Wir beobachten die Welt
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Rastlos im Weltraum
Nach einem 5-monatigen Aufenthalt im Jahr 1997 auf der russischen Raumstation Mir, die alle 90 Minuten die Erde umkreist, stellte der Astronaut Jerry Linenger fest, dass sein natürlicher Schlafrhythmus durch den ständigen Wechsel zwischen Tageslicht und Dunkelheit völlig durcheinander geraten war. Wie war es dazu gekommen? Auf der Mir wurde Energie gespart, und die hauptsächliche Lichtquelle an Bord war Sonnenlicht, das durch die Fenster drang. „Tag, Nacht, Tag, Nacht, und das Ganze täglich 15 Mal. Das bringt einen mit der Zeit völlig durcheinander“, berichtete Linenger. Er erzählte, wie sich der unregelmäßige Schlafrhythmus auf zwei seiner Astronautenkollegen auswirkte: „Sie nickten ein und schwebten einfach so an einem vorbei.“ Gemäß der Zeitschrift New Scientist „wird der Erfolg künftiger Langstreckenflüge im Weltraum entscheidend davon abhängen“, ob es gelingt, den natürlichen Tagesrhythmus der Astronauten beizubehalten. Ansonsten „könnte es auf langen Raumflügen wirklich problematisch werden, das Einnicken der Astronauten zu verhindern“.
Fruchtfliegen hatten es zuerst
Einen Fahrzeugmotor zu entwickeln, der die Luft- und Kraftstoffmenge bei verschiedenen Fahrgeschwindigkeiten im richtigen Verhältnis mischt und dabei noch saubere Abgase produziert, stellt Kraftfahrzeugingenieure vor eine knifflige Aufgabe. Zu diesem Zweck verwenden sie „eine Ventilsteuerung, die das Kraftstoff-Luft-Gemisch sofort regulieren kann, wenn sich der Leistungsbedarf ändert“, schrieb die New York Times. Wie Forscher der Universität Würzburg jedoch kürzlich bei Studien an Fruchtfliegen herausfanden, nutzen Fruchtfliegen schon lange ein bemerkenswert ähnliches Verfahren, um die richtige Sauerstoffmenge aufzunehmen und Kohlendioxid abzugeben, ohne dabei zu viel Wasserdampf zu verlieren. Dies geschieht bei der Fruchtfliege mithilfe der Stigmen — winzige Atemöffnungen im Thorax und Abdomen —, die dazu dienen, „den richtigen Austausch der Atemgase zu kontrollieren und gleichzeitig den Feuchtigkeitsverlust zu reduzieren“, hieß es in der Zeitung. Weiter wurde erläutert, dass diese Öffnungen „sich innerhalb weniger Sekunden entweder weit öffnen oder völlig schließen oder eine von vielen möglichen Zwischenstellungen einnehmen können“.
Liebestrunken
Verliebtheit versetzt viele Menschen in einen Zustand der Euphorie, so schreibt die in Mexiko-Stadt erscheinende Zeitung El Universal. Dabei erhöht sich im Gehirn die Konzentration von Neurotransmittern wie Dopamin. Wie der Familienpsychologe Giuseppe Amara beobachtete, wollen manche Menschen dieses trunkene Gefühl nicht missen und verlieben sich immer wieder aufs Neue, ohne eine dauerhafte Beziehung einzugehen. Die euphorische Wirkung kann von einigen Monaten bis zu zwei Jahren anhalten. Danach ebben diese Gefühle allmählich ab, und der Betreffende kann in das nächste Stadium eintreten, in dem der Pegel des Hormons Oxytocin ansteigt, wodurch ein Gefühl der Wärme und der tiefen Verbundenheit erzeugt wird. Obwohl das euphorische Stadium romantischer Liebe sehr angenehm sei, könne es das Urteilsvermögen und den Blick für die Fehler des anderen trüben, erläuterte Amara. Gemäß El Universal raten Experten Paaren daher, erst dann zu heiraten, wenn man „sich gut genug kennt, um eine gute Beziehung aufrechtzuerhalten“.
Sprunghafte Zunahme von Trennungen und Scheidungen in Spanien
„Wir müssen uns nicht ein Leben lang mit einer einzigen Ehe begnügen“, behauptet Inés Alberdi, Soziologin und Autorin des Buches La nueva familia española (Die neue spanische Familie). Wie ein Bericht der Tageszeitung El País erkennen lässt, sehen viele spanische Paare das offensichtlich genauso. Laut einer neueren Studie des Justizministeriums endet in Spanien jede zweite Ehe in einer Trennung oder Scheidung. Wie Fachleute prognostizieren, wird die Zahl der gescheiterten Ehen wegen der sich ändernden Einstellung zur Ehe und aufgrund der größeren wirtschaftlichen Unabhängigkeit von Frauen auch weiterhin zunehmen. „Die Paare zeigen keine besondere Opferbereitschaft, [und] die jungen Leute sind überhaupt nicht darauf eingestellt, in irgendeiner Hinsicht Ausdauer an den Tag zu legen“, erklärte der Präsident des spanischen Verbandes der Familienanwälte, Luis Zarraluqui. Sogar „unter etlichen Älteren scheitern immer mehr Ehen, vor allem wenn die Partner das Rentenalter erreichen“. Die traditionellen Religionen können diesen Trend nicht aufhalten. Obwohl sich 85 Prozent der Spanier als katholisch bezeichnen, haben Trennungen und Scheidungen sprunghaft zugenommen — in den letzten 20 Jahren um 500 Prozent.
