Weltweiter Bericht
Weltweiter Bericht
Afrika und nahe gelegene Inseln
Infolge von Streitigkeiten zwischen Stämmen und Völkern herrscht auf dem afrikanischen Kontinent tiefe Zerrissenheit. Doch in Offenbarung 7:9-14 wird vorhergesagt, daß „eine große Volksmenge ... aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen“ in der Anbetung Jehovas vereint werden und die Aussicht haben würde, zu überleben und in seine friedliche neue Welt zu gelangen. Viele Tausende in ganz Afrika geben auf überzeugende Weise zu erkennen, daß sie zu dieser glücklichen Schar gehören.
In Kapstadt in Südafrika unterbrach ein Wohnungsinhaber die Darbietung einer Schwester mit der Frage: „Was wollen Sie eigentlich?“ Zunächst verblüfft, gab sie ihm eine direkte Antwort: „Ich möchte mit Ihnen die Bibel studieren.“ Zu ihrem großen Erstaunen erwiderte der Mann: „Gut. Kommen Sie herein, und fangen wir gleich an.“ Daraufhin ergab sich ein nettes Gespräch mit dem Mann, der, wie sich herausstellte, Jude war, und die Schwester vereinbarte, mit ihrem Ehemann wiederzukommen. Bis jetzt hat der Mann hervorragende Fortschritte gemacht. Neben seinem Bibelstudium hat er die Bibel viermal und das Buch Der größte Mensch, der je lebte dreimal durchgelesen. Eifrig erzählt er seinen Angehörigen von der Wahrheit. Daß Jehova seine Augen für die Wahrheit
geöffnet hat, erfüllt ihn mit tiefer Dankbarkeit. An dem Tag, als die Schwester das erste Mal bei ihm vorsprach, sagte er zu seiner Familie: „Ich möchte, daß ihr diese Leute kennenlernt, denn Gott hat sie uns geschickt.“ Er hatte sich mit Selbstmordabsichten getragen.Bei der Verbreitung der Wahrheit können familiäre Bande eine wichtige Rolle spielen. Ein Hilfspionier richtete in einem Dorf auf Mauritius ein Bibelstudium ein. Darmen, ein wissensdurstiger Junge aus der Nachbarschaft, hörte interessiert zu. Was er hörte, erzählte er seinen Eltern, besonders seiner Mutter, einer Hinduistin. Sie gewann die Überzeugung, daß das, was sie lernte, die Wahrheit sein müsse, und so zerstörte sie den Hinduschrein in ihrem Garten. Darmen sprach mit allen Verwandten im Dorf — Brüdern, Schwestern, Schwägern, Onkeln, Tanten, Cousins und Cousinen. Als er vom Tagestext erfuhr, fing er an, ihn mit seinen Verwandten zu besprechen. An manchen Abenden kamen mehr als 30 Personen zu diesen Besprechungen, und oft wurde es dann spät. Nach ein paar Wochen richtete ein Sonderpionierehepaar Studien mit ihnen ein. Heute sind 13 Familienmitglieder getauft, und vier weitere sind ungetaufte Verkündiger. Und Darmen? Er ist mittlerweile verheiratet, und seine Frau und er dienen gemeinsam als Sonderpioniere.
Das Leben der Menschen in Liberia ist durch den Bürgerkrieg sehr in Mitleidenschaft gezogen worden. Als die Verkündiger der Versammlung Mano River einen Kongreß in Monrovia besuchten, kam es in ihrem Heimatgebiet zu Kämpfen, und für den Rest des Jahres konnten sie nicht mehr zurückkehren. Doch ein ungetaufter Verkündiger, der zu Hause geblieben war, predigte weiter. Er traute sich zwar nicht, den Königreichssaal zu benutzen, weil er noch nicht getauft war, aber er schützte ihn vor Plünderungen. Wie er berichtete, hat er sich auch bemüht, bei allen, die früher studierten, „Hirtenbesuche“ durchzuführen, um ihr Interesse an der Wahrheit lebendig zu halten, und er hat in seiner Wohnung Zusammenkünfte abgehalten. Auf dem diesjährigen Bezirkskongreß „Göttliche Belehrung“ wurde er getauft.
Höhepunkt des Jahres in der Zentralafrikanischen Republik war der Regierungserlaß vom 20. Januar 1993, durch den das Verbot
der Tätigkeit der Zeugen Jehovas vollständig aufgehoben wurde. Zwar hatten sich die Brüder schon seit mehreren Jahren relativ frei bewegen können, doch jetzt sind sie rechtlich anerkannt. Infolgedessen konnten sie ihre Königreichssäle wieder in Betrieb nehmen. Schulen, Krankenhäuser und viele Behörden im Land können nicht unterhalten werden, weil das Geld für die Löhne fehlt. Jehovas Zeugen hingegen konnten trotz ihrer finanziellen Schwierigkeiten alle fünf Königreichssäle in Bangui instand setzen und frisch anstreichen und verwenden sie jetzt wieder als Zentren der wahren Anbetung.Welcher Gegensatz zwischen Jehovas Zeugen und anderen Religionsgemeinschaften besteht, wird für einige Beobachter in Afrika immer deutlicher. Wegen Stammesfehden im Süden von Zaire floh eine Gruppe Kasai, die aus Katanga verjagt worden war, zum Haus des Häuptlings in einem Dorf bei Kamina. Nachdem der Häuptling sich darüber informiert hatte, was vorgefallen war, fragte er: „Ist irgend jemand unter euch ein Zeuge Jehovas?“ Man vergewisserte sich, und die Antwort lautete: „Nein.“ Darauf fragte der Häuptling: „Warum nicht? Gibt es denn keine Zeugen in eurem Dorf?“ „Doch, es gibt einige“, erwiderte man. „Warum sind dann keine hier?“ fragte der Häuptling hartnäckig weiter. Schließlich sagte er: „Jetzt seht ihr, warum Jehovas Zeugen sagen, daß eure Religionen falsch sind. Ihr seid von Angehörigen eurer eigenen Kirchen verjagt worden, aber Jehovas Zeugen haben ihre Brüder nicht verjagt. Im Gegenteil, sie haben sie aufgenommen und beschützt.“
Wo viele Menschen Analphabeten sind, müssen die Verkündiger nicht nur die Wahrheit der Bibel lehren, sondern den Leuten auch Lesen und Schreiben beibringen. Eine Pionierin in Simbabwe, die das tut, war ganz überrascht, als diejenigen, mit denen sie studiert, ihr anboten, sie für ihre Dienste als Lehrerin zu bezahlen. Sie schrieb später: „Ich dachte an Gehasi, den Diener Elisas, der mit Aussatz geschlagen wurde. Darum sagte ich zu den Leuten: ‚Mein Lohn ist es, zu sehen, wie ihr Fortschritte darin macht, die Wahrheit kennenzulernen und das Gelernte anzuwenden. Ich möchte euer Geld nicht‘ “ (2. Kö. 5:20-27).
