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Warum hat mich mein Freund verletzt?

Warum hat mich mein Freund verletzt?

Junge Leute fragen sich:

Warum hat mich mein Freund verletzt?

„Ich hatte mehrere Freundinnen ... Dann freundeten sie sich mit einem anderen Mädchen an, und immer wenn ich dazukam, hörten sie einfach auf zu reden. ... Nach und nach haben sie mich von allem ausgegrenzt. Das hat mir echt weh getan“ (Karin *).

DAS kann den allerbesten Freunden passieren. Heute sind sie unzertrennlich, morgen reden sie kein Wort mehr miteinander. „Einer Freundin sollte man total vertrauen und sich mit allem an sie wenden können“, sagt Lore (17 Jahre). Manchmal kann es aber vorkommen, daß dein bester Freund sich wie dein schlimmster Feind verhält.

Freundschaft unter Beschuß

Wodurch kann einem eine schöne Freundschaft verleidet werden? Bei Sandra fing der Ärger an, als ihre Freundin Marita sich eins ihrer Lieblingstops auslieh. „Als sie es mir zurückgab“, erzählt Sandra, „war es schmutzig, und am Ärmel hatte es einen kleinen Riß. Keinen Ton hat sie dazu gesagt, als ob ich es sowieso nicht merken würde.“ Wie hat es Sandra berührt, daß Marita so rücksichtslos ihr gegenüber war? „Das hat mich unheimlich aufgeregt“, sagt sie. „Ich hatte das Gefühl, sie würde weder auf meine Sachen ... noch auf meine Gefühle Rücksicht nehmen.“

Verletzte Gefühle können auch entstehen, wenn ein enger Freund etwas tut oder sagt, was einen verlegen macht. Das passierte Kirsten, als sie einer Gruppe von Mitschülern erzählte, daß sie ein Buch für ihr Referat noch nicht gelesen habe. Plötzlich fing ihre Freundin Katja an, sie deswegen herunterzuputzen. „Sie hat mich vor einer ganzen Reihe unserer Freunde blamiert“, erinnert sich Kirsten. „Ich war total wütend auf sie. Danach war es zwischen uns einfach nicht mehr so wie vorher.“

Manchmal erhält eine Freundschaft auch einen Riß, wenn ein Freund anfängt, seine Zeit mit anderen zu verbringen. „Ich hatte eine gute Freundin, die sich einer kleinen Clique anschloß“, sagt Sonja (13 Jahre). „Mich beachtete sie bald gar nicht mehr.“ Oder vielleicht stellst du ja auch fest, daß jemand Hintergedanken hatte, als er sich mit dir anfreundete. „Tobi und ich waren echt gute Freunde“, sagt Hannes. „Ich dachte, er mochte mich einfach als Mensch, aber dann merkte ich, daß er mich nur gut leiden konnte, weil mein Vater in der Werbebranche arbeitet und immer prima Karten für Spiele und Konzerte besorgen kann.“ Wie fühlt sich Hannes heute? Er sagt: „Tobi werde ich nie wieder vertrauen können!“

Vielleicht erzählt ein Freund auch etwas weiter, was du ihm im Vertrauen gesagt hast. Zum Beispiel erzählte Ulrike ihrer Freundin Sara von einem persönlichen Problem einer Arbeitskollegin. Am folgenden Tag kam Sara prompt in Gegenwart der Kollegin darauf zu sprechen. „Nie im Traum hätte ich gedacht, daß sie so eine Tratschtante ist“, sagt Ulrike. „War ich wütend!“ Rahel (16 Jahre) erging es ähnlich, als eine enge Freundin etwas ausplauderte, was die beiden nur unter sich besprochen hatten. „Ich schämte mich und fühlte mich hintergangen“, sagt Rahel. „Ich fragte mich, wie ich ihr jemals wieder vertrauen sollte.“

Eine Freundschaft kann einem emotionellen Halt geben, besonders wenn man sich umeinander kümmert, sich gegenseitig vertraut und einander respektiert. Doch auch zwischen engen Freunden kann es zeitweise zu Spannungen kommen. Die Bibel sagt ganz offen: „Es gibt Gefährten, die bereit sind, einander zu zerschlagen“ (Sprüche 18:24). Zu spüren, daß dich ein Freund — aus welchem Grund auch immer — verraten hat, ist eine niederschmetternde Erfahrung. Wie kommt es dazu?

