21. JULI 2014
ÖSTERREICH
Gedenktafel zu Ehren von Jehovas Zeugen in der KZ-Gedenkstätte Gusen enthüllt
SELTERS (Deutschland): Am Sonntag, den 13. April 2014 wurde in der KZ-Gedenkstätte Gusen in Österreich eine Gedenktafel zu Ehren von Jehovas Zeugen enthüllt. Insgesamt rund 450 Zeugen Jehovas waren von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Mauthausen und dem Außenlager Gusen eingesperrt worden. Bei der Zeremonie waren über 130 Personen anwesend.
Als die Zeugen Jehovas damals im Konzentrationslager Mauthausen ankamen, bedrohte sie der Kommandoführer mit den Worten: „Kein Bibelforscher wird hier lebend wieder herauskommen.“ Martin Pötzinger, der neun Jahre in den Lagern in Dachau, Mauthausen und Gusen eingesperrt war und später zur leitenden Körperschaft von Jehovas Zeugen in Brooklyn (New York) gehörte, sagte über seine Zeit in Mauthausen: „Die Gestapo versuchte hier alles, um unseren Glauben an Jehova zu zerstören.“
Einige Zeugen Jehovas wurden später von Mauthausen ins Außenlager Gusen verlegt. Gusen diente hauptsächlich als Vernichtungslager — jeden Tag hat man hier Menschen systematisch umgebracht. Um ihren Glauben stark zu erhalten, trafen sich die Zeugen Jehovas nachts in kleinen Gruppen und besprachen Bibeltexte, die sie auswendig kannten. Einmal bekamen sie eine Bibel in die Hände. Sie teilten die einzelnen Seiten untereinander auf und tauschten diese dann aus. Zum Lesen versteckten sie sich in ihrer knapp bemessenen Freizeit unter dem Bett.
Die Zeugen Jehovas sprachen auch unauffällig mit anderen über die Botschaft der Bibel. Zum Beispiel halfen sie fünf polnischen Häftlingen, die Bibel kennenzulernen. Sie ließen sich später im Geheimen in einer Holzwanne taufen, die speziell dafür angefertigt worden war. Ein Zeuge Jehovas, Franz Desch, sprach mit einem SS-Offizier über die Bibel; später wurde er selbst ein Zeuge Jehovas.
Wolfram Slupina, ein Sprecher von Jehovas Zeugen in Österreich, sagte über den besonderen Anlass: „Wir freuen uns sehr, dass der Glaube und der Mut, den Jehovas Zeugen während der Zeit in den Konzentrationslagern Mauthausen und Gusen gezeigt haben, angemessen gewürdigt wird. Ihre Entschlossenheit, jedem mit christlicher Nächstenliebe und Freundlichkeit zu begegnen, war ein Sieg über das Böse und verdient es, in Erinnerung zu bleiben und nachgeahmt zu werden.“
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