Asien
Jehova pflanzte das ursprüngliche Paradies im Orient, und dorthin brachte er die ersten Menschen. Diese schätzten jedoch nicht, was Jehova für sie getan hatte. Heutzutage gibt es indes Hunderttausende von Orientalen, die erkennen lassen, daß sie die gerechten Wege Jehovas schätzen, und sie sprechen begeistert mit anderen über die Botschaft von Gottes Vorsatz, die ganze Erde zu einem Paradies zu machen.
Eine Schwester in Japan, die ganztags arbeiten muß, um ihre Familie zu erhalten, steht dennoch im Pionierdienst. Wie schafft sie das? Indem sie die Zeit für ihre tägliche Fahrt mit dem Zug gut auskauft. Die Fahrt dauert hin und zurück je eineinhalb Stunden. Sie muß taktvoll vorgehen, aber da die vielen Pendler jeden Tag denselben Zug benutzen, kann sie bei denen, die ihr zuhören, sogar Rückbesuche machen. Sie gibt jeden Monat durchschnittlich 167 Zeitschriften ab und konnte im Zug schon sieben Bibelstudien beginnen.
In Malaysia traf eine Pionierin eine Frau, mit der sie ein Studium begonnen hatte, einfach nicht mehr zu Hause an. Ein grimmig dreinschauender Nachbar beäugte sie aber jedesmal
mißtrauisch. „Warum diesen Mann nicht einmal ansprechen?“ dachte die Schwester bei sich. „Er ist jedesmal da, wenn ich komme; vielleicht kann er mir sagen, wo die Frau ist.“ Er begrüßte die Schwester in barschem Ton: „Was wollen Sie? Was tun Sie hier?“ Doch nachdem er ihr gesagt hatte, daß die Frau verzogen sei, hörte er sich erstaunlicherweise die biblische Botschaft an und willigte in ein Studium ein, ja er zeigte sogar eine gewisse Begeisterung. Beim ersten Studium war auch seine Frau dabei und ein Kollege — ein fanatischer Anhänger einer Sekte der Christenheit —, der versuchte, das Bibelstudium zu verhindern. Als der Mann jedoch sah, wie ruhig und sachlich die Schwester auf die Attacken seines Kollegen reagierte, sagte er zu ihm, er solle aufhören, sich in fremde Angelegenheiten einzumischen; wenn er gern studiere, so sei das seine Sache. Seine Fortschritte waren erstaunlich. Er war als Geistermedium tätig, als er aber erfuhr, daß die Bibel den Spiritismus verurteilt, warf er alles, was er bei seiner spiritistischen Tätigkeit benutzt hatte, weg. Nun besuchen er und seine Frau regelmäßig die wöchentlichen Zusammenkünfte.In Indien traf eine Pionierin im Dienst von Haus zu Haus drei Studentinnen an. Sie waren Hindus, willigten aber trotzdem in ein Bibelstudium ein, denn sie hatten viele Fragen, die sie gern beantwortet haben wollten. Nach einiger Zeit erhielten sie das Buch Die Suche der Menschheit nach Gott, und sie lasen es. Danach waren sie völlig davon überzeugt, daß die Verehrung von Götzen nicht richtig ist. Sie erzählten ihrer Mutter, was sie gelernt hatten, woraufhin diese ihre Götzen entfernte. Die Mädchen beseitigten ihre Alphabettafel. Später sagten sie: „Das Jahr 1992 war für uns ein unvergeßliches Jahr: Im Januar verließen wir ‚Babylon die Große‘, indem wir mit den Götzen aufräumten. Im April begannen wir, regelmäßig die Zusammenkünfte zu besuchen. Im August wurden wir ungetaufte Verkündiger. Im Oktober ließen wir vier uns taufen. Im November wurden zwei von uns Dauerhilfspioniere, und im Dezember führten wir zehn Bibelstudien durch, eines davon mit unserer 71jährigen Großmutter.“
5. Mo. 7:25, 26; 1. Joh. 5:21). Am nächsten Tag bat er die Brüder, ihm zu helfen, sämtliche Götzen und andere religiöse Gegenstände — eine ganze Lieferwagenladung — aus der Wohnung zu schaffen und sie in seinem Beisein außerhalb der Stadt zu verbrennen. Sein Glaube wurde sehr gestärkt, als er sah, daß die Götzen, seine ehemaligen Gegenstände der Verehrung, sich nicht retten konnten. Von diesem Zeitpunkt an war die Familie von der Macht der Dämonen befreit und machte in geistiger Hinsicht gute Fortschritte.
In Thailand stellen die Verkündiger fest, daß in ihrem Gebiet immer mehr Menschen von Dämonen belästigt werden. Ein Ehepaar in Nakhon Sawan wohnte in einem Haus, das voller Götzen war. Die beiden machten bei ihrem Bibelstudium gute Fortschritte. Eines Tages erwähnte der Mann, daß in ihrer Wohnung merkwürdige Dinge passierten, die sie am Schlafen hinderten. Er erzählte auch, daß seine Frau, wenn sie in den Königreichssaal gehen wolle, das Gefühl habe, jemand halte sie zurück, so daß sie das Haus nicht verlassen könne. Die Verkündigerin lenkte die Aufmerksamkeit der beiden auf Punkte in der Broschüre Geister von Verstorbenen. Der Mann gab zu, daß das alles genau auf ihre Erfahrungen zutreffe. Die Schwester zeigte ihm anhand der Bibel, was er tun müsse, um von Jehova gesegnet zu werden (Wegen der ungewissen Zukunftsaussichten suchen viele junge Leute Antworten auf ihre Fragen. Einigen waren die Broschüre Für immer auf der Erde leben! und das Buch Fragen junger Leute — Praktische Antworten eine Hilfe. Eine Mutter aus Sri Lanka, die Buddhistin ist, schrieb folgendes: „Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen, Ihnen aus tiefstem Herzen dafür zu danken, daß Sie meiner Tochter geholfen haben, den richtigen Weg zu finden. Ich habe mich sehr gefreut, als ich das Buch sah, das Sie ihr geschenkt haben. Ich glaube, es ist das wertvollste Geschenk, das sie je bekommen hat. Sie liest es immer wieder, und ich selbst habe es ebenfalls gelesen. Ich möchte mich also nochmals aus tiefstem Herzen für das schöne Geschenk bedanken.“
Europa
In vielen Ländern ist die Wirtschaftslage schlecht. Aber Jehovas Diener sind „allezeit reichlich beschäftigt im Werk des Herrn“ (1. Kor. 15:58). Anstatt sich über die Arbeitslosigkeit zu beklagen, nehmen die Zeugen in Finnland die Gelegenheit wahr, mehr Zeit darauf zu verwenden, den Menschen zu zeigen, warum die Zeiten so schlecht sind und warum wir das Königreich Gottes dringend benötigen.