Warum Freundschaften in die Brüche gehen

Das Verhältnis der Menschen zueinander ist niemals problemlos — das trifft auf Erwachsene und auf Jugendliche gleicherweise zu. Schließlich verhält es sich genauso, wie der Jünger Jakobus schreibt: „Wir alle straucheln oft. Wer nicht im Wort strauchelt, der ist ein vollkommener Mann, imstande, auch seinen ganzen Leib zu zügeln“ (Jakobus 3:2; 1. Johannes 1:8). Da jeder von uns Fehler macht, mußt du einfach damit rechnen, daß ein Freund früher oder später irgend etwas sagt oder tut, was dich verletzt. Vielleicht erinnerst du dich ja sogar daran, daß du deinem Freund auch schon einmal weh getan hast (Prediger 7:22). „Niemand ist vollkommen, und ab und zu tut man etwas, was den anderen aufregt“, sagt Lisa (20 Jahre).

Außer menschlichen Unvollkommenheiten können noch andere Faktoren eine Rolle spielen. Vergiß nicht, daß sich, wenn du älter und reifer wirst, deine Interessen verlagern können — auch die Interessen deiner Freunde. Daher stellen zwei Menschen, die einmal viele Gemeinsamkeiten hatten, unter Umständen fest, daß sie sich langsam, aber sicher fremd werden. Eine Jugendliche sagt bedauernd über ihre beste Freundin: „Wir rufen uns kaum noch an, und wenn wir reden, gibt’s fast nichts mehr, was wir beide gut finden.“

Sich einfach nur zu entfremden ist eine Sache. Aber warum verletzen manche ihre Freunde richtiggehend? Oft kommt Eifersucht ins Spiel. Zum Beispiel kann es sein, daß ein Freund anfängt, dir zu mißgönnen, was du kannst oder was du erreicht hast. (Vergleiche 1. Mose 37:4; 1. Samuel 18:7-9.) Wie es in der Bibel heißt, ist ‘Eifersucht Fäulnis für das Gebein’ (Sprüche 14:30). Eifersucht führt zu Neid und Streit. Was kannst du aber tun, wenn dein Freund dich, aus welchem Grund auch immer, verletzt?

Etwas wiedergutmachen

„Zuerst beobachte ich die betreffende Person und versuche herauszubekommen, ob sie es mit Absicht getan hat oder nicht“, sagt Rahel. Wenn du zur Zielscheibe von Worten oder Handlungen geworden bist, die deiner Meinung nach beleidigend waren, dann reagiere nicht spontan aus dem Gefühl heraus. Halte dich statt dessen zurück, und durchdenke die ganze Sache gut (Sprüche 14:29). Wird durch deine voreilige Reaktion auf die vermeintliche Beleidigung die Lage wirklich verbessert? Nachdem du alles bedacht hast, könntest du den Rat aus Psalm 4:4 anwenden: „Seid erregt, doch sündigt nicht. Sprecht euch aus in eurem Herzen auf eurem Bett, und bleibt still.“ Danach könntest du dich dafür entscheiden, die Liebe eine Menge von Sünden zudecken zu lassen (1. Petrus 4:8).

