24. MÄRZ 2021
RUSSLAND
Vier Brüder in Smolensk ertragen mutig Verfolgung und Gefängnis
AKTUALISIERT: Russisches Gericht weist Rechtsmittel zurück
Am 31. August hat das Regionalgericht Smolensk das von Bruder Deschko, Bruder Koroljow und Bruder Schalew eingelegte Rechtsmittel zurückgewiesen. Die ursprünglichen Strafen bleiben rechtskräftig. Sie müssen zum jetzigen Zeitpunkt nicht ins Gefängnis.
Russisches Gericht spricht drei Brüder wegen „Extremismus“ schuldig
Am 23. April 2021 hat das Industriebezirksgericht Smolensk Bruder Jewgeni Deschko, Bruder Ruslan Koroljow und Bruder Waleri Schalew schuldig gesprochen. Bruder Koroljow und Bruder Schalew wurden zu Bewährungsstrafen von jeweils sechseinhalb Jahren verurteilt. Bruder Deschko wurde zu einer Bewährungsstrafe von sechs Jahren verurteilt.
Kurzbiografien
Jewgeni Deschko
Geburtsjahr: 1989 (Sotschi)
Lebenslauf: Als Kind von Zeugen Jehovas aufgewachsen; verweigerte den Wehrdienst aus Achtung vor biblischen Grundsätzen; Taufe 2012; leistete von 2012 bis 2014 Zivildienst als Hilfskraft in einer geriatrischen Klinik; berufliche Tätigkeiten als Masseur, Fahrer und Elektriker
Ruslan Koroljow
Geburtsjahr: 1982 (Smolensk)
Lebenslauf: Interessierte sich schon in jungen Jahren sehr für die Reparatur von elektronischen Geräten und wurde später Mechaniker; diente beim russischen Militär; begann ein Bibelstudium mit Zeugen Jehovas und fand Trost in biblischen Lehren; Taufe 2004
Wiktor Malkow
Geburtsjahr: 1959 (Smolensk)
Lebenslauf: Spielte als Jugendlicher gern Fußball; kümmerte sich mit um seinen sehbehinderten Vater; Heirat mit Wera 1992; arbeitete als Mechaniker, Zimmerer und Dachdecker
War für seine Gewaltbereitschaft bekannt, die ihm sieben Jahre in Haft einbrachte; stand kurz vor der Scheidung; wurde durch ein Bibelstudium mit Zeugen Jehovas zu einem friedlichen, gesetzestreuen Bürger und vorbildlichen Ehemann; Taufe 2008; verstorben am 26. April 2020
Waleri Schalew
Geburtsjahr: 1977 (Jarzewo)
Lebenslauf: Studierte als junger Mann Englisch; erwarb einen Abschluss an einer Militärschule; zog in den Fernen Osten Russlands, um für das Militär als Buchhalter zu arbeiten; verließ die Armee, war danach als Finanzberater tätig; lernte seine Frau Swetlana während seiner Ausbildung kennen; 1999 heirateten sie und er adoptierte ihren vierjährigen Sohn; hält sich mit Fußballspielen und Joggen fit
Seine Mutter begann ein Bibelstudium mit Zeugen Jehovas und brachte ihm bei, was sie lernte; er versuchte sie davon zu überzeugen, dass ihre neue Religion ein Irrglaube sei, stellte aber mit der Zeit fest, dass es sich dabei um die Wahrheit handelt; Taufe 2002
Fallgeschichte
Die Verfolgung unserer Glaubensbrüder in Smolensk begann schon vor dem Urteil des Obersten Gerichts im Jahr 2017, das die Tätigkeit von Zeugen Jehovas in Russland unter Strafe stellte. Am 18. Dezember 2016 unterbrachen 15 bewaffnete Polizeibeamte eine Zusammenkunft mit ungefähr 60 Anwesenden in einem Königreichssaal in Smolensk. Während der Razzia platzierten und „fanden“ die Beamten Literatur, die die russische Regierung als „extremistisches Material“ eingestuft hatte.