Welchen Anteil haben junge Verkündiger an diesem Werk? Ein Beispiel: In Finnland war eine Schwester mit ihrem fünfjährigen Töchterchen im Predigtdienst. Sie kamen zu einem Mann, der aus lauter Voreingenommenheit nicht bereit war, mit der Schwester zu sprechen. Doch als die Kleine ihm ein Traktat gab, konnte er es nicht ablehnen. Als seine Frau das Traktat später auf dem Küchentisch liegen sah, las sie es. Was darin über die Hoffnung auf ein Paradies gesagt wurde, gefiel ihr. Sie bestellte bei der Gesellschaft das Paradies-Buch und begann darin zu lesen. Als Verkündiger erneut an ihre Tür kamen, wurde ein Bibelstudium begonnen. Ihr Mann war dagegen. Nachdem er aber gesehen hatte, wie ein Königreichssaal in zwei Tagen gebaut
wurde, sagte er: „Wenn die Zeugen Jehovas so etwas zustande bringen, muß etwas weit Größeres hinter der Organisation stehen.“ Er begann ebenfalls zu studieren, und nach einem Jahr ließen sich beide taufen.Viele Versammlungen in Portugal arbeiten ihr Gebiet jede Woche durch, und sie finden immer noch schafähnliche Menschen. Eine Schwester berichtete: „Jeden Morgen bitte ich Jehova, bevor ich in den Dienst gehe, er möge mich jemand finden lassen, der die Bibel studieren möchte.“ Eines Tages vereinbarte sie ein Studium mit den Angestellten eines Friseursalons. Als das Studium später in die Wohnung der Schwester verlegt wurde, kam nur eine der Angestellten. Sie sagte: „Die anderen möchten nichts wissen, aber mich interessiert das.“ Nach einem Monat führte sie selbst zwei Studien durch. Sie ließ sich bald taufen und nahm den Pionierdienst auf.
In Schweden ließ sich ein Paar nach schwedischem Gesetz trauen, obwohl es bereits nach der Tradition der Zigeuner (Roma) vermählt worden war, und 1992 ließen sich beide als Zeugen Jehovas taufen. Da der Ehemann in Zigeunerkreisen sehr geachtet wird, hat er viele Bibelstudien einführen können. Im Januar 1993 leitete er 21 Studien. Eine Studiengruppe war so groß, daß er darum bat, den Königreichssaal benutzen zu dürfen. Als der Kreisaufseher mit ihm zu diesem Studium ging, waren 26 erwachsene Zigeuner in der Wohnung anwesend und warteten auf den Beginn des Studiums. Der neue Bruder sagte jedoch: „Ich weiß nicht, wo sie heute alle sind. Normalerweise sind wir zwischen 40 und 50 Personen.“ Das Studium wurde in Schwedisch, Kroatisch und Romani durchgeführt. Was diesen Menschen am meisten gefällt, sind nicht die Segnungen der neuen Welt, sondern Gottes Liebe sowie die Unparteilichkeit und Unvoreingenommenheit, die unter Jehovas Volk heute schon zu beobachten sind.
Um zu verhindern, daß gewisse Arbeiten doppelt gemacht werden, und um die Geldmittel auf die bestmögliche Art zu verwenden, sind in einigen Zweigen bedeutende Änderungen vorgenommen worden, zum Beispiel in den Niederlanden und in
der Schweiz. Der niederländische Zweig ist für die niederländische Übersetzung verantwortlich; er koordiniert auch die Herstellung und Verteilung der Videokassetten in Europa. Das Drucken, Lagern und Versenden der Literatur für die Niederlande besorgt dagegen jetzt der deutsche Zweig. Auch die Schriften, die früher in der Schweiz gedruckt und von dort aus versandt wurden, werden jetzt in Deutschland gedruckt und von hier aus versandt. Einige Bethelmitarbeiter, die in Emmen (Niederlande) tätig waren, meldeten sich freiwillig zur Mitarbeit in anderen Zweigen, und so wurden zwei Brüder nach England gesandt, vier nach Deutschland und sieben nach Nigeria, wo die Vierfarbendruckmaschine aus den Niederlanden aufgestellt wird. Die Druckausrüstung aus der Schweiz wird der Verbesserung der Drucktätigkeit auf den Philippinen dienen, und ein Ehepaar aus der Schweiz wird dort eine Zeitlang aushelfen. Ein anderer Bruder aus der Schweiz ist nach Nigeria versetzt worden. Andere werden wieder den Pionierdienst aufnehmen.In Irland predigen unsere Brüder schon über 100 Jahre, und ihre Geduld und Beharrlichkeit lohnen sich immer noch. In Tipperary begann eine Verkündigerin ein Bibelstudium mit einem Irländer namens Michael. Nach einiger Zeit versuchte er jedoch, der Verkündigerin aus dem Weg zu gehen. Als sie das feststellte, ging sie mit einer anderen Schwester in die Bar, wo sie ihn vermutete, denn sie hatte das Gefühl, daß er aufrichtig interessiert war. Als die beiden die Bar betraten, herrschte plötzlich Stille; jedermann wußte, wer die Schwestern waren. Die beiden erinnerten Michael lediglich an ihre Studienvereinbarungen. Nachdem sie weggegangen waren, suchte Michael die Sache zu vertuschen, indem er zu den anderen Männern sagte: „Ich habe total vergessen, daß ich ihren Kocher hätte reparieren sollen.“ Aber er war sich bewußt geworden, daß er den Schwestern nicht mehr ausweichen konnte.
