Die Salomoninseln
Die Salomoninseln
WIE zwei kostbare Perlenketten liegt der melanesische Inselstaat, die Salomoninseln, im türkisfarbenen Wasser des Pazifiks — sie werden auch liebevoll die „Glücklichen Inseln“ genannt. Diese doppelreihige Kette von vulkanischen Inseln und Atollen beginnt bei den Ontong-Java- Inseln, die südlich des Äquators liegen und im Westen an Papua-Neuguinea grenzen; dann erstreckt sie sich etwa 1 500 km südöstlich bis zu den Santa-Cruz-Inseln, zu denen die Reef Islands gehören, nicht weit entfernt vom südlich benachbarten Vanuatu. Dichte Wälder bedecken die meisten Inseln des Salomonarchipels; Berge mit schmalen Graten und zackigen Ausläufern bilden Bergketten, zwischen denen sich tiefe, enge Täler winden. Mit einer Gesamtfläche von etwa 27 500 km2 ist diese abgelegene Inselgruppe nach Papua-Neuguinea der größte südpazifische Inselstaat.
Der spanische Seefahrer Álvaro de Mendaña betrat 1568 als erster europäischer Forscher die schneeweißen Strände. Er suchte die legendären, nicht aufzufindenden Goldminen König Salomos, doch statt dessen entdeckte er die Salomoninseln — wie er sie nannte —, auf denen er nur das Gold fand, das sich in den Flüssen der Insel Guadalcanal abgelagert hatte.
Ein buntgemischtes Volk mit einer Gemeinsamkeit
Auf den Inseln leben ungefähr 300 000 völlig unterschiedliche Menschen, deren Hautfarbe von lichtbraun bis blauschwarz variiert, einige haben dicke, stark gelockte, hellblonde Haare; viele Melanesier zeichnen sich durch leuchtendrote Haare aus, die einen reizvollen Kontrast zu den glänzendschwarzen, glatten Haaren der Polynesier bilden. Die Salomonen bilden ein
gemischtsprachiges Gebiet, in dem es über 90 lokale Sprachen und Dialekte gibt. Unterhalten sich die Menschen aber mit Personen von benachbarten Inseln oder anderen Stammesgruppen, sprechen sie meistens Englisch oder Pidgin-Englisch.Die Polynesier leben auf den weit voneinander entfernt liegenden Inseln Ontong-Java, Rennell, Bellona, Sikaiana, die zu den Stewart-Inseln gehören, sowie auf Tikopia und Anuta, die zu den Santa-Cruz-Inseln gehören. Viele Mikronesier von Kiribati haben sich zusammengetan und sich auf Wagina und Gizo niedergelassen, zwei Inseln im Westen der Salomonen, sowie in Honiara, der Hauptstadt auf Guadalcanal.
Außer ihrer Staatsangehörigkeit ist der buntgemischten Bevölkerung das große Interesse an der Bibel gemein. Die tiefreligiösen Menschen singen in ihren Dorfkirchen gern aus voller Kehle Kirchenlieder; sie besuchen mehrmals wöchentlich die Kirche, manche sogar täglich. Die biblische Prophetie fasziniert sie sehr, vor allem die in den Büchern Daniel und Offenbarung. Sie glauben fest daran, daß wir wirklich in den letzten Tagen dieses alten Systems leben. Daher ist es im allgemeinen leicht, mit ihnen über die Verheißungen Gottes zu sprechen, die besagen, daß er durch sein himmlisches Königreich für immer Frieden und Glück schaffen wird.
Die „Glücklichen Inseln“ hören von dem ‘glücklichen Gott’
Seit 1953 wird die ‘gute Botschaft des glücklichen Gottes’ auf sechs Hauptinseln und auf Dutzenden von kleineren Inseln eifrig gepredigt (1. Tim. 1:11). Damals hatte der Zweig der Watch Tower Society in Australien die Aufsicht über das Evangelisierungswerk auf den Salomonen, später das Zweigbüro in Papua-Neuguinea. * Mutige Zeugen von Papua-Neuguinea wie John Cutforth, R. L. (Dick) Stevens, Les Carnie sowie Ray und Dorothy Paterson besuchten die immer zahlreicher werdenden Brüder und Schwestern im Busch. Häufig wohnten sie bei ihnen in Häusern, deren Dach und Seitenwände aus langen, degenförmigen Palmenblättern bestehen. Am 18. April 1977 wurde die Gemeinschaft „Jehovah’s Witnesses of the Solomon Islands Trust Board“ rechtmäßig eingetragen; dadurch wurde der Weg für weitere Ausdehnung frei, und das Predigtwerk konnte leichter organisiert werden.
Im Juli 1978 wurden die Salomoninseln unabhängig. Die Brüder waren froh, daß ihre lokale Körperschaft, Jehovah’s Witnesses of the Solomon Islands Trust Board Inc., vor dem Regierungswechsel eingetragen worden war, denn später wurde es für Religionen, die in der dortigen Gegend neu waren, schwerer, Fuß zu fassen. Da noch auf weiteren der „Glücklichen Inseln“ gepredigt werden sollte, wurde entschieden, auf den Salomoninseln ein eigenes Zweigbüro zu eröffnen. Kurz darauf kam Glenn Finlay mit seiner Frau Merlene aus dem Zweigbüro in Papua-Neuguinea, um die Arbeiten zu koordinieren.
Bruder Finlay war nicht das erste Mal auf den Salomonen. Er hatte verschiedentlich als Kreis- und Bezirksaufseher gedient und
war außerdem 1965 vom Zweigbüro in Papua-Neuguinea für drei Monate als Sonderpionier nach Nord-Malaita gesandt worden.Das erste Zweigbüro
„Unser erstes Zweigbüro befand sich im Keller des Hauses von Bob Seccombe in Honiara, Lengakiki Ridge“, schreibt Bruder Finlay über das Jahr 1978. Der kleine Kellerraum hatte schon theokratische Geschichte gemacht. Er diente als erster Königreichssaal auf der Insel Guadalcanal und später als erstes Literaturlager für die Salomoninseln. Als Bruder Seccombe eine kleine Einzimmerwohnung hinter dem Gebäude zur Verfügung stellte, diente sein Haus auch noch als erstes Bethel.
Bruder Finlay erzählt ferner: „Wir waren nur mit einer mechanischen Schreibmaschine und einem handbetriebenen Vervielfältigungsapparat ausgestattet, aber wir hatten einen wunderschönen Blick auf das tiefblaue Wasser der Meerenge.“ Vor fast 50 Jahren, am 13. November 1942, war diese Meerenge der Schauplatz einer der schwersten Schlachten in der Geschichte der Seefahrt. Wegen der Schiffe, die dort unter Wasser verrosten, gaben die Amerikaner der Meerenge den Spitznamen „Eiserner Grund“.
Nachdem Bruder Seccombe und seine Frau Joan dort 30 Jahre lang gedient hatten, kehrten sie aus gesundheitlichen Gründen nach Australien zurück. Sie hatten zwar nie eigene Kinder, aber ihre zahllosen geistigen Kinder und Enkel schätzen ihre liebevolle Arbeit überaus.
Doch hören wir, was Bruder Finlay weiter sagt: „1978 kamen Denton Hopkinson und seine Frau von den Philippinen hierher.
Für viele Brüder war er der erste Zonenaufseher, den sie zu Gesicht bekamen. In den folgenden Jahren entstand ein zweistöckiges Zweigbüro und Bethelheim.“ Was für ein Projekt! Die Brüder und Schwestern in Honiara gruben große, messerscharfe Korallenbrocken aus, und das nur mit Handwerkszeug! Obwohl der Bau des Zweigbüros fast drei Jahre dauerte und kompliziert war, diente er als Beweis christlicher Liebe. Außerdem konnten einige Bauarbeiter Jehova später auf besondere Weise dienen.Zehn junge Brüder arbeiteten ganztags auf dem Bau, und zwar unter der Leitung des Zweigkomiteemitglieds Rodney Fraser, eines Australiers, der selbst Bauarbeiter war. Die meisten Freiwilligen kamen aus Versammlungen im Busch. Daher hatten sie nie zuvor mit Bauwerkzeugen gearbeitet. Nachdem sie jedoch drei Jahre mit Bruder Fraser und anderen Brüdern aus Australien gearbeitet hatten, waren sie nicht nur beim Bauen geschickter geworden, sondern auch beim Darbieten der guten Botschaft; ferner entwickelten sie große Wertschätzung für die Tätigkeit der irdischen Organisation Jehovas.
Sieben dieser jungen Männer setzten sich danach auf die eine oder andere Weise vermehrt im Dienst Jehovas ein. Omega Nunu kehrte in sein Heimatdorf Taba’a zurück, das hoch oben in den Bergen Malaitas im Gebiet der Kwara’ae liegt. Er war der einzige, der zum Ältesten in der Versammlung ernannt wurde. Lilio Liofasi blieb acht Jahre lang im Bethel und gehörte zu den ersten Bethelmitarbeitern. Jetzt dient er mit seiner philippinischen Frau Priscilla in einem anderen Zweig des Vollzeitdienstes. Die beiden leiblichen Brüder, Joe Kwasui und David Kirite’e, die auf dem Bau das Tischlern gelernt hatten, nahmen ebenfalls den Vollzeitdienst auf. Sie brachten die Wahrheit auf die Santa-Cruz-Inseln im Osten der Salomoninseln. Billy Kwalobili, der das Fliesenlegen gelernt hatte, diente als Sonderpionier auf Ndeni, der größten der Santa-Cruz-Inseln; heute ist er auf den abgelegenen Reef Islands Pionier. Pedro Kanafiolo, ein kräftiger, energischer Bruder aus Malu’u (Nord-Malaita), ist Sonderpionier auf der Insel San Cristóbal, wo noch nicht lange gepredigt wird.
Simon Maedalea, der auf dem Bau das Tischlern lernte, diente später als Pionier auf Ost-Malaita. Diese fleißigen und tatkräftigen Brüder stehen beim Verkündigen auf den verstreut liegenden „Glücklichen Inseln“ mit an vorderster Front.Kongresse — erfreuliche Meilensteine
Die Kongresse waren erfreuliche Meilensteine, doch erforderten sie viel Vorbereitung. Jede Ansprache und jedes Drama war ins Salomonen-Pidgin zu übersetzen. Dann mußten die Dramen neu aufgenommen werden, wobei Zeugen aus Honiara mithalfen, während die Musik und die Geräusche zur Untermalung von den englischen Tonbändern übernommen wurden. Nach vielen arbeitsreichen Stunden wurden die Kassetten zum Proben verschickt. Die Brüder und Schwestern benutzten kleine, batteriebetriebene Rekorder und probten unter flackerndem Licht in winzigen, strohgedeckten Königreichssälen. Einige Kongresse waren nicht einmal groß genug, um genügend Darsteller für die Dramen zu haben. Deswegen wurden manchmal Dias von Dramen in Europa gezeigt, wobei das Tonband mitlief. Die Brüder in diesen entlegenen Gegenden waren begeistert, biblische Ereignisse, auf diese Art dargestellt, zu sehen.
