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Seewespen! Achtung, Lebensgefahr!

Seewespen! Achtung, Lebensgefahr!

Seewespen! Achtung, Lebensgefahr!

VON EINEM ERWACHET!-MITARBEITER IN AUSTRALIEN

ES WAR ein schöner Sommermorgen im Norden von Queensland — ein Tag, wie geschaffen, um in wohltemperiertem Wasser baden zu gehen und der Hitze zu entfliehen. An jenem Morgen wiederholte der Radiosender in Townsville allerdings ständig eine Warnmeldung. In den Gewässern der Region habe man die lebensgefährliche Seewespe (eine Würfelquallenart) gesichtet und jeder, der an diesem Tag zum Baden gehe, solle sehr vorsichtig sein.

Ein junges Ehepaar hatte die Warnung im Radio nicht gehört und ließ sich in Strandnähe vom blauen Wasser des Pazifiks umspülen. Es saß zwar einfach nur ruhig da in dem knietiefen Wasser, aber plötzlich schrie die hochschwangere Frau auf. Sie sprang hoch und versuchte, mehrere Tentakel von ihrem Oberschenkel und ihrem Bauch wegzureißen. Ihr Mann — den die Seewespe ebenfalls gestochen hatte — half ihr erst, sich bis zum Strand zu schleppen und lief dann verzweifelt los, um Hilfe zu holen. Als er nur ein paar Minuten später zurückkam, sah es so aus, als würde seine Frau nicht mehr atmen, und ihr Gesicht und ihre Gliedmaßen waren dunkelblau. Dank sofortiger Wiederbelebungsversuche und dem schnellen Eintreffen eines Rettungswagens überlebte die junge Frau zum Glück — und auch ihr Baby, das ein paar Wochen später zur Welt kam.

Jedes Jahr werden Hunderte von Badenden von der Seewespe gestochen. Einige waren nach der Berührung mit den Tentakeln innerhalb von einer Minute tot. Da verwundert es kaum, dass ein Strand im Sommer blitzschnell leer gefegt sein kann, sobald die Würfelqualle gesichtet worden ist. Das Gefährliche an Seewespen sind ihre Bündel von langen Tentakeln. Große Exemplare können 40 bis 60 Tentakel aufweisen.

Kann man Vorsichtsmaßnahmen treffen?

Manche gehen während der Seewespensaison überhaupt nicht im Meer baden. Will man sich in den wärmeren Monaten doch ins Wasser wagen, trägt man am besten einen Taucheranzug, um sich vor einer schmerzlichen Begegnung zu schützen.

Viele Strände im Norden Australiens werden zwar überwacht und sobald man Seewespen sichtet, fängt man die meisten von ihnen mit Netzen ein. Außerdem bringt der regionale Radiosender laufend Warnmeldungen. Aber es besteht trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen stets Gefahr, wenn Seewespen auf Wanderung gehen. Ihre Keimzellen entlassen sie anscheinend in Tidenflüsse und -bäche. Ausgewachsene Exemplare halten sich hingegen gern in Strandnähe auf.

Glücklicherweise verläuft die Begegnung mit einer Seewespe in der Regel nicht tödlich. Viel hängt davon ab, in welchem Umfang man mit den Tentakeln in Berührung kommt, wie viel Gift abgegeben wird und inwieweit die Seewespe ausgewachsen ist; auch Alter und Gesundheit des Opfers spielen eine Rolle. Dennoch kann der Tod durch Herzstillstand innerhalb von einer Minute eintreten, sofern nicht auf der Stelle mit der Behandlung begonnen wird. Die Tentakel sind nämlich mit giftigen Nesselkapseln bestückt, die bei der Berührung mit einem anderen Lebewesen wie kleine Stilette in dieses eindringen. Auf diese Weise fängt die Seewespe gewöhnlich ihre Nahrung wie zum Beispiel Garnelen.

Die Seewespe hat bis zu acht Augen, die, selbst wenn sie auf das Innere des durchsichtigen Körpers gerichtet sind, Hindernisse wie einen Menschen oder einen Raubfisch wahrnehmen können. Das heißt nicht, dass die Qualle den Menschen vorsätzlich angreift. Nein, hat die Seewespe genügend Zeit, weicht sie einem Hindernis aus. Dazu benutzt sie ihren würfelförmigen Schirm, der wie ein Blasebalg funktioniert und mit dem sie Wasser ansaugen und ausstoßen kann.

Menschen haben nur leider oft die Angewohnheit, ins Wasser hineinzulaufen oder zu springen, wodurch die Seewespe keine Zeit zum Ausweichen hat. Und sind die Tentakel erst einmal mit menschlicher Haut in Berührung gekommen, reagieren sie sofort — sie heften sich an die Haut und entladen ihre Giftfracht. Das ruft entsetzliche Schmerzen hervor. Das Gift wird durch viele Nesselkapseln, Nematozysten genannt, injiziert und schnell aufgenommen. Wenn das Opfer herumrennt oder wild herumfuchtelt, wird die Aufnahme des Gifts noch beschleunigt. Ebenfalls sehr problematisch ist, dass die Tentakel sich zwar von der Seewespe lösen, aber am Körper des Opfers kleben bleiben und umso mehr Gift absondern, je mehr man versucht, sie sich vom Leib zu reißen.

Gibt es ein Gegengift?

Ja, das gibt es. Und durch das sofortige Verabreichen des richtigen Gegenmittels hat man schon oft Leben retten können. Jahrelang hielt man es irrtümlicherweise für die beste Erste-Hilfe-Maßnahme, die Giftabsonderung dadurch zu verringern, dass man die am Körper des Patienten klebenden Tentakel mit Methylalkohol übergoss. Neuere Forschungen zeigen jedoch, dass durch das Übergießen mit Methylalkohol das Entladen der Giftzellen sogar noch gefördert wird.

Heute gilt Essig — der billig und leicht erhältlich ist — als beste Flüssigkeit, um damit die Tentakel zu übergießen. Essig inaktiviert die Nematozysten vollständig und verhindert, dass sie ihr Gift entladen. Deshalb sorgen heute die meisten Gemeinden dafür, dass an den gefährdeten Badestränden an unübersehbaren Stellen Spritzflaschen mit Essig bereitstehen — gleich neben großen Warnschildern.

Das Baden in den warmen tropischen Gewässern Australiens kann zwar ganz herrlich, ja belebend sein. Vor dem Schwimmen in der Seewespensaison wird aber gewarnt!

[Kasten/Bild auf Seite 27]

EINFACHE VORSICHTSMASSNAHMEN ZUM SCHUTZ VOR SEEWESPENSTICHEN

• Nur an überwachten Stränden schwimmen gehen

• In der Seewespensaison beim Schwimmen einen Taucheranzug tragen

• Erste-Hilfe-Ausrüstung, zu der auch Essig gehört, griffbereit haben

• Bei Kontakt mit der Qualle nicht versuchen, sich die Tentakel vom Körper zu reißen

• Wenn die Atmung oder der Herzschlag des Patienten aussetzt, sofort Wiederbelebungsversuche starten

[Bild auf Seite 26]

Nahaufnahme der Tentakel einer Seewespe

[Bildnachweis]

Mit frdl. Gen.: Surf Life Saving Queensland