Danach machte Michael gute Fortschritte. Er heiratete May, die gegenüber dem liebevollen Interesse der Schwestern zunächst etwas mißtrauisch war, dann aber doch in ein Studium einwilligte. Michael und May sprachen schließlich mit Mays Schwester
Breda über das, was sie lernten. Im Jahr 1993 ließen sich alle drei taufen. Mittlerweile haben auch Mays Bruder und seine Freundin sowie Michaels jüngerer Bruder und dessen Frau angefangen, zu studieren und die Zusammenkünfte zu besuchen. Dank der Beharrlichkeit der Schwester ziehen jetzt also sieben Personen Nutzen aus der Wahrheit.Die fünfjährige Sara in Österreich ist ein sehr aufgeschlossenes Kind. Sie spricht häufig mit Menschen, die an ihrem Haus vorbeigehen. Einmal fragte sie eine junge Frau ganz unbefangen: „Rauchen Sie?“ Als die Frau mit Nein antwortete, stellte Sara prompt die nächste Frage: „Sind Sie eine Zeugin Jehovas?“ Etwas verblüfft antwortete die Frau: „Ja!“ Daraufhin ging sie zu Saras Elternhaus, klingelte und sprach mit Saras Mutter über das Gespräch. Sie erklärte außerdem, sie sei zwar als Zeugin Jehovas aufgewachsen, habe aber jeden Kontakt verloren. Sie bat Saras Mutter, sie zu besuchen. Wie wahr doch die Worte aus Matthäus 21:16 sind: „Aus dem Mund von Unmündigen und Säuglingen hast du Lobpreis bereitet.“!
Große Freude herrschte in der Slowakei, als am 24. März 1993 die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas gesetzlich eingetragen wurde und dadurch ein Verbot, das vor über 43 Jahren verhängt worden war, aufgehoben wurde. Das gleiche geschah am 1. September in der Tschechischen Republik. Viele Menschen in diesen Ländern sind von der Religion und der Politik enttäuscht. Manche suchen nach der Wahrheit. Das traf auch auf ein älteres Ehepaar in Bobron na Orave (Slowakei) zu. Die Frau hatte den Priester über die Bibel befragt, doch seine Antwort lautete: „Wähle dir ein besseres Buch als Lesestoff, Hanka.“ Dessenungeachtet lasen sie und ihr Mann weiter in der Bibel. Sie änderten ihre Lebensweise gemäß dem, was sie lernten. Um ihren geistigen Hunger zu stillen, hatten sie mehrere religiöse Zeitschriften abonniert. Jetzt waren sie damit einverstanden, mit den Zeugen die Bibel zu studieren. Wie die Frau später sagte, hatte sie bei ihrem Gespräch mit den Pionieren von Anfang an das Gefühl, daß sie von Gott gesandt worden waren.
Mittel- und Südamerika
„Siehe! Meine eigenen Knechte werden jubeln zufolge des guten Herzenszustandes“ (Jes. 65:14). Dieser gute geistige Herzenszustand ist unter den Zeugen Jehovas in Mexiko offenkundig. Trotz des konzertierten Widerstandes der katholischen Kirche wurden unsere beiden religiösen Vereinigungen in Mexiko, La Torre del Vigía, A.R. und Los Testigos de Jehová en México, A.R., am 7. Mai 1993 registriert. An diesem Tag wurden Jehovas Zeugen eine offiziell anerkannte Religionsgemeinschaft. Sie freuen sich jetzt darauf, zum ersten Mal Schilder an ihren Königreichssälen anzubringen, so daß diese für die Öffentlichkeit erkennbar sind.
Im vergangenen Jahr wurden 445 neue Versammlungen gegründet. Die Gesamtzahl der Verkündiger belief sich im Juni auf 375 351. Beim Gedächtnismahl waren 1 349 998 Personen anwesend. Mit der Zunahme der Verkündiger wird das Gebiet häufiger bearbeitet. In einem gut durchgearbeiteten Gebiet sprachen zwei Schwestern an einer Tür vor, worauf die Wohnungsinhaberin aufgebracht rief: „Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich nicht wünsche, daß Sie mit Ihrer Botschaft zu mir kommen! Warum beachten Sie das nicht?“ Eine der Schwestern entgegnete: „Wir sind viele Prediger. Bestimmt haben Sie das einigen unserer Gefährten
gesagt. Wir können jedoch Vorkehrungen treffen, daß kein Zeuge Jehovas mehr bei Ihnen vorspricht. Geben Sie uns bitte Ihren Namen und die vollständige Adresse, wir geben diese Information an alle Zeugen in diesem Bereich weiter, und dann wird niemand wieder bei Ihnen vorsprechen.“ Darauf sagte die Wohnungsinhaberin: „Nein, so weit brauchen Sie nicht zu gehen. Sie können ruhig bei mir vorsprechen, nur bitte nicht so oft.“ Kurz darauf trafen die Schwestern diese Frau im Königreichssaal. Was war geschehen? Als eine andere Verkündigerin bei ihr vorsprach, war sie mit einem Bibelstudium einverstanden.Französisch-Guayana hat zwar von allen Ländern Südamerikas die geringste Bevölkerungszahl, aber das Interesse an geistigen Belangen blüht dort. Im April berichtete der Zweig die 21. aufeinanderfolgende Verkündigerhöchstzahl, und im Durchschnitt verbringt jeder Verkündiger im Monat 14,5 Stunden im Predigtdienst. Auch in diesem Land ist ‘der Kleine selbst zu einem Tausend geworden’, und die Brüder sind glücklich, zu der „mächtigen Nation“ zu gehören, die Jehova auf der ganzen Erde preist (Jes. 60:22).
Der Unterschied zwischen Zeugen und solchen, die keine Zeugen sind, zieht gerechtigkeitsliebende Personen an. Eine ältere Schwester aus Caracas in Venezuela ging zur Bank, um Geld zu holen. Ohne es zu zählen, steckte sie es ein. Doch zu Hause angekommen, stellte sie fest, daß der Kassierer ihr 1 200 Bolivar (20 DM) zuviel gegeben hatte. Sie rief bei der Bank an und sagte dem Kassierer, daß er ihr Bescheid sagen solle, falls er am Abend feststellen würde, daß Geld fehlt. Um 17 Uhr kam er zur Wohnung der Schwester und sagte, daß ihm 1 200 Bolivar fehlten. Als die Schwester ihm das Geld gab, rief er aus: „Das ist das erste Mal, daß jemand so etwas getan hat! Ich hätte meinen Arbeitsplatz verlieren können.“ Die Schwester nutzte die Gelegenheit und gab Zeugnis, was sie auch bei späteren Besuchen in der Bank tat. Kurz darauf wurde mit dem jungen Mann ein Bibelstudium begonnen, und er besucht jetzt die Zusammenkünfte im Königreichssaal.