Ende 1979 wurden für einen kleinen Kongreß auf den Santa-Cruz-Inseln zwei Inseln benötigt. Damit die Delegierten die Dia-Show vom Drama sehen konnten, mußten alle Anwesenden von der kleineren Insel, auf der die meisten Programmpunkte stattgefunden hatten, zu einer größeren fahren, wo es den passenden Stromanschluß für den Diaprojektor gab. Man stelle sich vor, wie es ausgesehen haben muß, als die vergnügte und aufgeregte Menge in Einbäumen über das Meer fuhr. Sie füllte den Saal, während sich an den Fenstern interessierte Zuschauer drängten. Dann paddelten die glücklichen Brüder in hellem Mondschein über das glitzernde, kristallklare Wasser zurück und schwelgten in Erinnerungen. Diesen Anblick hätte man sicherlich nicht so schnell vergessen.
Die gute Botschaft breitet sich aus
Jahrelang wurde nur auf zwei Inseln gepredigt, auf Malaita und auf Guadalcanal, wo es bloß eine Versammlung gab. In den
60er und 70er Jahren bildeten sich in Munda und auf Gizo im Westen der Salomonen kleine Gruppen interessierter Personen, die aber nur langsam Fortschritte machten. Als Pioniere auf die im Westen gelegene Insel Choiseul und auf abgelegene östliche Inselgruppen der Santa-Cruz-Inseln gingen, regte sich schließlich auch dort etwas Interesse.Malaita ist für zwei Dinge bekannt: Zum einen für das berühmte Muschelgeld, mit dem früher der Brautpreis bezahlt wurde, zum anderen für die robusten Menschen, die voller Reiselust stecken. Die Einwohner Malaitas arbeiten hart, viele haben einen Berggarten von wahrhaft riesiger Größe. Ihrer Wanderlust zufolge findet man sie in jeder Provinz der Salomonen, einige leben sogar bereits über 50 Jahre außerhalb ihres Stammesgebiets. Es war daher nicht verwunderlich, daß Norman Sharein, der 1962 aus dem Zweigbüro in Papua-Neuguinea nach Nord-Malaita kam, Hunderte traf, von denen viele bereit und begierig waren, die Wahrheit anzunehmen.
Viele Einwohner Malaitas waren an einer gescheiterten politischen Bewegung, Ma’asina Ru’u (Die Bruderschaft), beteiligt gewesen, die die Unabhängigkeit von der britischen Herrschaft erreichen wollte. Sie fühlten sich den etablierten Kirchen nicht zugehörig und gründeten daher ihre eigene Religion, Boboa (Fundament). Dieser Name erwies sich jedoch als prophetisch. Viele nahmen die Wahrheit an, wurden getaufte Zeugen und mit der Zeit auch standhafte Prediger und Pioniere. Sie dienen nicht nur in den zahllosen abgelegenen Bergdörfern ihres eigenen Stammesgebiets auf Malaita, sondern überall auf den Salomonen, egal, wie weit entfernt das Gebiet auch ist.
Die gute Botschaft erreicht die Westprovinz
Einer der ersten Zeugen, die in der Westprovinz ihres Heimatgebiets Missionararbeit leisteten, war Fanidua Kirite’e aus Ost-Malaita. 1967 war er ein junger Familienvater. Er und ein anderer Bruder waren bereit, als Sonderpioniere in die Westprovinz zu gehen; als erstes nahmen sie die Insel Gizo in Angriff.
Während seines zweiwöchigen Aufenthalts auf Gizo wurde Bruder Fanidua vom Polizeichef des Bezirks darin bestärkt, weiterhin zu predigen, und sollten er und sein Partner irgendwelche Schwierigkeiten in seinem Zuständigkeitsbereich haben, der die Inselgruppe New Georgia umfaßte, könnten sie sich an ihn wenden. Schon nach kurzer Zeit kamen die Pioniere nach Munda, einer Ansiedlung an der Roviana-Lagune auf New Georgia.
Munda besteht aus einer Reihe kleiner Dörfer. Sie lagen am Rand eines Behelfsflugplatzes, den die japanische Armee Anfang der 40er Jahre gebaut hatte. Später übernahm die US-Luftwaffe den Flugplatz, vergrößerte ihn und benutzte ihn bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Bei den Stämmen in der dortigen Gegend ist das Matriarchat vorherrschend. Bruder Fanidua erinnert sich: „Als wir mit dem Postschiff der Regierung ankamen, fragten wir uns, wo und bei wem wir wohnen würden und ob die Wahrheit in diesem neuen Gebiet Aufnahme finden würde. Wir gingen die Straße an der Lagune entlang und standen plötzlich vor dem Haus von Taude Kenaz, der von Malaita stammte. Ich wußte, Taude würde uns freundlich aufnehmen, weil er auch ein Kwara’ae war, doch ob wir während unseres Aufenthalts in Munda bei ihm wohnen
könnten, hing zum großen Teil davon ab, wie uns die Grundbesitzerin, seine verwitwete Schwiegermutter, Miriam, aufnehmen würde.“Miriam war eine bekannte und geachtete Angehörige des Roviana-Stammes auf der Insel New Georgia. Sie übte nicht nur als Grundbesitzerin einige Macht aus, sondern war auch in der Vereinigten Kirche äußerst einflußreich. Ihr verstorbener Mann hatte maßgeblich dazu beigetragen, diese Religion auf der Insel zu verbreiten. Miriam hatte zuvor davon geträumt, daß sie ungewöhnlichen Besuch erhalten würde, und als sie die beiden Pioniere mit ihren Taschen vor ihrer Tür stehen sah, die Bibel in den Händen haltend, glaubte sie ihren Augen nicht zu trauen. Zum Erstaunen der Pioniere lud sie sie sofort ein, in ihrem Haus zu wohnen. Ihre Gastfreundschaft erwies sich für die ganze Familie als segensreich. Die Pioniere bemühten sich vor allem, jeden Abend mit denen zu studieren, die so freundlich gesinnt waren. Dazu gehörten Miriam, ihre Tochter Esther sowie deren Mann Taude.
Zur gleichen Zeit, 1970, besuchten die reisenden Aufseher John Cutforth und Jim Smith auf ihrem Rückweg nach Papua-Neuguinea Munda. Bruder Smith bemerkte schnell das vorhandene Interesse, daher sagte er den Pionieren, es sei gut, so lange dort zu bleiben, bis eine Versammlung gegründet werden könne. Die beiden Aufseher halfen eifrig den Pionieren, Zusammenkünfte zu organisieren. Zum ersten Mal wurden auf der Insel New Georgia Lieder zum Lobpreis Jehovas gesungen. Die reisenden Aufseher zogen in andere Gebiete weiter und überließen die Schafe in Munda der Obhut der Pioniere.
Eines Abends wurden die Pioniere plötzlich unsanft von einer Menge wütender Leute aufgeweckt. Den Mob führte ein Polizist an, der dienstfrei hatte; er befahl den Brüdern ausdrücklich, sofort das Gebiet zu verlassen. Bruder Fanidua wandte sich an die Menge und erzählte, was der Polizeichef ihnen auf Gizo gesagt hatte: „Sollten Sie irgendein Problem irgendwo in meinem Zuständigkeitsbereich haben, lassen Sie es mich auf jeden Fall wissen.“ Als der Polizist das hörte, bekam er Angst, und die Menge zerstreute sich. Diese beunruhigenden Neuigkeiten sprachen sich jedoch schnell herum, und auch der Polizeichef auf Gizo erfuhr davon.
Der Polizeichef bestieg unverzüglich das Flugzeug nach Munda. Kurz nach seiner Ankunft bat er Bruder Fanidua zur Ortswache. Als dieser dort ankam, bemerkte er zwei hochrangige Polizisten vom Ort. Dann wurde ihm einiges klar; das Gespräch, das der Polizeichef führen wollte, galt den beiden Polizisten. Nachdem Bruder Fanidua erklärte hatte, warum er und sein Partner nach Munda gekommen seien, sagte der Polizeichef: „Ich habe meine Religion; du, Albert [er zeigte auf den einen Polizisten], hast deine Religion. Du, Alex [der andere Polizist], hast auch deine Religion. Das Gesetz der Salomoninseln garantiert jedem Religionsfreiheit. Die Zeugen wohnen bei Miriam, weil sie sie eingeladen hat. Sie ist die gewohnheitsrechtliche Grundeigentümerin, und es ist ihr vom Gesetz und vom Stammesrecht her zweifellos gestattet, Personen irgendeiner Religion einzuladen. Ihr, als Hüter des Gesetzes, ob ihr nun im
Dienst seid oder nicht, habt kein Recht, Miriam daran zu hindern, sich für Jehovas Zeugen zu interessieren.“ Er schloß mit den Worten, daß er die zwei Pioniere dem besonderen Schutz der örtlichen Polizeibeamten unterstellte.Obwohl Bruder Taude vor einigen Jahren starb, gedeiht die kleine Versammlung in Munda weiterhin und preist Jehovas Namen regelmäßig durch Lieder und durch das Predigen. Bruder Fanidua ist immer noch ein treuer Verkündiger der guten Botschaft.
Missionare dürfen sich ansiedeln
Im Jahre 1980 erhielten Missionare der Gileadschule ein Visum für die Salomoninseln. Roger und Shona Allan aus Neuseeland, Absolventen der 67. Klasse, waren die ersten Ankömmlinge. Zuvor hatten Missionare sowie Kreis- und Bezirksaufseher aus Papua-Neuguinea jeweils nur eine gewisse Zeit lang bleiben können. Im April 1982 folgten die Missionare Arturo Villasin und Pepito Pagal von den Philippinen. Als Bruder und Schwester Finlay aufgrund familiärer Verpflichtungen 1985 nach Australien zurückkehren mußten, wurde wieder Hilfe benötigt. Im gleichen Jahr kamen zwei erfahrene Missionare, Josef Neuhardt, ein Absolvent der 45. Klasse der Gileadschule, und seine Frau Herawati; sie hatten bereits zehn Jahre in Indonesien und acht Jahre in Papua-Neuguinea gedient. Er wurde der Koordinator des Zweigkomitees. Dann kam Loreto Dimasaka von den Philippinen, und später durften Douglas Lovini, ein Absolvent der 70. Klasse der Gileadschule, und seine Frau Luana einreisen; vorher waren sie einige Jahre in Papua-Neuguinea gewesen. Bruder Lovini dient im Zweigkomitee.
