Vor 100 Jahren ... 1913
DER Wacht-Turm vom März 1913 gibt die damals herrschende Hochstimmung wieder und greift die Worte des amerikanischen Journalisten Herbert Kaufman auf: „ ‚Unmöglichkeit‘ ist jetzt ein altmodisches Wort ... Fast jeder Traum vergangener Tage ist heute in die Wirklichkeit umgesetzt.“ Die Welt sah einer rosigen Zukunft entgegen.
Dieser Optimismus war unter anderem auf den technischen Fortschritt zurückzuführen. Ein Beispiel aus den Vereinigten Staaten: In der neu eröffneten Fabrik der Ford Motor Company in Highland Park (Michigan) wurde eine Neuerung eingeführt. Daraufhin fiel der Preis für ein Automobil quasi über Nacht. Nun konnten sich Millionen ein Auto leisten. Welche Neuerung war das? Das Fließband. Dadurch konnte Ford sein berühmtes Modell T in einem Bruchteil der sonst erforderlichen Zeit produzieren und somit auch die Kosten reduzieren.
Optimismus war auch unter Jehovas Volk zu spüren, aber aus anderen Gründen. Schon lange hatten die Bibelforscher angekündigt, dass 1914 ein entscheidendes Jahr sein würde, und die Erwartungen waren hoch. An ihrem engagierten Einsatz lässt sich ablesen, dass sie nicht die Hände in den Schoß legten, jetzt, wo dieses Jahr vor der Tür stand.
Im Juni 1913 startete eine Serie von Kongressen — der erste davon eintägig in Kansas City (Missouri, USA). In den folgenden vier Wochen fuhr eine fröhliche Gruppe von über 200 Brüdern und Schwestern mit einem extra dafür gemieteten Zug durch den Westen der Vereinigten Staaten und Kanadas. Wer einen der Kongresse besuchte, konnte um zusätzliche Informationen bitten. Genau das taten Tausende. Später kontaktierten die Bibelforscher dann alle, die mehr wissen wollten.
Derweil arbeiteten die Brüder im Hauptbüro in Brooklyn fieberhaft am „Photo-Drama der Schöpfung“: eine achtstündige Vorstellung, zusammengestellt aus kolorierten Glaslichtbildern und Filmen, synchronisiert mit Aufnahmen von biblischen Vorträgen und Musik. Man hoffte damit Millionen erreichen zu können. Es gab zwar nur ungefähr 5 100 Prediger der guten Botschaft, doch ihr erklärtes Ziel war, dem Photo-Drama „auf der ganzen Welt so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu verschaffen“.
Was würde das Jahr 1914 bringen? Würde das Photo-Drama gut ankommen? Und was würde im Herbst, am Ende der Heidenzeiten, passieren? Die Bibelforscher brannten auf die Antworten, wussten sie doch, dass Jehova bei allem hinter ihnen stehen würde.
Der unmittelbar bevorstehende Große Krieg, heute als 1. Weltkrieg bekannt, sollte der Welt ihren Optimismus rauben. Selbst durch all den technischen Fortschritt könnten die Probleme der Menschen nicht gelöst werden. Ein Jahr großer Veränderungen stand den Bibelforschern bevor, aber auch der ganzen Welt.