Gefährliches Piercing
Vor allem Jugendliche lassen mit Vorliebe Piercings vornehmen, weil sie an den verschiedensten Körperstellen Schmuck tragen möchten. „Leider machen sie sich selten Gedanken über die Folgen“, gibt die polnische Zeitschrift Świat Kobiety zu bedenken. „Wenn die Zeit der jugendlichen Protesthaltung erst einmal vorbei ist, gilt eine mit Metallstiften übersäte Augenbraue nicht länger als Zierde.“ Selbst wenn das Metall entfernt wird, bleiben Narben. Außerdem können beim Piercen der Gesichtshaut Nerven oder Blutgefäße verletzt werden, was an den betreffenden Stellen zu „Taubheit“ sowie zu „Entzündungen und Wunden führen kann, die nur langsam heilen“. Im „feuchtwarmen Klima“ der Mundhöhle gedeihen Bakterien prächtig, weshalb Piercings in diesem Bereich häufig Infektionen und sogar Zahnfäule verursachen. Wird das Piercing an Körperstellen vorgenommen, die reich an Fettzellen sind, wie der Nabel und die Ohren, können dort Fettzysten in Form harter Knötchen entstehen. Der Artikel weist auch darauf hin, dass „Metallschmuck oft eine Nickellegierung enthält. Bei Nickelallergikern können sich Schwellungen und juckender Ausschlag bilden.“
„Verpfuschte Schönheitsoperationen“
In Frankreich hat das Nachrichtenmagazin Le Point auf die starke Zunahme von Gerichtsverfahren infolge missratener Schönheitsoperationen aufmerksam gemacht — 117 Prozent in den letzten zehn Jahren. Bei jedem dritten Verfahren ging es um eine Brustoperation. Nach Angaben von Fachleuten müsse bei bis zu 30 Prozent aller kosmetischen Operationen nachgebessert werden; einige Patienten seien infolge postoperativer Komplikationen sogar gestorben. Dr. Pierre Nahon, der selbst kosmetische Operationen durchführt, brandmarkt solche Eingriffe als „verpfuschte Schönheitsoperationen“ und sagt: „Jeder von uns kann eine Operation, die normalerweise zwei Stunden dauert, auch in zwanzig Minuten durchziehen. Aber nicht mit dem gleichen Ergebnis.“ Gemäß Le Point „wählen manche Kliniken ihre Anwälte sorgfältiger aus als ihre Chirurgen“.
Bedenklicher Zustand des europäischen Gesundheitswesens?
In manchen europäischen Ländern ist man mit der medizinischen Versorgung alles andere als zufrieden. Laut einer Statistik der Europäischen Kommission halten viele Einwohner von Portugal, Griechenland und Italien ihre Gesundheitsversorgung für unzureichend. Allerdings wird dem europäischen Gesundheitswesen auch allerhand abverlangt. Zum einen nimmt der Anteil der Älteren in der Bevölkerung zu, und immer mehr Menschen leiden beispielsweise an der Alzheimerkrankheit. Zum anderen sind Gesundheitsbehörden der Ansicht, die Europäer könnten sich besser um ihre Gesundheit kümmern. In einer Meldung der EUR-OP News „wurde besonders auf die Gefahren des Trends zu Schlankheitskuren, sitzender Lebensweise und erhöhtem Konsum gesättigter Fette hingewiesen“. Ferner „gibt es immer mehr übergewichtige Männer und untergewichtige Frauen“.
Gewalt gegen Geistliche
„Bei Streitigkeiten wegen Hochzeiten und Taufen werden Geistliche von aggressiven Gemeindemitgliedern aus der Mittelschicht, die die Beherrschung verlieren, heftig beschimpft und attackiert“, meldete der Londoner Sunday Telegraph. Wie eine Befragung von 1 300 Geistlichen in Südostengland ergab, wurden innerhalb von zwei Jahren über 70 Prozent von ihnen heftig beschimpft, etwa 12 Prozent angegriffen und 22 Prozent wurde Gewalt angedroht. Nach Aussage von Dr. Jonathan Gabe, der die Studie am Royal Holloway College der Universität London leitete, liegt die Schuld bei den Gemeindemitgliedern. Sobald diese „ihren Willen nicht durchsetzen konnten, wurden sie verbal ausfallend, wenn nicht schlimmer“. Als Gründe für das schlechte Benehmen der Gemeindemitglieder nannte er außerdem „ein zunehmend forderndes Konsumverhalten sowie nachlassenden Respekt und schwindendes Vertrauen gegenüber Personen des öffentlichen Lebens“. Die Diözesen behelfen sich unter anderem mit Selbstverteidigungskursen für Geistliche, die mit gewalttätigen Gemeindemitgliedern zu tun haben.