In der Provinz Temotu wird das Kreuz gefällt
Etwa 900 km südöstlich von Honiara liegt die Provinz Temotu, die die Inseln am östlichen Rand der Salomonen einschließt sowie die Santa-Cruz-Inseln. Die Provinz Temotu war ungewöhnlich. Dort gab es nur eine Religion, die anglikanische Kirche. Jahrelang hatte keine andere Religion die ernsthaften Menschen dieser Inseln beeindrucken können. 1976 jedoch
wurde John Mealue, ein anglikanischer Laienprediger, von seiner Kirche nach Papua-Neuguinea geschickt, um in der Übersetzung der lokalen Sprachen geschult zu werden. Das religiöse Gefüge war dabei, sich zu verändern.Als John in Papua-Neuguinea lebte, öffnete er eines Morgens einem Zeugen Jehovas die Tür. Zum ersten Mal konnte er sich unter der guten Botschaft vom Königreich etwas vorstellen. Nach mehreren Gesprächen erkannte er schnell, daß das Gehörte die biblische Wahrheit war. Obwohl er der Nachfolger des anglikanischen Bischofs auf den Santa-Cruz-Inseln werden sollte, gab er seine Sprachstudien auf und kehrte auf die Salomoninseln zurück. Auf dem Rückweg zu den Santa-Cruz-Inseln machte er im Zweigbüro in Honiara halt und fragte, ob jemand seine Insel besuchen könne, um dort eine Versammlung zu gründen. Die Brüder trafen dafür sofort Vorkehrungen.
In sein Dorf zurückgekehrt, gab John seinen leiblichen Brüdern, James Sopi und Drawman Alilvo, beide Lehrer, Zeugnis, doch sie waren für seine Botschaft unempfänglich. Seine Brüder sowie andere wollten wissen, warum er zurückgekommen sei. Er antwortete ihnen offen und erzählte, wie enttäuscht er von der Geistlichkeit sei. „Sie haben uns die ganze Zeit über belogen“, sagte er und nannte ihnen Beispiele. Man muß bedenken, daß bisher noch keiner John gezeigt hatte, wie man taktvoll Zeugnis gibt. Einmal ging er, mit einer Axt bewaffnet, in das Dorfzentrum von Malo und fällte dort das riesige Kreuz, schleifte es davon und schleuderte es ins Meer. Keiner traute sich, ihn anzurühren. Dennoch mußte er deswegen vor Gericht erscheinen. Weil er ihr heiliges Symbol umgehauen hatte, prophezeiten die religiösen Führer, daß John innerhalb von acht Tagen tot umfallen werde.
Doch acht Tage später lebte John immer noch. Damit war für schafähnliche Menschen der Wendepunkt gekommen. Die Nachricht, daß John noch lebte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und als er vor Gericht erschien, war nicht nur das Gerichtsgebäude bis auf den letzten Platz gefüllt, sondern ganz Lata, die Hauptstadt der Provinz Temotu, wimmelte von Menschen.
Als John aufstand, um sich zu verteidigen, hätte man im Gerichtssaal eine Nadel fallen hören können. Er appellierte an das Gewissen der Menge, als er im einzelnen über den Ursprung des Kreuzes sprach, über die Heuchelei der Christenheit und darüber, daß die Geistlichkeit ihn und sein Volk im Hinblick auf geistige Belange wie im finsteren Mittelalter in Unwissenheit halte. Der Richter verkündete das Urteil und sagte: „Die Anklage wird fallengelassen. Sie müssen allerdings eine Geldstrafe von 20 Dollar zahlen, weil Sie Privateigentum zerstört haben.“
Die Geistlichkeit war geschlagen; sie hatte gewollt, daß John zu harter Arbeit im Gefängnis verurteilt werde. Nicht wenige Personen, darunter seine Brüder James und Drawman, fühlten sich durch das bei Gericht Gehörte angesprochen und kamen später zur Wahrheit.
Auf friedliche Weise predigen
Im Jahre 1981 landeten Billy Kwalobili und Joe Kwasui auf dem kleinen Flughafen von Lata, in der Provinz Temotu; sie hatten zwei Jahre beim Bau des Zweigbüros mitgearbeitet. Nun freuten sie sich darauf, mitzuhelfen, die Wahrheit in diesem unerschlossenen Gebiet bekanntzumachen. Neue Verkündiger mußten lernen, daß ‘ein Sklave des Herrn es nicht nötig hat zu streiten, sondern gegen alle sanft sein muß, lehrfähig, der sich unter üblen Umständen beherrscht’ (2. Tim. 2:24). Einmal, als mehrere Verkündiger zusammen predigten, fielen wütende, von der Geistlichkeit angestiftete Anglikaner über einen Zeugen her und befahlen den anderen, nicht in ihrem Dorf zu predigen. Die neuen Verkündiger dachten, der einzige Weg, das Zeugniswerk durchzuführen, wäre, das Hindernis gewaltsam zu überwinden. Also verprügelten sie die Menge und brachen dabei einem Gegner sogar das Bein! Glücklicherweise lernten sie dank der Belehrung der Gesellschaft und dem Beispiel der Pioniere schließlich, wie man auf friedliche Weise predigt — auch wenn es manchmal recht brenzlig wurde.
Billy und Joe mußten noch mit anderen Herausforderungen fertig werden. In drei Wochen sollten der Kreis- und der Bezirksaufseher den allerersten Kreiskongreß auf den Santa-Cruz-Inseln
abhalten. Doch die Brüder standen vor einem großen Problem: Sie hatten keinen Kongreßort. Sie bemühten sich sofort, ein Stück Land für einen Königreichssaal zu erwerben. Aber wo? Auf Nemba gab es zwar viele Interessierte, doch die anglikanische Kirche leistete großen Widerstand. Leider gehörten die Landbesitzer alle der Kirche an und wollten auf keinen Fall einen Königreichssaal in ihrer Nähe haben. Also wurde entschieden, in John Mealues Heimatdorf auf der Insel Malo zu bauen; von Nemba fährt man mit dem Kanu drei Stunden dorthin.Als die Pioniere John den Vorschlag unterbreiteten, antwortete er: „Genau das wünsche ich mir seit langem.“ Daher wurde noch am gleichen Tag schnell mit dem Bau begonnen. Zwischendurch traf der Kreisaufseher ein, um die reguläre Dienstwoche durchzuführen, und baute auch mit. Rechtzeitig war ein schöner, mit Blättern gedeckter, an drei Seiten offener und stabil gebauter Königreichssaal mit einer Bühne fertiggestellt, der Platz für die Menge bot, die zum Kreiskongreßprogramm erwartet wurde.
Im Laufe der Zeit ließen sich John, James und Drawman zusammen mit ihren Frauen taufen. Die drei leiblichen Brüder standen bei der anglikanischen Kirche bis dahin in hohem Ansehen, doch nachdem sie die Wahrheit angenommen hatten, übte die Geistlichkeit Druck auf einige Beamte der Schulverwaltung aus, so daß James und Drawman entlassen wurden. Das hielt die beiden Brüder aber nicht zurück, Jehova zu dienen. Sie entschieden sich, von dem zu leben, was der Boden und das Meer hergaben, und ihre Zeit zu nutzen, um von Haus zu Haus über den wahren Schatz — die wunderbare Königreichshoffnung — zu sprechen. Bald folgten viele ihrem Beispiel. Schließlich wurde auf Nemba ein Königreichssaal gebaut. Später wurde die Versammlung in das Dorf Belamna verlegt.
Im Jahre 1988 wurden die Sonderpioniere Festus Funusui und seine Frau Ovature Belamna zugeteilt, um das Predigtwerk dort noch besser zu organisieren. In Lata wurde der Straßendienst und das Zeugnisgeben auf Märkten eingeführt. Kürzlich besuchten fast
200 Personen einen Kreiskongreß in Belamna. Die Wachstumsaussichten sind vielversprechend. Die Brüder planen, mitten im Zentrum von Lata einen Kongreßsaal zu bauen, der 500 Personen Platz bietet. Gewiß segnet Jehova das Wachstum.„Andersartig“ auf den Reef Islands
Einige Zeit nachdem John Mealue die Wahrheit angenommen hatte, besuchte Michael Polesi von Gawa — eine der östlich gelegenen Reef Islands — die Schule für akademische Weiterbildung in Honiara. Er war Anglikaner. Eines Morgens, als er auf dem Markt spazierenging, wo Zeugen unter Bäumen standen und Straßendienst machten, bemerkte er, wie sich einige Jungen über mehrere ältere Verkündiger lustig machten. Ihre bissigen Bemerkungen galten vorwiegend Benjamin Ru’u, einem Zeugen mit einem amputierten Bein. Als Michael ihn mit seinem Holzbein sah, das am Kniegelenk befestigt war, tat ihm Benjamin leid, und er kaufte ihm das Buch Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt ab. Er nahm es mit zurück nach Malo — eine Insel, die zu den Santa-Cruz-Inseln gehört —, wo er an einer Grundschule unterrichtete.
Dort wurde er von Drawman, John Mealues Bruder, angesprochen, der zu dieser Zeit noch als Grundschullehrer arbeitete. Michael freute sich, daß ihm jemand die Bibel erklären konnte. Leider ging das Schuljahr zu Ende, und Michael mußte bald nach Hause zu seiner Familie auf die Reef Islands zurückkehren. Als er abreiste, hatte er erst drei Kapitel im Wahrheits-Buch gelesen. Obwohl er nur wenig Bibelkenntnis hatte, fing er zu Hause an zu predigen.
Weil Michael nicht aufhörte, öffentlich über die Wahrheit zu sprechen, setzte die Geistlichkeit die Schulverwaltung in Lata unter Druck, ihn zu entlassen, genauso wie sie es später im Fall von James und Drawman tat. Michael entschied sich, von dem zu leben, was der Boden hergab. Er, seine Frau Naomi und ihre Kinder wurden schließlich gezwungen, ihr Dorf wie Ausgestoßene zu verlassen. Weit weg davon bauten sie sich ein neues Haus und später einen Königreichssaal. Beim Verlassen ihres Dorfs nahmen sie ein Hündchen mit, das sie „Andersartig“ nannten. Michael
sagte: „Das soll zeigen, daß wir wirklich anders als die Welt sind.“ Bis heute, so erzählt er, scheint „Andersartig“ ebenfalls den Unterschied zu kennen, da „er nur diejenigen ins Hinterteil beißt, die keine Zeugen Jehovas und keine interessierten Personen sind“.Doch zurück zu unserem Bericht. James Sopi, Billy Kwalobili und Joe Kwasui kamen später für sieben Tage mit dem Schiff von den Santa-Cruz-Inseln, um Michael geistig zu erbauen und ihm bei der Betreuung der Interessierten zu helfen. Michael wurde ein eifriger Verkündiger und ließ sich später auf einem Bezirkskongreß in Honiara taufen. Auf den Reef Islands schlossen sich ihm immer mehr Verkündiger an. So kamen auch 1984 die Sonderpioniere David Kirite’e und Ben Ramo dorthin. Doch lief nicht alles glatt für sie.
Die Blätter rufen Botschaften aus
Eins der Probleme, mit denen David und Ben Bekanntschaft machten, war teilweise durch die Feindschaft bedingt, die zwischen einigen Bewohnern der Reef Islands und einigen von Malaita herrscht. Diese Feindseligkeit war ungefähr um die Ankunftszeit der Pioniere entstanden, nachdem in Honiara ein Kampf unter rivalisierenden anglikanischen Splittergruppen ausgebrochen war. Somit wurde es für die Sonderpioniere von Malaita schwierig, ganz allein predigen zu gehen. Das Problem wurde noch dadurch verschlimmert, daß die Menschen in Angst vor ihrem Bischof und den Pfarrern leben. Die Geistlichkeit besuchte die Menschen häufig, um zu sehen, ob sie irgendwelche Literatur der Gesellschaft besaßen. Fanden sie etwas, konnte der Hausbesitzer sicher sein, daß ihm eine ordentliche Standpauke gehalten wurde und er seine Literatur herausgeben mußte, die der Pfarrer dann vernichtete. Daher wurde es außerordentlich schwierig, Zeugnis zu geben; die Leute rannten davon, sobald sie auch nur einen Zeugen sichteten.