Aber was ist, wenn du das Gefühl hast, dich mit einem verletzenden Verhalten einfach nicht abfinden zu können? In dem Fall ist es wohl am besten, den Betreffenden darauf anzusprechen. „Trefft euch, nur ihr beide, und sprecht über das, was passiert ist“, rät Frank (13 Jahre). „Tut ihr das nicht, werdet ihr einen Groll aufeinander haben.“ Susanne (16 Jahre) denkt genauso. „Das Beste, was man tun kann, ist, ihnen zu sagen, daß man ihnen vertraut hat und enttäuscht ist“, empfiehlt Susanne. Jacqueline meint auch, man sollte so etwas auf persönlicher Ebene angehen. Sie sagt: „Ich versuche, die Dinge beim Namen zu nennen. In der Regel ist der andere offen zu dir, und die Sache läßt sich praktisch auf der Stelle wieder in Ordnung bringen.“

Natürlich solltest du aufpassen, daß du deinen Freund nicht ansprichst, wenn du in Rage bist. In der Bibel heißt es: „Ein wütender Mann erregt Streit, aber einer, der langsam ist zum Zorn, beschwichtigt Gezänk“ (Sprüche 15:18). Warte also, bis du dich wieder beruhigt hast, bevor du versuchst, die Sache einzurenken. „Zuerst ist man auf hundertachtzig“, räumt Lisa ein, „aber man sollte sich erst mal abregen. Am besten wartet man so lange, bis der Zorn auf den anderen verraucht ist. Dann kann man zu ihm hingehen, sich mit ihm zusammensetzen und die Sache in Ruhe besprechen.“

„In Ruhe“, so lautet die Devise. Du hast ja nicht vor, deinen Freund zusammenzustauchen. Du willst die Sache in aller Freundschaft in Ordnung bringen und, wenn irgend möglich, die Freundschaft wieder aufleben lassen (Psalm 34:14). Was du sagst, muß von Herzen kommen. „Man könnte sagen: ,Ich bin deine Freundin, und du bist meine Freundin, aber ich muß wissen, was da genau passiert ist‘ “, lautet Lisas Vorschlag. „Man muß den Grund kennen. Weiß man, was hinter einer Sache steckt, ist es normalerweise gar nicht so schwer, damit klarzukommen.“

Falsch wäre es jedenfalls, dich revanchieren zu wollen, indem du vielleicht den Betreffenden schlechtmachst und versuchst, andere auf deine Seite zu ziehen. Der christliche Apostel Paulus schrieb an die Römer: „Vergeltet niemandem Böses mit Bösem“ (Römer 12:17). Ganz gleich, wie sehr du verletzt worden bist, durch Zurückschlagen wird in Wirklichkeit alles nur noch schlimmer. „Sich zu rächen lohnt sich nicht“, sagt Lore, „denn dann werdet ihr nie wieder Freunde werden.“ Wenn man im Gegenteil sein Bestes tut, um das Verhältnis wieder in Ordnung zu bringen, fühlt man sich, wie Lore es noch ausdrückt, wie ein besserer Mensch.

Was aber, wenn ein Freund auf deine Versöhnungsversuche nicht eingeht? In diesem Fall könntest du daran denken, daß es ganz unterschiedliche Freundschaftsgrade gibt. „Nicht jeder Freund wird zum engen Freund“, sagt die Familienberaterin Judith McCleese. „Du mußt wissen, daß du ganz unterschiedlich ausgeprägte Beziehungen haben kannst.“ Immerhin kann man sich damit trösten, daß man seinen Teil getan hat, um den Frieden wiederherzustellen. Der Apostel Paulus schrieb: „Wenn möglich, haltet, soweit es von euch abhängt, mit allen Menschen Frieden“ (Römer 12:18).

Selbst die beste Freundschaft wird stürmische Zeiten durchmachen. Wenn du solche Stürme durchstehen kannst, ohne daß dein Selbstwertgefühl völlig zerstört wird oder der andere bei dir unten durch ist, dann bist du auf dem besten Weg, ein reifer Erwachsener zu werden. Auch wenn manche „bereit sind, einander zu zerschlagen“, versichert uns doch die Bibel, daß ‘da ein Freund ist, der anhänglicher ist als ein Bruder’ (Sprüche 18:24).

[Fußnote]

^ Abs. 3 Einige Namen in diesem Artikel wurden geändert.

[Bilder auf Seite 15]

Die Freundschaft läßt sich womöglich wieder einrenken, wenn man über das, was vorgefallen ist, spricht