Pioniere in Chile sind sich beim Zeugnisgeben völlig darüber im klaren, daß Jehova das Werk leitet (1. Kor. 3:9). Ein Ehepaar in Südchile wollte nach einem Neunstundentag in einem abgelegenen Gebiet nach Hause gehen. Auf der Hauptstraße fuhr der letzte Bus nach Antuco an ihnen vorbei. Sie waren müde und hungrig, und vor ihnen lag ein Fußmarsch von 40 Kilometern bergauf. Es wurde dunkel und kalt. Auch andere Fahrzeuge fuhren an ihnen vorbei, als existierten sie nicht. Während sie gingen, überlegten sie, was Jehova wohl für sie im Sinn hatte. Dann, ohne daß sie ein Zeichen gegeben hatten, hielt ein Bus, der in die entgegengesetzte Richtung fuhr; also stiegen sie ein. Als sie in eine Stadt kamen und ausstiegen, erinnerten sie sich an ein Ehepaar, das sie vor einigen Monaten getroffen hatten. Ob es jemand kannte, der ein Auto hatte und sie nach Antuco fahren würde? Der Hausherr hatte jedoch eine bessere Idee: „Bleiben Sie doch über Nacht bei uns!“
Als die Pioniere die Einladung annahmen, war die Dame des Hauses höchst erfreut und rief: „Jetzt haben wir Sie ganz für uns, und Sie können uns unsere Fragen beantworten.“ Und sie stellten eine Menge Fragen, zum Beispiel über Jehova, die Gesalbten, den treuen Sklaven, die große Volksmenge und das wilde Tier. Das Ehepaar hatte das Paradies-Buch erhalten und es so oft betrachtet, daß es viel daraus auswendig konnte. Wie oft es doch darum gebetet hatte, daß jemand ihm helfen würde, mehr zu verstehen. „Und nun sind Sie da!“ Nach einem langen, zufriedenstellenden Gespräch servierte die gastfreundliche Familie ihnen ein wohlschmeckendes Essen und zeigte ihnen dann ein bequemes Bett. Wie dankbar die Pioniere waren, daß Jehova sie auf diese Weise gebraucht hatte!
Manchmal gelingt es nicht durch Argumente, sondern durch Güte, das harte Äußere eines Gegners zu durchdringen. Wie es in Sprüche 25:15 heißt, ‘kann eine milde Zunge einen Knochen zerbrechen’. Brumilda Castillo, eine Zeugin, die früher Nonne war, sprach in Ecuador bei einer erzkatholischen Familie vor. Sobald die Frau die Zeugin sah, überschüttete sie sie mit Beschimpfungen. Unsere Schwester versuchte nicht, die Beschuldigungen zu widerlegen; sie lächelte nur, dankte der Frau und sagte, daß sie bestimmt zu einer anderen Zeit mit ihr reden könne. Beim Weggehen begegnete unsere Schwester dem Ehemann, der nicht nur wie seine Frau reagierte, sondern Schwester Castillo vom Grundstück wies. Wieder lächelte sie, dankte ihm und sagte, sie hoffe, ein anderes Mal mit ihm sprechen zu können. Als der Mann mit seiner Frau über das Erlebnis sprach, waren beide verdutzt. Wie konnte sie lächeln und ihnen danken, wo sie doch so grob zu ihr waren? Sie waren so beeindruckt, daß der Mann den nächsten Zeugen, der vorsprach, hereinbat. Der Zeuge lud sie zu einer Zusammenkunft ein, und sie kamen. Wer begrüßte sie wohl als erste? Die Schwester, die sie so schlecht behandelt hatten. Sie entschuldigten sich tausendmal, und die Schwester nutzte die Gelegenheit und besuchte sie von da an.
Eines Tages wollte der Mann wissen, was sie von der Kapelle hielt, die er auf seinem Grundstück errichtet hatte und die voller Heiligenbilder war. Sie fragte, ob er ihr böse sei, wenn sie ihm die Wahrheit sagen würde. „Natürlich nicht“, antwortete er. „Werden Sie tun, was Sie gemäß der Bibel tun sollten?“ fragte sie. „Ich werde es noch heute tun“, versprach er. Daher zeigte sie ihm, was in seiner katholischen Bibel über die Verwendung von Heiligenbildern steht. Darauf sagte er: „Ich möchte, daß Sie mir helfen, alle diese Heiligenbilder loszuwerden.“ Sie brauchten vier Tage, um sie alle zu entfernen und zu verbrennen.
Alle, die Diener Jehovas werden möchten, müssen die neue Persönlichkeit anziehen. Bei einigen Leuten scheint das jedoch unmöglich zu sein. Im Nordosten Brasiliens willigte ein junger Mann, der einen sehr schlechten Ruf hatte, in ein Bibelstudium ein. Seine Familienangehörigen sagten, daß fast jeden Tag jemand zu ihnen käme, um Schulden zu kassieren, die er beim Trinken gemacht hatte. Seine Eltern lebten ständig in der Angst, daß er ermordet werden würde. Jeder sagte den Pionieren, die das Studium durchführten: „Mit ihm verschwendet ihr nur eure Zeit. Er wird sich nie ändern.“ Doch „das Wort Gottes ist lebendig und übt Macht aus“ (Heb. 4:12). Die ganze Stadt war beeindruckt, als der Mann das Trinken und den unsittlichen Lebenswandel aufgab. Seine Eltern riefen aus: „In unser Haus ist wieder Frieden eingekehrt.“ Aufgrund der Veränderungen, die er vorgenommen hat, studieren noch drei seiner Familienangehörigen, und sie besuchen auch die Zusammenkünfte.
Nordamerika und die Karibik
Bei mehr als einer Gelegenheit betonte Jesus, wie wichtig es ist, den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Es gibt viele Möglichkeiten, diese Liebe zum Ausdruck zu bringen. Eine Schwester auf Martinique schreibt: „Als ich eines Morgens mit dem Auto zur Arbeit fuhr, nahm ich unterwegs eine junge Frau mit, die einen kränklichen Eindruck machte. Während wir in die Stadt fuhren, sprach ich mit ihr über Gottes Vorsatz und über die Segnungen der neuen Welt. Die Frau sagte, ihre Mutter sei eine Zeugin Jehovas, doch sie selbst habe viele Probleme und glaube nicht, daß Gott etwas tun könne, damit ihre Lage sich bessere. Ich schlug ihr vor, einen Monat lang mit mir die Bibel zu studieren, und sie stimmte zu. Als der Monat zu Ende war, fragte ich, ob sie weiterstudieren wolle. ‚Das habe ich mir noch nie so sehr gewünscht wie jetzt‘, antwortete sie.