Darauf folgte eine Serie von Durchsuchungen, Festnahmen und Inhaftierungen in den Jahren 2018 und 2019. Bei einer Razzia in mehreren Wohnungen am 25. April 2019 wurden Ruslan Koroljow, Waleri Schalew und Wiktor Malkow in Gewahrsam genommen. Wiktor fragte die Beamten: „Ich saß sieben Jahre wegen Körperverletzung im Gefängnis und bin dann gläubig geworden. Und jetzt wollt ihr mich einsperren, weil ich ... die gute Botschaft predige?“
Bruder Jewgeni Deschko wurde einige Tage nach den anderen Brüdern festgenommen. Er erinnert sich: „Weil ich mich schon darauf eingestellt hatte, dass es mich treffen könnte, war ich bereit.“ Er schöpft weiterhin Kraft aus Jehovas Worten an Josua: „Sei mutig und stark! Erschrick nicht und hab keine Angst, denn dein Gott Jehova ist bei dir, wohin du auch gehst“ (Josua 1:9). Jewgeni erklärt: „Dieser Vers fordert uns auf, mutig zu sein, und sichert uns gleichzeitig Unterstützung zu.“
Ruslan dachte in der Haft über Jesu Worte in Matthäus 6:34 nach. Ruslan machte sich keine Sorgen darüber, was alles passieren könnte; stattdessen berichtet er: „Ich hielt mich mit Briefeschreiben, Bibellesen und biblischen Gesprächen mit den anderen Häftlingen beschäftigt. Eigentlich hatte ich gar keine Zeit, mir übermäßige Sorgen zu machen.“
Im März 2020 hob G. P. Besrukow, ein Ermittlungsbeamter des Inlandsgeheimdienstes (FSB), die Einschränkungen für unsere vier Glaubensbrüder teilweise auf und entließ sie aus dem Hausarrest. Sie hatten fast ein Jahr im Gefängnis verbracht und unter Hausarrest gestanden. Ihre positive, kooperative Haltung während der Haft war ausschlaggebend dafür, dass ihnen mehr Freiheit eingeräumt wurde. Der Beamte war sich sicher, dass sie die Ermittlungen nicht behindern und bei weiteren Vernehmungen für niemanden eine Gefahr darstellen würden.
Traurigerweise verstarb Wiktor kurz darauf. Berichten zufolge hatten die harten Haftbedingungen und die starke Belastung durch das Strafverfahren seine Gesundheit dauerhaft schwer geschädigt.
Ruslan, Waleri und Jewgeni sind entschlossen, dem Beispiel von Wiktor und vielen anderen zu folgen, die bis zum Tod treu geblieben sind. Weil sie sich eng an Jehova halten, können sie die Verfolgung nicht nur ertragen, sondern dabei auch noch ihre Freude bewahren.
Waleri sagt: „Durch meine Inhaftierung ist mir Jehova noch näher gekommen. Ich war ihm nie so nah wie jetzt. Ich lese ständig in der Bibel. Es gibt natürlich Schöneres, als im Gefängnis zu sitzen. Aber auch ohne Jehovas Unterstützung stehen Leute das durch. Mit Jehovas Unterstützung schaffen wir das also erst recht.“
Jewgeni glaubt jetzt noch mehr an die Hilfe Jehovas. „Ich bin überzeugt, dass unser Vater uns beisteht, besonders wenn wir schwere Prüfungen durchmachen“, sagt er. „Deshalb mache ich mir jetzt kaum Sorgen darüber, welche Prüfungen vielleicht noch vor mir liegen.“
Egal wie das Verfahren ausgeht, Jewgeni ist fest entschlossen: „Ich werde auf jeden Fall weiterhin alles tun, um diese Schwierigkeiten zu ertragen und treu zu bleiben.“
Wir sind sicher, dass die Brüder und ihre Familien mit Jehovas Hilfe in dieser schweren Zeit weiterhin freudig ausharren (2. Thessalonicher 3:5).