruppe in Almada organisierten

[Bild auf Seite 151]

John Cooke war der erste Missionar der Zeugen Jehovas in Portugal und nahm bei der Organisierung des Werkes eine Schlüsselstellung ein. Das Bild zeigt ihn mit seiner Frau Kathleen.

[Bild auf Seite 153]

Die Wohnung im Erdgeschoß dieses Gebäudes in Lissabon diente als der erste Königreichssaal in Portugal.

[Bild auf Seite 159]

Das Haus, in dem die ersten öffentlichen Vorträge gehalten wurden, als A. Nunes auf seine Heimatinsel Pico zurückgekehrt war

[Bild auf Seite 167]

António Manuel Cordeiro, einer der ersten Hilfspioniere Portugals, und seine Frau Odete. Beide stehen noch im Pionierdienst.

[Bild auf Seite 169]

Eines der „Picknicks“, die sich in geistiger Hinsicht als sehr erfrischend erwiesen

[Bild auf Seite 191]

D. Piccone, der erste Kreisaufseher in Portugal, der seine ganze Zeit im reisenden Dienst einsetzte, und seine Frau Elsa (das Ehepaar links) sowie Joaquim Martins, ein eifriger Verkündiger, und seine Familie

[Bild auf Seite 240]

Das Zweigbüro in Estoril

[Bild auf Seite 255]

Der Kongreßsaal in Lissabon