Die junge Frau lebte in schwierigen Verhältnissen. Als ihr Mann (der eine andere Frau hatte) sie später aus dem Haus wies, stand ich ihr und ihren Kindern bei. Schließlich zog sie von Martinique weg nach Frankreich, wo man ihr eine Arbeitsstelle angeboten hatte.
Einige Zeit darauf kam ihr Mann an meine Tür. Zuerst war ich beunruhigt. Aber die Veränderungen, die er bei seiner Frau beobachtet hatte, und mein Verhalten hatten ihn tief beeindruckt. Nun bat er um ein Bibelstudium.“
Eine Pionierin auf Jamaika, die nebenbei Lehrerin ist, berichtet, daß aufrichtiges Interesse an anderen und Hilfsbereitschaft oft zu Gelegenheiten führen, auch in geistiger Hinsicht zu helfen. In der Schule, in der sie arbeitet, fiel ihr auf, daß sich einige Schüler in einem bestimmten Fach schwertaten, und so leistete sie ihnen zusätzliche Hilfe. Um ihnen zu zeigen, von welchem Wert Bildung ist, verwendete sie außerdem Stoff aus dem Buch Junge Leute fragen sich. Diejenigen, die dies beobachteten, änderten daraufhin ihre Einstellung. Infolgedessen konnte sie vier Bibelstudien einrichten und ziemlich viel Literatur abgeben.
Ein vor kurzem erworbenes Flugzeug, das für unser Werk besser geeignet ist als sein Vorgänger, wird vom Zweig in Alaska dazu benutzt, das Zeugniswerk in abgeschiedenen Dörfern zu beschleunigen. Mit dieser Tätigkeit geht es jetzt etwa doppelt so schnell voran wie in den vergangenen Jahren.
Als zwei Verkündiger in der Dominikanischen Republik an die Tür einer Wohnung klopften, sahen sie drinnen einen Mann und eine Frau, die kniend beteten. Sie warteten, bis die beiden ihr Gebet beendet hatten, und klopften nochmals. Nachdem das Paar zur Tür gekommen war, wurden die Verkündiger mit den Worten empfangen: „Danke, Gott, daß du unser Gebet erhört hast!“ Nur zu gern nahmen die beiden das Angebot an, sich beim Studium der Bibel helfen zu lassen. Zwei Tage später, als Schriftstellen besprochen wurden, in denen der Gebrauch von Götzen verurteilt wird, entschuldigten sie sich unverzüglich und trugen sämtliche Götzenbilder, die sie in der Wohnung hatten, zusammen (5. Mo. 7:25). Dann fragte der Mann seine Frau: „Sind wir für Jehova oder für den Teufel?“ „Für Jehova!” antwortete sie. Hierauf verbrannten sie alle ihre Götzenbilder — es war eine stattliche Anzahl. In geistiger Hinsicht sind die Felder in der Dominikanischen Republik weiß zur Ernte. Die einheimischen Zeugen haben in den letzten Jahren mehr als 150 andere Zeugen willkommen geheißen, die aus dem Ausland eintrafen, um beim Einsammeln zu helfen.
Pazifische Inseln
Der 1. März 1993 war für unsere Brüder auf den Philippinen ein wichtiger Tag. An diesem Tag hob der Oberste Gerichtshof einstimmig ein Urteil auf, das er 1959 gefällt hatte. Dadurch bestätigte er das Recht der Zeugen Jehovas, „sich aufgrund ihrer Glaubensansichten zu weigern, die philippinische Fahne zu grüßen“. Demzufolge dürfen Schüler, die es aus religiösen Gründen ablehnen, die Fahne zu grüßen, die Nationalhymne zu singen oder ein vorgeschriebenes patriotisches Treuegelöbnis herzusagen, nicht von der Schule verwiesen werden — weder von einer öffentlichen noch von einer privaten.
Eine Schwester auf der Insel Guam, die ganztags berufstätig ist, wollte ihren Predigtdienst ausdehnen. Sie sehnte sich danach, die Freude zu erleben, von der andere Verkündiger erzählten, die fruchtbare Bibelstudien durchführten. Sie betete deswegen immer wieder zu Jehova. Als sie über ihre Verhältnisse nachdachte, kam sie zu der Erkenntnis, daß sie eigentlich versuchen könnte, direkt an ihrem Arbeitsplatz Bibelstudien einzurichten. Nachdem sie Jehova um Mut und um seinen Beistand gebeten hatte, begann sie mit ihren Arbeitskolleginnen zu sprechen. Zunächst war es
schwierig, denn diejenigen, die Interesse zeigten, wurden von anderen verspottet. Um mit verschiedenen Personen über die gute Botschaft sprechen zu können, bereitete sie sich gut vor, und sie fand, daß das Gebet bei ihrer Vorbereitung eine wichtige Rolle spielte. Vor weltlichen Feiern erklärte sie anhand der Bibel, warum sie nicht daran teilnehmen könne. Sie suchte für einen jeden stets etwas Passendes zum Lesen heraus. In einem Fall las sie an einem Ort, wo eine Arbeitskollegin sie sehen konnte, einfach für sich still in der Bibel. Tatsächlich erregte sie dadurch die Neugier der jungen Frau, und ein Studium wurde begonnen. Nach und nach konnte die Schwester Bibelstudien mit Personen einrichten, die gute Fortschritte machten. Als sie in eine andere Abteilung versetzt wurde, eröffneten sich ihr neue Möglichkeiten. Eine Frau, mit der sie studierte, stellte sie einer Freundin vor, die ebenfalls Interesse zeigte und ihrerseits mit ihrer Mutter, ihrem Bruder und ihrer Schwägerin sprach. Daraufhin studierten alle regelmäßig. Mittlerweile zeigten so viele Interesse, daß unsere Schwester andere Verkündiger bitten mußte, ihr bei der Betreuung dieser Menschen zu helfen. Ja, sie hat gelernt, daß man durch informelles Zeugnisgeben gute Ergebnisse erzielen und viel Freude erleben kann.Ein dreizehnjähriger Verkündiger in Australien sah auf einem Friedhof, wie eine Filipina an einem Grab weinte. Er begann mit ihr ein Gespräch und zeigte ihr die Inschrift auf dem Grabstein seines Großvaters: „Schlafend erwartet er die Auferstehung“. Das gab ihm Gelegenheit für ein weiteres Zeugnis. Er verabredete mit ihr, sie in der kommenden Woche an derselben Stelle erneut zu treffen, aber sie kam nicht. Der junge Verkündiger blieb beharrlich. Er und seine Mutter suchten gemeinsam die Todesanzeigen in der Lokalzeitung durch, bis sie einen Namen fanden, der ihnen wie ein philippinischer Name vorkam. Mit Hilfe des Telefonbuchs stellten sie den Kontakt her. Die Frau sagte, sie habe die Verabredung nicht einhalten können, weil sie keine Fahrgelegenheit gehabt habe. Aber sie war offensichtlich interessiert, und so wurde ein Bibelstudium eingerichtet. Aufrichtiges Interesse und Beharrlichkeit führen zu guten Ergebnissen.