Den Pionieren wurde klar, daß sie auf eine andere Weise predigen mußten. „Wir entschieden uns für Blätter“, sagten sie. „Wir gingen dorthin, wo die Buschpfade sich kreuzten, rissen ein großes Blatt von einem in der Nähe stehenden Baum ab und
schrieben darauf in großer Schrift einen Bibeltext und in kleinerer Schrift die Erklärung dazu. Dann setzten wir folgendes ganz klein darunter: ‚Möchten Sie mehr über diesen Bibeltext erfahren, dann schreiben Sie bitte an Jehovas Zeugen von den Salomoninseln oder fragen Sie einen Zeugen in Ihrer Nähe.‘ “David und Ben nennen noch eine andere Art, wie sie durch Blätter Zeugnis gaben: „Wir schrieben ein Thema darauf, z. B. ‚Das Königreich Gottes‘, und darunter als erste Schriftstelle Matthäus 24:14 sowie die Worte ‚Wir müssen davon Zeugnis ablegen‘. Darunter dann eine Frage wie ‚Was wird das Königreich Gottes tun?‘ Danach folgte als letzte Schriftstelle Offenbarung 21:4.“
Wenn die Pioniere dort predigten, wo die Menschen äußerst feindselig gegenüber der Wahrheit eingestellt waren, gaben sie Psalm 37:9 als letzte Schriftstelle auf dem Blatt an: „Denn die Übeltäter, sie werden weggetilgt, die aber auf Jehova hoffen, sind es, die die Erde besitzen werden.“ Dann legten sie das Blatt jeweils in die Mitte der am häufigsten benutzten Buschpfade und gingen weg. Zeitigte diese Predigtdienstmethode gute Ergebnisse?
Einmal schrieb einer der Pioniere mit einem Kugelschreiber eine Predigt auf das Blatt und legte es vorsichtig genau in die Mitte eines vielbenutzten Pfades. Er ging ein kleines Stückchen weg und blieb versteckt zwischen den Bäumen stehen. Gespannt wartete er darauf, wer das Blatt aufheben würde. Zu seinem Erstaunen kam ein Hund gemächlich den Pfad entlanggelaufen und schnüffelte an dem Blatt. „Ich dachte, der Hund könne lesen“, sagte der Pionier lächelnd, „denn er fing an, das Blatt anzubellen. Er wurde zusehends aufgeregter und veranstaltete so einen Lärm, daß ein Jäger, der nicht weit davon im Busch war, dachte, der Hund hätte ein Opossum oder eine Eidechse auf einen Baum getrieben. Der Jäger rannte zum Ort des Geschehens, nur um zu entdecken, wie der Hund das Blatt anbellte und damit herumspielte. Er schob den Hund beiseite und hob vorsichtig das Blatt auf. Ein paar Minuten las er die Predigt darauf und legte die ‚Blätterbotschaft‘ dann wieder behutsam in die Mitte des Pfads zurück.“
Der Pionier beendet die Geschichte wie folgt: „Als ich später am Haus dieses Jägers vorbeiging, rief er mich und fragte: ‚Haben Sie etwas auf den Pfad gelegt?‘ Wir begannen über die Bibel zu sprechen, und bald darauf studierte er regelmäßig. Jetzt verkündet der Mann und seine ganze Familie die gute Botschaft.“
Der Blinde sieht
Billy Kwalobili heiratete 1986; er und seine Ehefrau Lina wurden als Sonderpioniere auf die Reef Islands gesandt. Sie studierten unter anderem besonders gern mit dem jungen Eriki, einem Blinden. Ihn faszinierten die Laute von Vögeln und Insekten, die er perfekt nachahmen konnte. Durch sein Bibelstudium mit den Kwalobilis lernte er den Einen kennen, der all diese Tiere erschaffen hat. Außerdem erfuhr er auch, warum die Menschen krank werden und warum er blind ist. Beim Studium las Billy alle Absätze laut vor; Eriki hörte aufmerksam zu und beantwortete die Fragen zu den Absätzen in eigenen Worten. Er lernte mehr als 30 Bibeltexte auswendig.
Als ein reisender Aufseher Eriki besuchte, empfahl er den Brüdern: „Haltet ihn nicht zurück. Laßt ihn predigen.“ Noch am selben Wochenende marschierte Eriki mit acht Verkündigern durch den dichten Busch, um ins Gebiet zu gelangen. Der reisende Aufseher hielt das eine Ende eines Regenschirms und Eriki das andere; er kam recht schnell hinterher. Ab und zu hörte man einen Ruf wie: „Achtung, ein Baumstamm!“ oder: „Paß auf den Stein links auf!“ Eriki hob dann sein Bein hoch, stieg über den Baumstamm oder ging einen Schritt zur Seite, um so dem Stein auszuweichen. Viele Menschen hörten ihm zu, wenn er ihnen von seiner Hoffnung erzählte, und zitierte er Bibelstellen, schüttelten sie völlig verwundert den Kopf, wenn sie diese in ihrer Bibel mitlasen.
Als der reisende Aufseher seinen Besuch beenden wollte, sagte Eriki zu ihm: „Es gibt drei Dinge, die ich gern haben möchte, wenn das möglich ist.“ Als er gefragt wurde, worum es sich handle, antwortete er: „Eine Bibel, ein Liederbuch und eine Predigtdiensttasche.“
„Wozu brauchst du diese Sachen denn, Eriki?“ fragte ihn der Aufseher. Eriki antwortete: „Wenn ich in den Königreichssaal oder in den Predigtdienst gehe, sehe ich dann genau wie meine Brüder und Schwestern aus. Wenn ich Zeugnis gebe, glauben die Menschen vielleicht nicht, was ich sage, aber zeige ich ihnen die Worte in meiner Bibel, können sie sie dort lesen. Und um meine Bibel und mein Liederbuch zu tragen, brauche ich eine Tasche.“ Kurz darauf erhielt Eriki zwei Geschenke: eine neue Bibel und ein Liederbuch. Da die Brüder keine Ledertaschen besitzen, schneiden sie Reissäcke entzwei und nähen Tragriemen darauf, um eine Umhängetasche zu haben. Auch Eriki bekam seine eigene „Predigtdienst-Reissacktasche“. Für ihn wurde ein Traum wahr. Die ganze Versammlung freute sich mit ihm.
Bald danach wurde Michael Polesi wieder als Lehrer eingestellt. In dieser Stellung konnte er nun mehr Menschen auf den Reef Islands erreichen. Einen weiteren Grund zur Freude gab es, als sich 1990 die ersten beiden Frauen von den Reef Islands anläßlich eines Kreiskongresses auf den Santa-Cruz-Inseln taufen
ließen. Sicherlich werden sich in der Provinz Temotu noch viele andere positive Dinge ereignen.Die gute Botschaft erreicht die Provinz Makira
Im Jahr 1984 wurde ein Gebiet erschlossen, das bis dahin noch von keinem Zeugen Jehovas durchgearbeitet worden war: die Insel San Cristóbal, in deren Dörfern die Bevölkerung immer noch vorwiegend an ihren Stammesbräuchen festhält. Es war schwierig, Pioniere zum Predigen auf diese Insel zu schicken, da die Stammesordnung keine Möglichkeit für Besucher vorsah. Die Aussichten für das Predigtwerk wurden jedoch erfolgversprechender, als ein Bruder, der Maschinenführer war, von seiner Firma nach San Cristóbal geschickt wurde. Das Zweigbüro nahm diese Gelegenheit sofort wahr und sandte James Ronomaelana (ein Sonderpionier und jetzt ein Mitglied des Zweigkomitees) nach San Cristóbal, um zu ermitteln, welche Aussichten auf eine Eröffnung des Werkes bestanden.
Bei seiner Predigttätigkeit auf der Insel ertrug James anfänglich viel Widerstand, und eines Tages sah er sich zu seiner Überraschung einem Schild gegenüber, auf dem folgende Warnung stand: „Leute Jehovas! Zutritt ohne Erlaubnis verboten“. Solche entmutigenden Vorkommnisse dämpften seinen Eifer jedoch nicht, und so wurde er mit einer begeisternden Erfahrung gesegnet. Er berichtet: „In einem Dorf kam ich zu einem großen Haus. Der Mann, dem das Haus gehörte, besaß eine Kokosnußplantage und Viehherden; er war offensichtlich bedeutend reicher als seine Nachbarn. Ich dachte, dieser Mann habe sowieso keine Zeit für die Wahrheit, und wandte mich deshalb von diesem Haus ab. Im Weggehen begann ich, über mein schüchternes Verhalten nachzudenken. Ich fragte mich allen Ernstes: ‚Warum laufe ich von diesem Haus weg?‘, und dann machte ich mir Mut, indem ich mir sagte: ‚Jehova hat mich hierhergesandt, und vielleicht bin ich das letztemal hier. Ich muß hingehen und mit diesem Mann sprechen.‘ “
Als er zu dem Haus kam, lernte er Oswald und Rachel Oli, die Besitzer, kennen. James begann das Gespräch, indem er begeistert davon sprach, daß Gott einen Namen und in
Verbindung mit der Erde einen Vorsatz hat. Als die beiden erfuhren, daß Gott die Erde zu einem Paradies machen wird, war ihre Freude groß. Beim zweiten Besuch wurde ein Bibelstudium begonnen. Oswald und Rachel fingen unverzüglich an, ihr Leben nach den gerechten Grundsätzen Jehovas auszurichten. Da Oswald ein großzügiger Unterstützer der Kirche war, überraschte es nicht, daß die anglikanische Kirche heftige Angriffe gegen ihn richtete. Auch wurden damals Sonderpioniere in das Gebiet geschickt, um es weiter zu erschließen, und das ärgerte die Ortsgeistlichen noch mehr, so daß sie ihre Mitglieder sogar aufforderten, Gewalt anzuwenden, um die Pioniere zum Schweigen zu bringen.Doch weder die Pioniere noch Oswald und seine Angehörigen ließen sich abschrecken. Als zum Beispiel Hankton Salatalau, der Sonderpionier, einem interessierten Mann Zeugnis gab, begann ein Mitglied der anglikanischen Kirche, Hankton laut schreiend zu beschimpfen. Als Hankton respektvoll wegging, packte der Mann ihn von hinten, warf ihn auf den mit spitzen Korallensteinen bedeckten Boden und bearbeitete ihn mehr als eine Viertelstunde erbarmungslos mit Fußtritten. Die Dorfbewohner waren schockiert und sahen entsetzt zu. Sie hatten aber vor ihren Geistlichen eine solche Angst, daß sie sich nicht trauten, ihm zu Hilfe zu kommen. Hankton lag hilflos am Boden, Kopf und Körper mit seinen Armen schützend. Sein blutüberströmter, durch die Steine zerschundener Rücken sah aus wie ein Stück rohes Fleisch. Schließlich brachten einige Dorfbewohner genügend Mut dazu auf einzuschreiten. Sie packten den Angreifer und hielten ihn zurück, während sich der übel zugerichtete Hankton auf den Heimweg machte.
Leider hält die Furcht vor der Kirche immer noch viele Inselbewohner gefangen. Dennoch beginnen einige, den Unterschied zwischen dem wahren Christentum und der Christenheit zu sehen. Inzwischen ist das Ausharren der vier Sonderpioniere belohnt worden, denn jetzt gedeihen auf San Cristóbal zwei fleißige, glückliche Versammlungen. Auch Oswald und Rachel sowie ihre Kinder und Rachels Familie sind furchtlose Verkündiger der guten Botschaft geworden.
Ungewöhnliche Sitten
In vielen der schwer zugänglichen Regionen auf Malaita, besonders in den Bergen, und auch auf den anderen Inseln gibt es Stämme, die bisher kaum Kontakt mit der Christenheit oder mit dem wahren Christentum gehabt haben. Sie verehren hauptsächlich die Ahnen, und einige sind Animisten.
Elson Site, ein ehemaliger Kreisaufseher und jetzt Sonderpionier mit acht Kindern, sagt über die Verhältnisse in einigen dieser Gebiete: „Bei den Stämmen ist es Sitte, sich nur leicht oder gar nicht zu bekleiden, und jeder, der bekleidet in ein solches Dorf kommt, wird mit Argwohn betrachtet und oft gar nicht hereingelassen.“
Wie konnten die Brüder dieses heikle Problem angehen? Elson berichtet weiter: „In einem Fall kam eine Gruppe aus einer kleinen Versammlung in ein Dorf, um zu predigen; der Häuptling bestand jedoch darauf, daß sich weder die Brüder noch die Schwestern bekleidet im Dorf aufhalten dürften. Die Brüder erklärten, daß es bei Christen nicht üblich sei, unbekleidet zu gehen. Da sie von weit her gekommen seien, um eine wichtige Information aus Gottes Wort zu übermitteln, würden sie es schätzen, wenn dieses kleine Problem, das sein Volk am Hören einer guten Botschaft hindern würde, gelöst werden könnte. Der Häuptling konferierte längere Zeit mit den Dorfältesten und entschied schließlich, daß die Brüder den Dorfbewohnern an jenem Tag nicht predigen dürften. Es wurde jedoch vereinbart, daß künftig Besuche durchgeführt werden könnten. Die Dorfbewohner versprachen, außerhalb der Dorfgrenze eine Laubhütte zu errichten, in der dann die Brüder und Schwestern die Dorfbewohner empfangen könnten, die kommen wollten, um zu hören, was die Bibel lehrt. Diese Einrichtung funktionierte ganz gut, denn die Dorfbewohner sprechen gern über religiöse Dinge.“
Außer den einschränkenden Bestimmungen über die Kleidung müssen die Brüder in einigen Dörfern noch andere Vorschriften beachten, die aufgrund der religiösen Ansichten der Dorfbewohner gelten. Arturo Villasin, jetzt ein Kreisaufseher,
berichtet: „Die Brüder, die eine Verkündigergruppe im Predigtdienst anführen, respektieren die Tatsache, daß die Gemüter der Dorfbewohner schnell erregt werden, wenn etwas getan wird, was die Geister beleidigen könnte. In einigen Dörfern ist es streng verboten, bestimmte Wörter oder Namen zu erwähnen, zum Beispiel den Eigennamen eines verstorbenen Ahnen, der angeblich die Macht über das Dorf hat. Auch gelten gewisse Bäume als heilig, und nur Männer dürfen in ihrem Schatten sitzen. In einem bestimmten Küstendorf würde man durch das Tragen gewisser Farben, zum Beispiel Rot oder Schwarz, Anstoß erregen. Verständlicherweise würde man daher im Predigtdienst weder ein Buch noch eine Bibel mit rotem oder schwarzem Einband benutzen.Einer Frau ist es strikt verboten, gewisse Gebiete in einem Dorf zu betreten. Ein Mann darf sich nicht mit einer Frau, die nicht seine Frau ist, auf den gleichen Platz setzen. Wer eine dieser Sitten verletzt, muß unverzüglich eine Entschädigung entrichten. Es ist daher unerläßlich, daß die Brüder und Schwestern die Regeln, Gesetze und Bestimmungen jedes einzelnen Dorfes genau kennen, um mit Erfolg Zeugnis geben zu können. Deshalb unterrichtet der Bruder, der die Gruppe anführt, vor ihrer Ankunft in einem Dorf die einzelnen — besonders die Schwestern, die die auf Männer ausgerichteten Bräuche eher unabsichtlich verletzen — ganz genau darüber, was sie tun und was sie nicht tun dürfen, während sie sich in dem Dorf aufhalten. Sofern die Vorschriften nicht gegen Jehovas gerechte Grundsätze verstoßen, passen sich die Brüder gern an, um den Dorfbewohnern Gelegenheit zu geben, die gute Botschaft zu hören. Viele haben die Botschaft angenommen und haben Gewohnheiten, die dem wahren Gott mißfallen, aufgegeben.“
Von Dämonen umgeben
In der Bergregion Kwaio auf Malaita befindet sich das Dorf Aiolo. Dieses Dorf besteht größtenteils aus Familien, die Zeugen Jehovas sind.
Aiolo ist für Jehovas Volk wie ein sicherer Hafen inmitten von Dämonenanbetern. Außerhalb des Dorfes sieht man viele
Plätze, die als heiliger Boden gelten, dichtes Gebüsch auf Hügeln, deren Abhänge gerodet wurden, um den heiligen Boden von nichtheiligem Gebiet zu unterscheiden. Dort opfert der Priester den Göttern Schweine. Einen Teil der Opfer ißt er selbst, und gelegentlich essen auch andere Männer davon. Einer Frau ist es jedoch bei Todesstrafe verboten, irgend etwas von dem Opfer zu essen oder an der eigentlichen Opferhandlung teilzunehmen, obwohl sie einen wesentlichen Anteil an der Aufzucht der Schweine gehabt hat. Nach der Darbringung des Opfers muß der Priester (oder andere daran Beteiligte) sich eine bestimmte Anzahl Tage in einem heiligen Haus innerhalb der Dorfgrenzen aufhalten, bevor er zu seiner Familie zurückkehren darf.In Aiolo wurde in „Schnellbauweise“ ein Haus aus Bambus und anderem Buschwerk errichtet. Ein Zeuge Jehovas stellte dieses neue Haus den sogenannten Ausreißern zur Verfügung, das heißt interessierten Personen, ja sogar ganzen Familien, die sich vom Dämonenkult abgewandt haben. Sie sind aus ihrem Dorf mit seinen Dämonenverehrung treibenden Bewohnern geflohen und haben in Aiolo Zuflucht gesucht. Einmal kam eine „Ausreißer“-Familie (ein Mann mit seiner Frau und einigen seiner Brüder und
Schwestern) an, die die Dorfbewohner hatten töten wollen, weil sie deren Dämon dadurch beleidigt hätten, daß sie ihm kein Schwein geopfert hatten — etwas, was mit dem Tod bestraft wird.Einige Tage später besuchte ein Kreisaufseher Aiolo. Er sagte dazu folgendes: „Ein Bruder lud mich und meine Frau zum Essen ein. Auch diese ‚Ausreißer‘-Familie war da. Alle waren uns gleich sympathisch, aber sie hatten Angst und kehrten uns den Rücken zu. Doch nach dem Essen setzten sie sich uns gegenüber und strahlten über das ganze Gesicht. Sie hatten inzwischen gemerkt, daß wir wie alle anderen Brüder und Schwestern waren, die Jehova liebten und die von ihm geliebt wurden.“
Keine langen Hosen
Kehren wir aber nun zu Bruder Villasin zurück und fragen wir ihn, warum er keine langen Hosen, sondern nur noch Shorts trägt. Er sagt: „Unsere Verkündigergruppe hatte in einem Dorf allen Leuten Zeugnis gegeben. Aber ein Bruder sprach längere Zeit mit dem Dorfhäuptling. Schließlich kam er aus dem Haus heraus. Er machte ein besorgtes Gesicht. Der Häuptling habe gesagt, er wolle meine lange Hose haben. Jetzt war es an mir, besorgt zu sein. Ich hatte nämlich keine andere Hose dabei, und ohne Hose herumzulaufen schickte sich für einen Kreisaufseher nicht. Ich bat den Bruder, schnell nochmals zurückzugehen und den Häuptling davon zu überzeugen, daß sein Volk es vielleicht vollkommen in Ordnung finde, unbekleidet zu gehen, daß ich aber aus einem Land käme, in dem ganz andere Sitten herrschten, und dazu gehöre, daß wir unter keinen Umständen nackt in der Öffentlichkeit erscheinen würden. Der Häuptling wollte aber unbedingt meine Hose haben. Doch nach einer längeren Diskussion konnte der Bruder ihn dazu überreden, mir meine Hose zu lassen. Ich war erleichtert. Von da an habe ich in einem Dorf nie mehr lange Hosen getragen. Ich trage Shorts wie alle übrigen Brüder.“
Ein anderer reisender Aufseher aus dem Ausland machte eine haarsträubende Erfahrung. In einem bestimmten Dorf ist es verboten, die englischen Wörter „wicked“ (böse) und „war“ (Krieg) zu gebrauchen. Diese beiden Wörter sind die Namen
zweier ihrer Dämonen. Wer diese Namen ausspricht, macht sich strafbar und muß eine hohe Entschädigung zahlen. Als die einheimischen Zeugen dort predigen gingen, sagte der neue reisende Aufseher zu ihnen, er wolle an den Türen lieber zuhören. Die Brüder waren damit nicht einverstanden; sie wollten unbedingt, daß der reisende Aufseher an einer Tür sprach, da ihm die einheimischen Sitten doch beigebracht worden waren. Schließlich war er einverstanden. Während er den Buschpfad entlang bergauf und bergab ging, murmelte er ständig vor sich hin: „Sag nicht KRIEG; sag nicht BÖSE.“Als sie schließlich in das Gebiet kamen, lud ein Mann den reisenden Aufseher und zwei andere Brüder in sein Haus ein. Die beiden Brüder begannen das Gespräch und führten dann den nervösen reisenden Aufseher ein. Er gab ein kurzes biblisches Zeugnis, und alles ging gut. Dem Wohnungsinhaber schien das, was er hörte, zu gefallen. Der reisende Aufseher war mit sich selbst ebenfalls ganz zufrieden, und so schlug er das Buch Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben auf und begann, Bilder vom Paradies zu zeigen. Doch dann fügte er zu seinem eigenen Schreck hinzu: „Und Gott wird Kriegen ein Ende machen.“
Die Augen des Mannes wurden immer größer und auch die Augen des reisenden Aufsehers. Er schaute hilfesuchend auf die beiden Brüder und holte tief Luft, aber die beiden sahen den Wohnungsinhaber an, als wollten sie sagen: „Er hat doch nicht etwa ‚Krieg‘ gesagt, oder?“ Der Wohnungsinhaber schaute sie an, als wollte er sagen: „Nein, ich glaube nicht.“ So endete das Gespräch, ohne daß eine Entschädigung entrichtet werden mußte. Der reisende Aufseher konnte die Rückkehr nach Aiolo allerdings kaum erwarten.