Länder, in denen die Verhältnisse günstiger geworden sind
Während der letzten fünf Jahre sind erstaunliche Veränderungen vor sich gegangen. In mindestens 35 Ländern wurden Hindernisse aus dem Weg geräumt, so daß die Königreichsbotschaft jetzt ohne größere Einschränkungen verkündigt werden kann. In vielen dieser Länder sind Jehovas Zeugen nicht mehr verboten; oft wurde ihre Religionsgemeinschaft sogar gesetzlich eingetragen. Damit hat sich ein riesiges Betätigungsfeld aufgetan. Was wird unternommen, um es zu betreuen?
Nach Estland wurden 12 Missionare geschickt, und auch 20 Sonderpioniere aus Finnland kamen dorthin. Mindestens 200 weitere Verkündiger sind nach Estland gezogen, um in Gebieten zu dienen, wo ihre Hilfe dringend benötigt wird. Die Brüder berichten: „Die Bewohner Estlands sprechen sehr gern über die Bibel. Fast jeder interessiert sich für die Botschaft.“
In Maardu (Estland) erhielten die Brüder kostenlos ein Grundstück für ihren Königreichssaal, doch der Bürgermeister stellte einige Bedingungen: 1. sollten die Zeugen den kleinen Park neben dem geplanten Saal in Ordnung bringen, 2. mußten die Arbeiten am Königreichssaal bis zum 15. Oktober 1993 abgeschlossen sein,
3. soll der ganzen Gemeinde erlaubt sein, die Zusammenkünfte zu besuchen, und 4. müssen die Zeugen den Einwohnern Maardus die biblischen Lehren vermitteln und ihnen helfen, einen guten Lebenswandel zu führen. Die Brüder taten nichts lieber, als allen vier Wünschen des Bürgermeisters zuzustimmen.Seitdem das Werk der Zeugen Jehovas in Kap Verde im Jahr 1991 gesetzlich eingetragen wurde, erhielten zehn Missionare eine Zuteilung für dieses Gebiet. Mit welchem Ergebnis? Ein Missionarehepaar berichtet, daß es mit 70 Personen studiert und daß einige der Studierenden bereits nach zwei oder drei Monaten selbst mit anderen die Bibel studieren. Eine Gruppe von sechs Verkündigern freute sich, als 150 Personen zum Vortrag des Kreisaufsehers erschienen. Das staatliche Fernsehen berichtete über den Bau des ersten Königreichssaals in dem Land.
Am 8. Januar 1993 erklärte der Oberste Gerichtshof von Zaire das Verbot der Zeugen Jehovas für verfassungswidrig. In diesem Jahr beteiligten sich dort 75 944 Verkündiger am Predigtdienst. Sie konnten 163 454 Heimbibelstudien durchführen. Außerdem kamen 310 088 Personen zum Gedächtnismahl.
Vor mehr als 25 Jahren lehnte es die kambodschanische Regierung ab, die Visa für George and Carolyn Crawford zu verlängern, so daß sie ihr Missionargebiet verlassen mußten. Von da an gab es die meiste Zeit keine Zeugen in Kambodscha. Letztes Jahr wurde jedoch Bruder Crawford von dem Leiter des kambodschanischen Ministeriums für religiöse Angelegenheiten freundlich empfangen. Dieser Mann wollte wissen, welchen Nutzen das kambodschanische Volk haben würde, wenn unsere Missionare wieder eine Aufenthaltserlaubnis bekämen. Andere religiöse Gruppen versprachen materielle Vorteile. Bruder Crawford erklärte jedoch, daß Jehovas Zeugen ihre Mitmenschen lehren, nach den Gesetzen und Grundsätzen der Bibel zu leben, und das würde sich nützlich auf die geistigen und moralischen Werte sowie auf das tägliche Leben derer auswirken, die das Gehörte anwenden, wodurch sie bessere Staatsbürger werden. Das gefiel dem Minister. Zwei Missionaren wurde die Einreise sofort genehmigt, und andere sollten ihnen folgen. Am 20. Januar 1993 bekam die Watch Tower Society schriftlich
die Erlaubnis, ein Büro für die Predigttätigkeit der christlichen „Jehova“-Religion in der Hauptstadt Phnom Penh zu eröffnen.Nachdem Jehovas Zeugen in Rumänien 40 Jahre verboten waren, wurden sie 1990 rechtlich anerkannt. Sie haben die veränderten Verhältnisse gut genutzt. Im vergangenen Jahr hatten sie eine 15prozentige Zunahme an Königreichsverkündigern. 130 Königreichssäle wurden bereits gebaut oder befinden sich im Bau. Einige Verkündiger ergreifen die Initiative, Gebiete zu bearbeiten, in denen es noch keine Zeugen gab. Im September 1991 zogen zwei Pionierinnen in die kleine Stadt Urziceni, die 57 Kilometer von Bukarest entfernt liegt. Damals gab es in dieser Stadt keine Zeugen; jetzt sind 10 Personen getauft, und beim Gedächtnismahl wurden 66 Anwesende gezählt. Wer leitet die Zusammenkünfte? Am Anfang wurden sie von den Schwestern organisiert und auch geleitet. Jetzt leitet sie ein Dienstamtgehilfe, ein fast 80jähriger Bruder, der dreimal in der Woche 30 Kilometer weit zu den Zusammenkünften reist. Einmal im Monat halten Älteste aus Bukarest dort einen öffentlichen Vortrag und leiten das Wachtturm-Studium.