Auf den Salomoninseln unterscheiden sich nicht nur die Art der Kleidung und die Bräuche von denen der westlichen Welt, sondern auch die Bauweise. Zwei größere Bauprojekte haben indes dazu beigetragen, daß eine ganze Anzahl Einheimische erkannte, daß Jehovas Geist auf seinen Anbetern ruht. Im Jahre 1989 schauten die Menschen in Auki auf Malaita den 60 Verkündigern einer Versammlung verwundert zu, wie sie
einen Kongreßsaal fertigstellten, der über 1 000 Personen Platz bieten sollte. Und im Juni 1991 trauten die Leute in Honiara ihren Augen kaum, als ein Kongreßsaal mit 1 200 Sitzplätzen binnen zwei Wochen auf seinem Fundament emporschoß. Es war der erste Saal im pazifischen Raum, der in dieser Größe in Schnellbauweise errichtet wurde. Auf unserer Rundfahrt, auf der wir Baustellen besichtigen werden, machen wir zuerst auf der Insel Malaita halt.„Der Saal, den Jehova gebaut hat“
Man nehme zwei Hämmer und zwei Meißel als Werkzeug. Hinzu kommen eine Menge williger Arbeiter sowie alle Bäume, die in einem morastigen Wald in der Nähe gefällt werden können. Das ist alles, was man auf den Salomoninseln für einen Kongreßsaal mit 1 500 Sitzplätzen benötigt. Wegen dieses Bauwunders wurde auf Malaita der Name Jehovas deutlich vernehmbar gepriesen. Beim Bau des 930 m2 großen Kongreßsaals mußten zahllose scheinbar unlösbare Probleme überwunden werden, so daß er als „der Saal, den Jehova gebaut hat“, bekannt wurde.
Bei einer Zusammenkunft, die die Missionare auf Malaita im Juni 1982 in der Provinzialhauptstadt Auki abhielten, machten sie folgende Feststellung: Die 65 Verkündiger starke Ortsversammlung benötigte dringend einen neuen Königreichssaal. Roger Allan und zwei Missionare von den Philippinen, Pepito Pagal und Arturo Villasin, waren bei der Zusammenkunft zugegen.
Der alte Königreichssaal war von Termiten befallen. Er war so baufällig, daß man beim geringsten Windstoß seinen Einsturz befürchten mußte. Eigentlich war er dafür gedacht gewesen, die 400 Anwesenden eines Kongresses, der 15 Jahre zuvor in Auki stattgefunden hatte, provisorisch vor Sonne und Regen zu schützen. Inzwischen war er natürlich in einem schlechten baulichen Zustand.
Von den mit der Versammlung in Auki verbundenen Brüdern hatten nur zwei eine Ganztagsbeschäftigung, und jeder
der beiden verdiente monatlich 50 Dollar (100 SI$). Deshalb beschlossen alle Angehörigen der Versammlung gemeinsam, sich zuerst darauf zu konzentrieren, Geld zusammenzubringen, um mit dem Bauen anfangen zu können. Bruder Pagal und Bruder Villasin wurden beauftragt, eine Versammlungs„vereinigung“ zu organisieren, d. h. eine Gruppe von Freiwilligen aus der Versammlung, die durch ihre Arbeit das nötige Geld beschaffen würde.Die Versammlung baute Süßkartoffeln und Kohl an. Der Ertrag wurde in Körben aus Kokospalmwedeln verpackt und mit dem Schiff nach Honiara gesandt. Dort verkaufte Cleopass Laubina, eine ältere Pionierin, die Feldfrüchte zu dem bestmöglichen Preis und schickte den Erlös an die Versammlung in Auki. Außerdem arbeiteten montags jeweils 40 bis 50 Brüder und Schwestern hart, um Geld zu verdienen. Sie zogen Gräben, befreiten Kokosnußplantagen vom Gestrüpp und mischten von Hand Beton. Bis 1985 — nach dreieinhalb Jahren fleißiger Arbeit — hatte die Versammlung eine Summe von 2 000 Dollar (4 000 SI$) zusammengespart, die sie für den Bau verwenden konnte.
Vergrößerung des Projekts
In der Zwischenzeit war der Beschluß gefaßt worden, das Bauprojekt zum Nutzen aller 23 Versammlungen auf Malaita bedeutend zu vergrößern. „Wir können doch anstelle eines Königreichssaals für 70 Verkündiger auch einen Kongreßsaal für 1 500 Personen bauen“, überlegten die einheimischen Zeugen Jehovas. Es wurde also ein großer Bau geplant, der 1 500 Personen Platz bieten würde und der nicht nur vor der heißen Sonne am Äquator schützen sollte, sondern auch vor den häufigen starken Regenfällen, die für die Salomoninseln typisch sind.
Es wurde eine Skizze gemacht, die erkennen ließ, daß der Saal 30 m lang und 32 m breit werden sollte und daß ein schräges Dach vorgesehen war, das aufsteigende Warmluft entweichen lassen würde. In der Mitte waren keine Stützpfeiler geplant,
damit die Zuhörer freie Sicht hätten. Der Saal sollte auf dem 2 ha großen Grundstück der Versammlung errichtet werden.Im Jahre 1985 konnte die Versammlung ein zinsgünstiges Darlehen aufnehmen. Kurze Zeit später spendeten Zeugen Jehovas aus Schweden eine beträchtliche Summe, wodurch sich der Geldbetrag, der für den Baubeginn zur Verfügung stand, auf 13 500 Dollar (27 000 SI$) erhöhte.
Außerdem versprach der Leiter einer Holzmühle in Honiara, 300 bereits bearbeitete Baumstämme zu liefern, die als Hauptstützpfeiler und als Pfosten für den Vorbau sowie für die Dachbinder, Pfetten und Dachsparren benötigt wurden. Die Binder sollten in Honiara konstruiert und wieder zerlegt werden. Dann sollten sie mit einem Flußboot nach Auki gebracht werden, wo sie wieder zusammengebaut werden sollten. Die Konstruktion würde dann auf die Hauptstützpfeiler gesetzt werden.
Die Bautruppe brannte darauf, mit der Arbeit zu beginnen. Aber alles, was ihr an Werkzeug zur Verfügung stand, waren zwei Klauenhämmer und zwei Meißel. Natürlich gab es viele freiwillige Helfer, aber keiner der Zeugen Jehovas auf Malaita hatte irgendwelche Erfahrung im Bauhandwerk. „Die Brüder und Schwestern erwarteten von mir, daß ich das Bauen beaufsichtigte, doch ich hatte noch nicht einmal einen Hühnerstall gebaut“, sagte Bruder Allan.
Wie sollten die Zeugen die Dachbinder — jeder bestand aus acht großen verbolzten Holzbalken und wog zwischen zwei und fünf Tonnen — vom Boden auf die 6 m hohen Stützpfeiler hieven? Ja, und wie könnten sie den Dachfirst ohne schweren Kran rund 12 m hochheben?
„Ich weiß es auch nicht“, gestand damals Bruder Allan. „Wir müssen eben auf Jehovas Unterstützung vertrauen.“
Willkommene Hilfe
Im Oktober 1986 kam von weit her, aus Übersee, fachgerechte Hilfe. Jon und Margaret Clarke — sie hatten schon bei der Errichtung des Zweigbüros in Neuseeland geholfen —
erfuhren von der Notlage, in der sich die Versammlung von Auki befand. Sie erhielten ein drei Monate gültiges Visum und konnten so nach Malaita reisen.Der Versammlung wurde eine Betonmischmaschine geschenkt, wodurch sie die Arbeiten für die große Bühne und die dahinter befindliche Betonwand mit Seitenflügeln fortsetzen konnte. Mit bloßen Händen, die als Schaufeln dienten, gruben die Brüder tiefe Löcher in die Erde, stellten die 18 Hauptstützpfeiler für die Wand, das Dach und den Vorbau hinein und gossen die Löcher mit Beton aus.
Da die einheimischen Brüder von Bruder Clarke geschult worden waren, bauten sie die Dachbinder des Hauptsaals und die drei Dachbinder für den Vorbau selbst zusammen. Aber es bestand noch immer das Problem, diese schweren Binder dorthin zu bekommen, wohin sie gehörten. Dazu war außerordentliche Geschicklichkeit erforderlich, denn die Binder bestanden aus acht Balken, die so verbolzt waren, daß ein riesiges Dreieck entstanden war. Es ist unglaublich, was für eine Entschlossenheit und Findigkeit die Brüder entwickelten.
Ein Ballett der Balken
Das einzige Gerät, das den Brüdern für das Hochheben der schweren Binder zur Verfügung stand, war ein Flaschenzug an einem behelfsmäßigen Kran. Der Kran selbst bestand aus acht Balken. Der erste Dachbinder — zwei Tonnen schwer — mußte über die neuerrichtete Betonwand gehoben und auf zwei Stützpfeilern, die dahinter waren, befestigt werden. Als der Binder von dem Kran aufgerichtet wurde, stellten die Brüder mit Entsetzen fest, daß der Binder nicht hoch genug gezogen werden konnte, um ihn über die Mauer zu bekommen. Es fehlte ein Meter. Zwei Tage hing der Binder am Kran — von Balken gestützt —, während sich die Brüder stöhnend den Kopf zerbrachen, wie sie das Problem lösen könnten.
Vorbeigehende spotteten: „Kann Jehova den Dachbinder für euch nicht hochheben?“
„So!“ riefen dann die Brüder. „Jetzt wird uns Jehova ganz bestimmt helfen!“
Plötzlich hatten die Arbeiter einen Einfall. Sie schoben den Wagenheber eines kleinen Lieferwagens unter das eine Ende des Dachbinders und hoben es einige Zentimeter an, worauf sie es durch Stützen auf dieser Höhe hielten. Dann schoben sie den Wagenheber unter das andere Ende des Binders, um es anzuheben, und sie stützten es ebenfalls ab. Dieser Vorgang wurde mehrmals wiederholt, und nach viertägigem Jonglieren konnte der erste Dachbinder über die Betonwand gehoben und auf die vorgesehenen Stützpfeiler aufgesetzt werden. Als diese außerordentliche Leistung vollbracht war, tanzten die Brüder, vor Freude singend und klatschend, in einem großen Kreis um die Baustelle herum.
Erst als sie damit fertig waren, die drei Dachbinder — von denen einer fünf Tonnen wog — mit Hilfe des Wagenhebers über die Wand zu hieven, erkannten sie die undeutliche Aufschrift an einer Seite des Wagenhebers richtig. Sie besagte nicht, daß die Hebekapazität, wie sie annahmen, „15 Tonnen“ betrage, sondern nur „1,5 Tonnen“.
„Im nachhinein betrachtet, verstieß das, was die Brüder und Schwestern taten, gegen jede Logik“, sagt Bruder Allan. „Wenn man die riesigen Binder in der Luft beobachtete, kam es einem vor, als ob man einem Ballett der Balken zusah.“
„Kann denn Jehova keinen Saal bauen?“
Im Januar 1987 kamen zwei einheimische Brüder von Honiara nach Auki. Nach einer Inspektion der Dachbinder sagten sie, die Holzmühle habe versehentlich Balken aus Obstbaumholz geliefert. Balken aus diesem Holz seien ungeeignet, denn sie würden von innen heraus faulen, ohne daß man es von außen sehe. Nach Meinung der Brüder hatte der Verrottungsprozeß im Innern der Balken schon begonnen, und alle Balken müßten ausgetauscht werden. Vier Monate später wurde das vernichtende Urteil bestätigt: Die meisten Balken faulten, und der größte Teil der schweren Bauarbeiten mußte wiederholt werden.
Im Juli trafen Bruder und Schwester Clarke erneut in Auki ein. Mit ihnen kamen Steven und Allan Brown aus Auckland.
Sie brachten als Spende Ausrüstungsgegenstände mit, die beim Bau des inzwischen fertiggestellten Zweigbüros von Neuseeland benutzt worden waren. Die Neuseeländer hatten eigentlich vorgehabt, bei ihrem jetzigen Aufenthalt die Dachkonstruktion des Saals zu vollenden, aber statt dessen bestand ihre Hauptarbeit darin, einen großen Teil der im Jahr zuvor errichteten Konstruktion wieder niederzureißen.Was den Brüdern jedoch am meisten zu schaffen machte, waren die ständigen Spottrufe von Leuten, die in offenen Lastwagen an der Baustelle vorbeirasten, und die demütigenden Bemerkungen der Menschen auf dem Marktplatz oder auf den Straßen von Auki.
„Kann denn Jehova keinen Saal bauen?“ fragten sie unter höhnischem Gelächter. „Das beweist, daß eure Religion falsch ist“, spotteten sie. „Nur Verrückte bauen einen Saal und reißen ihn dann wieder ab.“ Wenn Angehörige anderer Religionsgemeinschaften an der Baustelle vorbeikamen, tanzten und sangen sie schadenfroh vor den Augen der mutlosen Brüder. Die einheimischen Brüder waren so niedergeschlagen, daß sie zu den vier Missionaren sagten: „Wenn nicht der Name Jehovas auf dem Saal ruhen würde, würde uns nichts mehr auf der Baustelle halten.“
Spott nur von kurzer Dauer
Manchmal verstummten die Spötter. Eine Gruppe Chorsänger zum Beispiel, die mit einem Lastwagen zu einem Kirchenfest unterwegs war, das 16 km von der Baustelle entfernt stattfinden sollte, fuhr vorbei und rief den Bauarbeitern unter Gelächter Beleidigungen zu. Nach etwa anderthalb Kilometern Fahrt hatten die Sänger dann eine Panne mit dem Lkw, weswegen sie nicht an ihrem Ziel ankamen.
Nachdem die Nachricht von der Panne die Baustelle erreicht hatte, wurde den Brüdern der Rat gegeben, ‘niemandem Böses mit Bösem zu vergelten’ (Röm. 12:17). Doch als einige Brüder kurze Zeit später mit dem Lkw von der Baustelle an den Sängern, die mit ihrem Lastwagen auf der Straße liegengeblieben waren, vorbeifuhren, tanzten sie vor Freude; sie konnten ihre Schadenfreude doch nicht ganz verbergen.
Hilfe aus Kona
Nur 38 der von der Holzmühle gelieferten Baumstämme waren frei von Fäulnis. Die übrigen der 300 benötigten Stämme mußten also anderswoher beschafft werden. Aber woher? Die Zeugen Jehovas aus Kona — einem Dorf, das 5 km von der Baustelle entfernt liegt — kamen zu den Bauleuten und sagten, daß sie bereit seien, ihnen Baumstämme aus einem besonderen Hartholz von ihrem eigenen Land zur Verfügung zu stellen. Die Hauptstützpfeiler, die Pfosten für den Vorbau und die Dachbinder des Hauptsaals könnten gegen dieses gespendete Holz ausgetauscht werden. Die Spende war für die Zeugen aus Kona ein großes Opfer, denn Malaita war zuvor von dem Wirbelsturm Namu verwüstet worden. Die Baumstämme waren eigentlich dafür gedacht gewesen, ihre zerstörten Häuser wieder aufzubauen.
Um das Holz herbeizuschaffen, schlugen die Schwestern der Versammlung in Auki eine 6 m breite und rund 800 m lange Schneise in den dichten Urwald, und zwar von der Stelle, wo die Bäume gefällt werden sollten, bis zur Straße. Unter Aufbietung aller Kräfte fällten sie Bäume, schlugen Brücken über Gräben und räumten die Schneise von Hindernissen. Dann konnten die Bäume für den Bau gefällt, von den Ästen befreit und mit einer Kettensäge zu Vierkanthölzern geschnitten werden.
„Wir sind wie Ameisen“
Die neuen Stämme waren zu Balken verarbeitet worden, die rund 6,5 m lang waren und einen Durchmesser von 36 cm hatten. Aber wie sollte man diese riesigen Hölzer zu der 800 m entfernten Straße befördern?
Die Glieder der Versammlung sagten: „Wir sind wie Ameisen. Wenn genügend Hände zupacken, können wir so gut wie alles fortbewegen.“ (Vergleiche Sprüche 6:6.) Wurden mehr Brüder und Schwestern benötigt, um die Balken fortzuschleppen, so erscholl der Ruf: „Ameisen, Ameisen, Ameisen!“ Dann strömten aus allen Richtungen Brüder und Schwestern herbei, um mitzuhelfen. Vierzig an der Zahl hoben mit den Händen einen Balken hoch, der eine halbe Tonne wog, und trugen ihn die Schneise hinunter zur Straße. Dort wurde er auf einen Karren geladen und zur Baustelle befördert.
Es war ein riskantes Unterfangen, die Pfeiler und Pfosten an Ort und Stelle zu bringen. Wieder wußten die einheimischen Brüder am besten, wie man so etwas macht. Wenn sie auf der Baustelle ankamen, legten sie jeden Pfeiler auf den Boden, und zwar etwa 3 m von dem tiefen Loch entfernt, in das der Pfeiler hineingestellt werden sollte und das danach mit Beton ausgegossen wurde.
Dreißig Brüder und Schwestern hoben das obere Ende des Pfeilers auf ein Gerüst, das aus sich kreuzenden Teilen bestand.
Dann schoben sie den Pfeiler schnell über den Boden, wodurch er mit dem unteren Ende auf das entsprechende Loch zurutschte. Zwei der mutigsten Brüder standen mit dicken Brettern auf der gegenüberliegenden Seite des Lochs. Wenn der Pfeiler auf die Bretter prallte, richtete er sich aufgrund der Schubkraft auf, und das untere Ende sank ins Loch.Ein Versehen erweist sich als ein Segen
Als nächstes war geplant, das Dach des Saals aufzusetzen. Doch inzwischen war der Baufonds völlig erschöpft, und die Versammlung konnte den Stahl für das Dach nicht bezahlen. Als die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas von der mißlichen Lage der Brüder erfuhr, wurde eine Spende von 10 000 Dollar (20 000 SI$) überwiesen. Das reichte nicht nur aus, um Material für das Dach zu kaufen, sondern auch, um den Hauptsaal zu vollenden.
Sechstausend Dollar wurden für eine hellgrau gestrichene Dachhaut aus Stahlblech an eine Firma gezahlt, die Blech vertrieb. Die Farbe gefiel den Brüdern zwar nicht, und das Blech hatte auch nicht die vom Baukomitee gewünschte Dicke und Qualität, aber ein höherer Preis konnte nicht bezahlt werden. Zum Entsetzen der Bauarbeiter war dieses Blech jedoch schon an eine andere religiöse Gruppe in Honiara, die es für ihre neue Kirche benötigte, verkauft worden. Die Firma entschuldigte sich zwar für das Versehen, doch das gleiche Material war nicht mehr auf Lager.
Eine Woche später gab die Firma den Zeugen Bescheid, daß ein Vorrat an dickerem Dachblech von besserer Qualität eingetroffen sei. Da aber der Firma das Versehen unterlaufen war, wollte sie der Versammlung das Blech zu einem bedeutend niedrigeren Preis verkaufen. So war es für die Versammlung erschwinglich. Und was noch bemerkenswerter war, das neue Stahlblech hatte eine schönere Farbe — Dunkelgrün —, genau die Farbe, die sich die Brüder ursprünglich gewünscht hatten. Für Blech in dieser Farbe zum regulären Preis hätten sie aber das Geld nicht aufbringen können.
Im Dezember 1987 traf Henry Donaldson, ein Bruder, der einen Dachdeckerbetrieb hatte, aus Neuseeland ein. Das Dach wurde mit der 1 100 m2 großen schönen Dachhaut versehen. Wenn jetzt Lastwagen mit ihren früheren Peinigern an der Baustelle vorbeifuhren, konnten die Brüder und Schwestern endlich vor Freude tanzen und singen und begeistert auf das fast fertige Gebäude zeigen.
Man stelle sich die Freude vor, als einige Tage später der Saal zum ersten Mal benutzt wurde! Viv Mouritz aus dem australischen Zweigbüro diente als Zonenaufseher und sprach zu einer Zuhörerschaft von 593 Personen. Er lobte alle freiwilligen Helfer, die an dem gewaltigen Projekt sehr hart mitgearbeitet hatten, für ihre Opferbereitschaft und ihr Ausharren.
Sie wissen sich zu helfen
Der Kongreßsaal auf Malaita ist ein Beispiel, das zeigt, was ohne moderne Bauausrüstung und handelsübliche Materialien zustande gebracht werden kann. Er liefert den Beweis dafür, daß Jehova die Anstrengungen derer segnet, die ihr Vertrauen völlig auf ihn setzen. Oft fehlte für die Arbeit selbst das grundlegendste Werkzeug wie Spaten oder Schaufeln, Werkzeug, das in wohlhabenderen Ländern als absolute Notwendigkeit angesehen wird.
Wenn auf der Baustelle Korallensand benötigt wurde, hackten Schwestern mit spitzen Stöcken an Fundstellen Trümmer des Korallenkalkes los und schaufelten mit den bloßen Händen den zerklüfteten, scharfen Kies in Säcke, so daß er an die Baustelle transportiert werden konnte. An nur einem Tag hackten die Schwestern so viel Kies los, daß ein Lastwagen, der drei Tonnen faßte, dreizehnmal beladen werden konnte.