Jehovas Zeugen sind selbst in einigen Ländern, in denen sie immer noch verboten sind, in ihrer Bewegungsfreiheit — was ihren Dienst anbelangt — nicht mehr so eingeengt. In einem dieser Länder bearbeiten die Verkündiger ihr Gebiet jetzt gründlicher, indem sie an jeder Tür vorsprechen und nicht mehr wie früher Häuser auslassen, um nicht entdeckt zu werden. In einer Ortschaft wurde eine Gruppe Verkündiger von Beamten angehalten. Man überprüfte ihre Personalausweise, und dann wurden sie vernommen. Die Brüder erklärten, daß sie die Bibel studieren und daß sie nur anderen das mitteilen wollten, was sie gelernt hatten. Die Beamten entschuldigten sich dafür, daß sie die Zeugen belästigt hatten, und ließen sie gehen. Es war ein schöner Tag im Dienst Jehovas.
In einem anderen Land, in dem Jehovas Zeugen grausam mißhandelt wurden, können sie sich seit kurzem wieder freier versammeln und auch predigen. Es handelt sich hierbei um Malawi. Wenn sie früher einen kleinen Kongreß abhielten, errichteten sie um das Haus herum eine Sichtblende aus Gras, damit man draußen
den Lichtschein nicht sehen konnte. Die Brüder eines Kreises stellten jedoch fest, daß die Beamten dieser Region, die über die Zusammenkünfte informiert waren, nichts mehr gegen die Zeugen unternahmen; also errichteten sie unlängst bei einem Kongreß keine Sichtblende mehr und sangen sogar Lieder. Als ein Bruder in einer anderen Gegend auf dem Markt predigte, sagte ein Beamter, der ihn gesehen hatte, zu ihm: „Sie brauchen vor uns keine Angst mehr zu haben. Wir möchten, daß Sie predigen, ja eigentlich sollten wir das gleiche tun.“ In noch einer anderen Gegend akzeptierte ein Mann, der wie Saulus von Tarsus ein Anführer derer gewesen war, die die Zeugen verfolgten, ein Bibelstudium. Bald beteiligten sich auch andere am Studium, so daß die Zahl der Studierenden auf 26 Personen anstieg. Nachdem der erste getauft worden war, stieg die Zahl derer, die aufgrund seiner geänderten Lebensführung studierten, auf 66 Personen an. Schließlich wurde das Verbot der Zeugen Jehovas in Malawi nach 26 Jahren, am 12. August 1993, aufgehoben. Das war ein Grund zu großer Freude!Es ist auch ermunternd, die Entwicklung in Albanien zu beobachten. Ende Oktober 1992 wurden 16 Sonderpioniere aus Italien und 4 aus Griechenland nach Albanien gesandt. Nach einer Woche in Albanien und obwohl sie gerade erst angefangen hatten, die Sprache zu erlernen, hatten sie schon 90 Bibelstudien eingerichtet. In Gjirokastër war ein Rundfunksprecher von dem, was er von einem der Sonderpioniere gelernt hatte, so beeindruckt, daß er im Radio folgende Meldung durchgab: „Jehovas Zeugen werden bei Ihnen zu Hause vorsprechen. Sie werden sich mit Ihnen darüber unterhalten, wie man ein glückliches Familienleben führen kann und was die Bibel lehrt. Öffnen Sie die Tür und hören Sie ihnen zu.“
Seitdem das Verbot der Zeugen Jehovas in Benin im Jahr 1990 aufgehoben wurde, sind Scharen von Menschen zu den Zusammenkünften der Zeugen Jehovas geströmt. Im vergangenen Jahr kamen 15 951 Personen zum Gedächtnismahl — fast fünfmal so viele, wie es Verkündiger gibt. Eine Versammlung mit 37 Verkündigern zählte 698 Anwesende!
Im Jahr 1992 wurden letzte Schritte unternommen, um in Togo für Jehovas Zeugen die rechtliche Anerkennung zu erwirken, und damit wurde das im Jahr 1978 erlassene Verbot aufgehoben. Tausende von Leuten konnten es kaum erwarten, mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren. 1993 führten die 7 125 Verkündiger 19 014 Heimbibelstudien durch. In der Hauptstadt Lomé gibt es 33 Versammlungen mit 4 200 Verkündigern, die in sechs Königreichssälen zusammenkommen. Sie benötigen dringend mehr Versammlungsstätten. Obwohl es politische Unruhen gab und dabei 300 000 Flüchtlinge von Lomé in Nachbarländer flüchteten, hat die leitende Körperschaft dafür gesorgt, daß das neue Zweigbüro am 1. Juni 1993 seine Arbeit aufnehmen konnte. Wie sehr doch die Brüder in Togo dadurch ermuntert wurden!
Im Februar 1993 wurde nach 23 Jahren das Verbot der Zeugen Jehovas in Kamerun aufgehoben. Eine Kameruner Zeitung, die sich über den Entscheid der Regierung äußerte, schrieb über die Zeugen: „Ihr soziales Verhalten hat nichts gemein mit der Heuchelei der Leute, von denen sie umgeben sind, ... sie predigen durch ihr Beispiel.“ Die Zeitung erwähnte noch, daß „die alteingesessenen Kirchen der Christenheit“ durch die den Zeugen gewährte Religionsfreiheit „einer gewaltigen Herausforderung gegenüberstehen“. Trotz des jahrelangen Verbots gibt es in Kamerun 19 268 Zeugen, und 67 671 Personen waren im vergangenen Jahr beim Gedächtnismahl anwesend.
Wie sieht es in den Ländern aus, die zur ehemaligen Sowjetunion gehörten? Wie schon eher erwähnt, fanden einige der ereignisreichsten Kongresse des Jahres 1993 in diesem Teil der Welt statt. In 12 dieser Länder verbrachten unsere Brüder im letzten Jahr insgesamt 14 180 165 Stunden, um das Königreich bekanntzumachen, 14 973 neue Verkündiger wurden getauft, und als das Gedächtnismahl gefeiert wurde, versammelten sich 256 242 Personen, um des Todes Jesu Christi zu gedenken. Daraus ist ersichtlich, daß viele Menschen aus diesen Ländern in der ‘großen Volksmenge aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Zungen’ vertreten sein werden, die in der kommenden großen Drangsal überleben wird und Aussicht auf ewiges Leben in Jehovas gerechter neuer Welt hat (Offb. 7:9, 14).