Hier noch ein weiteres Beispiel, das zeigt, wie die Brüder sich mit dem Vorhandenen behalfen. Das Rad der einzigen Schubkarre auf der Baustelle wurde so sehr beschädigt, daß es nicht mehr repariert werden konnte. Nirgendwo auf den Salomoninseln war ein Ersatzrad aufzutreiben. Dadurch ließen sich die Zeugen aber auf keinen Fall aufhalten. Nachdem sie
jeweils die Schubkarre mit Beton gefüllt hatten, hoben sie sie einfach auf und trugen sie dorthin, wo der Beton benötigt wurde. Das taten sie fünf Wochen lang, bis aus Neuseeland ein Ersatzrad eintraf.Nach vielen weiteren Arbeiten konnte schließlich im Oktober 1988 der Bezirkskongreß „Göttliches Recht“ in dem Saal stattfinden.
Die nächste Station auf unserer Rundfahrt, auf der wir Baustellen besichtigen, ist Honiara auf der Insel Guadalcanal.
„In nur zwei Wochen“
„In nur zwei Wochen!“ Diese Nachricht verbreitete sich schnell in der Stadt Honiara. Man war neugierig, überrascht und skeptisch. Wie könnte ein so großes Gebäude, in dem 1 200 Personen Platz finden würden, in zwei Wochen errichtet werden? Ja wie könnte so etwas auf einer Insel geschehen, weitab von den technischen Mitteln der westlichen Welt?
Moderne Technik und das Können des einzelnen waren nicht der Schlüssel zum Erfolg dieses Projekts. Dennoch war es in diesem Land, wo für Transport und Tiefbau nicht Tage und Wochen eingeplant werden, sondern Monate und Jahre, unbedingt notwendig, einen Kongreßsaal mit Bühne und Lautsprecheranlage zu bauen, der gegen Wirbelstürme gefeit und dennoch komfortabel wäre.
Das Interesse der Anwohner wuchs, sobald die Fundamente gelegt waren. Doch als sie aufgrund der Größe der Fundamente erahnten, wie groß das Gebäude werden würde, wuchsen ihre Zweifel. Sie fragten: „Wie wollen Sie dieses große Gebäude in nur zwei Wochen bauen?“
Bald wurden große Mengen Stahlteile, die in Containern angeliefert worden waren, von Schiffen entladen. Die Regierungsbeamten von Honiara waren überaus hilfsbereit. Sie ließen mit sich reden und bemühten sich sehr, die Importbestimmungen zu erläutern. Die Behörden der Salomoninseln hatten auch die Einreise und Mitarbeit einer Gruppe von 60 freiwilligen Helfern erlaubt, die aus Australien nach Honiara gekommen waren, um
zusammen mit den einheimischen Zeugen an dem zweiwöchigen Bauprojekt zu arbeiten. Wie sehr die Brüder doch diese Anteilnahme und Hilfe der Behörden schätzten!Am 7. Juni 1991 wurde die Gruppe der Bauhelfer auf dem Flughafen von Honiara begrüßt: von Brüdern, deren strahlend weiße Zähne im Kontrast zu den dunklen, lächelnden Gesichtern wie eingefaßte Juwelen aussahen; dazu kamen die Girlanden aus Jasminblüten und die Liebe, die diese internationale Bruderschaft von allen anderen unterscheidet. Als am nächsten Tag alle Arbeiter damit begannen, das riesige Haus für die Anbetung Jehovas zu bauen, verflog auch jegliche anfängliche Schüchternheit. Jeder Handwerker gab sein Wissen freudig an diejenigen weiter, die beauftragt worden waren, mit ihm zusammenzuarbeiten.
Ein einheimischer Lieferant sah zu der Stahlkonstruktion hinauf und sagte erstaunt: „Einmal mußte ich bei einem Projekt 25 Tonnen Stahl aufstellen, und es dauerte 3 Monate. Aber Sie haben Ihre 30 Tonnen in nur zweieinhalb Tagen aufgestellt!“Nachdem nur 15 Tage an dem Kongreßsaal in Schnellbauweise gearbeitet worden war, wurde die erste Zusammenkunft abgehalten. Nur allzubald mußten die Brüder und Schwestern, die als Gastmitarbeiter gekommen waren, Abschied nehmen. Am Flughafen war es in vielerlei Weise ähnlich wie bei der Ankunft: Girlanden aus Jasminblüten und unermüdliches Händeschütteln und Umarmen. Dieses Mal flossen bei fast allen die Tränen.
Die „Glücklichen Inseln“ von heute
Obwohl schon über 35 Jahre vergangen sind, seitdem die gute Botschaft über den glücklichen Gott das erste Mal die Salomoninseln erreicht hat, gibt es immer noch Inseln, wie z. B. Santa Isabel, Shortland, Rennell, Bellona, Tikopia, Sikaiana und Ulawa, auf denen die Königreichsbotschaft noch nicht regelmäßig gepredigt worden ist. Es ist wirklich höchste Zeit, daß auch dort ein umfassendes Zeugnis gegeben wird. Obwohl die Bewohner der Salomoninseln selbst ihr Land die „Glücklichen Inseln“ nennen, stehen sie doch vor ernsten Problemen. Viele Inselbewohner durchleben „kritische Zeiten ..., mit denen man schwer fertig wird“ (2. Tim. 3:1). Sie befinden sich in schwerer wirtschaftlicher Bedrängnis. Der Übergang vom Dorfleben zum Leben in der Stadt führt zu gesellschaftlichen Spannungen. Die Menschen suchen nach Lösungen für ihre Probleme, und aufrichtige Personen stellen fest, daß Jehovas Zeugen in der Lage sind, auf die wahren, tröstenden Antworten aus dem einzigen Quell der Weisheit und des Trostes, aus Gottes Wort, aufmerksam zu machen.
Viele Einheimische haben bemerkt, daß Jehovas Geist mit seinem Volk ist. Sie waren erstaunt, als sie in Auki auf Malaita beobachten konnten, wie eine finanziell nicht so gut gestellte Versammlung von 60 Verkündigern mit der liebevollen Unterstützung ihrer Glaubensbrüder aus Neuseeland und Australien einen wunderschönen Kongreßsaal mit 1 500 Sitzplätzen baute.
Finanzielle Hilfe kam aus den Vereinigten Staaten und aus Schweden. Als Folge davon haben sich viele interessierte Personen mit Jehovas Volk verbunden.Geschichten oder Bilder von den südpazifischen Inseln vermitteln oft einen falschen Eindruck. Man meint, die Inseln seien das Paradies, wo man sich nicht abzumühen braucht und der Pionierdienst das reinste Vergnügen ist. Leider werden auf Fotografien keine Moskitos, Sandfliegen, Wirbelstürme oder Erdbeben gezeigt. Darauf sind nicht die 100 Prozent Luftfeuchtigkeit zu sehen, bei der Kleider, Bücher und andere Habseligkeiten schimmeln, ganz zu schweigen von den Tropenkrankheiten, Schlangen und Krokodilen. Die Schätze der Salomoninseln sind also nicht materieller Art. Die ‘begehrenswerten Dinge der Nationen’ sind Menschen, die für die Anbetung Jehovas eintreten, Menschen, die Jehova lieben und die ihr Leben geändert haben, um seinen Willen zu tun (Hag. 2:7). Ihre Freundlichkeit, ihre Bereitwilligkeit, Gottes Gesetze kennenzulernen und anzuwenden, und ihre Loyalität gegenüber Gottes Königreich machen die Bewohner der Salomoninseln begehrenswert in den Augen Jehovas.
Möge Jehova fortfahren, die Arbeit dieser bescheidenen, glücklichen Diener auf den weit entfernten „Glücklichen Inseln“ reichlich zu segnen, während sie nach dem einzig wirklichen und anhaltenden Glück streben und geistige Dinge in ihrem Leben an die erste Stelle setzen (Mat. 5:3; 6:33).
[Fußnote]
^ Abs. 9 Nähere Einzelheiten siehe das Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1978.
[Übersichten auf Seite 252]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
Salomoninseln
1 200
1954 1
1960 135
1970 553
1980 497
1991 851
Verkündigerhöchstzahl
100
1954
1960 3
1970 57
1980 69
1991 70
Pioniere (Durchschnitt)
[Kasten/Karten auf Seite 208]
(Genaue Textanordnung in der gedruckten Ausgabe)
SALOMONINSELN
ONTONG-JAVA-INSELN
Südpazifischer Ozean
CHOISEUL
SHORTLAND
GIZO
NEW GEORGIA
Munda
SANTA ISABEL
MALAITA
Maluu
Auki
GUADALCANAL
Honiara
Provinz Makira
ULAWA
SAN CRISTÓBAL (MAKIRA)
Provinz Temotu
REEF ISLANDS
SANTA-CRUZ- INSELN
Lata
[Karte]
ÄQUATOR
PAPUA-NEUGUINEA
AUSTRALIEN
[Kasten]
SALOMONINSELN
Hauptstadt: Honiara (Guadalcanal)
Amtssprachen: Salomonen-Pidgin und Englisch
Hauptreligion: anglikanisch
Einwohner: 328 723
Zweigbüro: Honiara
[Bilder auf Seite 210]
Der Hafen von Honiara an der Nordküste Guadalcanals
Kinder auf den Salomoninseln
[Bild auf Seite 212]
Das Zweigbüro in Honiara auf der Insel Guadalcanal
[Bild auf Seite 213]
Joan und Bob Seccombe vor dem ersten Zweigbüro
[Bild auf Seite 217]
Die gute Botschaft wird auf sechs Hauptinseln und auf Dutzenden von kleineren Inseln eifrig gepredigt
[Bild auf Seite 218]
Ein Königreichssaal auf Gizo in der Westprovinz. Einige Säle werden aus Buschholz und geflochtenen oder zusammengenähten Palmenblättern errichtet.
[Bild auf Seite 227]
Taroblätter werden als Regenschirme verwendet. Auch Botschaften können auf die Blätter geschrieben werden.
[Bild auf Seite 233]
Elson Site, ein Sonderpionier, und seine Familie
[Bilder auf Seite 243]
Baustämme vom Sumpfland, die mit einer Kettensäge zu Vierkanthölzern geschnitten worden sind, werden auf einen Lkw geladen. Ein quadratischer Pfeiler (für die Wand des Kongreßsaals in Auki) wird in das für ihn bestimmte Loch gesetzt.
[Bilder auf Seite 244]
Riesige, bis zu fünf Tonnen schwere Dachbinder, die aus acht verbolzten Balken bestehen. Die Binder werden ohne die normalerweise nötige Ausrüstung auf die 6 m hohen Stützpfeiler gesetzt.
[Bild auf Seite 245]
Der fertige Kongreßsaal in Auki (Malaita), der 1 500 Personen Platz bietet
[Bilder auf Seite 249]
Das gegen Wirbelstürme und Erdbeben gefeite Stahlskelett nimmt Formen an
Das für 1 200 Personen Platz bietende, große Gebäude in Honiara auf Guadalcanal
[Bild auf Seite 251]
Zweigkomitee. Von links nach rechts: James Ronomaelana, Josef Neuhardt und Rodney Fraser.